Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Eigenbau Differenztastkopf


von Stefan A. (king-crash)


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Hallo,

nachdem es im Netz durchaus interessante Eigenbaudifferenztastköpfe 
gibt, insbesondere dieser hier 
Beitrag "600 MHz differential probe Eigenbau", ist das glaube ich einen 
Bastelversuch Wert.
Die genannte Probe kommt meinen Vorstellungen schon sehr nahe, leider 
ist der THS3202 nicht mehr verfügbar.
Deshalb habe ich hier einen eigenen Entwurf erstellt.

Die Eckpunkte sind in der Theorie:

- 1Meg||0,5p Eingänge gegen GND
- Grenzfrequenz nahe von 1GHz (wird in der Realität nicht möglich und 
für mich auch unnötig sein, alles über 200MHz ist Ok)
- Dämpfung Umschaltbar 10:1(+-5V) und 100:1(+-50V)
- ESD Schutz
- Eingangswiderstände bis 750V Spannungsfest (nur für ESD)
- Stromversorgung galvanisch getrennt über USB

Vom Aufbau her gibt es 3 Stufen:
1) Eine passive Eingangsstufe, die die 10:1,100:1 Umschaltung macht 
(haut das mit einem normalen Mikroschalter hin?)
2) Ein OPA859 als hochimpedanter Spannungsfolger
3) Ein LTC6409 Differenzverstärker mit im Anschluss folgenden 50R 
Ausgang

Zum Rauschen des OPA859 habe ich mir auch schon Gedanken gemacht (siehe 
Tabelle). Ich bin mir hierbei nicht sicher, man korrigiere mich wenn ich 
daneben liege:
Das Rauschen setzt sich zusammen aus Spannungsrauschen (2,2nV/Hz^0,5), 
Stromrauschen (Tabelle über Frequenz) und thermischem Rauschen. Letztere 
Beiden sind wegen der kapazitven Eigenschaften des Eingangs über die 
Frequenz veränderlich. Ich habe deshalb eine grobe Aufstellung der 
Eingansimpedanz über die Frequenz gemacht. Für jede Frequenz kann jetzt 
ein Gesamtrauschen aus den Dreien ermittelt werden. Für einen 
angenäherten Rauschpegel im gesamten Frequenzbereich werden die 
Quadratischen Mittelwerte der Teilbänder gebildet -> 620µV bei 1GHz.
Da der Differenzverstärker einen niederohmigen Eingang hat sind Strom 
und Widerstandsrauschen vernachlässigbar und einzig das 
Spannungsrauschen mit niedrigen 35µV bei 1GHz fliesst mit ein, was durch 
das wesentlich stärkere Rauschen der Eingansstufe auch vernachlässigbar 
ist.


Und jetzt bitte ich um Anregungen, Korrekturen und Kritik.

Grüße

von MiWi (Gast)


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Stefan A. schrieb:

>
> Und jetzt bitte ich um Anregungen, Korrekturen und Kritik.



Während Dein Umschalter umschaltet liegen an den EinagangsOPVs 
unzulässige Spannungen an.

Sinnvoller wäre es Du schaltest nur einen Widerstand dazu und nicht um.

V1 bis V8 sind mM nach vollkommen unnötig. Wenn Du nicht weißt was Dich 
erwartet gehst halt vorher mit einem anderen TK drauf oder überlegst das 
vorher....  Und wenn da eine Spannung drauf ist die höher als das ist 
was die Varistoren verkraften dann sind die Varistoren sowieso zum 
Tauschen.

Den Rest hab ich mir nicht weiter angeschaut.

in 
https://www.eevblog.com/forum/testgear/gt-1-ghz-diy-differential-probes/?all 
ist recht viel sinnvolles zu finden.

Viel Erfolg

von Stefan A. (king-crash)


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Vielen Dank für die Rückmeldung.

- Die Schutzdioden des OPA859 halten +-10mA aus, das sollte beim 
Umschalten nichts ausmachen. Die Variante mit dem Zuschalten hatte ich 
zuerst auch im Sinn, war dann aber unsicher ob sich daraus durch 
parasitäre Einflüsse durch die nun höhere Bauteilanzahl unschöne Effekte 
ergeben. Ich werde das aber auf jeden Fall mit einer Drahtbrücke 
ausprobieren.

- Die Varistoren sind nur gegen ESD. Hattest du diesbezüglich noch keine 
Probleme? Dann könnte ich eventuell auch nur einen Eingangswiderstand 
verwenden.

Grüße

von Werner H. (werner45)


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Varistoren haben eine nicht konstante und noch dazu spannungsabhängige 
Eigenkapazität nebst variablen ohmschen Anteil.
Ob das für 200 MHz gut ist?
Weglassen ist besser, es gehen ja keine teuren Teile kaputt.

von qwertzuiopü+ (Gast)


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Wie stellst du denn das Matching zwischen deinen Eingangsteilern sicher? 
Bedenke, dass bei 0,1% Widerständen 100V CM am Ausgang dasselbe Signal 
erzeugen wie 1V differentiell. Das war für mich bisher immer der 
Hauptgrund, auf einen Selbstbau von einem Diff-Tastkopf zu verzichten, 
denn entsprechend präzise Widerstände werden schnell unbezahlbar.

von MiWi (Gast)


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Stefan A. schrieb:
> Vielen Dank für die Rückmeldung.
>
> - Die Schutzdioden des OPA859 halten +-10mA aus, das sollte beim
> Umschalten nichts ausmachen.

erstens ist es nicht einfach ein Relais zu finden das bei der von Dir 
gewünschten Bandbreite breitbandig sauber ist, ein kleines Reedrelais 
mit einem kontakt macht da weniger Zicken und ist günstig.

zweitens: wohin strömen die 10mA, die über die Schutzdioden abgeleitet 
werden können? Die lösen sich nicht in Luft auf...

