Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Eine Frage zum parametrischen CAD


von Peter G. (Gast)


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Hallo,

bei einem parametrischen CAD werden parallel zum Werkstück Verzeichnisse 
angelegt, in denen z.B. der Bohrungsdurchmesser und die Koordinaten 
einer Bohrung abgelegt sind. So kann man jederzeit diese Koordinaten 
ändern und dann ist die Bohrung wo anders. Oder man löscht das 
Verzeichnis und die Bohrung ist weg.

Wie verhält es sich nun, wenn man ein Werkstück importiert?
Dann existieren doch diese Verzeichnisse nicht - oder doch?

Ein Vergleich: Der Quellcode in Assembler besteht üblicherweise links 
aus Mnemonics und rechts aus Kommentierung. Nach dem Assemblieren 
erhalte ich Binärcode, Mnemonics und Kommentar sind weg. Nach einer 
Disassemblierung des Binärcodes ist die Mnemonics wieder da, aber der 
Kommentar fehlt. Der Quellcode ist zwar wieder da, aber eine Änderung 
ist wegen fehlendem Kommentar nicht/kaum möglich.

Verhält sich das bei einem Import in ein parametrisches CAD ebenso?

Peter

von Stefan M. (schwanzlurch)


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Hallo,

ich kann dir nicht folgen. Viele CAD unterstützen zwei Arten ein 
(Volumen) Modell zu erstellen:

- Primitive zu addieren bzw. subtrahieren: Einen Dünnen Zylinder von 
einm Dicken abziehen = Rohr (Voraussetzung beide Achsen fluchten)

- Skizzen zu extrudieren: In einer xy-Ebene einen Kreis Zeichnen, in z 
extrudieren. Das gleiche nochmal allerdings die erzeugte Gemoetrie als 
Abzugskörper = Rohr

Der Weg (s. oben) wie du dein Ziel erreichst wird in einer art Historie 
erfasst: Parameter sind hier u. ab die Durchmesser der Kreise und die 
Extrusionshöhe (Skizzenbasiert). Diese Parameter kannst du z. B. 
verknüpfen um die Rohrwandung immer einen bestimmten Betrag größer als 
die Bohrung zu halten oder einfach bestimmte Maß zu ändern. Was du mit 
"Verzeichnisse" meinst kann ich nicht verstehen.

Wenn du eine step Datei importierst hast du eine "dumme" Geometrie ohne 
Parameter und Historie. Diese beiden Dinge sind Softwarespezifisch und 
ohne spezialiserte Importschnittstelle kann Catia mit Creo- ode UG Daten 
nix anfangen. Step ist (unter anderen) ein Asutauschformat des 
eigentlich alle können (sollten).  Manche CADs können "Features" 
erkennen (Zylindrisches Loch = Bohrung) und sowas im Nachgang erstellen.

Das ist natürlich nur ein sehr rudimentärer Abriss.

von Toby P. (Gast)


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Peter G. schrieb:
> bei einem parametrischen CAD werden parallel zum Werkstück Verzeichnisse
> angelegt, in denen z.B. der Bohrungsdurchmesser und die Koordinaten
> einer Bohrung abgelegt sind. So kann man jederzeit diese Koordinaten
> ändern und dann ist die Bohrung wo anders. Oder man löscht das
> Verzeichnis und die Bohrung ist weg.

Das sind Eigenschaften von Teilen zueinander (eben parametrisch). Zum 
Beispiel zwei Bohrungen die den Abstand 10 haben sollen weil andere 
Teile sonst nicht passen. Wenn man die verschiebt bewegen Sie sich 
gleichzeitig und behalten den Abstand bei.

von Johannes S. (Gast)


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Peter G. schrieb:
> bei einem parametrischen CAD werden parallel zum Werkstück Verzeichnisse
> angelegt,

warum soll das über Verzeichnisse gehen? Ich benutze auch ein CAD das 
mit Parametern umgehen kann und diese werden über einen Dialog mit 
Beschreibung und Einheit angegeben. Wenn ich einen Parameter der in 
Benutzung ist löschen will, dann gibt es Mecker.

von Peter G. (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Wenn du eine step Datei importierst hast du eine "dumme" Geometrie ohne
> Parameter und Historie.

