Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Norm für Kabel zwischen Netzteil und Röhrenverstärker


von Thomas R. (thomas_hamburg)


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Hallo Zusammen,

ich plane einen Röhrenverstärker ~ (Single A ) und zugehöriges 
getrenntes externes Netzteil nun nach dem erfolgreichen (ich gebe es zu, 
schon sehr lange laufenden )  Versuchaufbau so sicher und normgerecht 
wie möglich in die Endgehäuse zu bringen.

Das Netzteil liefert sekundär geregelte 450V- (~ 100mA),
12,6V Heizspannung (bis 3 A) und eine 9V- (100mA) und Schutzleiter (vom 
Sternpunkt im Netzteilgehäuse kommend)

Aus dem Netzteilgehäuse kommen die Kabel fest (entsprechend mechanisch 
abgesichert) heraus und sollen über Stecker/einen Stecker mit dem 
Gehäuse des eigentlichen Tube-Amps verbunden werden. Der Abstand beträgt 
ca 60cm.

Nun zur Frage:

1. Dürfen alle Leitungen in einem Kabelbund inkl. Erdungskabel verlegt 
werden?
Das bedeutet, alle Kabel enden auch an einem gemeinsamen Stecker mit 
entsprechender Zulassung für 450V-
(ich dachte an soetwas: 
https://de.rs-online.com/web/p/mil-spec-rundsteckverbinder/2982437/ 
oder soetwas 
https://www.ges-highvoltage.com/redakteur/documents/DE/GES_Datenblatt_DE_Serie-M.pdf)


Wenn nein:
1b. Dürfen die Heizleitung mit 12,6 V und 9V- in einer 4 adrigen Leitung 
verlegt werden, obwohl die Heizspannung ja in die Röhre eingreift ?
1c. Welchen Abstand müssen Stecker und Leitung für die sekundäre 450V zu 
den 12,6 und 9V Leitungen haben jeweils am Gehäuse haben ?

Die Beantwortung der Fragen hat für mich neben den richtigen Anwendung 
der VDE Norm besonders Impakt wie ich die Rückwand mit den Anschlüssen 
plane.

HG und vielen Dank vorab für Eure Hilfe
Thomas

: Bearbeitet durch User
von Günter Lenz (Gast)


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von Thomas R. schrieb:
>1c. Welchen Abstand müssen Stecker und Leitung für die sekundäre 450V zu
>den 12,6 und 9V Leitungen haben jeweils am Gehäuse haben ?

Wenn ein Lichtbogen überspringt weißt du das der Abstand zu klein
war. Aber es gibt ein ganz anderes Problem, wenn die
Masseverbindung unsicher ist oder beim Stecken nicht voreilend
verbunden wird, bist du in Lebensgefahr. Da würde ich die
Beiden Gehäuse vorher mit dicker Kupferlitze und Ringkabelschuhe
und Schrauben verbinden. Diese Probleme hast du nicht wenn
das Netzteil sich mit im Verstärker befindet.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Im Gegensatz zu normaler Netzspannung ist bei dem Netzteil nicht mit 
Spannungsspitzen aus dem Stromnetz zu rechnen, sofern es im Netzteil 
eine Verbindung zwischen dem Netztrafo und dem Schutzleiter gibt und 
somit das ganze nicht "schwebend" aufgebaut ist. Mit dem genannten 
"Erdkabel" soll doch sicherlich der Schutzleiter und nicht nur die 
sekundäre Versorgungsmasse gemeint sein? Um Brummschleifen o.ä. zu 
vermeiden, ist es ohnehin sinnvoll, die Masseleitungen der verschiedenen 
Versorgungsspannungen erst an einem sinnvoll(!) gewählten Sternpunkt 
zusammenzuführen.

Falls Du jedoch die sekundärseitige Versorgungsmasse als "Erdkabel" 
bezeichnest, solltest Du Dir lieber ernsthafte Gedanken über die 
unterschiedlichen Funktionen von Schaltungsmasse, Schutzleiter, 
Schutzerde, Funktionserde, usw. machen.

Bei der obigen Versorgung sehe ich übrigens eine mindestens siebenpolige 
Verbindung. Je nachdem, wo was miteinander verbunden wird, ist ein 
voreilender Kontakt sinnvoll oder nicht.

von Thomas R. (thomas_hamburg)


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Hallo Danke für Eure Antworten.

@Andreas: Ich ziehe den Schutzleiter vom Sternpunkt im Netzteilgehäuse 
kommend mit hoch. Der Trafokern des Netzteils ist ebenso mit diesem 
Sternpunkt verbunden.Entschuldige meine falsche Bezeichnung mit 
Erdungskabel.

@Günter:
Die Verstärkerverbindung wird nur geschlossen oder geöffnet, wenn das 
Netzteil komplett vom Netz ist. (Ich baue zudem nur einmal im Jahr zur 
Wartungszwecken mal ab. Aber trotzdem ein guter Hinweis für meine 
Steckerrecherche.

Aus Euren Antworten entnehme ich, dass gegen eine gemeinsames Kabel 
nichts spricht.

: Bearbeitet durch User
von Günter Lenz (Gast)


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Das Ganze wird etwas sicherer wenn die 450V im Netzteil
nicht mit Masse verbunden wird sondern erst im Verstärker.
Ich würde aber trotzdem nicht auf die extra
Gehäusemasseverbindung verzichten.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Thomas R. schrieb:
> @Andreas: Ich ziehe den Schutzleiter vom Sternpunkt im Netzteilgehäuse
> kommend mit hoch. Der Trafokern des Netzteils ist ebenso mit diesem
> Sternpunkt verbunden.Entschuldige meine falsche Bezeichnung mit
> Erdungskabel.

