Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Thermische Analyse / Wärmesimulation mit Spice


von U.G. L. (dlchnr)


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Hat schon mal jemand versucht, eine Thermische Analyse bzw. 
Wärmesimulation mit Spice (z.B. TI Tina oder LT Spice) durchzuführen?

Hat das funktioniert oder sind dabei Probleme aufgetreten?

Kann jemand diesbezüglich Tips geben?

Wie sind am sinnvollsten
K/W (Absoluter Wärmewiderstand) in Ohm (mOhm, Ohm, kOhm, MOhm),
K (Temperaturdifferenz) in Volt (mV, V, kV)
W (Wärmestrom) in Ampere (mA, A, kA)
MJ/K (Wärmekapazität) in Farad (pF, nF, uF, mF, F, kF)
und
W/(m K) (Wärmeleitfähigkeit) in A/(m V) (...)
umzusetzen?

Thx

von blubb (Gast)


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Ich meine in den LT spice Beispielen sei was dabei gewesen. Eventuell 
auch mal in der Hilfe nachschauen..

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Ich glaube, dass ich das vor langer Zeit mal gemacht zu haben, aber egal 
- in Grenzen, die dir wahrscheinlich bekannt sind, geht das natürlich. 
Es sind die gleichen Formeln.

Aber insbesondere bei Ausbreitung der Wärme in Körpern kann ein 
einfaches Modell mit diskreten Elementen nicht nicht ausreichend sein. 
Dann muss man mit so vielen diskreten Elementen, also ein bis zu 
3-dimensionales Netz von R/C-Kombinationen, sich der Realität annähern, 
wie es der Wunsch an die Genauigkeit erfordert.

Außerdem ist der Wärmeaustausch zwischen festen Stoffen und 
Flüssigkeiten und Gasen ("Kühlkörper") mit großer Wahrscheinlichkeit zu 
komplex für ein vernünftiges Ergebnis.

Es gibt solche Wärmesimulatoren, incl. Luftströmungseffekten, aber ob 
als Freeware oder wenigsten im Hobbybereich erschwinglich, weiß ich 
nicht.

von Lutz V. (lvw)


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Vor mehr als 20 Jahren habe ich mal ein SPICE-Modell für einen 
NTC-Widerstand entworfen (wurde damals in EDN unter "Design Ideas" 
veröffenticht).
Das Prinzip war folgendes (ich weiß aber nicht, ob das hilfreich für 
Dich sein kann):
* Der Gesamtwiderstand wurde gebildet durch die Reihenschaltung von 
Nennwiderstand (bei Normaltemp.) und Zweipol-Ausgang einer 
spannungsgesteuerten Spannungsquelle (ABM-modell), welche gesteuert 
wurde (e-Funktion) durch zwei Eingangsspannungen, die ein Maß sind für 
(a) die Umgebungstemperatur bzw. (b) die umgesetzte Leistung.

* zu (a): Das ist eine Stromquelle mit dem Wert der Umgebungs.temp., 
welche auf einen Festwiderstnd arbeitet.
* zu (b): Auch ein ABM-Modell für eine Spannungs-gesteuerte STROMquelle, 
welche als Eingang die aktuelle Spannung über den NTC-Widerstand und 
eine dem fließenden Strom proportional Spannung erhält. Der 
Ausgangsstrom (prop. zum Produkt beider Eing.größen) arbeitet auf einen 
Widerstand Rth (therm. Wid) und einen Kondensator Cth (Wärmekap.) und 
erzeugt so eine Spannung, die - ja nach Rth und Cth - der 
Wärmeentwicklung durch die umgesetzte Leistung entspricht.
_________________
Ich muss mal suchen, ob ich das Blockschaltbild für den SPICE-Code noch 
finde...(falls Du Interesse hast)

: Bearbeitet durch User
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Prinzipiell ist das kein Problem, es gibt zwei Varianten der Simulation:

Variante 1
Die Entropie S entspricht der elektrischen Landung
Der Entropiestrom entspricht dem elektrischen Strom I.
Die Temperaturdifferenz entspricht der elektrischen Spannung U

