Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Auswahlhilfe Aluminiumlegierung


von Peter L. (oe6loe)


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hallo,

will mal in die Runde fragen, welche Alulegierung lässt sich noch 
einigermaßen gut fräsen (Käsefräse) und kanten.
Normalerweise schließen sich beide Anforderungen ja gegenseitig aus, ich 
habe oft Teile, die ich zuerst Konturfräse und dann biege.
Benötigigt wird hauptsächlich Blech 2 oder 3mm.
Beim Fräsen mit Spiritus kühlen, mach ich natürlich.
Was sind eure Erfahrungen?



LG Peter

von WerWieWas (Gast)


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Schau doch einfach ins Tabellenbuch Metall. Da stehen gängige 
Legierungen mitsamt Einsatzgebieten und Bearbeitungsmitteln.

von Mork (Gast)


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Ich arbeite überwiegend mit AlMg3.
Das lässt sich gut schweißen, biegen, fräsen und am Ende auch 
eloxieren...

von Peter L. (oe6loe)


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@WerWieWas... darin stehen auch Anwendererfahrungen? (Stichwort 
Käsefräse)  interessant

von OldMan (Gast)


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Peter L. schrieb:
> @WerWieWas... darin stehen auch Anwendererfahrungen? (Stichwort
> Käsefräse)  interessant

Steht da tatsächlich drin, wenn man sich die Mühe und dort reinschaut. 
Er spricht aber nicht von Büchern aus dem letzten Jahrhundert.
DuckDuckGo hilft auch.
AlMg3 ist prima. Hat jedoch heute eine andere Bezeichnung.

von Dieter W. (dds5)


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OldMan schrieb:
> AlMg3 ist prima. Hat jedoch heute eine andere Bezeichnung.

AlMg3 ist durchaus noch eine gängige Bezeichnung.
Das gleiche Material kennt man auch als AW5754 oder (seltener) 3.3535.
Kann manchmal auch mit gelber Farbe markiert sein.

Auch gut geeignet ist AlMg4,5Mn, das ist etwas fester, lässt sich aber 
trotzdem noch gut fräsen. Andere Bezeichnug dafür AW5083 oder 3.3547.

von Matthias L. (limbachnet)


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von Nick M. (Gast)


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Genau, AlMg3 ist das typische leicht erhältliche Alublech. Allerdings 
bricht es wenn man 3 oder mehr mm Blechdicke längs zur Faser biegen 
will.
AlSi0.5 ist auch üblich, deutlich weicher, schlechter zu fräsen aber gut 
zu biegen.

Aber was willst du denn biegen und fräsen? Frontplatten / Gehäuseteile?

von Peter L. (oe6loe)


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danke für die Anregungen!
Ich habe heute z. B. eine Halterung für einen Schrittmotor gefräst, die 
auf eine Grundplatte geschraubt wurde, mit Halterung für 
Näherungsschalter.
Ca 20x 7cm und 2x gekantet.
Sind immer wieder Teile für Prototypen oder Testgeräte.
Oft mit dem 3D Drucker, aber wenns schnell gehen soll und etwas stabiler 
sein soll aus Alu.

von Interessierter (Gast)


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- Ist das eine CNC-Fräse oder eine konventionelle Fräse?
- Wie spannst Du das Blech?

Hintergrund: Ich habe eine konventionelle Fräse und komme mit 
blechfräsen nicht gut klar bzw. finde das ziemlich nervig.

von Peter L. (oe6loe)


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es ist eine CNC Fräse im mittleren Preissegment (ca 3k bei 100cm x 60cm)
Gespannt wird auf Nutentisch, als Unterlage  eine MDF Platte.
Arbeite in der Regel mit einem 2mm Fräser.
Frästiefe pro Durchgang 1mm, und vieeeel Alkohol zum Kühlen.

