Forum: Haus & Smart Home Wie funktioniert ein Jalousiemotor "mit Schlau"?


von Jens M. (schuchkleisser)


Lesenswert?

Jaja, grundsätzlich weiß ich wie das Ding geht, so doof bin ich nun auch 
nicht.

Folgendes Problem:
Der Motor (Rademacher RTIM) ist einer mit Blockadeerkennung, ca. 8 Jahre 
alt.
Er zieht eine ca. 2,30 hohe Alu-Schaumkernjalousie von ~2,50m Breite 
hoch, als Garagentor genutzt.
Es kommt in letzter Zeit öfter vor, das er kurz anzieht, dann wieder ein 
Stück runtergeht und stehen bleibt.
Wenn man mitschiebt (und das braucht echt nicht viel), geht er 
vollständig hoch, runter macht dagegen nie Probleme.
Klarer Fall von Hinderniserkennung...

Die Jalousie geht m.E. leicht, läuft oben über Rollen, die Lager 
beidseits der Wellen sind ok.
Die Besonderheit der Ansteuerung ist, das er über ein "Eltako" 
angesteuert wird, will sagen ein Schrittschaltrelais mit Wechsler, es 
liegt also immer an einer Richtung Strom an, meist "runter".

Ich hab den Motor mal ausgebaut und mir angesehen:
Der Mitnehmer am Getriebe ist lose, ca. 30°. Das muss aber so, sagt die 
Anleitung.
Am Kabelende ist ein loser Ring mit Magneten, da steckt die Achteckwelle 
dauf.
In dem Ende steckt auch ein Magnetsensor auf der Platine, die die 
Steuerung und den Einlerntaster enthält.
Die Platine hat 3 Relais, jeweils eins das die Eingangsphase auf den 
Motor durchlässt, ein weiteres mit Wechsler, dürfte für den 
Rückwärtsgang sein.
Der Motor hat einen Kondensator (5µF bei 145W) und wird nur mit 3 
Strippen angedockt: Null, Hoch, Runter, zwischen den beiden Phasen ist 
der Kondensator. Weiter keine Schalter o.ä.
Der Motor selber läuft einwandfrei, auch wenn mich 110W unbelastet auf 
dem Tisch bei 145W Typenschild etwas wundern. Mag aber sein das mein 
Chinaleistungsmesser mit dem Motorstrom nicht klarkommt.

Ein anderer Antrieb ohne Blockadeabschaltung lag gerade rum, eingebaut, 
geht. Die Jalousie läuft also, ohne sich zu quälen oder Geräusche.

Ich hab den einfachen Motor auch mal aufgemacht, prinzipiell identisch, 
nur das der nur 2 Relais hat, und nicht reversieren kann.

Jetzt frag ich mich:
Wie kann die Elektronik feststellen, das der Motor überlastet wird?
Der lose Mitnehmer ist beim Ablassen klar in Funktion, die Jalousie 
klemmt, der Mitnehmer lässt den Motor kurz freidrehen und das Magnetrad 
liefert keinen Impuls -> Stop.
Beim Hochziehen aber ist der Mitnehmer ja am Anschlag, der Motor ändert 
seine Drehzahl nicht spürbar belastungsabhängig.
Ein Shunt o.ä. ist nicht vorhanden.

Wird da der dritte/freie Motoranschluss beobachtet und da passiert was?
Was?
Und vor allem: Wie kann ich das reparieren?

Ich sehe zwei 470nF 230VAC-Kondensatoren von LHoch und LRunter auf einen 
Diodenpark, also zwei Kondensatornetzteile. Gemessen 435 und 468nF. Dank 
komischer Bauform 2 Wochen Lieferzeit... :(
Kanns das sein?

Ist für meine behinderte Mama, da drückts natürlich etwas. Hab jetzt den 
laut Schild zu kleinen Motor ohne "Frostschutz" laufen, aber das ist 
keine Dauerlösung. Einen neuen kaufen wenn ich den alten für 5€ 
reparieren kann muss ich auch nicht unbedingt.

Danke für Ideen...

von M. P. (matze7779)


Lesenswert?

Jens M. schrieb:
> Es kommt in letzter Zeit öfter vor, das er kurz anzieht, dann wieder ein
> Stück runtergeht und stehen bleibt.
> Wenn man mitschiebt (und das braucht echt nicht viel), geht er
> vollständig hoch, runter macht dagegen nie Probleme.
> Klarer Fall von Hinderniserkennung...

