Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Elektrolyt-Kondensator mit Schraubanschluss - Becher erden?


von Walter T. (nicolas)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

ich brauche mal wieder ein konventionelles Netzteil. Passender Trafo, 
passender Gleichrichter, passender Ladekondensator 10000µF - alles da. 
Stabilisierung wird nicht benötigt. Allerdings ist es mein erstes 
Netzteil mit Kunststoff-Gehäuse.

Ob später der Minuspol mit PE verbunden wird oder potenzialfrei bleibt, 
ist noch nicht entschieden. Momentan sprechen weder Gründe für das Eine 
noch für das Andere.

Der (interne) Kühlkörper für den Gleichrichter wird natürlich mit PE 
verbunden. Aber wie sieht des mit dem Becher des Elkos aus? Leider finde 
ich dazu keine Angaben/Vorgaben. Da der gleiche Kondensator mit und ohne 
Befestiungsschraube erhältlich ist, würde ich erst einmal darauf tippen, 
dass es nicht erforderlich ist.

Aber was sagen die Foren-Experten dazu?

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?

Hallo,

es sollte aus einem Symbol auf dem Kondensator angegeben sein, ob sein 
Gehäuse mit - verbunden ist. Ansonsten nachmessen oder das Datanblatt 
konsultieren.

Bei Kunsstoffgehäusen ist oftmals nicht einmal ein Schutzkontaktstecker 
vorgesehen, siehe Staubsauger, Fernseher letzter Bauart, 
Steckernetzteil. Sogar unser Autobatterieladegerät mit Metallgehäuse hat 
nur einen Europastecker.

MfG

von Walter T. (nicolas)


Lesenswert?

Zum Kondensator: Im Datenblatt ist nichts zu finden. Ein Durchgang ist 
auch nicht zu messen.

Zum Thema Minus auf PE:
Dreipolige (Kaltgeräte-) Versorgungsleitung ist gegeben. Einfach weil 
diese Kabel praktisch sind. Der Trafo ist laut Beschriftung doppelt 
isoliert.

Was mir aber gerade noch eingefallen ist: Ich habe keinen Zugriff (mehr) 
auf einen Isolationstester. Wenn mir nicht noch ein sehr triftiger Grund 
einfällt, warum potenzialfrei definitiv besser ist, wird es also wohl 
auf Verbindung mit PE hinauslaufen.

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

Also den Becher kann (soll?) man mit Sicherheit erden, denn die sind 
üblicherweise ziemlich gut isoliert. Zumindest Kemet gibt bei seinen 
Becherelkos die Isolationsspannung mit an (Test voltage terminal to case 
UTC), und die ist üblicherweise etliche 100V bis paar kV hoch.

von Werner H. (werner45)


Lesenswert?

Wenn der Aufbau nicht bekannt ist, sicherheitshalber den Elko isoliert 
befestigen und den Becher mit dem Minuspol verbinden. Der Minuspol ist 
blankes Aluminium im Elektrolyt, die "Isolierung" ist die Oxydschicht 
auf dem Pluspol. Der Elektrolyt KANN aber Verbindung mit dem Becher 
haben.

von Tester (Gast)


Lesenswert?

Die Kondensatoren von Frolyt sind gegen das Gehäuse nicht isoliert und 
somit kann man keine allgemeingültige Antwort auf deine Frage geben.

Grundsätzlich würde ich die Entscheidung, ob das Netzteil sekundärseitig 
nun geerdet ist oder nicht, keinem Kondensator überlassen.

"der interne Kühlkörper für den Gleichrichter wird natürlich mit PE 
verbunden..."

Diese Maßnahme ist vermutlich unnötig.

Viel wichtiger ist, dass dein Netzteil auch im Einzelfehlerfall noch 
sicher ist. So darf z.B. eine gelöste Anschlussleitung keine Möglichkeit 
haben den Sekundärkreis zu berühren. Andererseits muss man bei 
Kunststoffgehäusen die Bauteile mit Bedacht auswählen, da eine erhöhte 
Brandgefahr besteht.

von michael_ (Gast)


Lesenswert?

