Hallo alle zusammen, seit neustem erledige ich für verschiedene Firmen Hochfrequenzlayouts und Antennensimulationen im Frequenzbereich von 30GHz bis 100GHz. Ich stehe jetzt vor dem Dilemma wie ich die Stunden abrechne. Nehmen wir ein Beispiel: Ich Entwickle eine simple inset gespeiste Patchantenne bei 100GHz für einen Kunden. Der Aufwand der Strukturgenerierung liegt bei ca. 30min. Die Simulationszeit bei 2h bis die Antenne final sitzt. Anschließend noch Gerberexport und Dokumentation mit gesamt 1h. Damit liegt der Gesamtaufwand bei 3,50h. Ist das realitätsnah? Was mir sorgen bereitet ist die Abrechnung der 2 Stunden Simulationszeit. In dieser Zeit mache ich theoretisch wenig. Ich überprüfe hin und wieder für 3 Minuten die Simulationsdaten, bessere nach und die Kiste rechnet anschließend wieder allein vor sich hin. Wie rechne ich diese 2 Stunden ab? Anzumerken ist hierbei noch das die Software wie auch der Rechner von der Firma gestellt wird, für die ich das Projekt erledige. Also das Argument Strom und Softwarekosten kann ich in die 2h nicht mit einbeziehen. Vielen Dank für eure Unterstützung :) Beste Grüße euer Freiberufler
Ich würde 3,5h verrechnen. Bei Nachfrage mit dem Argument, dass du dir ja während der Simulation auch Gedanken über Optimierungen machst. Als Auftraggeber wäre mir das lieber als du machst nebenbei etwas anderes und musst dich dann mehrmals erst wieder neu reindenken. Wenn dir das nicht behagt, dann würde ich trotzdem 3,5h abrechnen aber 2 Stunden davon mit reduzierem Stundensatz. Allerdings rechnet ein Programmierer auch nicht nur die Zeit für Tastaturbestätigungen ab. Wenn die Simulation zwei Tage durchläuft ist es etwas anderes, aber wenn du zwei Stunden lang dabeisitzt dann ist das Arbeitszeit.
Vielleicht kennst Du die Geschichte von dem Automechaniker und dem Mann der auf der Straße liegen geblieben ist: Der Mechaniker kommt, schaut, nimmt ein Hämmerchen und eine verklemmte Mechanik geht wieder. "100 Mark" - "Was? Für 1 Mark hätte ich selber mit dem Hammer drangehen können" - "Ja, 1 Mark für das Hämmern. Aber 99 Mark für das gewußt wo!" ... Wie Du Dein Know-How in diesem speziellen Bereich einschätzen mußt weißt Du selber, abseits von berechneten Stunden!
Super, vielen Dank für eure Einschätzung. Ich weiß nicht, ob ihr auch Freiberuflich unterwegs seid. Ich für meinen teil bin derzeit direkt von der Uni (Master) ins freiberufliche Leben gerutscht. Das hat sich aufgrund verschiedener Gegebenheiten ergeben. Diesbezüglich ist das alles noch ein wenig „Neuland" für mich. Ich habe gelesen das man als Freiberufler zwischen 70 und 100 Euro verlangen darf, ohne frech zu sein. Wie sieht es aus, wenn man lediglich seine erbrachte Leistung honoriert haben möchte. Wie oben erwähnt habe ich keinerlei kosten bezüglich Simulationssoftware und Equipment. Da kann ich ja dann keine 70Euro verlangen. Das wäre denk ich unverschämt. Was meint ihr, welcher Betrag ist gerechtfertigt?
Beitrag #6436589 wurde von einem Moderator gelöscht.
Von 70€ wirst du als Frreiberufler dauerhaft nicht leben können. Allerdings darfst du für 70€ gerne die vollen 3,5 Stunden ansetzen. Bei einem realistischen Stundensatz wäre das unverschämt. Die Software laufen zu lassen ist nämlich keine Arbeitszeit. Wenn du nebenbei nichts anderes machen kannst, bist du schlecht organisiert oder hast zu wenig Aufträge, beides nicht das Problem deines Kunden. Letztlich alles eine Frage von Angebot und Nachfrage. Wenn du 3,5 Stunden für eine Aufgabe berechnest, die andere in 1,5 Stunden erledigen, bist du bald weg vom Fenster. Gerade in der Anfangsphase solltest du eher bescheiden abrechnen. Wenn du mal gut bist und die Kunden wissen, was sie an dir haben, kannst du dreister werden.