: Bearbeitet durch User
von L. H. (holzkopf)


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Peter L. schrieb:
> Sind immer wieder Teile für Prototypen oder Testgeräte.
> Oft mit dem 3D Drucker, aber wenns schnell gehen soll und etwas stabiler
> sein soll aus Alu.

Wenn Du schon Al einsetzt, könntest Du Dich auch bzgl. Materialauswahl 
auf die Hauptvorteile, z.B. sehr gut fräsbar, konzentrieren.
Denn eine gewisse Sprödigkeit beim Biegen kannst Du allemal mit entspr. 
Biegeradien kompensieren.

von Peter L. (oe6loe)


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für unterschiedliche Biegeradien fehlt mir das Werkzeug, hab nur eine 
kleine Abkantvorrichtung, Biegeradius max 1mm

von W.S. (Gast)


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Peter L. schrieb:
> Benötigigt wird hauptsächlich Blech 2 oder 3mm.

Meine Erfahrungen mit Alu-Blech sind miserabel. Das kommt hauptsächlich 
daher, daß gewöhnlich angebotenes Blech eben irgend etwas ist und der 
Verkäufer selbst oft nicht wirklich weiß sondern nur glaubt, was das 
für eine Legierung ist. Bei reinem oder fast reinem Alu kann man machen 
was man will, ich hatte neulich trotz fabrikfrischem 4mm Einzahn 
Aufwerfungen ohne Ende. Wer stanzen kann, ist da fein raus, aber mit 
einer gewöhnlichen Fräse kriegt man Pickel. OK, vielleicht würde eine 
Oberfräse für Holz mit einem Einzahn und 35000 rpm gehen. Aber 
Metallerei freihand? Ieks.

W.S.

von Olaf (Gast)


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> Bei reinem oder fast reinem Alu kann man machen
> was man will, ich hatte neulich trotz fabrikfrischem 4mm Einzahn
> Aufwerfungen ohne Ende.

Womit schmierst du denn? Ich nehme Brennspritus und hab in der Regel
keine allzu grossen Probleme. Auch wenn es sicherlich besser und
schlechter fraesbares Alu gibt!

Olaf

von Nick M. (Gast)


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Ich hab absolut keine Ahnung, warum Leute Alkohol zum schmieren 
verwenden. Scheinbar sind die Feuer und Flamme wenn sie benebelt sind.

Neben Kühlschmierstoff funktioniert WD40 (ja, dieser Dreck der zu nichts 
wirklich zu gebrauchen ist) sehr gut für Alu.
Wer sich weigert WD40 zu kaufen (ich) kann auch Petroleum verwenden. Ich 
nicht, hab KSM, Petroleum kommt bei mir ins Spindellager der 
Flachschleifmaschine.

von Walter T. (nicolas)


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Ich habe mich damit abgefunden, dass es für mich die passende 
Alu-Legierung, die sich gleichzeitig gut kanten, fräsen und feilen 
lässt, nicht gibt, und halte eine Auswahl von Winkelprofilen in der 
Werkstatt bereit.

Für größere Biegeradien (> 50 mm) habe ich mit stinknormalem AlMgSi05 
gute Erfahrungen gemacht.

: Bearbeitet durch User
von Olaf (Gast)


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> Ich hab absolut keine Ahnung, warum Leute Alkohol zum schmieren
> verwenden.

Weil es gut funktioniert und spaetestens wenn du nach dem Fraesen
einmal mit dem Lappen drueber geputzt hast ist dein Teil sauber.

> Scheinbar sind die Feuer und Flamme wenn sie benebelt sind.

Du sollst das nicht trinken. .-) Also wenn ich mir hier was fraese
dann troepfel ich da ab und an mit einer Pipette ein kleines bisschen
drauf. Verbrauch so 1/10 eines Schnapsglases. So eine 1l Flasche
Brennspiritus haelt bei mir 5-10Jahre.
Ich hab hier kein Bearbeitungszentrum wo das volle Kanne aus einer
dicken Duese auf das Werkzeug gespritzt wird.