Nein. Die Hinderniserkennung arbeitet nur beim Runterfahren.
Bei dir kommt die Blockiererkennung.

Die 110 Watt im Leerlauf kommen mir sehr hoch vor. Evtl. ein Lager im 
inneren so schwergängig das dann zusammen mit dem Behang die 
Blockiererkennung kommt.

: Bearbeitet durch User
von Sly_marbo (Gast)


Lesenswert?

Jens M. schrieb:
> Der Motor hat einen Kondensator (5µF bei 145W)

Den würde ich als erstes Tauschen. Der ist ja zum anlaufen, 
Kondensatormotoren laufen meistens auch ohne Kondensator, aber nur nach 
"anschubsen".

Jens M. schrieb:
> Ich sehe zwei 470nF 230VAC-Kondensatoren von LHoch und LRunter auf einen
> Diodenpark, also zwei Kondensatornetzteile. Gemessen 435 und 468nF. Dank
> komischer Bauform 2 Wochen Lieferzeit... :(
> Kanns das sein?

Denke nicht das die so direkt mit dem Drehen des Motor zutun haben. 
Werte passen ja auch noch einigermaßen

von Jens M. (schuchkleisser)


Lesenswert?

M. P. schrieb:
> Die Hinderniserkennung arbeitet nur beim Runterfahren.
> Bei dir kommt die Blockiererkennung.

Hmnja.
Er stoppt jedenfalls in beide Richtungen, wenn was nicht klappt.

M. P. schrieb:
> Evtl. ein Lager im
> inneren so schwergängig das dann zusammen mit dem Behang die
> Blockiererkennung kommt.

Ächz. Das wäre ein Totalschaden, da man das Getriebe wohl nicht 
rausbekommt und auch nicht reparieren kann.
Oder ich hab noch nicht raus wie. In der Mitte des ganzen Teils ist ein 
Stift eingepresst, der mit dem Anfang des Motors übereinstimmt.
Bzgl. der 110W: im Manual steht, das der Motor sowohl bei Über- als auch 
bei Unterlast zu heiß wird. Man soll also nicht im ganzen Haus den 
dicksten Motor einbauen weil das dann in Mengen billiger wird, neben der 
Gefahr das der Motor den ganzen Kram auseinanderreißt könnte das auch zu 
unerwünschten Abschaltern führen.

Sly_marbo schrieb:
> Den würde ich als erstes Tauschen. Der ist ja zum anlaufen,
> Kondensatormotoren laufen meistens auch ohne Kondensator, aber nur nach
> "anschubsen".

Der hat laut meinem Meter noch seine 5µ. Ja, 4,92, aber +-10% steht 
drauf, passt also voll.
Sicher das das ein "Kondensatormotor" ist? Der läuft in beide Richtungen 
gleich schnell, unabhängig der Last, der Kondensator ist demnach nicht 
nur zum Anlaufen nötig.
Tausch wäre schlecht, weil Sonderform.

Sly_marbo schrieb:
> Denke nicht das die so direkt mit dem Drehen des Motor zutun haben.

Die haben in dem Sinne was damit zu tun, als das der Mikrocontroller aus 
jeder Phase versorgt werden kann, die andere muss dann ja irgendwie 
genutzt werden um die Blockade zu erkennen. Oder?
Andere Sensoren wie das Magnetrad hat es nicht, und das Magnetrad kann 
es m.E. nicht sein, das ist in Hubrichtung ja ohne Spiel.
Oder ist das Teil so programmiert das es "100ms bis zum nächsten 
Magneten" hat und 102ms lösen aus? Weil, merken kann man nicht, das es 
langsamer wird: Da sind zwei identische Tore, und wenn man beide 
gleichzeitig startet, heben auch beide gleichzeitig die untere Lamelle 
an, kann man in der dunklen Garage sehr gut erkennen wenn der Schlitz 
aufgeht.
Dumm eben nur, das der eine fröhlich weiterzieht, der andere aber wieder 
zufährt und stoppt.
Daher meine Idee, das evtl. über die freie Phase am Motor was gemessen 
wird, und das geht in die Hose weil der Cap im Eimer ist.

von oszi40 (Gast)


Lesenswert?