Dann hast Du die Funktion eines Sternpunktes nicht verstanden. Deine 
Konstruktion mit einem "abgesetzten Sternpunkt" ist genau das Gegenteil 
von dem, was man bei Audiogeräten haben will. Theoretisch sollte durch 
einen Sternpunkt kein relevanter Strom fließen. Wenn Du jedoch eine 
gemeinsame Masseleitung für alle Versorgungsspannungen verwendest, ist 
das genau das Gegenteil.

> Aus Euren Antworten entnehme ich, dass gegen eine gemeinsames Kabel
> nichts spricht.

Dagegen spricht nichts, sofern richtig ausgelegt.

Diese Steckverbinder sollten mit 400 V AC, 6 kV Prüfspannung und durch 
Kunststoffkragen getrennten Pins mit 10 mm Abstand ordentlich Reserven 
aufweisen:

https://www.reichelt.de/winsta-midi-buchse-5-pol-mit-zugentlastungsgehaeuse-wago-770-105-p100896.html?&trstct=pol_12&nbc=1

von MaWin (Gast)


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Klar geht das mit 1 Kabel und 1 Stcker, aber der Stcker muss 
laienbedienbar sien, z.B. ziehen unter Last, und das ist bei 500V 
Gleichspannung ein Problem. Auch sollte GND und damit der Schutzleiter 
voreilen.
Da wird es problematisch einen Stecker zu finden, die Solarkabel haben 
nicht so viele Kontakte, einen mehrpolligen CEE Stecker gibt es für 
>250V Gleichspannung der ist aber ein ziemlicher Klotz wie dieser hier 
https://www.eenewseurope.com/news/4-way-connector-handles-500vdc-and-34a

Wenn der Stecker verschraubt ist, könnte die Anforderung nach ausstecken 
unter Last entfallen, er ist dann nicht mehr laienbedienbar. Damit 
sollte ein viel kompakterer Stecker möglich sein, und die Frage nach 
voreilenden Kontakten stellt sich nicht mehr.

Gibt's Elbatech noch ? https://elbatech.de/DC-STECKER-BUCHSEN_2

Einen (Menneckes) Ladestecker von Elektroautos würde ich nun nicht 
gerade verwenden.

Schlner wäre so was wie GX16 mit mehreren Polen, aber der verträgt die 
Spannung nicht. Du wirst also ein Problem haben, einen passenden Stecker 
zu finden. Bau das Netzteil mit ins Gehöuse.

von Udo K. (Gast)


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Wichtig ist auch, dass alle berührbaren Teile geerdet sein müssen
(Schutzklasse-I), bzw. nicht mehr als 30VAC / 60 VDC haben dürfen
(mit wenigen Ausnahmen im Profi Bereich).
Das wird mit Prüffingern getestet.
Da muss der Stecker nicht nur verschraubt sein, sondern darf ohne 
Werkzeug auch nicht lösbar sein, und an berührbaren Kontakten 450 Volt 
dran haben.

von Peter D. (peda)


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Thomas R. schrieb:
> oder soetwas
> 
https://www.ges-highvoltage.com/redakteur/documents/DE/GES_Datenblatt_DE_Serie-M.pdf)

Die GES-Stecker sind natürlich High-End, da bist du auf der sicheren 
Seite.
Wir benutzen die auch bis 20kV.
Beim Stecken muß man vorsichtig sein. Das Isoliermaterial ist sehr 
weich, d.h. mit Gefühl und nicht mit Gewalt. Sonst rutschen die Kontakte 
nach hinten weg und sitzen nie wieder. Der Stecker ist dann Schrott.

Ich würde die mit Interlockkontakten benutzen. Darüber kann man dann ein 
24V-Schütz anschalten, d.h. der Netztrafo kriegt erst Spannung, wenn das 
Kabel beidseitig gesteckt ist.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ähem, Ihr berücksichtigt aber schon, dass es bei der Anwendung um 400 V 
mit nur 100 mA geht? Selbst bei Überlast dürften vielleicht 300 mA 
fließen. Bei solchen Strömen besteht ja wohl kaum die Gefahr, einen 
beständigen zentimeterlangen Lichtbogen zu ziehen.

Aber nicht ganz ohne Grund habe ich mit dem Wago WINSTA MIDI einen 
Steckertyp vorgeschlagen, bei dem jeder Kontakt beider 
Kontaktgeschlechter mit einem durchgängigen Schutzhülle versehen ist. 
Dadurch besteht auch beim Herumstecken unter Spannung kaum die Gefahr, 
wesentlich einen Lichtbogen mit unbeteiligten Kontakten zu erzeugen.

von Udo K. (Gast)


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Der Wago Winsta ist aber eher nicht der Stecker für die Hifi/Audio 
Zielgruppe.
Der kommt einmal unter den Putz, und bleibt dann hoffentlich dort.

Zielklassengerecht ist da eher der Neutrik Powercon, oder ein
Rundstecker wie Hirschmann CA oder Binder RD24.
Man könnte auch einen DSub mit speziellen Pins nehmen,
aber auch eher nicht für die Zielgruppe.
Ich würde aber irgendeine Stecker-ist-Eingesteckt Erkennung einbauen.

Um Lichtbogen geht es da weniger, sondern der muss einfach
berührungssicher sein, mit mindestens 4 mm Kriechstrecke zwischen
den Pins
(4 mm braucht man nach EN90950 bei der Spannung, glaube ich)

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