> Neben Kühlschmierstoff funktioniert WD40 (ja, dieser Dreck der zu nichts
> wirklich zu gebrauchen ist) sehr gut für Alu.

Stinkt dir die Bude zu, hoeherer Verbrauch weil du das aus der Dose 
spritzt, teurer. Du musst die Teile hinterer aufwendiger reinigen um das 
Zeug weg zu bekommen. Oh und deine Fraese ist danach natuerlich auch 
eine Petroleumbude die du toll reinigen darfst.

Aber klar, ab einem gewissen Profilevel ist das natuerlich quatsch und 
man verwendet die uebliche Bohremulsion die man dann auch einmal im 
Monat austauscht. Aber als kleiner Gelegenheitsfraeser wuerd ich mir 
sowas nicht antun.

Olaf

von Nick M. (Gast)


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Olaf schrieb:
> Stinkt dir die Bude zu, hoeherer Verbrauch weil du das aus der Dose
> spritzt, teurer.

Also WD40 riecht eher nach Kaugummi als dass es stinken würde. Und gäbe 
es auch in der Flasche (ohne Druckgas). Und da brauchst du auch keine 
Unmengen.

Obendrein ist mir bisher keine einzige Anwendung bekannt, bei der man 
Alkohol als Schmierstoff verwendet.
Alu macht sehr gerne Aufbauschneiden. Das kann man durch richtige 
Schnittparameter deutlich reduzieren. Und dadurch, dass die Späne zügig 
wegtransportiert werden, also MMS oder fluten mit Strahl. Und wenn man 
das alles nicht hinbekommt, und man sowieso lieber Ammenmärchen glaubt, 
nimmt man alt Alkohol statt einen möglichst dünnflüssigen Schmierstoff 
her.

Olaf schrieb:
> Du musst die Teile hinterer aufwendiger reinigen um das
> Zeug weg zu bekommen.

Ich glaub, ich würde da mit einem Lappen drüberwischen. **kopfkratz**

Olaf schrieb:
> und man verwendet die uebliche Bohremulsion die man dann auch einmal im
> Monat austauscht.

Da müsste ich etwa 200 Liter im Monat tauschen. Das wäre mir dann 
tatsächlich schon aufgefallen.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Es gibt leider nicht das Aluminium für Fräsen/Drehen und Kanten. Die 
eine Legierung muss gut spanbar sein, die andere schön "fließen". Al99,5 
lässt sich wunderbar biegen, aber fräsen ist schwierig: am besten 
unbeschichtete(!) Einzahn-HSS-Fräser verwenden. AlMgSi0,5 ist ein guter 
Kompromiss. Bei AlMg3 verschiebt sich der Schwerpunkt dann hin zur 
spanenden Bearbeitung.

Etwas offtopic:

Olaf schrieb:
> Du sollst das nicht trinken. .-) Also wenn ich mir hier was fraese
> dann troepfel ich da ab und an mit einer Pipette ein kleines bisschen
> drauf. Verbrauch so 1/10 eines Schnapsglases. So eine 1l Flasche
> Brennspiritus haelt bei mir 5-10Jahre.

Also manuelle MMS ;-)

>> Neben Kühlschmierstoff funktioniert WD40 (ja, dieser Dreck der zu nichts
>> wirklich zu gebrauchen ist) sehr gut für Alu.
>
> Stinkt dir die Bude zu, hoeherer Verbrauch weil du das aus der Dose
> spritzt, teurer. Du musst die Teile hinterer aufwendiger reinigen um das
> Zeug weg zu bekommen. Oh und deine Fraese ist danach natuerlich auch
> eine Petroleumbude die du toll reinigen darfst.
>
> Aber klar, ab einem gewissen Profilevel ist das natuerlich quatsch und
> man verwendet die uebliche Bohremulsion die man dann auch einmal im
> Monat austauscht. Aber als kleiner Gelegenheitsfraeser wuerd ich mir
> sowas nicht antun.