M. P. schrieb:
> Die 110 Watt im Leerlauf kommen mir sehr hoch vor.

Erst mal alles auf Schwergängigkeit prüfen und kein Öl/Fett verwenden 
was im Winter fest werden könnte!!! Den Anlaufkondensator zum Test mal 
tauschen. Evtl. hat er Kapazität verloren durch vielfache Selbstheilung?
Auch mal Motorwicklung genauer ansehen und riechen. Evtl. besteht durch 
frühere Überlastung/Überhitzung ein Wicklungsschluss?

von Bene (Gast)


Lesenswert?

Hat das Ding eine Bremse eingebaut? Könnte es sein, dass die nicht mehr 
ganz löst?

Ich habe hier mehrere Rolladenmotoren von SELVE. Kurz nach Ablauf des 
Gewährleistungszeitraums fahren die nur noch recht unwillig rauf oder 
runter, zum Glück ist meistens die Richtung nach unten behindert. 
Fehlerbild ist stets eine festsitzende Motorbremse.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Jens M. schrieb:
> Der hat laut meinem Meter noch seine 5µ. Ja, 4,92, aber +-10% steht
> drauf, passt also voll.

Also wirds an Schwergängigkeit liegen.


> Sicher das das ein "Kondensatormotor" ist?

Ganz sicher.


> Der läuft in beide Richtungen
> gleich schnell, unabhängig der Last, der Kondensator ist demnach nicht
> nur zum Anlaufen nötig.

Klar, das ist ein Betriebskondensator.

von Jens M. (schuchkleisser)


Lesenswert?

oszi40 schrieb:
> Erst mal alles auf Schwergängigkeit prüfen und kein Öl/Fett verwenden
> was im Winter fest werden könnte!!!

Die 110W waren der nackte Motor auf dem Tisch, ohne Last.
Das Getriebe bekomme ich nicht auf, nachfetten fällt daher also leider 
aus.

oszi40 schrieb:
> Evtl. hat er Kapazität verloren durch vielfache Selbstheilung?

Laut Meter ist der ok.

oszi40 schrieb:
> Auch mal Motorwicklung genauer ansehen und riechen. Evtl. besteht durch
> frühere Überlastung/Überhitzung ein Wicklungsschluss?

Möglich, kommt man aber nicht bei.

Bene schrieb:
> Hat das Ding eine Bremse eingebaut? Könnte es sein, dass die nicht mehr
> ganz löst?

Wenn, dann was mechanisches. Der nackte Motor im Rohr, ohne Endkappe und 
Elektronik, hat 3 Anschlüsse, und wenn ich da N-L-Nix bzw. N-Nix-L 
anschließe, dreht er sich in jeweils eine Richtung. Ohne Knirschen o.ä.
Im Eingebauten Sollzustand fährt er auch normal hoch, wenn man tragen 
hilft. Dazu reicht aber, mit der Hand aufgelegt auf die Jalousie leicht 
nach oben zu schieben, viel Kraft brauchts nicht. Die Abschaltung ist 
knapp an der Grenze.

Bene schrieb:
> Fehlerbild ist stets eine festsitzende Motorbremse.

Wie das? Hat der noch weitere Drähte drin? Oder geht sowas automatisch, 
wenn egal welche Motorspule bestromt wird?

von Ralf X. (ralf0815)


Lesenswert?

Jens M. schrieb:
> im Manual steht, das der Motor sowohl bei Über- als auch
> bei Unterlast zu heiß wird.

Im Onlinemanual lese ich nichts von Motorhitze bei Unterlast.
Das wäre auch total unsinnig, da dann beim Schliessen der Jalousie oder 
des Rolltores der Motor grundsätzlich gefährdet wäre.

Wie es aussieht, hast Du die Ausführung 20/16 mit einem Nenndrehmoment 
von 20 Nm.
Bei Deiner Torgrösse und geschäumten Alulamellen kann die 
Überlastsicherung (Hinderniserkennung) schon bei kleiner 
Schwergängigkeit in den Führungen, etc. ansprechen.

von Bene (Gast)


Lesenswert?