Warum sollte man auf der Sekundärseite eines NT irgend ein Bauteil mit 
PE verbinden?

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

michael_ schrieb:
> Warum sollte man auf der Sekundärseite eines NT irgend ein Bauteil mit
> PE verbinden?

Ebenfalls auch meine Frage!

von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Walter T. schrieb:
> Der (interne) Kühlkörper für den Gleichrichter
> wird natürlich mit PE verbunden.

Sinnlos.

michael_ schrieb:
> Warum sollte man auf der Sekundärseite eines NT
> irgend ein Bauteil mit PE verbinden?

Warum gibt es Netzgeräte, die genau das tun und andere, wo der Ausgang 
frei ist?

Es hängt von der Anwendung ab, ob es Sinn macht oder nicht.

von michael_ (Gast)


Lesenswert?

Manfred schrieb:
> michael_ schrieb:
>> Warum sollte man auf der Sekundärseite eines NT
>> irgend ein Bauteil mit PE verbinden?
>
> Warum gibt es Netzgeräte, die genau das tun und andere, wo der Ausgang
> frei ist?

Tun sie nicht!
Bauelemente werden nie auf PE gelegt.
Höchstens ein bestimmtes Potential wird auf PE gelegt.
Aber das ist sicher zu hoch für dich.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


Lesenswert?

michael_ schrieb:

> Aber das ist sicher zu hoch für dich.

Aber auch ein als hoch angesehenes Potential kann von woanders aus als 
niedrig gelten.


mfG

von foobar (Gast)


Lesenswert?

Das einzige, was ich erden würde, wäre der Trafo selbst.  Und dann eine 
Erd-Buchse an der Front.  Als Antistatikmaßnahme könnte man evtl noch 
Minus hochohmig (1M oder so) mit Erde verbinden.  Die dauerhaft 
niederohmig zu verbinden, verbietet alle Anwendungen, die 
Potentialfreiheit verlangen.  Falls man mal wirklich eine geerdetes 
Minus braucht, kann man das über die Frontbuchse schnell herstellen.

Den Kühlkörper oder den Elko zu Erden ergibt überhaupt keinen Sinn.

von Irgend W. (Firma: egal) (irgendwer)


Lesenswert?

Manfred schrieb:
> Warum gibt es Netzgeräte, die genau das tun und andere, wo der Ausgang
> frei ist?
>
> Es hängt von der Anwendung ab, ob es Sinn macht oder nicht.

Genau, und deshalb einfach den PE auf eine eigene Buchse rausführen und 
man kann ganz nach Bedarf entscheiden ob man da was Brückt oder nicht. 
Wenn schon Trafo mit gescheiter Galvanischen Trennung gegeben ist würde 
ich mir die nicht freiwillig kaputt machen.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Bei Elkos ohne Minuspol ist der Becher der Minuspol. Ansonsten wird der 
Becher isoliert montiert.

Und PE kommt schonmal gar nicht in eine Schaltung. Wenn man Kühlkörper 
anschließen will, dann an GND der Schaltung.
Falls PE mit GND der Schaltung verbunden werden soll, dann an der 
Ausgangsklemme der Schaltung.

von Walter T. (nicolas)


Lesenswert?

Peter D. schrieb:
> Falls PE mit GND der Schaltung verbunden werden soll, dann an der
> Ausgangsklemme der Schaltung.

Das ist klar.

foobar schrieb:
> Das einzige, was ich erden würde, wäre der Trafo selbst.

Der Ringkern ist nirgendwo anschließbar.

foobar schrieb:
> Den Kühlkörper [...] zu Erden ergibt überhaupt keinen Sinn.

Der Grund, der m.E. dafür spricht, ist Sicherheit gegen Einzelfehler am 
geöffneten Netzgerät. Der Kühlkörper ist im geöffneten Gerät das einzige 
berührbare große metallische Teil.