Für die meisten Einsatzzwecke verwendet man heutzutage keine 
SchwallSchmierung/-kühlung mehr sondern setzt Minimalmengenschmierung 
ein. Das hat viele Vorteile wie eine saubere Maschine (mir hat es 
gereicht, meine einmal von dem ganzen Schlamm und Verkrustungen zu 
befreien) und Werkstücke. Bei vielen MMS-Flüssigkeiten ist eine 
Nachreinigung der Werkstücke unnötig. Außerdem kann nichts vergammeln 
und die Hautbelastung ist praktisch nicht vorhanden. Auch die Späne 
kleben nicht sondern rieseln schön in die Spänewanne bzw. lassen sich 
leicht abfegen.

Wir nehmen hier für Edelstahl und Aluminium ein Produkt aus Fettalkohol, 
dessen Reste dann nach ein paar Stunden auf den Teilen komplett 
verdampft sind.

Je nach Effizienz der Zuführung kommt auf man sehr geringe Verbräuche. 
So werden hier in einer Produktionsstunde für Aluminium knapp 15ml 
verbraucht, für bspw. 1.1404 sogar deutlich unter 10ml. Der Liter liegt 
bei knapp 10€, die Stunde kostet bzgl. Schmierung also 10-15ct + 10ct 
für Druckluft.

Das spart man meist schon an Entsorgungskosten und Energiebedarf für die 
Pumpe beim üblichen Gematsche ein.

Spiritus hat das Problem, dass er bei MMS schon im Luftstrom zum 
Werkstück hin stark verdunstet, daher die längerkettigen Fettalkohole.

: Bearbeitet durch Moderator
von Olaf (Gast)


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> Je nach Effizienz der Zuführung kommt auf man sehr geringe Verbräuche.
> So werden hier in einer Produktionsstunde für Aluminium knapp 15ml
> verbraucht,

15ml/h? Mehr kommt da nicht raus? Okay, dann mach ich das auch.
Aber das kann ich ja kaum glauben. Zeig mal einen Link auf einen
Hersteller von sowas.

> Spiritus hat das Problem, dass er bei MMS schon im Luftstrom zum
> Werkstück hin stark verdunstet, daher die längerkettigen Fettalkohole.

Also man braucht auch noch Pressluft? .-)

Wie schon gesagt, man muss da unterscheiden zwischen kleinem Bastler und 
Firma. Ich hab auch mal gelernt wie man fraest und ja da lief das 
anders. Und wie schon gesagt damals wurden die Kuehlmittel irgendwann 
schlecht. Das war ein Zeug auf Wasserbasis und das schimmelt dann 
irgendwann. Deshalb musste man das regelmaessig tauschen. In der Firma 
alles kein Problem. Aber zuhause wo man nur gelegentlich mal was macht 
lohnt das nicht den Aufwand.

Aber auch wenn ich hier nur ein Gewinde in Alu schneide dann nehme ich 
da lieber Alkohol als oel. Zum einen ist das hinterher sauberer als wenn 
da Oel oder WD40 drauf ist, zum anderen bilde ich mir auch ein das es 
besser funktioniert. (bei Alu!)

Olaf

von Nick M. (Gast)


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Olaf schrieb:
> Zeig mal einen Link auf einen
> Hersteller von sowas.

Such einfach nach Minimalmengenschmierung. Da wirst du erschlagen mit 
Links.

Olaf schrieb:
> zum anderen bilde ich mir auch ein das es
> besser funktioniert. (bei Alu!)

Ja, dann würde ich an deiner Stelle das weitaus bessere Ammenmärchen 
verwende das sagt, dass man Gewinde in Alu mit Spucke schmieren soll.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Olaf schrieb:
>> Je nach Effizienz der Zuführung kommt auf man sehr geringe Verbräuche.
>> So werden hier in einer Produktionsstunde für Aluminium knapp 15ml
>> verbraucht,
>
> 15ml/h? Mehr kommt da nicht raus?