Wie die Motorbremse bei SELVE genau funktioniert kann ich dir leider 
nicht sagen. Ich habe die Antriebe immer auf Kulanz ausgetauscht 
bekommen und konnte daher noch keinen vollständig zerlegen. Es scheint 
aber keine Magnetkupplung zu sein, sondern was rein mechanisches. D.h. 
Sobald an der Motorwelle Drehmoment abgegeben wird, scheint sich diese 
Bremse zu lösen.

von Jens M. (schuchkleisser)


Lesenswert?

Ralf X. schrieb:
> Im Onlinemanual lese ich nichts von Motorhitze bei Unterlast.

In dem zu dem Motor vielleicht nicht, aber ich und Mama haben wohl 40 
Stück vn den Dingern und nen ganzen ORdner voller Anleitungen dazu, und 
in irgendeiner stand das drin.
Die sind ja wohl bis auf Motorgröße und die Elektronik alle identisch...

Ralf X. schrieb:
> Das wäre auch total unsinnig, da dann beim Schliessen der Jalousie oder
> des Rolltores der Motor grundsätzlich gefährdet wäre.

Man hat eh nur 4 Minuten Kurzzeitbetrieb und dann 20 Minuten 
Ausglühzeit. Auch der unbenutzte Testmotor wird nackt auf dem Tisch 
reichlich warm, bloß weil man ein paar mal an der Endpunkteinstellung 
spielt, um das mal auszutesten mit dem Werksreset usw.

Ralf X. schrieb:
> Wie es aussieht, hast Du die Ausführung 20/16 mit einem Nenndrehmoment
> von 20 Nm.

Woher weißt du???? Ich war mir nicht sicher, derswegen nicht im OP 
genannt. Aber ist ein 20/16.

Ralf X. schrieb:
> Bei Deiner Torgrösse und geschäumten Alulamellen kann die
> Überlastsicherung (Hinderniserkennung) schon bei kleiner
> Schwergängigkeit in den Führungen, etc. ansprechen.

8 Jahre nur bei Frost und jetzt auf einmal dauernd Ärger?
Der kleinere 10/16 zum test hats auch geschafft, und man kann den ganzen 
Behang relativ einfach oben über die Welle rausreißen.
Die Schienen sind mit Spiel (Der Behang wackelt in alle Richtungen knapp 
nen Millimeter, wenn's warm ist; kalt noch ein bissel mehr), die 
Trichter sind ok, drei Stützrollen über die Breite sind auch gut und das 
Gegenlager ist neu.
Irgendwas stimmt mit dem Motor nicht, der Behang ist m.E. ok. Oder 
gibt's noch irgendwas was ich prüfen muss?
Das einzige könnte sein: die Kanten des Profils sind in den Schienen 
abgeschabt, man sieht teilweise blankes Alu statt Lack. Ist halt über 
die Jahre vom Dreck etwas verschlissen.

von Ralf X. (ralf0815)


Lesenswert?

Jens M. schrieb:
> Ralf X. schrieb:
>> Das wäre auch total unsinnig, da dann beim Schliessen der Jalousie oder
>> des Rolltores der Motor grundsätzlich gefährdet wäre.
>
> Man hat eh nur 4 Minuten Kurzzeitbetrieb und dann 20 Minuten
> Ausglühzeit. Auch der unbenutzte Testmotor wird nackt auf dem Tisch
> reichlich warm, bloß weil man ein paar mal an der Endpunkteinstellung
> spielt, um das mal auszutesten mit dem Werksreset usw.

Die vier Minuten Kurzbetrieb stehen quasi nur pro Forma bei den ganzen 
Motoren von Rademacher, Schellenberg & Co.
Je nach Betriebsparametern schalten die auch schon vorher oder sehr viel 
später ab, um in die Abkühlung zu gehen und dann wieder Saft zu geben.
Bei manchen per "Frosch", bei anderen per MC mit oder ohne 
Temperaturfühler.

Dass diese "Billigkonstruktionen" auch ohne äussere Last schnell warm 
werden, halte ich für normal.
Ganz unten dazu noch etwas mehr.

> Ralf X. schrieb:
>> Wie es aussieht, hast Du die Ausführung 20/16 mit einem Nenndrehmoment
>> von 20 Nm.
>
> Woher weißt du???? Ich war mir nicht sicher, derswegen nicht im OP
> genannt. Aber ist ein 20/16.

