Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Röhrenamp: Snubber für Standby Schalter?


von DickeRöhre (Gast)


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Ich habe hier einen Gitarren Röhrenverstärker Marshall Superlead 100 auf 
dem Tisch, von dem ich nicht viel Ahnung habe.

Fehlerbild: Wackelkontakt am Standby Schalter. Es ist reiner Zufall, ob 
man den Verstärker damit aktiv geschaltet bekommt, oder nicht. Meistens 
bleibt er stumm.

Der Schuldige ist leicht und eindeutig gefunden: Der Standby Schalter 
selbst hat einen Wackelkontakt und muss neu. Soweit, so trivial.

Aber ich habe den Schalter mal zerlegt und nicht schlecht gestaunt, dass 
dort  der Kontakt regelrecht weg gebrutzelt ist.

Röhrenverstärker sind absolut nicht mein Spezialgebiet. Wie war das 
noch? Bei Power on wird die Heizwendel der Röhren angeschaltet und 
Standby schaltet dann die hohe Kathodenspannung dazu?

Egal. Ich frage mich einfach nur ob es sinnvoll oder störend wäre ein 
RC-Glied als Snubber über die Standby Schalter Kontakte zu legen um 
Funkenbildung beim Schalten zu unterdrücken und damit die Lebensdauer 
des Schalters zu erhöhen?

Von Snubbern und wie man die dimensioniert, habe ich natürlich auch 
keine Ahnung. Geschaltet werden rund ~180V 50Hz 400mA.
Würdest Du da einen Snubber einbauen und wenn ja - mit was für Werten?

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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DickeRöhre schrieb:
> Bei Power on wird die Heizwendel der Röhren angeschaltet und Standby
> schaltet dann die hohe Kathodenspannung dazu?

Fast. Power on schaltet die Heizung ein und Standby die Anodenspannung, 
die so bei 250-350V liegt.

Du brauchst also einen Schalter, der hohe Spannungen verkraftet (>500V). 
Strom ist nicht allzu hoch.

(Snubber weiß ich nicht - da gibt es bestimmt Experten hier).

von Karl B. (gustav)


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Hi,
Lichtbogenlöschung ist das Stichwort.
Für Mathefreaks das angehängte File umbenennen in *.htm
Und für Firefox optimiert.
Quelle: Ein alter Hase MC-Net User.

Noch ein Tip:
Röhren mögen Betrieb ohne Anodenspannung bei nur eingeschalteter Heizung 
über längere Zeit garnicht.
Bei Standby wird teilweise dann bei bestimmten Schaltungsvarianten
auch die Heizspannung etwas reduziert.
Den Einschaltstrom bei Zuschalten der Anodenspannung sollten die 
Gleichrichter auch verkraften.
Hier gibt es auch Schaltungsvarianten.
Die Anodenspannung wird nur reduziert, nicht völlig weggeschaltet.
Das Diagramm sagt leider nichts darüber aus, welche Spannung der
Kondensator verkraften muss. Also ich nehme die mit den 1250 V. Sind 
zwar ein bisschen klobig, aber nicht zu kleinlich dimensionieren.
Man kann auch überschlägig berechnen.
Die Ladeelkospannung ohne Last. Also 250V im Betrieb, dann ca. 350V 
Scheitelwert. OK. Aber wenn jetzt 350 V im Betrieb, dann ca. 450 V 
besser 500V  +- Netzspannungstoleranzen....
Und dann dürfen wir nicht vergessen, dass R und C in Reihe einen 
Serienresonanzkreis darstellen, bei dem Resonanzspitzen auftreten 
können, die höher sind als die angelegten Spannungen.
Im simpelsten Falle ein aperiodischer Grenzfall.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von HP (Gast)


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Karl B. schrieb:

Und dann dürfen wir nicht vergessen, dass R und C in Reihe einen
Serienresonanzkreis darstellen

Bist Du dir sicher ?

Gruß

von hinz (Gast)


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HP schrieb:
> Und dann dürfen wir nicht vergessen, dass R und C in Reihe einen
> Serienresonanzkreis darstellen

In keinem bekannten Universum.

von Phasenschieber S. (Gast)


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Karl B. schrieb:
> bei dem Resonanzspitzen auftreten
> können, die höher sind als die angelegten Spannungen.

Niemals!

von Wulf D. (holler)


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Phasenschieber S. schrieb:
> Karl B. schrieb:
> bei dem Resonanzspitzen auftreten
> können, die höher sind als die angelegten Spannungen.
>
> Niemals!