>
> - Die Varistoren sind nur gegen ESD. Hattest du diesbezüglich noch keine
> Probleme? Dann könnte ich eventuell auch nur einen Eingangswiderstand
> verwenden.



ESD? am heißen Eingang einer Diffprobe?

1.) bei einem TK dessen Eingänge über ein paar Widerstände auf GND 
liegen?

2.) Bei solchen Arbeiten ist es eh grundsätzlich nötig ESD-sauber zu 
sein. Das mittels Varistoren zu tun ist... auf eine gewisse weise 
meschugge.

3.) Hast Du überlegt was passiert wenn da aus Versehen zuviel Spannung 
draufkommt? Denk mal nach was dann los ist wenn die Varistoren 
durchbrechen und Du einen direkten Stromfluß auf GND am Oszi und dann in 
PE hast... Viel Spaß beim Aufräumen und die Kollateralschäden 
beseitigen. Da ist`s besser der OPA859 ist tot weil Du bodschert warst 
und nicht was anderes...

von Stefan A. (king-crash)


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Werner H. schrieb:
> Varistoren haben eine nicht konstante und noch dazu spannungsabhängige
> Eigenkapazität nebst variablen ohmschen Anteil.

Ich habe gerade ein Datenblatt mit Kapazitätsangabe über Frequenz 
gefunden: https://www.we-online.de/katalog/datasheet/8231626A.pdf . Bis 
200MHz tolerierbar, danach wird es schlimm.

qwertzuiopü+ schrieb:
> Wie stellst du denn das Matching zwischen deinen Eingangsteilern sicher?
> Bedenke, dass bei 0,1% Widerständen 100V CM am Ausgang dasselbe Signal erzeugen 
wie 1V differentiell.

Die Widerstände werde ich von Hand ausmessen. Ich hatte auch schon einen 
Trimmer im Entwurf hab ihn dann aber wegen HF Bedenken rausgeworfen.

MiWi schrieb:
> erstens ist es nicht einfach ein Relais zu finden...
> wohin strömen die 10mA...
> und Du einen direkten Stromfluß auf GND am Oszi und dann in PE hast

1) Das ist noch so ein Punkt ich habe einen einfachen 
Miniaturschiebeschalter 
(https://www.we-online.de/katalog/datasheet/450301014042.pdf) ob der 
HF-Technisch geeignet ist?
2) auf Seite 16 im Datenblatt des OPA659 ist eine Darstellung der 
Schutzbeschaltung. Es gehen Dioden nach v+ und V-. Gehen wir mal davon 
aus es liegen 100V am Eingang der Probe ist der Strom wegen dem 1Meg 
Eingangswiderstand ca 0,1mA. Ich sehe hier kein Problem. Später eine 
Drahtbrücke setzen ist aber kein Problem und wenn das "dazuschalten" 
keinen negativen Auswirkungen hat wäre das auch meine Bevorzugte 
Variante.
3) Ich halte es für wahrscheinlicher mir einen ESD Puls einzufangen, als 
mir DC 100V anzulegen, solche Spannungen habe ich sehr selten. Wie aber 
bereits oben genannt ist der Frequenzgang der Teile ein Problem und 
vermutlich lasse ich sie deshalb weg.

Was mir eher noch Sorgen macht, ist die Gleichtaktunterdrückung des 
Differenzverstärkers. Die ist da ich nur den Posiviven Ausgang verwende 
laut SPICE bei 100MHz Faktor 700 und bei 500MHz Faktor 125. Eventuell 
könnte ich noch eine weitere Differenzstufe verwenden um das zu 
verbessern. Normale OpAmps scheinen bei diesen Frequenzen auch sehr 
schlecht zu sein.

Ein erstes Layout habe ich auch erstellt.

von MiWi (Gast)


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Stefan A. schrieb:

> Was mir eher noch Sorgen macht, ist die Gleichtaktunterdrückung des
> Differenzverstärkers. Die ist da ich nur den Posiviven Ausgang verwende
> laut SPICE bei 100MHz Faktor 700 und bei 500MHz Faktor 125. Eventuell
> könnte ich noch eine weitere Differenzstufe verwenden um das zu
> verbessern. Normale OpAmps scheinen bei diesen Frequenzen auch sehr
> schlecht zu sein.


Ganz allgemein - und wie Du es beim 600MHz-Tastkopf gesehen hast - wirst 
Du um einige Platinenversuche nicht umhinkommen, denn einerseits sind 
treten bei ein paar 100MHz Dinge auf die man noch nicht im Hinterkopf 
gehabt hat und dann steht in den Datenblättern auch nicht immer das was 
dann real ausgeliefert wird. Nicht das es falsche Daten sind - eher sind 
da Auslassungen die dann relevant werden. BTDT - und nciht nur einmal 
:-(

Ach ja, und gelegentlich ist`s auch sinnvoll das ganze Konzept über den 
Haufen zu werfen und sich anzusehen wie

>
> Ein erstes Layout habe ich auch erstellt.

Wenn Du dir eine Schablone machen läßt verwende abgerundete Pads, die 
sind leichter zu reinigen und - das Layout wird damit auch einfacher.

btw eine kleine Empfehlung: THS3217

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