Du hattest 145 W genannt und die hat nur der 20/16. :-)

> Ralf X. schrieb:
>> Bei Deiner Torgrösse und geschäumten Alulamellen kann die
>> Überlastsicherung (Hinderniserkennung) schon bei kleiner
>> Schwergängigkeit in den Führungen, etc. ansprechen.
>
> 8 Jahre nur bei Frost und jetzt auf einmal dauernd Ärger?
> Der kleinere 10/16 zum test hats auch geschafft...

Wenn der kleine 10/16 das schafft, unterstützt das natürlich Deinen 
Verdacht, dass das Problem eher am alten Motor liegt

> und man kann den ganzen
> Behang relativ einfach oben über die Welle rausreißen.
> Die Schienen sind mit Spiel (Der Behang wackelt in alle Richtungen knapp
> nen Millimeter, wenn's warm ist; kalt noch ein bissel mehr), die
> Trichter sind ok, drei Stützrollen über die Breite sind auch gut und das
> Gegenlager ist neu.

Spricht auch alles für den Motor als Ursache.
Nur habe ich schon reichlich bei solchen Problemen erlebt, dass 
"auskärchern" der Führungsschienen und angehobenen Lamellen, sowie 
anschliessender Behandlung mit WD40 und/oder Silikonöl das Problem für 
Jahre behoben hat.

> Irgendwas stimmt mit dem Motor nicht, der Behang ist m.E. ok. Oder
> gibt's noch irgendwas was ich prüfen muss?
> Das einzige könnte sein: die Kanten des Profils sind in den Schienen
> abgeschabt, man sieht teilweise blankes Alu statt Lack. Ist halt über
> die Jahre vom Dreck etwas verschlissen.

Manche Alusorten, bzw. deren automatisch quasi sofort entstehenden 
Oxidschichten können einen verdammt hohen Reibungswiderstand aufweisen.
Ebenso gealterte Gummi- oder Kunststoffprofile, die oft in die 
Führungsschienen integriert sind und Klappern und Luftzug mindern 
sollen.

Viele preiswerte Leistungsmesser funktionieren bei Phasenverschiebung 
durch Kondensatoren und Induktivitäten unzureichend.
(Ebenso bei Phasen/an-/ab-/schnittssteuerung, die hier aber nicht 
vorliegt)
Interessant wäre natürlich eine Vergleichsmessung der Stromaufnahme bei 
den beiden gleichen Motoren im eingebauten und gleichen Betriebszustand, 
bei dem der jetzt ausgebaute abschaltet.

OHNE es zu wissen, gehe ich davon aus, dass der verbaute 
Kondensatormotor eine theoretische Max-Drehzahl von 3000 U/min (~2850 
U/min Nenndrehzahl) hat und das Getriebe eine Untersetzung von 180.
Damit ist das schon weitgehend selbsthemmend, wenn der Motor nicht 
drehen soll.
Es KANN aber auch sein, dass dort eine zusätzliche Bremswirkung 
eingebaut ist.
Bei den Motoren von SELVE soll diese durch Alterung ihre Bremswirkung 
immer weiter verstärkt haben, was zu aber(zehn-/hundert-...)tausenden 
Ausfällen führte.
Je "näher" eine Bremswirkung an der Motorwelle sitzt, desto fataler 
wirkt sich diese aus.
Auch bei gealterter Getriebeschmierung, etc.

von Jens M. (schuchkleisser)


Lesenswert?

Danke für deine Ausführungen.
Der 10/16 quält sich, aber ohne kann keiner rausfahren. Dauerlösung ist 
das nicht.

Ralf X. schrieb:
> dass
> "auskärchern" der Führungsschienen und angehobenen Lamellen, sowie
> anschliessender Behandlung mit WD40 und/oder Silikonöl das Problem für
> Jahre behoben hat.

Sauber sind sie, Gummis sind keine drin. Das ist so eine zähe 
Plastikschiene, Material wie Kabelkanal.
Ölen fände ich doof, das verdunstet nicht richtig, kriecht aber. Da 
sieht man dann auf den Lamellen so Wolken aus den Schienen kriechen, die 
man nicht wegputzen kann.
WD40 ist auch kein Öl, das ist ein Reinigungsmittel. ;)
Weißes Trockenschmiermittel mit PTFE könnte ich aber mal testen.

Ralf X. schrieb:
> Manche Alusorten, bzw. deren automatisch quasi sofort entstehenden
> Oxidschichten können einen verdammt hohen Reibungswiderstand aufweisen.

