Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Wellenlöten Lotperlen


von Daniel H. (daniel_h452)


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Hallo liebes Forum,

vorweg erstmal Daten zu unserer Maschine
Bei uns befindet sich eine ERSA Powerflow eN2 im Einsatz.
Diese hat 3 Vorheizungen, 2x Mittelwellig 1x Kurzwellig,
2 Fertiglötdüsen, als erstes kommt eine 7-reihige und als zweites eine 
3-reihige.
Die Anlage verfügt über eine aktive Restsauerstoffmessung mit N2 
Regelung,die liegt immer so bei 300ppm.
Als Lot benutzen wir Sn99,7 Ag0,3.
Flussmittel ist ein NoClean von EmilOtto B-006B, was mittels Fluxer 
aufgetragen wird.
Der Durchlaufwinkel sind 7° und die Durchlaufgeschwindigkeit sind 
80cm/min.

Wir fahren viele verschiedene Leiterplatten über die Anlage. An vielen 
Leiterplatten haben wir auf dem Lotstopplack, diese tollen Lotperlen, 
nach den Lötstellen.
Kann mir jemand weiter helfen, wo die Ursachen dafür liegen?
Habe die Anlage jetzt seit 4 Wochen übernommen, der Vorgänger hat sich 
leider wenig Mühen gemacht und mehr Probleme hinterlassen als 
abgestellt.

Vielen Dank schon mal für eurer Hilfe.

von Bürovorsteher (Gast)


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> Kann mir jemand weiter helfen, wo die Ursachen dafür liegen?

Ja, ERSA.

von was (Gast)


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Das ist eher kein Problem für ein Hobby-forum, sondern für Support vom 
Hersteller.

Ich persönlich würde zuerst mal den Lötstopplack unter Verdacht stellen. 
Hat der sicher keiner Fehlstellen/Unregelmäßigkeiten vor dem 
Wellenlöten?

von flo (Gast)


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Platinenlayout fürs Wellenlöten geeignet?
Da sind so Sachen wie Lötfang und so weiter zu beachten.

von Daniel H. (daniel_h452)


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Ja den Support haben wir schon bemüht, da kommen aber nur sehr vage 
Vermutungen. Eben unter anderem der Lötstopplack, Stickstoff 
Sauerstoffverhältnis, Lotbad komplett entleeren und neu befüllen, etc.
Das dies hier nur für Hobby-Forum ist, ist mir bewusst, aber hier 
treiben sich mehr Experten rum als sonst wo. Vielleicht auch einer der 
hier helfen kann.
Lotstopplack wurde überprüft, keine Mängel.

flo schrieb:
> Platinenlayout fürs Wellenlöten geeignet?

Ja wurden extra dafür erstellt.

von Jens M. (schuchkleisser)


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300ppm kommt mir viel vor.
Wenn das Lot aussieht wie Quecksilber (also ohne Haut), ist es aber 
normal das Perlen entstehen, die kann man aber mit einer weichen Bürste 
entfernen (ansonsten stimmt mit dem Fluxer was nicht, oder der Lack 
verträgt die Temperaturen nicht).

Wenn das Lot ne Haut hat, ist das auch normal, nur ist es dann eben 
nicht normaler Materialrückstand wegen der Oberflächenspannung, sondern 
einfach Dreck.
Und ja, es gibt LP-Hersteller, deren Lack ist einfach schei*.

Eigene Produkte oder EMS?

von Gtx F. (gtx-freak)


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Grundlagen:
Beim Wellenlöten unter Stickstoff hast Du beim abreißen der Lötzinns 
IMMER Perlen - das ist einfach so weil das Zinn durch die fehlende 
Oxidschicht an der Oberfläche für "Flüsseiger/Spritziger" ist.

Entscheident ist -  ob diese Küglechen an der Platine hängen bleiben  - 
oder ob die sofort wieder abprallen (solange sie noch flüssig sind).

Wenn die Rammenbedingungen (Temperaturen, Legierung, 
Transportgeschwindigkeit, N2 Qualität) unverändert sind - Davon sollte 
man ausgehen, aber das nachzuweisen ist trotzdem nicht schlecht  - ist 
er zu 95% IMMER die Qualität des verwendeten Lötstopplackes, bzw. die 
Qualität der verarbeitung dessen.

Die Kügelchen haften an:
1. rauem Lack!
2. Lack der nicht vollständig durchgehärtet ist, also im Moment den 
Kontaktes mit dem ?255-270°C? warmen zinn wieder etwas kleberig wird.

Lass dir ein paar Musterleiterplatten von unterschiedlichen Herstellern 
fertigen, und jeweils auch Muster ganz ohne Lötstoplack.
(am besten ohne Leiterbahenen drauf, da hätte das fehlen des Lackes 
wieder andere Einflüsse auf den Prozess, also nur die Pads von den 
Bauteilen. Und dann natrülich beim Musterlöten auch die Bauteile 
bestücken)

Du wirst sehen das Du mit unveränderten Prozess unterschiedliche 
Ergebnisse hast.

