Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Spannung glätten nach 15m Kabel


von A. B. (sfalbuer)


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Hallo!

Ich entwickel gerade eine einfache Platine die mit 24V 
Versorgungsspannung Arbeitet und im wesentlichen mit einem uC vier PWM 
Motortreiber steuert. Die PWM Frequenz beträgt rund 50KHz und die 
DC-Motoren ziehen je max. 1A.

Soweit kein Problem, aber das ganze hängt an einem 15m langen Kabel und 
nun stellt sich mir die Frage wie ich den Stromripple auf der 15m 
Versorgungsleitung möglichst klein halten kann. Reicht ein dicker Elko 
auf der Platine oder gibt es eine bessere Methode?

Lg

A.B

von Wolfgang (Gast)


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A. B. schrieb:
> nun stellt sich mir die Frage wie ich den Stromripple auf der 15m
> Versorgungsleitung möglichst klein halten kann.

Warum?
Den Motoren werden die Ripple herzlich egal sein.
Und der µC läuft sicher nicht direkt mit den 24V, sondern besitzt einen 
Spannungsregler davor. Das solltest du also klären.
Du kannst natürlich immer eine Entkopplungsdiode und einen Ladeelko vor 
die Versorgung von µC und Motorsteuerung setzen. Ob das irgendwem hilft, 
hängt von den Komponenten ab.

von A. B. (sfalbuer)


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Moin.

Durch das Kabelschlepp laufen auch noch Datenleitungen und ich dachte 
dass es besser wäre wenn auf der Leitung kein 24V 50khz Rechtecksignal 
zu haben.

von was (Gast)


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Welcher Stromrippel? Bei 50kHz ist da je nach Motorinduktivität evtl. 
kaum noch Rippel übrig.

Und wenn, aus welchem Grund willst du den unterdrücken?

von Hartmut S. (hsemken)


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Ich denke, der Elko schadet erstmal nix.
Und parallel dazu ein Kerko schadet idR. auch nix.

Damit hälst Du in der Tat schon eine Menge Störungen von Deiner 
Zuleitung fern.
Und nach diesen Massnahmen: Aufbaun, Anschliessen, Messen.
Also z.B. auf Seite der Speisung mal das Oszi dranklemmen und sehen, 
wieviel der 50 kHz Du sehen kannst wenn die Motoren stehen und wenn sie 
laufen, so bei Halb- und Vollast.
Auch die Einkoppelung in die parallelen Datenleitungen kannst Du ja 
messen.

Aber sieh Dir vor allem die Versorgung des µC genau an.
Ein Problem, das ich vorhersehe ist, dass die Motorleistung über die 
Versorgungsstrippe einen Spannungsabfall bewirkt, den Dein Regler für 
den µC ausregeln muss.
Das ist zwar keine Rocket Science, aber da habe ich schon "interessante" 
Effekte erlebt, grad in Verbindung mit raschen Lastwechseln.

Wie immer gilt: "das Experiment ist eine annerkannte wissenschaftliche 
Methode zum Erkenntnisgewinn".

hase

von Udo S. (urschmitt)


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Sind die Signale auf den Datenleitungen Massebezogen? Du kannst nämlich 
über den Spannungsabfall an der Leitung durch die Motorströme einen 
Masseversatz bekommen.
Lösung: Eine Schnittstelle mit differentiellen Signalen benutzen z.B. 
RS-485, oder eine eigene Masseleitung für die Datenleitungen UND dann am 
µC eine galvanische Trennung (z.B. durch Optokoppler).

Um kurzzeitige Spannungseinbrüche zu vermeiden sollte die Versorgung des 
µCs durch eine Diode und nachfolgenden Elko entkoppelt werden. Das kann 
bei 24V Versorgung ja vor dem Spannungsregler erfolgen.

von A. B. (sfalbuer)


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> Ein Problem, das ich vorhersehe ist, dass die Motorleistung über die
> Versorgungsstrippe einen Spannungsabfall bewirkt, den Dein Regler für
> den µC ausregeln muss.

Ja genau, das ist der zweite Effekt vor dem ich mich fürchte. Für die 5V 
Versorgung wollte ich einen Schaltregler nehmen.
Die Datenübertragung erfolgt über RS422, so gesehen also "immun" 
gegenüber Störungen und auch keinen Massebzug.