Und das ist noch viel :-D

Aber es hängt natürlich immer vom Werkstück ab und wie gut man an die 
Schneide "rankommt". Mit innerer Schmierung (also Kanälen im Werkzeug 
selbst) geht das natürlich sehr weit runter, weil man direkt an die 
Schneide kommt. Aber die Werkzeuge sind dann auch speziell für MMS 
ausgelegt.

> Okay, dann mach ich das auch.
> Aber das kann ich ja kaum glauben. Zeig mal einen Link auf einen
> Hersteller von sowas.

Es gibt viele Hersteller. Ich verwende eins von hebro:
https://www.hebro-chemie.de/index.php/de/produkte/kuehlschmierstoffe-schneid-und-ziehmittel/uebersicht-der-hebro-minimalmengenschmierung

Die empfehlen zwar teils 50ml/h aber die wollen das Zeug ja auch 
verkaufen ;-)

Es gibt ein recht gutes PDF als Einführung von der BG:
https://www.bghm.de/fileadmin/user_upload/Arbeitsschuetzer/Gesetze_Vorschriften/BG-Informationen/BGI_718.pdf

>> Spiritus hat das Problem, dass er bei MMS schon im Luftstrom zum
>> Werkstück hin stark verdunstet, daher die längerkettigen Fettalkohole.
>
> Also man braucht auch noch Pressluft? .-)

Ja, aber sehr wenig - und umso weniger, je besser und näher man an die 
Schneide kommt. 1 bar reicht hier aus. mit unseren 90L bei 11 bar komme 
ich weit über eine Stunde hin, bevor  der Kompressor anspringt (6 bar 
Kesseldruck).

> Wie schon gesagt, man muss da unterscheiden zwischen kleinem Bastler und
> Firma. Ich hab auch mal gelernt wie man fraest und ja da lief das
> anders. Und wie schon gesagt damals wurden die Kuehlmittel irgendwann
> schlecht. Das war ein Zeug auf Wasserbasis und das schimmelt dann
> irgendwann. Deshalb musste man das regelmaessig tauschen. In der Firma
> alles kein Problem. Aber zuhause wo man nur gelegentlich mal was macht
> lohnt das nicht den Aufwand.

Ja, auch in der Firma ist das ein Problem - weil man das Zeug irgendwann 
entsorgen muss. Dazu kommt, dass man für saubere und trockene Späne beim 
Schrotti deutlich mehr Geld als für mit entsorgungspflichtigem KSM 
durchtränkte erhält.

Und wie geschrieben: sifft, spritzt, ist ungesund und versaut alles in 
der Umgebung. Muss ich nicht haben.

> Aber auch wenn ich hier nur ein Gewinde in Alu schneide dann nehme ich
> da lieber Alkohol als oel. Zum einen ist das hinterher sauberer als wenn
> da Oel oder WD40 drauf ist, zum anderen bilde ich mir auch ein das es
> besser funktioniert. (bei Alu!)

Das kann man durchaus so machen. Wobei ich bei manueller Herstellung das 
Abwischen nicht so dramatisch finde (ich hab dafür eine kleine 
Pumpflasche mit konventionellem KSM - ein Sprühstoß reicht dann meist 
und ich kann das für alle Metalle verwenden). Aber wenn das bei Dir so 
gut funktioniert: wunderbar :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Matthias L. (limbachnet)


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Die richtige Paarung aus Legierung und KSM ist auch Glückssache, 
insbesondere natürlich, wenn Alu unbekannter Zusammensetzung aus der 
Grabbelkiste oder vom Baumarkt zur Anwendung kommt.

Ich hab' schon Alu unter den Fingern gehabt, das bei jeglicher 
KSM-Zugabe zickig wurde, sich trocken aber ganz anständig bearbeiten 
ließ. Ein anderes Blech mag keinen Spiritus, aber klassische 
Öl-in-Wasser-Emulsion geht gut. Bei den meisten Anwendungen komme ich 
aber mit Spiritus (oder Bio-Ethanol für Zimmerkamine, das stinkt etwas 
weniger) gut zurecht. Die Schmierwirkung ist tatsächlich nicht groß, 
weil der Flüssigkeitsfilm durch die Verdunstung schnell aufreißt, aber 
die Kühlwirkung ist sehr gut und das hilft ja auch recht gut gegen 
Aufbauschneiden.

