Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Stellenanzeige interpretieren


von Verworren (Gast)


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Hallo Leute,

in einem Stellenangebot als Junior Softwareentwickler wird davon 
gesprochen, dass man die „gängigen Architekturprinzipien“ anwenden 
können soll und „Erfahrung in Softwarearchitekturen“ mitbringen muss. 
Zudem sei DevOps know-how wichtig.

Was soll ich mir darunter genau vorstellen? Sind damit Broker pattern, 
Client-Server Architektur, Event-bus, Model-view-controller etc. 
gemeint? Bin unsicher was von mir im Bewerbungsgespräch erwartet wird. 
In der Beschreibung wird so einiges gefordert (Java, C#, JavaScript, 
Softwaretests etc.).

von Jens M. (schuchkleisser)


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Klassisches Bullshitbingo.
Die wollen einen Jungspund, der mit 15000€ p.a. zufrieden, gerade 4 
Wochen aus dem Studium und mit allen möglichen Kursen und Zertifikaten 
ausgestattet ist.
Außerdem wenn möglich 25 Jahre Berufserfahrung.

von Weich W. (Firma: Weichwarengesellschaft mbH) (hand_werker)


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Verworren schrieb:
> Was soll ich mir darunter genau vorstellen? Sind damit Broker pattern,
> Client-Server Architektur, Event-bus, Model-view-controller etc.
> gemeint? Bin unsicher was von mir im Bewerbungsgespräch erwartet wird.
> In der Beschreibung wird so einiges gefordert (Java, C#, JavaScript,
> Softwaretests etc.).

Was gefordert wird und wer dann hinterher eingestellt wird, sind zwei 
Paar Schuhe. Bewirb dich doch einfach, mehr als eine Absage kannst du 
nicht bekommen.
Ich arbeite derzeit auch bei einer Stelle, für die eigentlich ein Senior 
gesucht, aber nicht gefunden wurde.

: Bearbeitet durch User
von HR Pro (Gast)


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Jens M. schrieb:
> Klassisches Bullshitbingo.

Nein.
Das ist eine Stellenanzeige, die relativ viele buzzwords in den Text 
packt, so dass Du jede Menge Möglichkeiten hast, einen Bezug zwischen 
der Ausschreibung und Deinen Kompetenzen herzustellen. Du musst nicht 
alles zu 100% abdecken (das wäre sogar suspekt), aber ein paar Begriffe 
solltest Du aufnehmen können. Insofern ist der Begriff "bullshit-bingo", 
den ich persönlich nicht mag, nicht ganz verkehrt.

Wenn Du mit keinem der buzzwords etwas anfangen kannst, bist Du nicht 
der richtige Kandidat.

Es ist auch verkehrt, jetzt über das Gespräch nachzudenken. Der erste 
Schritt ist das Anschreiben. Das muss passen.

von Aalpaule (Gast)


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Verworren schrieb:
> Was soll ich mir darunter genau vorstellen?
Wenn du den Unterschied zw. Architekturpattern und Design Pattern nicht 
kennst bist du der falsche für den Job, ganz einfach.

Beitrag #6436033 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Анаболий (Gast)


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Anrufen und genau diese Fragen stellen...
Natürlich sollte CV schon griffbereit sein...
Viel Erfolg!

von A. S. (Gast)


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Eine Stellenanzeige ist ja auch immer Werbung des AG.

Niemand möchte sich die Blöße geben, dass dort erfahrene Leute 
pragmatisch mit gesundem Menschenverstand programmieren (und sich dort 
bedienen, wo es passt), dass Anforderungen gelebt und nicht nur 
kultiviert werden (eat your own dogfood), dass Innovationen von Menschen 
und nicht von Prozessen kommen.

