Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Messen kleiner Kapazitäten von Elektrometern


von Peter ". (physikfan)


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An alle Elektronik Freaks

Bitte, hat jemand Erfahrung mit dem Messen kleiner Kapazitäten
um 1 pF?
Ich bemühe mich gerade, die Eigenkapazität eines elektrostatischen
Voltmeters zu messen, aber bis jetzt ohne wirklichen Erfolg.

Viele Grüße
Physikfan

von Jakob (Gast)


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Im Eigenbau müsste man wohl einen Schwingkreis mit dieser
Eingangskapazität verstimmen.
Im Vergleich mit Festkapazitäten im einstelligen pF-Bereich.

Wird nicht supergenau - aber < 1 pF GENAU messen?...

von Hp M. (nachtmix)


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Kopple eine konstante Wechselspannung kapazitiv so ein, dass der 
Messwert der Hälfte dessen entspricht, was bei einer galvanischen 
Verbindung angezeigt wird (Spannungsteiler aus gleichen Kapazitäten), 
und dann schalte dem Voltmeter eine definierte Kapazität z.B. ein Stück 
Koaxkabel parallel.
Aus dem nun erfolgenden Rückgang der Anzeige kannst du die Kapazität des 
Voltmeters berechnen.

von Peter ". (physikfan)


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Bei diesen Elektrometern möchte ich die Kapazitätswerte bestimmen:

von Pandur S. (jetztnicht)


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Es gibt chips wie den AD7745, die koennen das.

von Frank K. (kibabalu)


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Hallo, wie schon im EEVBLOG geantwortet, fällt mir dazu nur ein VNA ein. 
messprinzipbedingt hat er einen enorm grossen Dynamikbereich, zumindest 
sehr viel grösser als alles was Abtastet.

von Werner H. (werner45)


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Bei den letzten beiden kannst Du das mit einem normalen 
Kapazitätsmesser, die liegen um 30 - 100 pF.
Bei dem HV-Voltmeter kannst Du es versuchen, indem Du erst einen 10 pF 
Kondensator mißt (Anzeige merken) und dann das Voltmeter parallel 
schaltest. Die Differenz ist dann der Wert, dürfte um 1 pF liegen.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Die Verstimmung an einem Schwingkreis scheint mir auch am 
nächstliegenden, wenn man keine noch spezielleren Messgeräte hat. Mit 
einem Kapazitätsmessgerät einer Grundkapazität das Messobjekt parallel 
schalten geht, wenn die Auflösung des Kapazitätsmessgerätes ausreichend 
ist. Meins hätte 0,1 pf, das kann im Worst-case schon mal +/-0,2 pF 
Messfehler ergeben.

Nun ist aber aber auch so, dass das elektrostatische Voltmeter seine 
Kapazität mit der Spannung ändert. Das wird dann - im wahrsten Sinne des 
Wortes - spannend.

von Elektrofan (Gast)


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Zur näherungsweisen(!) Schätzung würde ich einen (natürlich sehr 
kleinen) Kondensator aus der Bastelkiste nehmen:
1.) Elektrometer auf eine solch hohe Spannung aufladen, wie der
    Kondensator verträgt.
2.) Dann diesen Kondensator parallel schalten:
    Einen Anschluss als Erde nehmen, den Kondensator dort anklemmen,
    anderen Anschluss des Kondensators ohne Berührung an den heissen
    Anschluss bringen, ist natürlich knifflig ...
3.) Rechnen:
    Die jetzt vom Elektrometer angezeigte Spannung geteilt
    durch die ursprüngliche verhält sich wie die Elektrometer-Kapazität
    gwteilt durch die Gesamtkapazität.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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Elektrofan schrieb:
... eine gute Idee. Ganz ohne Messgeräte.

Variation: Dem Voltmeter den Kondenstor in Reihe schalten, beide 
entladen, dann an Spannung legen - der Rest ist klar.

von Werner H. (werner45)


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Geht prinzipiell so. Aber man braucht einen HV-Kondensator, weil der 
Elektrostat erst ab 2 kV vernünftig ablesbar ist.

von Peter ". (physikfan)


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Ich vermute, die Kapazität des 20 kV Elektrometers liegt bei 10 pF.
 Die Frage ist bei all diesen Hochspannungs-Vorschlägen: wie bekomme ich 
den Isolationswiderstand dieser Kondensatoren heraus?
Wartet man lange genug, ist die Spannungsteilung bei Gleichspannung nur 
durch das Widerstansverhältnis gegeben.
Bei einer Wechsespannungsquelle mit etwa 20 kV und einem 
Hochspannungskondensator mit 10 pF könnte das Spannungsverhältnis 
zwischen Kondensator und Elektrometer tatsächlich zum gesuchten Wert der 
Kapazität des Elektrometers führen.

Ursprünglich wollte ich ja nur die Qualität der Isolation der 
Elektrometer herauszufinden.
Durch Messen der Spannung eines geladenen Elektrometers als Funktion der 
Zeit und Verwenden der folgenden Gleichung:
U (t) = U (0) · exp (- t / (R · C))
möchte ich den Isolationswiderstand jedes dieser Elektrometer 
herausfinden.