Ist an der anderen Jalousie ähnlich, aber weniger. Ist gleich alt, wird 
aber nur maximal halb so oft benutzt.
Würde Schmieren auch bei Oxid helfen? Oder müssen wir evtl. den Behang 
tauschen?

Ralf X. schrieb:
> Interessant wäre natürlich eine Vergleichsmessung der Stromaufnahme bei
> den beiden gleichen Motoren im eingebauten und gleichen Betriebszustand,
> bei dem der jetzt ausgebaute abschaltet.

Jau. Mal sehen, war eine verdammte Quälerei, da elfzehn Schichten Tapete 
und Farbe drüber (War früher mal ein Wohnzimmer, wurde nur gefliest und 
das Fenster vergrößert).

Ralf X. schrieb:
> Es KANN aber auch sein, dass dort eine zusätzliche Bremswirkung
> eingebaut ist.

Wäre interessant nachzusehen. Leider bekomme ich den Kram nicht auf. Das 
Steuerende ist gesteckt und mit einer Inbusmade gesichert. Kann man 
relativ einfach ziehen.
In der Mitte des Antriebs ist ein Einpressstift, der ca. am Motorende 
sitzt.
Das Drehende hat zwar Schrauben radial drin, ich kanns aber auch mit 
Gewalt nicht ziehen. Draufrumprügeln wollte ich nicht unbedingt, muss ja 
nicht mehr kaputt als nötig.
Wie könnte man so einen Pressstift ziehen, ohne das er unbenutzbar wird?

von Ralf X. (ralf0815)


Lesenswert?

Jens M. schrieb:
> Danke für deine Ausführungen.

Gerne geschehen.
Ich bin absolut kein Fachmann für Rolläden, werde aber immer öfters zu 
solchen Problemfällen meiner Altkunden gerufen, die mir alles zutrauen. 
:-)
Also insb. bedarfsgerechte und pragmatische Lösungen mit Denkvermögen.
Gerade seit Corona scheinen Jalousie-/Rolladensysteme besonders häufig 
auszufallen.

Mit dem Schmieren von irgendwelchen Dingen ist es natürlich immer so 
eine Sache, das Allroundmittel gibt es nicht.
Da lebe ich auch nach zig Jahrzehnten Erfahrung in vielen Dingen noch 
mit dem Try-and Error System.
Vor einem Lamellentausch würde ich also mehreres probieren, privat 
sowieso.

Vor einiger Zeit hatte ich einen Rolladenfall, wo die 
Lamellenverbindungen einseitig stärker verschmutzt waren und sich beim 
hochziehen schwerer auseinanderzogen, als auf der anderen Seite.
Das führte zu einer Verkantung in den Führungsschienen, die zwar nicht 
blockierte, aber eben schwergängiger machte.

Jens M. schrieb:
> Mal sehen, war eine verdammte Quälerei, da elfzehn Schichten Tapete
> und Farbe drüber..

Aufwand und Erfolgsaussichten sollten immer in einem gesunden Verhältnis 
stehen, wenn es nicht gerade das Lieblingshobby ist. :-)

Jens M. schrieb:
> In der Mitte des Antriebs ist ein Einpressstift, der ca. am Motorende
> sitzt.
> Das Drehende hat zwar Schrauben radial drin, ich kanns aber auch mit
> Gewalt nicht ziehen. Draufrumprügeln wollte ich nicht unbedingt, muss ja
> nicht mehr kaputt als nötig.
> Wie könnte man so einen Pressstift ziehen, ohne das er unbenutzbar wird?

Tja, wo man welche Gewalt ansetzen kann oder sollte, ist bei mir ein 
Hand-/Bauchgefühl, mit dem ich meistens(!) richtig liege.
Aber das ist als Ferndiagnose unmöglich.

Generell ist meine Meinung aber, dass eine Schraube, die mal 
eingeschraubt wurde, auch wieder rausgeschraubt werden kann.
Da Erhitzung hier nicht möglich ist, würde ich zum "besten" passenden 
Schraubenzieher oder Nuss greifen, und dieser/m mal einen heftigen, aber 
eben wohldosierten Hammerschlag versetzen.
Hätte ich Angst, damit das Rohr in ein Oval zu wandeln, kommt das Rohr 
in den Schraubstock oder zumindest kräftige Schraubzwinge.