Die zugehörigen Bauelemente R und C ergeben sich dann aus den 
zugehörigen konstitutiven Gesetzen, also:
R = Temperaturdifferenz / Entropiestrom
C = Entropie / Temperaturdifferenz
Eine thermische Induktivität existiert nicht, da sie dem 2. HS 
widerspricht.
Als Einheiten sind natürlich immer SI-Einheiten zu verwenden, also
[T] in Kelvin analog [T] in Volt
[S] in J/K analog [S] in As
Entropiestrom in J/(K*s) analog in A
[C] in J/k²
[R] in K²*s/J

Die Variante 1 hat den Vorteil, dass über einem thermischen widerstand 
dann auch eine Leistung P in Watt abfällt. Allerdings muss aus Gründen 
des 2. HS beachtet werden, dass die Entropie mit fallendender Temperatur 
zunimmt.

Variante 2
Die Wärme Q entspricht der elektrischen Landung
Der Wärmestrom entspricht dem elektrischen Strom I.
Die Temperaturdifferenz entspricht der elektrischen Spannung U

Die zugehörigen Bauelemente R und C ergeben sich dann aus den 
zugehörigen konstitutiven Gesetzen, also:
R = Temperaturdifferenz /Wärmestrom
C = Wärme / Temperaturdifferenz
Eine thermische Induktivität existiert nicht, da sie dem 2. HS 
widerspricht.
Als Einheiten sind natürlich immer SI-Einheiten zu verwenden, also
[T] in Kelvin analog [T] in Volt
[Q] in J analog [S] in As
Wärmestrom in J/s analog in A

Der Nachteil bei dieser Betrachtungsweise ist, dass der Wärmestrom die 
Einheit einer Leistung hat. Damit fällt über einen so definierten 
thermischen Widerstand keine Leistung ab, sondern eine Größe mit der 
Einheit W*K!

Dennoch sind beide Varianten unter der Beachtung der beschriebenen 
Randbedingungen machbar. Im Anhang mal die Simulation eines thermischen 
Widerstandes nach Variante 1.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Anbei mal eine Übersicht über alle Größen und Einheiten.

von Michel M. (elec-deniel)


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von steinkamp.mail@t-online.de (Gast)


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Als Leser dieses Threads:
 Danke, für die Referenzen.
( Gottfried Falk s Bücher hatte ich mal
gelesen. Maxell ... )

Schönen Abend
Dirk St.

von U.G. L. (dlchnr)


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Möchte mich mal für die bisherigen Antworten bedanken,
weitere Anregungen sind natürlich willkommen.

Es geht darum, in einem Gerät einige Hotspots zu beseitigen.
Dazu wollen wir duch Messungen und berechnungen zu einem roben
Model kommen, mit dem wir dann Simulieren können, welche Maßnahmen
wohl zu welchen Effekten führen, um letzlich zu einer kostengünstigen
Lösung zu kommen.

Werde mich jetz erst einmal in die verlinkten PDFs einarbeiten -
ich denke, dann werden noch etliche Fragen auftauchen.

und wie gesagt, weitere Hinweise werden gerne zur Kenntnis genommen.

von Wolfgang (Gast)


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U.G. L. schrieb:
> Möchte mich mal für die bisherigen Antworten bedanken,
> weitere Anregungen sind natürlich willkommen.

Bei so einer Problemstellung würde ich doch eher mit einem Programm zu 
Berechnung mit finiten Elementen ran gehen (z.B. FEMM) ran gehen, statt 
mit LTSpice
http://www.femm.info/wiki/HeatFlowTutorial

von Michel M. (elec-deniel)


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Wolfgang schrieb:
> U.G. L. schrieb:
>> Möchte mich mal für die bisherigen Antworten bedanken,
>> weitere Anregungen sind natürlich willkommen.
>
> Bei so einer Problemstellung würde ich doch eher mit einem Programm zu
> Berechnung mit finiten Elementen ran gehen (z.B. FEMM) ran gehen, statt
> mit LTSpice
> http://www.femm.info/wiki/HeatFlowTutorial

suche noch hierzu eine gute Seite zur Einarbeitung ?!

von Alex (Gast)


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U.G. L. schrieb:
> Hat schon mal jemand versucht, eine Thermische Analyse bzw.
> Wärmesimulation mit Spice (z.B. TI Tina oder LT Spice) durchzuführen?

Ja, hier:
https://www.youtube.com/watch?v=5CcDjbdaAM8&feature=youtu.be

Gruß,

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