Und deshalb wird jemand gesucht, der so arbeitet, wie es bei ihnen hätte 
sein sollen, nur das sie halt unsicher sind, wie das genau wäre.

von Joachim B. (jar)


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Jens M. schrieb:
> Klassisches Bullshitbingo.

ganz genau, da werden "buzzwords" in eine Stellenanzeige gekippt die der 
Beschreiber möglicherweise aufgeschnappt hat.
War in der Stellenanzeige auf meine Stelle genauso.
Da wird nichts spezifiziert, klar kann man sagen wird im 
Einstellungsgespräch spezifiziert, hat aber auch zur Folge das sich 
viele bewerben die dann doch nicht in Frage kommen also Absagen 
kassieren, was vermeidbar wäre.

von Rick M. (rick-nrw)


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Verworren schrieb:
> Was soll ich mir darunter genau vorstellen?

Das wissen die wohl auch nicht so genau!

Bewerbe Dich einfach, nicht über eine Absage wundern.
In einem Vorstellungsgespräch erfährst du wenn mehr.
Du darfst in einem Vorstellungsgespräch auch, vielen Dank, aber ich 
glaube wir passe nicht zusammen sagen.

Beitrag #6436277 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Jo S. (Gast)


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Joachim B. schrieb:
> hat zur Folge, dass sich viele bewerben

Das kann Absicht sein.  ;)

von Jo S. (Gast)


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Rick M. schrieb:
> Verworren schrieb:
>> Was soll ich mir darunter genau vorstellen?
>
> Das wissen die wohl auch nicht so genau!

Das wissen die ganz genau.

von ;) (Gast)


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Weich W. schrieb:
> Bewirb dich doch einfach, mehr als eine Absage kannst du
> nicht bekommen.

Aber man daraus trotzdem seinen Nutzen ziehen.
Die Buzzwords = Junior/Senior implizieren eine Ungleichbehandlung
und es kann bei Absage eine Entschädigung (ca. zwei - drei 
Brutto-Vergleichsgehälter) eingefordert werden. Dergleichen ist schon 
mal gerichtlich geklärt worden.

https://www.ra-kotz.de/stellenausschreibung_benachteiligung_aelterer_bewerber.htm

Ob andere Gerichte in vergleichbaren Fällen ähnlich urteilen, muss
man ausprobieren. Rechtsschutz sollte man dabei schon haben.

von Jo S. (Gast)


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HR Pro schrieb:
> Jens M. schrieb:
>> Klassisches Bullshitbingo.
>
> Nein.
> Das ist eine Stellenanzeige, die relativ viele buzzwords in den Text
> packt,

Das sind Fachbegriffe, aber keine buzzwords.
"Lowperformer" wäre z.B. ein buzzword, nicht nur hier im Forum.  ;)

> so dass Du jede Menge Möglichkeiten hast, einen Bezug zwischen
> der Ausschreibung und Deinen Kompetenzen herzustellen.

Das glaub ich auch. Vermutlich suchen die mehrere Leute, die jeweils 
Erfahrungen mit unterschiedlichen Architekturen haben. Die ungenaue 
Beschreibung in der Anzeige würde ich auch als Chance betrachten. 
Trotzdem würde ich vorher bei der Firma anrufen und mich möglichst beim 
Fachvorgesetzten erkundigen.

> Du musst nicht alles zu 100% abdecken (das wäre sogar suspekt),

Gut, daß Du das anmerkst, denn viele von uns "Technikern" haben die 
falsche Vorstellung, daß man alle Anforderungen erfüllen müsse, daß das 
quasi Minimalforderungen seien und darüber hinaus müsse man noch viel 
mehr Können. Selbstverständlich ist das unsinnig und das erwartet auch 
kein Unternehmen, weil unrealistisch. Der oft genannte Unsinn, Firmen 
würden bei einem 24-jährigen Bewerber mindestens 25 Jahre 
Berufserfahrung voraussetzen, resultiert hieraus - wenn auch ironisch 
übertrieben. Trotzdem ist das unser Menschentypus, den auch jeder 
Personaler kennt. Andere Berufsgruppen haben ein viel höheres 
Selbstvertrauen.

> aber ein paar Begriffe solltest Du aufnehmen können.

Bei der Liste der Anforderungen haben die Erstgenannten höchste 
Priorität. Fachkenntnisse und Berufserfahrung (wenn gefordert) sind dann 
unablässige Bedingungen. Wenn man die nicht hat, ist eine Bewerbung 
aussichtslos.