Unter dem Begriff Pressstift ist vieles denkbar.
Unter meiner Vorstellung ist da das wenigste "ziehbar".
Entweder er schaut auf der anderen Seite wieder raus, dann per passenden 
Dorn rausschlagen (und dann ggf. auf der anderen Seite ziehen), oder er 
ist nur einseitig, dann geht nur Ausbohren.
Über eine spätere Unnutzbarkeit dieses Stiftes würde ich mir (vorerst) 
keine Gedanken machen.

Vorher würde ich lediglich versuchen, alle anderen beteiligten Teile als 
Fehlerquelle auszuschliessen.

von Jens M. (schuchkleisser)


Lesenswert?

Ralf X. schrieb:
> dass eine Schraube, die mal
> eingeschraubt wurde, auch wieder rausgeschraubt werden kann.

Das Wandende wird in das Metallrohr gesteckt und mit einer Made gegen 
rausrutschen gesichert. Rausdrehen, ziehen, Elektronik ist blank.
Das Wellenende ist dagegen ein Plastikstöpsel, der eben in der Mitte die 
Getriebewelle trägt, und in das Motorrohr gesteckt wird.
Drei Kreuzschlitz-"Holzschrauben" halten das ganze fest. Kann man viel 
einfacher lösen als die Made, die eine Klemmung ist, der Plastikstopfen 
bewegt sich aber nicht.
Daher meine Vermutung, das die ganze Motor/Getriebe-Kiste mit den 
Schrauben nur das Drehmoment auf das Motorrohr überträgt.

Ralf X. schrieb:
> Unter meiner Vorstellung ist da das wenigste "ziehbar".

Naja, kucktechnisch ein vernickelter Gnubbel auf dem angemalten 
Eisenrohr, der außen ein paar Zähne hat.
Bündig mit der Oberfläche und auch nur einmal sichtbar, nicht 
durchtreibbar.
Kann natürlich sein, das man den einfach reinkloppt und der dann lose da 
drinliegt und man den nachher wieder von außen einsetzen kann.

Ralf X. schrieb:
> Vorher würde ich lediglich versuchen, alle anderen beteiligten Teile als
> Fehlerquelle auszuschliessen.

I try my very best.

von Horst S. (petawatt)


Lesenswert?

Jens M. schrieb:
> Wie könnte man so einen Pressstift ziehen, ohne das er unbenutzbar wird?

Hab vor ca. 20 Jahren 9 Rademacher Antriebe eingebaut. So langsam gibt 
es Probleme: Antrieb brummt und läuft nicht an oder Endschaltpunkte 
werden überlaufen. Bisher habe ich noch alle reparieren können.
Die Kondensatoren waren alle in Ordnung. Hab den Pressstift um die 
Wandstärke des langen Rohres (Motorseite) hineingeschlagen. Dann das 
Getriebegehäuse (bei mir noch aus Aluguss) in Schraubstock eingespannt 
und das lange Rohr "drehend" abgezogen.
Im 3-stufigen Planetengetriebe wurden harte schwarze Krümel gefunden, 
die das Getriebe blockiert haben. Entweder verhärtetes Fett oder 
Trockenschmierung?
Nach Reinigung und Fettung läuft es wieder. Den Stift konnte man 
problemlos durchschlagen und erneut verwenden. Bei der Wiedermontage das 
Getriebe senkrecht einspannen. Das Zahnrad vom Motor will nur 
widerwillig in seine alte Position. Die Endschaltpunkte mussten neu 
eingestellt werden. Mit der Fettschmierung läuft der Antrieb etwas 
lauter. Das stört mich aber nicht.
Die neueren Antriebe können natürlich innen anders aussehen.

Grüße von petawatt

von Jens M. (schuchkleisser)


Lesenswert?

Danke, morgen bin ich wieder vor Ort, dann seh ich mir das mal an.

Du schreibst "Alugetriebegehäuse"... d.h. du hast an der Seite wo der 
Antrieb auf die Welle wirkt einen Metalldeckel?

von Horst S. (petawatt)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Horst S. schrieb:
> Hab vor ca. 20 Jahren 9 Rademacher Antriebe eingebaut

Muss mich korrigieren. Die Antriebe sind von Schellenberg. Es muss nur 
der Stift direkt am Getriebegehäuse hineingeschlagen werden.