Na ja, nicht der RC allein, aber vielleicht zusammen mit dem L des 
Trafos. Wenn auch unwahrscheinlich.

von Karl B. (gustav)


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Ja, bei Wechselspannung wird's kritischer mit der Zuordnung zu R in 
Reihe mit C. Und das Diagramm ist wohl eher für die 50Hz gedacht.
Deswegen schon die Einschränkung für Gleichspannungsbetrachtung:
Karl B. schrieb:
> Im simpelsten Falle ein aperiodischer Grenzfall.
Keine weiteren gedämpften Schwingungen beim Abschaltvorgang -> nur eine 
Auslenkung (positiv). Kurz unter Null (negativ), dann nach Null.
Oder je nach Polung umgekehrt.
R dient bei Gleichspannung eher zur Begrenzung des Ladestroms bzw. 
Kontaktschonung.

ciao
gustav

: Bearbeitet durch User
von oszi40 (Gast)


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Man sollte erst mal die Schaltung genauer ansehen.
Snubber über Kontakt löst nicht alle Probleme. Elkos und Trafo könnten 
Strooom brauchen und eine induktive Abschaltspannung kann auch schönen 
"Klack" verursachen. Deswegen hat zB.mancher Plattenspieler noch 0,1µF 
parallel zum Motor.

von Karl B. (gustav)


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Hi,
das Kontaktprellen spielt auch noch eine Rolle.
Natürlich ist eine Reihenschaltung von R und C von Hause aus kein 
"Schwingkreis".
Sondern R/C Glied -> Frequenzabhängigkeit.
Für welche Spannung man den Kondensator bemessen soll, das war noch die 
Frage. Also höher als die zu schaltende Spannung. Weil man nicht weiß, 
ob nicht noch beim Abschalten von den anderen Baugruppen (wurde oben 
schon gesagt - eevtl. Trafo) eine Spannungsspitze kommt.
Ob die 1250 Volt wirklich nötig sind. Na ja. Also ich nehms.
ciao
gustav

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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oszi40 schrieb:
> erst mal die Schaltung genauer ansehen.

Die Schaltung ist denkbar simpel, wie bei vielen Gitarren-Amps.

Sekundär 3 Wicklungen: für die 6,3V-Heizung, die Vorspannung und die 
eigentliche Betriebsspannung. Dahinter Gleichrichter, Standby-Schalter, 
Elkos, Drossel.

Primär nur Schalter, Sicherung und ein 50nF gegen PE, den würde ich 
überprüfen!

: Bearbeitet durch User
von Karl B. (gustav)


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Hi,
die Kontakte für Gleichspannung/Ströme müssen kräftiger ausgelegt sein 
als für Wechselspannung. Also muss der Schalter die Spezifikation 
aufweisen. Das ist schon einmal das Wichtigste. Wieso? Weil bei 
Gleichspannung kein Nulldurchgang erfolgt, der zur Lichtbogenlöschung am 
Schalter beiträgt.
{Es ist also nicht so ein Snubber, der einer Relaisspule 
parallelgeschaltet wird etc.}
Ob man überhaupt hier einen "Snubber" braucht, wenn die Schalterkontakte 
und der Schalter sonst von vorne herein ausreichend gut ausgelegt sind, 
wäre vielleicht eine Überlegung wert.
Aber, wie man dem Schaltbild entnehmen kann: die Induktivität von 20 
Henry der Anodenspannungsdrossel nicht vergessen.
Es ging ja hier im Thread in erster Line um die Kontakte. Wieso man den 
Abbrand nicht verhindern oder zumindest vermindern, und Verschleiß 
rauszögern kann.
Das andere wäre Kapitel "Funkentstörung". Wobei beide Betrachtungsweisen 
sich vermischen.
OT:
BTW: Wieso gingen die Pantografen der Deutschen Loks auf Nederlandse 
Spoorwegen immer kaputt? Ein richtiges Debakel war das. Nur so nebenbei.
Nicht nur die höheren Ströme wegen niedrigerer Spannungen in NL sondern 
weil hie Wechsel- dort Gleichstrom. Schöne Lichtbögen an den 
Trennstellen, wenn die nicht schnell genug überfahren wurden.Pantograph 
tests in the Netherlands – only with VCA certificate
/OT

ciao
gustav

P.S.: Editieren nötig, wegen unerwünschter Zeilenumbrüche. Also, was 
macht die Forensoftware da immer. Ist mir in letzter Zeit schön immer 
mal wieder aufgefallen.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Beim 50W Einschub von RFT wurde nur die Spannung fürs Schirmgitter der 
EL34 und die Vorstufen abgeschaltet.

von Peter D. (peda)


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Mohandes H. schrieb:
> Die Schaltung ist denkbar simpel, wie bei vielen Gitarren-Amps.

Puh, ne 20H Drossel in Reihe mit dem Schalter, das gibt nen prima 
Lichtbogen.

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