Man muß auch zwischen "muß", "soll" und "gefordert" und "wünschenswert" 
unterscheiden.

Beispiel: "Der Bewerber muß gute Kenntnisse der gängigen 
Architekturprinzipien nachweisen können. Wünschenwert sind 2 bis 3 Jahre 
praktische Erfahrung."

Der "Verworrene" hat nun hoffentlich mehr Klarheit gewonnen.  ;)   :)

Uns allen wünsche ich einen sonnigen Sonntagnachmittag.  ;)

Jo S.

von Jo S. (Gast)


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Weich W. schrieb:
> Bewirb dich doch einfach, mehr als eine Absage kannst du
> nicht bekommen.

Doch, im günstigen Fall eine Zusage.  ;)   :))

von Jo S. (Gast)


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Анаболий schrieb:
> Anrufen und genau diese Fragen stellen...

Richtig!

> Natürlich sollte CV schon griffbereit sein...

... oder man kennt den Inhalt auswendig   ;)   :)

Noch ein Hinweis: Nicht Mut antrinken, 2 Promille sind viel zu viel.  :)

von Jo S. (Gast)


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A. S. schrieb:
> Eine Stellenanzeige ist ja auch immer Werbung des AG.
>
> Niemand möchte sich die Blöße geben, dass dort erfahrene Leute
> pragmatisch mit gesundem Menschenverstand programmieren (und sich dort
> bedienen, wo es passt), dass Anforderungen gelebt und nicht nur
> kultiviert werden (eat your own dogfood), dass Innovationen von Menschen
> und nicht von Prozessen kommen.
>
> Und deshalb wird jemand gesucht, der so arbeitet, wie es bei ihnen hätte
> sein sollen, nur das sie halt unsicher sind, wie das genau wäre.

äähhh ... meiner Meinung nach nicht zielführend

Übrigens, "zielführend" ist ein buzzword.  :)

Ich meine, das wäre eher Abschreckung als Werbung. Es müßte sich bei der 
Firma um einen totalen Chaotenladen handeln.

von Jo S. (Gast)


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;) schrieb:
> Aber man daraus trotzdem seinen Nutzen ziehen.
> Die Buzzwords = Junior/Senior implizieren eine Ungleichbehandlung
> und es kann bei Absage eine Entschädigung (ca. zwei - drei
> Brutto-Vergleichsgehälter) eingefordert werden. Dergleichen ist schon
> mal gerichtlich geklärt worden.

Na, na, na ...

Die Begriffe Senior und Junior beziehen sich nicht auf das Lebensalter, 
sondern auf die Berufserfahrung. Und Berufserfahrung ist eine 
berechtigte Forderung eines Arbeitgebers. Also nix mit Diskriminierung.

Und noch was: Als Bewerber sollte man nicht das primäre Ziel verfolgen, 
Geld heraus zu schinden. Solche Charaktere sind leicht zu durchschauen 
und will mein Unternehmen bei sich haben. Diese lehnt man ab, 
selbstverständlich wegen fehlender Erfahrung und nicht wegen dem Alter. 
;)   :)  Fair bleiben zahlt sich langfristig aus.

von A. S. (Gast)


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Jo S. schrieb:
> Ich meine, das wäre eher Abschreckung als Werbung. Es müßte sich bei der
> Firma um einen totalen Chaotenladen handeln.

Was wäre eher Abschreckung? Wie es in der Anzeige des TOs steht oder 
wenn sie schreiben, was einen erwartet und was die Firma auf 
Wachstumskurs gebracht hat.

von Jo S. (Gast)


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A. S. schrieb:
> Und deshalb wird jemand gesucht, der so arbeitet, wie es bei ihnen hätte
> sein sollen

oder habe ich dich falsch verstanden?

von Jo S. (Gast)


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Übrigens, A.S., arbeitest du in der CH, Basel?

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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Womöglich wollen die Ihr Bewerberdatenbak auffüllen , auf alle Fälle !

Passiert des öfteren !

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