Zum Thema Stromripple:

https://www.youtube.com/watch?v=ia6fhChu9xY

Gruss

A.B

von Wolfgang (Gast)


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A. B. schrieb:
> Die Datenübertragung erfolgt über RS422, so gesehen also "immun"
> gegenüber Störungen und auch keinen Massebzug.

Natürlich hat so eine RS422-Schnittstelle einen Massebezug. Guck dir mal 
die erlaubten Eingangsspannungen bezogen auf Masse an.

von was (Gast)


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Hartmut S. schrieb:
> Ich denke, der Elko schadet erstmal nix.
> Und parallel dazu ein Kerko schadet idR. auch nix.

Hä? Ich dachte es geht hier um PWM. Natürlich schadet ein Elko der dann 
50.000x pro Sekunde umgeladen werden soll.

Zum PWM-Glätten muss es zumindest ein LC-Glied sein, womit man im 
Endeffekt einen Tiefsetzsteller gebaut hätte.

Wenn sich die Drehrichtung auch umkehren soll, kommt man mit einem (1) 
Elko auch nicht mehr ans Ziel.

von MaWin (Gast)


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A. B. schrieb:
> Reicht ein dicker Elko

Eine 15m Doppelader mit 1mm Durchmesser und 3mm Leiterabstand hat gerade 
mal 10uH, da muss der Kondensator gar nicht so gross sein, um den wegen 
der Induktivität erst verspätet auf den Spannungsabfall nachfliessenden 
Strom zu puffern. 47uF reicht oft.

Interessanter ist Spannungsabfall bei 1A Dauerstrom, eventuelle EMV 
Störungen wegen 50kHz.

von npn (Gast)


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was schrieb:
> Wenn sich die Drehrichtung auch umkehren soll, kommt man mit einem (1)
> Elko auch nicht mehr ans Ziel.

Hier geht es NICHT um den Motorstromkreis, sondern um die 
Betriebsspannung.

von Percy N. (vox_bovi)


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Wenn Du das Kabel auf einen nicht zu großen Eisenkern wickelst, solte 
das den Ripple reduzieren.

von npn (Gast)


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Percy N. schrieb:
> Wenn Du das Kabel auf einen nicht zu großen Eisenkern wickelst,
> solte das den Ripple reduzieren.

Ähm:

A. B. schrieb:
> Durch das Kabelschlepp laufen auch noch Datenleitungen

von MaWin (Gast)


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MaWin schrieb:
> Interessanter ist Spannungsabfall bei 1A Dauerstrom, eventuelle EMV
> Störungen wegen 50kHz.

Übrigens knapp 0.7V bei gegebenem Kabel und 1A.

von A. B. (sfalbuer)


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Kabelschlepp nicht Kabel. Es gibt ein Datenkabel und ein Stromkabel die 
aber räumlich eng beiander verlaufen.

von A. B. (sfalbuer)


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Percy N. schrieb:
> Wenn Du das Kabel auf einen nicht zu großen Eisenkern wickelst,
> solte
> das den Ripple reduzieren.

Gibt es da ein Stichwort zu?

von Percy N. (vox_bovi)


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A. B. schrieb:
> Gibt es da ein Stichwort zu?

Drossel
Spart auch Platz ...
;-)

von Thomas (kosmos)


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habe bisher noch keine Anwendung gesehen wo mehrere kHz über 15m Kabel 
geführt werden.

Man setzt die Motortreiber in die nähe der Motoren und die Befehle 
übermittelt man mit CAN, RS-485......

Eine PWM (Rechteck) zu entstören würde ja heißen man macht eine stabile 
Gleichspannung draus.

von Manuel X. (vophatec)


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Thomas O. schrieb:
> Man setzt die Motortreiber in die nähe der Motoren und die Befehle
> übermittelt man mit CAN, RS-485......

Also meine Motorsteuerungen (naja ok es sind FU) sitzen im Schaltschrank 
und nicht am Motor.. Aber vielleicht machen wir das auch seit 
Jahrzehnten falsch...

Aber da gibt es ja noch die Sache mit den geschirmten Kabeln ;)

von Stefan F. (Gast)


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A. B. schrieb:
> Für die 5V Versorgung wollte ich einen Schaltregler nehmen.