Daher glaube ich im Hobbybereich (!) nicht an Universallösungen, leider.

von Nick M. (Gast)


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Matthias L. schrieb:
> Die Schmierwirkung ist tatsächlich nicht groß,
> weil der Flüssigkeitsfilm durch die Verdunstung schnell aufreißt, aber
> die Kühlwirkung ist sehr gut und das hilft ja auch recht gut gegen
> Aufbauschneiden.

Ohje!

Spezifische Verdampfungswärme in kJ/kg
Ethanol 854
Benzol   394
Wasser 2257

von Olaf (Gast)


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> aber mit Spiritus (oder Bio-Ethanol für Zimmerkamine, das stinkt etwas
> weniger) gut zurecht.

Ich hab auch immer gerne Isoprop verwendet weil man das als Etechniker 
ja sowieso da hat. Aber in der aktuellen Lage der Nation ist das 
natuerlich fuer wichtigeres reserviert. :)

Olaf

von Olaf (Gast)


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> Es gibt ein recht gutes PDF als Einführung von der BG:
>  https://www.bghm.de/fileadmin/user_upload/Arbeitsschuetzer/Gesetze_Vorschriften
BG-Informationen/BGI_718.pdf

Interessant! Das ist irgendwie total an mir vorbei gegangen. Ich glaub
da muss ich echt mal taetig werden.

Olaf

von Matthias L. (limbachnet)


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Nick M. schrieb:
> Ohje!
>
> Spezifische Verdampfungswärme in kJ/kg
> Ethanol 854
> Benzol   394
> Wasser 2257

Der Sprit verdunstet schon bei deutlich niedrigerer Temperatur als 
Wasser und was das Benzol da soll, weißt du wohl nur allein. Fass doch 
einfach mal ein Stück Alu an, das mit Spiritus beträufelt wurde und zum 
Vergleich eines mit Wasser, dann merkst du schon selbst ganz ohne 
Klugscheißerei, dass Spiritus ganz gut kühlt. Also, jedenfalls bei mir.

Aber wenn du lieber draufspuckst, bitte, mach nur...

von Nick M. (Gast)


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Matthias L. schrieb:
> Der Sprit verdunstet schon bei deutlich niedrigerer Temperatur als
> Wasser und was das Benzol da soll, weißt du wohl nur allein.

Siedepunkt Ethanol 78 °C

Benzol, weil es auch irgend ein Kohlenwasserstoff ist. Kannst aber auch 
gerne ignorieren.

Matthias L. schrieb:
> Fass doch
> einfach mal ein Stück Alu an, das mit Spiritus beträufelt wurde und zum
> Vergleich eines mit Wasser, dann merkst du schon selbst ganz ohne
> Klugscheißerei, dass Spiritus ganz gut kühlt.

Also:
Raumtemperatur 20 °C
Schmelzpunkt Al 660 °C
Abkühlung durch Alkohol geschätzt 5 °C
Das nur um überhaupt mal die Dinge in Relation setzen zu können.

Du willst also ernsthaft behaupten, dass diese 5 °C einen Unterschied 
machen? Nächstes Mal mach einfach die Türe auf, dann ist es kühl genug.