: Bearbeitet durch User
von Günni (Gast)


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Peter ". schrieb:
> Durch Messen der Spannung eines geladenen Elektrometers als Funktion der
> Zeit und Verwenden der folgenden Gleichung:
>
> U (t) = U (0) · exp (- t / (R · C))
>
> möchte ich den Isolationswiderstand jedes dieser Elektrometer
> herausfinden.

Bei einem elektrostatischen Voltmeter ändert sich ja - bedingt durch das 
Messprinzip - die Kapazität abhängig von der angelegten Spannung. Ohne 
Spannung kann ich mir ja die Messung noch vorstellen, aber für die 
Messung des Isolationswiderstandes müsste man mit der maximalen 
Kapazität (bei höchster Spannung) beginnen und dann den 
Kapazitätsverlauf abhängig von der anliegenden Spannung ermitteln. In 
die Rechnung dann die Kapazität als abhängig von der gerade erreichten 
Spannung einsetzen. Da wird die Gleichung allerdings etwas komplexer.

von Peter ". (physikfan)


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"Bei einem elektrostatischen Voltmeter ändert sich ja - bedingt durch 
das
Messprinzip - die Kapazität abhängig von der angelegten Spannung."

Vollkommen richtig.
In der Gleichung für die Spannung des Kondensators beim Entladen geht in 
diesem Fall noch ein, dass die  Eigenkapazität des Elektrometers eine 
Funktion der Spannung ist.
Ich muss daher das Elektrometer öffnen, den Zeiger mechanisch zu 
bestimmten Spannungswerten hinbewegen und dann die jeweilge Kapazität 
mit einem LCR-Gerät messen.

von Werner H. (werner45)


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Schraube mal Dein HV-Voltmeter auf und schaue Dir den Abstand zwischen 
den Platten an. Aus den Abmessungen kann man die Kapazität grob 
errechnen (wenn es Platten sind).
Mein HV-Voltmeter geht von 5 - 25 kV, da ist die bewegliche Platte ein 
Ring mit etwa 1x1 cm Abmessungen, wegen der krummen Feldlinien etwas 
schwieriger zu berechnen.
Aber die Kapazität ist mir eigentlich egal.

: Bearbeitet durch User
von Peter ". (physikfan)


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"Aber die Kapazität ist mir eigentlich egal."
Die Kapazität brauche ich ja nur, um den Isolationswiderstand des 
Elektrometers zu messen, um zu wissen, ob das Elektrometer wenigstens 
etwa eine Sunde seine Ladung halten kann.
Bitte, wie lang hält denn Dein Elektrometer die Spannung, einmal 
aufgeladen?

von Werner H. (werner45)


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Wie lange das die Spannung noch hält, ist mir auch egal.
Jedenfalls wird gemessen, solange das Voltmeter noch mit der Quelle 
verbunden ist.
Was nach dem Abklemmen passiert, ist belanglos.

von Der Zahn der Zeit (Gast)


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P

Peter ". schrieb:
> Die Kapazität brauche ich ja nur, um den Isolationswiderstand des
> Elektrometers zu messen, um zu wissen, ob das Elektrometer wenigstens
> etwa eine Stunde seine Ladung halten kann.

Jetzt verstehe ich das Problem nicht: Kurz Spannung anlegen und nach 
einer Stunde nachsehen???

von Peter ". (physikfan)


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Nehmen wir mal an, mein Elektrometer könnte, einmal auf 20 kV 
aufgeladen, idealerweise seine Ladung über eine halbe Stunde 
einigermaßen lang halten, die Spannung bleibt einigermaßen lang 
konstant.
Dann kann ich sehr hohe Widerstände, 10**15 Ohm und mehr so messen, dass 
ich zunächst einmal die Spannung des Elektrometers als Funktion der Zeit 
beobachte, ohne angeschlossenen zu messenden Widerstand:

U(t) = U(0) * exp(- t/(R * C))

Bei bekannter Eigenkapazität des Elektrometers kann ich dann mit obiger 
Formel den Isolationswiderstand des Elektrometers messen.

Wiederhole ich die Prozedur, mit dem zu messenden hohen Widerstand an 
dem Elektrometer angeschlossen, dann wird die Spannung schneller 
abnehmen,
da der zu untersuchender Widerstand parallel zum Isolationswiderstand 
des Elektrometers liegt.
Daraus läßt sich schlußendlich der gesuchte hohe Widerstand bestimmen.

von Peter ". (physikfan)


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Auch mit diesem LCR-Meter möchte ich versuchen, die Eigenkapazitäten 
dieser Elektrometer zu messen:

von Werner H. (werner45)


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Das Ergebnis der Formel stimmt nur, wenn C konstant ist!
Der Wert ändert sich aber mit der Anzeige, da sich die Eigenkapazität 
mit der Spannung wegen des dann anderen Abstands der Elektrometerplatten 
auch ändert. Vermindern kann man diesen Störeffekt nur, wenn man einen 
größeren Kondensator mit Luft-Dielektrikum parallel schaltet.
Auch bei den anderen Elektrostaten unter 1 kV muß man das überprüfen, 
weil die multizellular aufgebaut sind und sich die Kapazität mit dem 
Ausschlag auch ändern kann, je nach Systemaufbau.