D.h. ich kann das Bauteil betrachten, kann aber keine Änderungen an dem 
Bauteil durchführen?

von Alex D. (alex_d36)


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Es ist genau wie du vermutest.
Wenn du von parametrische in klassisch via dxf exportiert, hast du die 
Zeichnung, aber keine Bezüge mehr. Du kannst die Zeichnung ändern, aber 
die Abhängigkeiten sind für immer weg.

von Peter G. (Gast)


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Alex D. schrieb:
> Wenn du von parametrische in klassisch via dxf exportiert, hast du die
> Zeichnung, aber keine Bezüge mehr.

Wie schaut es dann aus mit *.step oder *.iges?
Es gibt keinen Import, wo die Abhängigkeiten mit übertragen werden?

von Stefan M. (schwanzlurch)


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Peter G. schrieb:
> Alex D. schrieb:
>> Wenn du von parametrische in klassisch via dxf exportiert, hast du die
>> Zeichnung, aber keine Bezüge mehr.
>
> Wie schaut es dann aus mit *.step oder *.iges?
> Es gibt keinen Import, wo die Abhängigkeiten mit übertragen werden?

Warum probierst du es nicht einfach aus anstatt so viel zu fragen? 
FreeCad ist open Source und dürfte auf jedem gängigen OS laufen. Auf YT 
gib es tonnenweise Tutorials. Du solltest dir erstmal eine Grundlage 
schaffen. Dann kannst du weitere (sinnvolle) Fragen stellen.

von Johannes S. (Gast)


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Peter G. schrieb:
> Es gibt keinen Import, wo die Abhängigkeiten mit übertragen werden?

wie soll das gehen? Wenn in einem Bearbeitungsschritt ein Parameter 
benutzt wurde und dann noch zig weitere Schritte folgen, dann ist das 
die Fähigkeit des CAD Programms bei Änderung des Parameters alle 
Schritte wieder durchzuführen.
Die Exportformate können nur das Endergebnis beschreiben, aber nicht wie 
das Model entstanden ist. Darum gibt es ja die verschiedenen Formate der 
CAD Programme.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Beim parametrischen CAD sind die Operationen nicht (mehr) vertauschbar. 
Deswegen kann's nicht parametrisch exportiert werden.

von Toby P. (Gast)


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Peter G. schrieb:
> Wie schaut es dann aus mit *.step oder *.iges?
> Es gibt keinen Import, wo die Abhängigkeiten mit übertragen werden

Das sind Modellbeschreibungen. So wie eine Zeichnung das in 2D 
beschreibt. Da sind alle programmspezifischen Inhalte aufgelöst.

Wenn du mehr Austauschen willst muss dein Programm das Originalformat 
einlesen können.

von michael_ (Gast)


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Parametrisches CAD?
Nie gehört.
Aus welcher Ecke kommt der Begriff?
Dort, wo es auch Hochsetzsteller giebt?

Und natürlich gibt es Dateiformate, wo die "Parameter" erhalten werden.
Eigentlich bei allen 3D-CAD.

Das DXF gehört da nicht dazu. Das kann keine Echten Körper.

von Stefan M. (schwanzlurch)


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Das ist ein durchaus gängiger Begriff. Es gibt Modelierungsmöglichkeiten 
die ganz anders funtionieren als Skizzen zu extrudieren. Creo z. B. 
direkt Modelling, Catia V4 (schon lange Geschichte) war Feature basiert. 
In der Wikipedia unter CAD findest du mehr dazu.

michael_ schrieb:
> Parametrisches CAD?
> Nie gehört.
> Aus welcher Ecke kommt der Begriff?
> Dort, wo es auch Hochsetzsteller giebt?
>
> Und natürlich gibt es Dateiformate, wo die "Parameter" erhalten werden.
> Eigentlich bei allen 3D-CAD.
>
> Das DXF gehört da nicht dazu. Das kann keine Echten Körper.

von Peter G. (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> Die Exportformate können nur das Endergebnis beschreiben, aber nicht wie
> das Model entstanden ist.