Werd dir einfach klar, dass es Reibung ist, die die Wärme erzeugt. 
REIBUNG! Und die geht primär mit Schmierung weg.
Und die MMS funktioniert darum so gut, weil sie die Schneide immer 
wieder mit einen Film Schmierstoff versorgt und die Späne wegträgt 
(damit die nicht 100* nochmal durchgewuzelt werde). Letzteres ist 
sowieso ein allgemeines Problem der Hobbyzerspaner, weil sie sich oft 
einen Dreck um Schnittwerte kümmern und der Wert fz völliges Neuland 
ist. Und zusätzlich nicht wissen was Priorität bei den Parametern hat.
Und dann selbst bei einem 2er Fräser immer noch im Gegenlauf fräsen.

von Matthias L. (limbachnet)


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Ach, ich schreib hier nur meine persönliche Erfahrung.

Wenn du stattdessen geschätzte (!) 5° Abkühlung mit der 
Schmelztemperatur von Alu in Relation setzen möchtest, wozu auch immer, 
dann kann ich zwar nicht nachvollziehen, wem das irgendetwas nützen 
soll, aber das muss ich ja auch nicht. Bisher habe ich noch alle meine 
Alu-Werkstücke zur Zufriedenheit zerspant bekommen, und das reicht mir 
völlig...

von Walter T. (nicolas)


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Nick M. schrieb:
> Werd dir einfach klar, dass es Reibung ist, die die Wärme erzeugt.
> REIBUNG! Und die geht primär mit Schmierung weg.

Nö, bei einer sauberen Zerspanung kommt die Wärme primär a) aus der 
Trennarbeit und b) aus der Umformarbeit. Beides ist erst einmal keine 
tribologische Reibung, die sich durch Schmierung beeinflussen läßt.

Theoretisch ist auch die beste Kühlung, die heißen Späne möglichst 
schnell abzuführen, weil die meiste Zerspanungswärme folglich in den 
Spänen steckt. (Wird auch praktisch gemacht, bei der 
Hochgeschwindigkeitszerspanung.)

Die Reibleistung ist natürlich auch da - aber sie ist ein Bruchteil 
dessen, was die anderen beiden Anteile betrifft.

Matthias L. schrieb:
> Ich hab' schon Alu unter den Fingern gehabt, das bei jeglicher
> KSM-Zugabe zickig wurde, sich trocken aber ganz anständig bearbeiten
> ließ.

Ein altes Sprichwort sagt: Geht es ohne Schmierung besser als mit, ist 
das Werkzeug stumpf.

von Peter L. (oe6loe)


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so, vielen Dank nochmal für die vielen Hinweise,
ich habe jetzt 2mm Platten aus AlMg3 getestet.

Fräsen funktioniert gut (hab sogar streckenweise trocken gefräst, Wärme 
fliegt eh mit den Spänen weg ;-)

Abkanten mit so einer billigen Abkante:
https://toolsidee.de/product/hbm-2-x-300-mm-fingerbank-fur-in-den-P823.html

Material bricht nicht (auch keine Risse unterm Mikroskop sichtbar), aber
ab ca 100mm Breite wirds schwer und bei ca 150mm Abkantbreite ist 
Schluss, weil dann die Kraft nicht mehr ausreicht (und ich den 
Schraubstock nicht vom Tisch reißen will)



LG
Peter

: Bearbeitet durch User
von Kodex (Gast)


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Peter L. schrieb:
> aber
> ab ca 100mm Breite wirds schwer und bei ca 150mm Abkantbreite ist
> Schluss, weil dann die Kraft nicht mehr ausreicht (und ich den
> Schraubstock nicht vom Tisch reißen will)

Dass ist aber kein Umstand, den die Materialauswahl beseitigen muss... 
sondern das Werkzeug ;)

Diese Schraubstockdinger mögen für Flachmaterial zur Herstellung von 
Befestigungswinkeln, Haken, Anschlägen, etc. ausreichend sein, aber um 
ein Blech auf so einer Breite vernünftig zu biegen, ist das nix...

Und wenn Du mit einem Mikroskop nach Rissen suchst, solltest Du auch im 
Hinterkopf behalten, dass das Biegewerkzeug hier ebenfalls eine sehr 
wichtige Rolle spielt. Dabei geht es nicht nur um den Radius...

Nur mal so angemerkt ;)

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