Im www habe ich mal eine Bedienungsanleitung von Elektrostaten von 
Haag/Streit oder Trüb/Täuber gesehen.
Wieder gefunden:
https://www.radiomuseum.org/r/trubtauber_elektrostatisches_voltmeter.html
Die Anleitung:
https://www.radiomuseum.org/forumdata/users/4767/file/Die_Spannungsmessung_mit_elektrostatischen_Voltmetern.pdf

p.s.: im Radiomuseum sind 8 Elektrostaten gelistet

: Bearbeitet durch User
von Peter ". (physikfan)


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Zunächst einmal vielen Dank für diesen Trüb Täuber Artikel.

"Bei einem elektrostatischen Voltmeter ist Eigen-Kapazität abhängig von 
der angelegten Spannung."
Wenn ich das Elektrometer öffne und den Zeiger mechanisch zu
bestimmten Spannungswerten hinbewege, kann ich jeweilige Kapazität des 
Elektrometers mit einem LCR-Gerät messen und dann in der Gleichung oben 
für die spannungsabhängige Kapazität korrigieren.

von Hp M. (nachtmix)


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Peter ". schrieb:

> Wenn ich das Elektrometer öffne und den Zeiger mechanisch zu
> bestimmten Spannungswerten hinbewege,

Dann wird es bald kaputt sein.


Peter ". schrieb:
> Ich muss daher das Elektrometer öffnen, den Zeiger mechanisch zu
> bestimmten Spannungswerten hinbewegen und dann die jeweilge Kapazität
> mit einem LCR-Gerät messen.

Brauchst du nicht.
Du kannst auch die Hochspannung soweit erhöhen, dass der alte Wert 
wieder angezeigt wird.

Im Übrigen interessiert der Isolationswiderstand nicht, wenn man 
überhaupt von einer Isolation sprechen kann.
Die Zeitkonstanten sollten mindestens im Bereich von Minuten liegen, und 
falls nicht, solltest du deine Teile erst einmal reinigen und trocknen.
Da alle diese Geräte auch mit Wechselspannung betrieben werden können, 
kannst dann den Ladungsverlust durch "Isolationswiderstände" 
vernachlässigen.

von Werner H. (werner45)


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...einen hab ich noch:
Im Youtube-Video zerlegt Eric Wasatonic ein Voltmeter, der Aufbau ist 
dabei gut erkennbar. Seine anderen Videos sind auch nicht uninteressant.
https://www.youtube.com/watch?v=Vp5R491sex8

von Peter ". (physikfan)


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Ich habe das Sensitive Research Elektrometer oftmals auf 20 kV
aufgeladen, um zu checken, wie lange es die Ladung halten kann.
Bei bekannter Eigenkapazität des Elektrometers kann ich dann den 
Isolationswiderstand des Elektrometers messen:
U(t) = U(0)* exp(- t/(R*C))
An einem Tag habe ich ungefähr 100 Minuten für eine Spannungsabnahme des 
großen Elektrometers auf (1/e)*U(0) gemessen.
Aber an einem anderen Tag waren es nur etwa 10 Minuten.

Daher möchte ich den Grund für ein solches Verhalten des 
Isolationswiderstands, der Luftfeuchtigkeit usw. usw. mit weiteren 
Experimenten herausfinden.

von Werner H. (werner45)


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Reinige den Isolator mal mit Alkohol oder Äther und lege Dir ein 
Hygrometer zu. Du kannst auch ein großes Gefäß mit etwas Trockenmittel 
für das Voltmeter verwenden, z.B. eine große Stapelwanne mit Deckel 
(ikea usw.) verwenden, notfalls auch einen Karton.
Luftfeuchtigkeit ist der Hauptstörer, Pechblende hast Du ja wohl nicht 
rumliegen.

von Peter ". (physikfan)


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Nachdem die Messung mit dem HP4277 nicht so recht geklappt,
möchte ich mit diesem LCR-Meter die Eigenkapazitäten dieser Elektrometer 
messen:

von Peter ". (physikfan)


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Für die beiden kleinen elektrostatischen Volt-Meter konnten
jetzt endlich die Eigenkapazitäts-Messungen
unter Berücksichtigung der Streukapazitäten,
bedingt durch die jeweilige Geometrie der Zuleitung,
abgeschlossen werden:

Trüb und Täuber, Zürich, 0 - 500 V
HP 4277A: 7,1 pF
HP 4263B: 6,2 pF

GB Instrument, 0 - 300 V
HP 4277A: 10,5 pF
HP 4263B: 10,0 pF

Beachtlich ist die gute Übereinstimmung der Werte
mit diesen zwei verschiedenen LCR-Instrumenten.
Der Weg ist jetzt frei für die Messung der
Isolationswiderstände durch kurzzeitiges Anlegen einer Spannung
an die Elektrometer unter Beobachtung der Abnahme der Spannung als 
Funktion der Zeit.

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