Was kann man machen? Lötstopplack und die verarbeitung spefizizieren! Ob 
der Asiate wirklich so macht siehst Du beim löten :-(

Wenn Du damit Geld verdienen sollst und keine Ahnung hast - lass Dich 
von Deinem Chef auf Schulungen schicken, das sind absolute Grundlagen. 
z.B: AVLE Module 5 und 6 – Bleifrei Wellen- und Selektivlöten mit 
Lötstellenbeurteilung, ist eine genormte Bildungsreihe und wird von 
verschiedenen anbietern Angeboten, auch direkt bei ERSA. Dei machen euch 
sicher einen guten Preis wenn ihr schon eine Powerflow habt.

Außer Du arbeitest beim Sklaventreiber in LG? Dann Such die einen 
anderen AG

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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Ich würde jetzt mal ein anderes Flussmittel nehmen. Diese "No Clean" 
Geschichten sind leider oft unbrauchbar. Hatten einmal ein "No Clean" 
Handlötzinn, das hat sich wie ein Kaugummi gezogen.

Grüsse

von Daniel H. (daniel_h452)


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Also danke erstmal für die Antworten.

Jens M. schrieb:
> Eigene Produkte oder EMS?
 alles eigene Produkte

Gtx F. schrieb:
> Grundlagen:

Die Sache ist nur die, die Perlen sind erst seit ein paar Wochen wieder 
Thema, an den Rahmenbedingungen hat sich nichts geändert.

Die meisten Platten laufen bei 275°C über die Vorheizung, dass war aber 
schon immer so( von 255 bis 295°C ist alles dabei)
Lotbadtemperatur sind 260°C.

Schulung hatte ich, da ging es aber mehr um die Instandhaltung, Fehler 
an der Maschine und die Bedienung. Problem ist dabei auch immer das 
Schulungen meist dann stattfinden, wenn man eigentlich noch keine Fragen 
haben kann. Die Fragen tauchen ja immer erst während des laufenden 
Prozesses auf.

Die ganzen Durchstiegsprobleme konnten wir ja auch schon abstellen, um 
die Nachlöter zu entlasten.

Die Lötstellen sonst sehen super aus, bis auf paar Brücken an kritischen 
Stellen muss kaum noch was bei der Nacharbeit getan werden.

Also werde ich mal meine Produktionsleitung zwecks Musterleiterplatten 
anhauen und ob sich vielleicht in letzter Zeit beim aktuellen Zulieferer 
etwas an der Zusammensetzung des Lackes getan hat.
Anfang Herbst ist Wartung an der Maschine, da kommt einer der wohl 
solche Schulungen macht, den darf ich laut ERSA ruhig ausquetschen ;)

von Jens M. (schuchkleisser)


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Wo kommt eigentlich das N2 her?

von Daniel H. (daniel_h452)


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wird über Düsen in die Anlage eingeleitet, draußen steht ein großer Tank 
und dazwischen noch etwas Rohrleitung und Regeltechnik :D

von Jens M. (schuchkleisser)


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Also, wir haben auch N2 Flüssig/tiefkalt 5.0, und der ist im Tank besser 
als 99,999% und kommt mit deutlich unter 300ppm in der Maschine an.

von Daniel H. (daniel_h452)


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Die 300ppm (0.03%) sind der Restsauerstoffgehalt im Tunnel. Die 300ppm 
wurden als Sollwert eingestellt seitens Ersa.
Danach stellt die Maschine die Stickstoffzufuhr.

von Gtx F. (gtx-freak)


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Daniel H. schrieb:
> Die Sache ist nur die, die Perlen sind erst seit ein paar Wochen wieder
> Thema, an den Rahmenbedingungen hat sich nichts geändert.

In den letzten paar Wochen haben wir in D aber deutliche andere 
Klimabedingungen als weiter in der vergangenheit - Heißer und höhere 
Luftfeuchtigkeit - feuchtigkeit im Lack = Entgasungen = Zinnspritzer.

Wirklich die gleichen Leiterplatten aus gleicher Charge?
Stehen die vielleicht schon etwas länger herum und haben 
Luftfeuchtigkeit gezogen? Habt ihe eure Trocknungprozesse überprüft?

> Schulung hatte ich, da ging es aber mehr um die Instandhaltung, Fehler
> an der Maschine und die Bedienung. Problem ist dabei auch immer das
> Schulungen meist dann stattfinden, wenn man eigentlich noch keine Fragen
> haben kann. Die Fragen tauchen ja immer erst während des laufenden
> Prozesses auf.

Maschinenschulungen sind gut aber das sind halt keine Prozesschulungen! 
Gerade der von mir erwähnte Kurs ist wirklich gut, da geht es fast 
garnicht um die Maschinen. Und man soll ausdrücklich zum Praxisteil 
Problemprodukte mitbringen.

Aber auch ohne Schulung, ERSA biete guten ProzessSupport. Ruf da an und 
sprech mit den Leuten. Die sind nett und hilfsbereit. Und zur Not mach 
einen Termin bei denen und pack Dir Material in Kofferaum + Deine 
schönste Bestückerin auf den Beifahrersitz und fahr für 2 Tage nach 
Wertheim hin. Die haben ein Traningscenter mit diversen Maschinen und 
mehreren Leuten die nichts anderes machen als Prozesse für Produkte zu 
evaluieren. Ich arbeite seit 25 Jahren - inzwischen beim 3. Arbeitgeber 
- mit Ersa zusammen. Da geht viel (natürlich nicht alles kostenlos).
Du Must ja auch bedenken, ihr habt da ein Maschinchen für eine viertel 
Milion Talers stehen...

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