OK, damit kann ich was anfangen. Wie geht man nun vor, wenn man nur 
solch ein fertiges Modell hat und doch etwas abzuändern wäre? Ist das 
dann wie ein PDF-Dokument, wo eine Änderung nicht möglich ist?

von Peter G. (Gast)


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michael_ schrieb:
> Und natürlich gibt es Dateiformate, wo die "Parameter" erhalten werden.

Wie jetzt, also doch?
Und wie heißen diese Dateiformate?

von Alex (Gast)


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Moin,

Diese ganzen "gängigen Formate" wie Step, Iges, Dxf sind alles schon 
"compilierte Programme" wo der Source, also die Parameter nicht mehr 
eindeutig zurückverfolgbar ist. Du kannst damit nur das fertige Modell 
oder bzw. fertige Zeichnung betrachten oder als "vorgegebenen Block" 
importieren.

"Parametische Dateiformate" wo die Zusammenhänge bleiben gibt es 
natürlich - es gibt aber kein "gängiges open source Format" dafür. 
Deswegen hat jede CAD Software eigentlich sein eigenes Format dafür. Das 
ist also das native Format in dem das jeweilige CAD seine Daten 
speichert.

Wenn du ein Modell in ein parametrisches CAD importierst, dann wohl von 
einem fremden Format. Wenn es eines der gängigen ist (Step, Dxf...), 
dann kann es keine Parameter importieren weil keine enthalten sind.
Importierst du in deinem parametrischen CAD dagegen ein 
parametrisches/natives Format eines anderen parametrischen CAD sind die 
Parameter zwar vorhanden aber es hängt vom Import ab, ob das Modell 
danach wieder richtig funktioniert und die Zusammenhänge stimmen.
Die meisten Hersteller veröffentlichen zu ihren Formaten keine 
Dokumentation. Deswegen haben die meisten anderen Hersteller wohl auch 
kein Interesse entsprechende Import-Plugins zu schaffen.

Ich hoffe die Infos helfen - die Fragestellung ist mehr als verwirrend.

schönen Gruß,
Alex

von Peter G. (Gast)


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Alex schrieb:
> Ich hoffe die Infos helfen ...

Die Infos halfen! Jetzt weiß ich punktgenau, was ich wissen wollte.
Und das, ohne ein Semester CAD belegen zu müssen.

Besten Dank!

von michael_ (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Das ist ein durchaus gängiger Begriff. Es gibt Modelierungsmöglichkeiten
> die ganz anders funtionieren als Skizzen zu extrudieren. Creo z. B.
> direkt Modelling, Catia V4 (schon lange Geschichte) war Feature basiert.
> In der Wikipedia unter CAD findest du mehr dazu.

Ach jaaa!
Ich habe es jetzt auch gesehen, Wikipedia.
Und alle schnattern es nach.

Der Begriff ist ohnehin nutzlos.
Denn das machen die 3D-CAD-Systeme ohnehin.

Systemübergreifend wird es nicht gehen.
Ein in Power-CAD eingelesenes DWG wird nicht alles umsetzen können, was 
eigentlich drinsteckt.

Alex schrieb:
> Diese ganzen "gängigen Formate" wie Step, Iges, Dxf sind alles schon
> "compilierte Programme" wo der Source, also die Parameter nicht mehr
> eindeutig zurückverfolgbar ist. Du kannst damit nur das fertige Modell
> oder bzw. fertige Zeichnung betrachten oder als "vorgegebenen Block"
> importieren.

Unsinn.
Wenn du das im Original-System aufmachst, hast du natürlich noch alles.
Dann erscheint die DIN-Schraube aus der Bibliothek wieder so, wie sie 
reinkonstruiert wurde.

DXF, wie gesagt nicht. Es gehört nicht in diese Gruppe.
Es ist nur ein Drahtmodell, kein Körper.

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