Grüße von petawatt

von Jens M. (schuchkleisser)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Zwischenbericht für Leute, die evtl. ähnliche Probleme haben:
Also, es handelt sich um einen Rademacher RolloTube RTIM 20/16.

Die Einpressstifte (es sind 2, gegenüberliegend) halten nur einen 
Innendeckel, der als Verdrehschutz für den Stator dient. Der Stator ist 
eingepresst, den hab ich nicht rausbekommen, und der Deckel muss auch 
gar nicht raus.
Ich hab die Pins reingeprügelt, den Deckel gezogen und mich geärgert, 
denn der bringt nix und ist schwer rauszufummeln (und noch blöder wieder 
rein).
Ich hab an verschiedenen Stellen reingebohrt, original ist nur das Loch 
für die Kabel. Am sinnvollsten ist es, ein Loch in die Mitte zu bohren 
und den Deckel ansonsten drinzulassen.
Am Getriebedeckel die Kreuzschrauben lösen ist leicht, und die halten 
den ganzen Kram beieinander. Ich hab den Antrieb dann eingespannt und 
den Verdrehzapfen als Angriffspunkt für einen Schraubendreher genutzt um 
den schwarzen Enddeckel herauszubekommen.
Dann ist das Getriebe gleich mit rausgefallen, allerdings in 
Einzelteilen, und die weiße Außenhülle war noch im Rohr. Keine Ahnung 
warum die unten Zähne hat...
Dann hab ich vom Elektronikende auf die Rotorwelle gedrückt, und endlich 
lag die Pracht vor mir.
Hätte ich's vorher gewusst, hätte ich in den Innendeckel ein Loch 
gebohrt und einfach von hinten auf die Motorwelle gedrückt, denn im 
Stator ist ein Kugellager, das die Antriebseinheit am (im Foto rechten) 
Ende hält.
Drückt man da drauf, flutscht der ganze Kram raus.
Und da haben wir dann auch das Problem, so wie es oben angedeutet wurde: 
Der Rotor hat ne Bremse.
Die grüne Gummischeibe wird zwischen den beiden braunen Scheiben ein 
wenig eingeklemmt (die mit dem Schaft ist gefedert gelagert) und fasst 
mit den Zähnen in den gelblichen Getriebekopf.
Und die war schwergängig. Da war jede Menge Abrieb drin, und die 
Gummioberfläche war rau.
Ich hab den Abrieb entfernt und dann ein wenig PTFE-Trockenschmiwerstoff 
aufgetragen, nun geht der Rotor immer noch genug bremsend um den Behang 
zu halten, aber leicht genug das die Kiste ohne Fehler läuft. Zumindest 
für's erste.

Der Zusammenbau war dagegen ein Klacks.
Nach dem der Innendeckel wieder reingefummelt war (den man ja nicht 
entfernen muss), hab ich die Antriebseinheit wieder zusammengesteckt.
Auf der geschlitzten Rotorwelle sitzt ein Adapterstöpsel, der den 
Schlitz auf "inverses Zahnrad" übersetzt, und im Getriebe ist ein extrem 
langes Ritzel drin, das muss natürlich mit rein.
Auf der Rotorwelle sitzt am Innenende noch eine Feder, die ist nicht 
abgebildet, und drückt den Rotor gegen das Getriebe.

Ich hab den ganzen Kram hochkant am Antriebszapfen eingespannt und dann 
einfach das Außenrohr draufgesteckt, die Kreuzschrauben wieder rein und 
fertig.

Sollte die Bremse wieder Ärger machen, ist das Ding in wenigen Minuten 
offen und ich fette die Bremse. In dieser Anwendung kann der Behang 
nicht in der Mitte stehen bleiben, ein erhöhtes Haltemoment ist nicht 
nötig.
Da der Rotor fest mit dem Getriebe verbunden ist, wirkt eine lose Bremse 
nur auf den Stillstand in der Mitte des Verfahrbereichs.

von Ralf X. (ralf0815)


Lesenswert?

Jens M. schrieb:
> Zwischenbericht für Leute, die evtl. ähnliche Probleme haben....

Klasse, genau so sollte es sein:
Viele Vorschläge und Erfahrungen führen zu einem guten Endergebnis und 
der ehemalige Inhaber des Problems, stellt den Lösungsweg verständlich 
dar.
Prima!

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.