Was spricht genau dagegen?

von foobar (Gast)


Lesenswert?

> Der Kühlkörper ist im geöffneten Gerät das einzige
> berührbare große metallische Teil.

Der Sekundärkreis ist galvanisch getrennt - es kann kein Strom nach Erde 
abfließen, weder über PE noch über dir.  Das ist, als wenn du an einen 
Pol einer Batterie fasst.

Btw, bei den Brückengleichrichtern mit Kühlanschluß, die ich bisher 
gesehen hab (diese typisch quadratischen), war der Kühlkörper isoliert 
...

von Walter T. (nicolas)


Lesenswert?

foobar schrieb:
> Der Sekundärkreis ist galvanisch getrennt - es kann kein Strom nach Erde
> abfließen, weder über PE noch über dir.

Genau. Und beim Einzelfehler, z.B. Isolationsfehler gegenüber L ist er 
auf L-Potenzial. Bei geschlossenem Gehäuse immer noch kein Problem, da 
Berührschutz.

Kühlkörper auf PE würde FI oder die Sicherung auslösen. Wie beim 
Metallgehäuse.

Ich würde das als Sicherheitsgewinn ansehen.

Deswegen die Frage: Welchen Nachteil hat es, den Kühlkörper mit PE zu 
verbinden?

von michael_ (Gast)


Lesenswert?

Walter T. schrieb:
> Genau. Und beim Einzelfehler, z.B. Isolationsfehler gegenüber L ist er
> auf L-Potenzial. Bei geschlossenem Gehäuse immer noch kein Problem, da
> Berührschutz.

Doch.
Dann hättest du auch an den Ausgangsklemmen Netzpotential.

von Dieter W. (dds5)


Lesenswert?

Walter T. schrieb:
> Welchen Nachteil hat es, den Kühlkörper mit PE zu verbinden?

Um den Ausgang dann noch potentialfrei zu halten, müssen die 
Transistoren vom Kühlkörper isoliert werden. Das erhöht den 
Wärmewiderstand und verschlechtert dadurch die Kühlung.
.

von Walter T. (nicolas)


Lesenswert?

Dieter W. schrieb:
> Um den Ausgang dann noch potentialfrei zu halten, müssen die
> Transistoren vom Kühlkörper isoliert werden.

Es gibt keine Längstransistoren. Das Netzteil ist ungeregelt. Der 
Kühlkörper ist nur für die Gleichrichterbrücke, deren Kühlflansch 
isoliert ist.

von Karl B. (gustav)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Peter D. schrieb:
> Bei Elkos ohne Minuspol ist der Becher der Minuspol. Ansonsten wird der
> Becher isoliert montiert.

Hi,
bei einigen Geräten der Grundig-Serie ist das Platinenlayout so 
ausgelegt, dass drei Minus-Verbindungen für den Ladeelko vorgesehen 
sind. Dies wird über den Spezial-Ring bewerkstelligt.

Peter D. schrieb:
> Und PE kommt schonmal gar nicht in eine Schaltung. Wenn man Kühlkörper
> anschließen will, dann an GND der Schaltung.
> Falls PE mit GND der Schaltung verbunden werden soll, dann an der
> Ausgangsklemme der Schaltung.

Oder am Zentralmassepunkt.
Der "Braun" hat dafür sogar einen Steckverbinder, der an Autoelektrik 
erinnert.

ciao
gustav

von Jens G. (jensig)


Lesenswert?

>bei einigen Geräten der Grundig-Serie ist das Platinenlayout so
>ausgelegt, dass drei Minus-Verbindungen für den Ladeelko vorgesehen
>sind. Dies wird über den Spezial-Ring bewerkstelligt.

Ja, wie auch anders wo. Trotzdem ist das kein spezieller C, sondern 
einfach einer, bei dem Minus über den Becher herausgeführt wird.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.