Bei allem Tiefstapeln hier: Du hast Expertenwissen! Sei dir dessen bewusst. Die korrekte Bedienung von GHz-Antennendesignsoftware ist alles andere als trivial - auch wenn du das sündhafte Zeugs nicht selber gekauft hast. Das was dir leicht von der Hand geht, kann einem anderen graue Haare wachsen lassen bei tagelangem Herumprobieren. Du bist fit in der Software, frisch vom Studium. Einen Mitarbeiter müssen sie erst auf einen teuren Lehrgang schicken. Ich würde in jedem Fall schon mal 4h verrechnen. Was ist schon ein halber Tag mit voriger Diskussion, was die Leute wollen, bis zur abschließenden Doku? Von mir aus mit anfangs einem Einstiegsgehalt von €70. €280 netto für ein fertiges Ergebnis sind da absolut läppisch! Das kannst du später gerne deutlich erhöhen, wenn dein/deine Auftraggeber immer wieder kommen. Und das werden sie, wenn du alles richtig gerechnet hast!
Philipp schrieb: > Von 70€ wirst du als Frreiberufler dauerhaft nicht leben können. > Allerdings darfst du für 70€ gerne die vollen 3,5 Stunden ansetzen. Bei > einem realistischen Stundensatz wäre das unverschämt. Die Software > laufen zu lassen ist nämlich keine Arbeitszeit. Wenn du nebenbei nichts > anderes machen kannst, bist du schlecht organisiert oder hast zu wenig > Aufträge, beides nicht das Problem deines Kunden. > Letztlich alles eine Frage von Angebot und Nachfrage. Wenn du 3,5 > Stunden für eine Aufgabe berechnest, die andere in 1,5 Stunden > erledigen, bist du bald weg vom Fenster. Gerade in der Anfangsphase > solltest du eher bescheiden abrechnen. Wenn du mal gut bist und die > Kunden wissen, was sie an dir haben, kannst du dreister werden. Ok, was wäre denn ein realistischer Stundensatz? Aufgabe ist ja bekanntlich der Entwurf von mmW-Antennen. Wie sieht der theoretisch realistische Stundensatz aus wenn der Auftraggeber das Equipments und die Software stellt?
Ehrlich gesagt würde ich es anders machen. Den Kunde interessiert doch nur der Endpreis. Schreibe einfach hin 1 x Entwurf, Simulation etc. für xxx €. Und mach es nicht zu preiswert. Das ist echtes Expertenwissen was du hast und das kannst du dir auch entsprechend bezahlen lassen.
Freiberufler schrieb: > Ok, was wäre denn ein realistischer Stundensatz? Aufgabe ist ja > bekanntlich der Entwurf von mmW-Antennen. Ich kenne dieses Fachgebiet nicht, aber alle Ingenieursdienstleistungen, die wir in Anspruch nehmen oder abrechnen, liegen fast ausnahmslos von 150-250€ mit einem deutlichen Peak um 200€. Aber in dem Bereich musst du dann auch konkurrenzfähige Performance und Ergebnisse bringen. Wenn du selbst noch hochpreisige Software stellts, kannst du die Anschaffungskosten anteilig einpreisen. Und jetzt frag nicht, wie das geht.
Freiberufler schrieb: > Ich habe gelesen das man als Freiberufler zwischen 70 und 100 Euro > verlangen darf, ohne frech zu sein. Wie sieht es aus, wenn man lediglich > seine erbrachte Leistung honoriert haben möchte. Wie oben erwähnt habe > ich keinerlei kosten bezüglich Simulationssoftware und Equipment. Da > kann ich ja dann keine 70Euro verlangen. Das wäre denk ich unverschämt. 70€ ist für einen Experten die untere Grenze. Vielleicht 68, wenn Du dich besser fühlst. Und wenn Du noch Zeugs oder SW mitbringst, dann kostet das extra. Und bei den 2h: kannst Du da ernsthaft 1h am Stück den Raum verlassen und spazieren gehen? Dann kannst Du überlegen, bei 9h vor Ort das irgendwie als Pause zu verrechnen und nur 8h zu verlangen. Bei 3.5h rechne eher 4 und gut ist.
Vielen Dank euch allen. Das hat mir sehr weitergeholfen :) P.s: Falls jemand eine Antenne oder ein Hochfrequenzlayout braucht, wisst ihr wo man mich findet :D
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Freiberufler schrieb: > Damit liegt der > Gesamtaufwand bei 3,50h. Ist das realitätsnah? Das ist sicherlich fair und angemessen. > Was mir sorgen bereitet ist die Abrechnung der 2 Stunden > Simulationszeit. In dieser Zeit mache ich theoretisch wenig. Ich bin ebenfalls in der Simulationsdienstleistung tätig, allerdings mit komplexeren Modell und längeren Rechenzeiten. Abgerechnet wird dann die Arbeitszeit, die tatsächlich aufgewendet wird. Reine Simulationszeit zählt normalerweise nicht dazu, wenn das so lange Zeiträume sind daß man die Zeit sinnvoll anders nutzen kann. Aber bei 3,5h sehe ich das als unkritisch. Viele Grüße Volker
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