Der bereits einen C-R-C Filter und einen Spannungsregler enthält. Fall 
erledigt.

von npn (Gast)


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Thomas O. schrieb:
> habe bisher noch keine Anwendung gesehen wo mehrere kHz über 15m
> Kabel
> geführt werden.
>
> Man setzt die Motortreiber in die nähe der Motoren und die Befehle
> übermittelt man mit CAN, RS-485......
>
> Eine PWM (Rechteck) zu entstören würde ja heißen man macht eine stabile
> Gleichspannung draus.

Deshalb führt der TO die Stromversorgung über 15m Kabel.
A. B. schrieb:
> Stromripple auf der 15m Versorgungsleitung

Dazu die Daten über ein paralleles Kabel.
A. B. schrieb:
> Durch das Kabelschlepp laufen auch noch Datenleitungen

Keiner hat behauptet, dass die PWM über 15m laufen sollen.
Im Gegenteil:
A. B. schrieb:
> ich dachte dass es besser wäre wenn auf der Leitung
> kein 24V 50khz Rechtecksignal zu haben.

Thomas O. schrieb:
> die Befehle übermittelt man mit CAN, RS-485......
A. B. schrieb:
> Die Datenübertragung erfolgt über RS422

Alle Fragen geklärt, Thomas? ;-)

von Holger D. (hodoe)


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Wolfgang schrieb:
> Natürlich hat so eine RS422-Schnittstelle einen Massebezug. Guck dir mal
> die erlaubten Eingangsspannungen bezogen auf Masse an.

Würde mich mal interessieren. Wo finde ich denn diese Informationen. In 
der Norm-Beschreibung (https://www.ti.com/lit/an/snla044b/snla044b.pdf) 
als auch in einem Klassiker (https://www.ti.com/lit/gpn/sn75176b) konnte 
ich jetzt auf die schnelle nichts finden.

von Stefan F. (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Der bereits einen C-R-C Filter und einen Spannungsregler enthält. Fall
> erledigt.

Sorry, ich wollte C-L-C Filter schreiben.

von Thomas (kosmos)


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alle Fragen geklärt. Spendiere den Motortreiber ausreichende Elkos und 
wie vorgeschlagen Kerkos. Bei 1A Strom dürfte sich auch eine Spule 
finden lassen. Ich denke du kannst da einen fertigen LC-Filter z.B. für 
Autoradios nehmen und ggf. die Elkos gegen spannungsfestere wechseln.c

: Bearbeitet durch User
von was (Gast)


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Manuel X. schrieb:
> Also meine Motorsteuerungen (naja ok es sind FU) sitzen im Schaltschrank
> und nicht am Motor..

Die produzieren aber hoffentlich einen annähernden Sinus mit << 1kHz, 
kein 15 kHz PWM, oder? Völlig andere Baustelle.

Manuel X. schrieb:
> Aber da gibt es ja noch die Sache mit den geschirmten Kabeln ;)

Der Schirm müsste bei 15kHz mehrere Millimeter dick und ferromagnetisch 
sein um gegen die induktive Einstreuung zu helfen.


On topic: Wenn es hier um die Versorgungsleitung der Motorelektronik 
geht, ist die Sache ja tatsächlich klar, das haben ich falsch 
verstanden. Dann hilft ein dicker Elko natürlich, ohne geht's wohl kaum, 
wie soll man sonst eine stabile Spannungsversorgung für den µC 
sicherstellen?

von Pandur S. (jetztnicht)


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Ich finde Rechteck mit 1A ueber 15m ein absolutes No-go. Diese 
Stoerungen wird man nie mehr los. Besser die PWM am anderen Ende 
erzeugen.
Wenn man Kommunikation hat, kann man die PWM nach der Kommunikation 
erzeugen.
Oder man kann DC uebertragen. Es sind ja DC Motoren

von npn (Gast)


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Joggel E. schrieb:
> Ich finde Rechteck mit 1A ueber 15m ein absolutes No-go.

npn schrieb:
Hier geht es NICHT um den Motorstromkreis, sondern um die
Versorgungsspannung:

A. B. schrieb:
> die Frage wie ich den Stromripple auf der 15m
> Versorgungsleitung möglichst klein halten kann

von A. B. (sfalbuer)


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Ein LC Filter hört sich gut an. Wie kann ich die beiden Komponten 
pi*daumen Dimensionieren?

von Stefan F. (Gast)


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https://electronicbase.net/de/tiefpass-berechnen/

Du musst die Grenzfrequenz festlegen, den maximalen Innenwiderstand der 
Spule, und die Stromstärke, die sie aushalten muss.

Bedenke, dass die Grenze der Frequenz ein fließender Übergang ist. Wenn 
du sie mit 15 kHz festlegt, kommen die immer noch hinten raus, nur mit 
halber Spannung. Selbst 10 kHz wären hinter so einem Filter immer noch 
deutlich zu sehen. Also lege die Grenzfrequenz lieber großzügig unter 
die Frequenz, die du nicht mehr sehen willst.

von Dietrich L. (dietrichl)


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Holger D. schrieb:
> Wolfgang schrieb:
>> Natürlich hat so eine RS422-Schnittstelle einen Massebezug. Guck dir mal
>> die erlaubten Eingangsspannungen bezogen auf Masse an.

> Würde mich mal interessieren. Wo finde ich denn diese Informationen. In
> der Norm-Beschreibung (https://www.ti.com/lit/an/snla044b/snla044b.pdf)

"10.1 Receiver Input Impedance
...
The input impedance of a RS-422 receiver is assured from −10V to +10V, 
which is the operating range for RS-422 receivers. The 10V is equal to 
the 7V common mode voltage plus 3 V offset voltage."

> als auch in einem Klassiker (https://www.ti.com/lit/gpn/sn75176b) konnte
> ich jetzt auf die schnelle nichts finden.

"7.2 Recommended Operating Conditions
...
VI or VIC  Voltage at any bus terminal (separately or common mode): min. 
-7, max. 12V"

Diese Spannungen beziehen sich auf GND, damit hast du den Massebezug.
Es wird zwar die Differenz zwischen den beiden Signalen A und B 
ausgewertet, aber sie dürfen nicht zu weit von GND entfernt sein 
(Gleichtaktbereich).
Die Folge ist: die GNDs von Sender und Empfänger dürfen zwar 
unterschiedliche Potenziale haben, aber die Differenz muss begrenzt 
sein.

von Wühlhase (Gast)


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Ich würde die Filterfrequenz pi*Daumen+Fensterkreuz auf ein Zentel 
deiner Schaltfrequenz auslegen.

Also bei 15kHz auf etwa 1,5kHz.

Ich würde auch auf der Eingangsseite auch etwas Kapazität spendieren. 
Nicht wegen ihrer Filterwirkung, sondern daß es keine Überspannung gibt 
wenn im laufenden Betrieb der Stromkreis aufgetrennt wird.

von Wühlhase (Gast)


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Zehntel

von Udo S. (urschmitt)


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Manuel X. schrieb:
> Also meine Motorsteuerungen (naja ok es sind FU) sitzen im Schaltschrank
> und nicht am Motor.. Aber vielleicht machen wir das auch seit
> Jahrzehnten falsch...
>
> Aber da gibt es ja noch die Sache mit den geschirmten Kabeln ;)

FUs haben aber genaue Vorgeben zur max. Kabellänge, Schirmung des Kabels 
und ggf. zu benutzende aufwändige Motorfilter.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Sinnvollerweise verwendet man stromgekoppelte Trafos als Induktivitaeten 
auf beiden Seiten.

von Holger D. (hodoe)


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Dietrich L. schrieb:
> Die Folge ist: die GNDs von Sender und Empfänger dürfen zwar
> unterschiedliche Potenziale haben, aber die Differenz muss begrenzt
> sein.

Moin, vln Dank!

von Anja (Gast)


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A. B. schrieb:
> Reicht ein dicker Elko
> auf der Platine oder gibt es eine bessere Methode?

u.U. kannst Du auch mit Software etwas machen:
die 4 PWM-signale könnten jeweils um 25% (5us) versetzt starten. Dadurch 
reduziert sich der maximale Stromripple ebenfalls.

Gruß Anja

von A. B. (sfalbuer)


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Moin Anja,

Die Idee hatte ich auch schon. Super. Danke.

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