Forum: HF, Funk und Felder Sind Spiegelfrequenzen nur beim heruntermischen vorhanden?


von Haidar H. (haidar)


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Ich habe bis jetzt immer nur Spiegelfrequenzen im Kontext mit 
Downconverting/Heruntermischen gelesen. Gibt es auch 
Spiegelempfangsstellen beim hochmischen?

von mixa (Gast)


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Haidar H. schrieb:
> Gibt es auch Spiegelempfangsstellen beim hochmischen?

Ja. Immer. Multiplikatives Mischen erzeugt immer zwei
Mischprodukte, nämlich Summe und Differenz der Ausgangssignale.

https://de.wikipedia.org/wiki/Mischer_(Elektronik)

von Haidar H. (haidar)


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Warum liest man dann immer nur beim Heruntermischen von 
Spiegelfrequenzen?

Hier mal ein Beispiel:

runtermischen:
RF: 1000 MHz
LO: 900 MHz
ZF: 100 MHz

f_RF-f_LO=f_ZF  (Nutzsignal)
f_LO-f_IM=f_ZF
f_IM ist in diesem Fall 800MHz und muss also unterdrückt werden, weil es 
auch direkt auf ZF gemischt wird.

hochmischen:
RF: 500 MHz
LO: 2000 MHz
ZF: 2500 MHz

f_ZF+f_LO=f_RF  (Nutzsignal)
f_IM-f_LO=f_RF  für f_IM=4500 MHz
f_LO-f_IM=f_RF  für f_IM= -500 MHz

f_IM= -500 MHz ist negativ und fällt weg. Wäre dann f_IM=4500 MHz die 
Spiegelempfangstelle, die unterdrückt werden muss?

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Haidar H. schrieb:
> Wäre dann f_IM=4500 MHz die Spiegelempfangstelle, die unterdrückt
> werden muss?

yep

von mixa (Gast)


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Haidar H. schrieb:
> und fällt weg.

Nein. Sie tritt als positive Frequenz trotzdem auf. Das ist
nach eigener Erfahrung messbar/nachweisbar.

von Haidar H. (haidar)


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Aber die tritt doch genau beim Nutzsignal auf, welches sowieso 
hochgemischt wird. Also ist es das Nutzsignal und deswegen kein 
Störeffekt?!

von Volker M. (Gast)


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Haidar H. schrieb:

> hochmischen:
> RF: 500 MHz
> LO: 2000 MHz
> ZF: 2500 MHz

Beim Mischen von 500MHz mit 2000MHz LO bekommst du 2000+500 MHz und 
2000-500 MHz. Beides tritt real auf.

von Haidar H. (haidar)


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Ja genau, ich könnte 2500MHz und 1500MHz im Spektrum messen.

Aber ich dachte es geht um:
f_LO-f_IM=f_RF  für f_IM= -500 MHz
2000 MHz - (-500 MHz) = 2500 MHz

Theoretisch wären ja dann f_IM= -500 MHz die Spiegelfrequenz.
"Mixa" meinte sie tritt trotzdem als positive Frequenz auf. Wenn sie das 
tut, dann ist sie ja direkt mein Nutzsignal mit 500 MHz und das stört 
mich ja nicht weiter, weil ich das sowieso mischen möchte.

Oder ist da ein Denkfehler?

von Egon D. (Gast)


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Haidar H. schrieb:

> Aber ich dachte es geht um:
> f_LO-f_IM=f_RF  für f_IM= -500 MHz
> 2000 MHz - (-500 MHz) = 2500 MHz

Wenn Du Dich bitte festlegen würdest, was am Mischer
EINGANGSSIGNALE und was AUSGANGSSIGNALE sind?

Vielen Dank.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Haidar H. schrieb:
> Wenn sie das tut, dann ist sie ja direkt mein Nutzsignal mit 500 MHz

So ist es.

Negative Frequenzen sind erstmal ein eher theoretisches Konstrukt, aber 
trotzdem ganz real. ;-)

von Marek N. (Gast)


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Ja, Spiegelfrequenzen sind immer bei reellen Mischern vorhanden, da 
reelle Zeitsignale ein konjugiert gerades Spektrum haben, d.h. Signale 
bei positiven und negativen Frequenzen*) die gleiche Information tragen.

Darum gibt es eben auch neben zwei "Zielfrequenzen" (f_nutz und 
f_spiegel) und zwei ZFs eben auch zwei mögliche Oszillatorfrequenzen 
f_O1 und f_O2, deren WErte zyklisch vertauschbar sind.
Darum muss man leider bei der Speiegelfrequenzformel diese unglücklichen 
Betragsstriche konsequent mitschleppen, was die meisten unroutinierten 
Leute eher verwirrt.

Es gilt jedoch immer:
f_O = |f_nutz +/- f_ZF|
f_spiegel = |f_nutz -/+ 2 f_ZF|

Beispiel:
Downconversion in niedrigere ZF, als das Nutzsignal
f_nutz := 100 MHz
f_ZF := 10 MHz
f_O = |f_nutz +/- f_ZF| = |100 +/- 10| MHz = {110 MHz; 90 MHz}
Denn ein 110 MHz-LO mischt das Nutzsignal von 100 MHz in eine gewünschte 
ZF von 10 MHz, aber auch in eine unerwünschte von 110 MHz. Da man 
meistens ein schmalbandiges ZF-Filter verwendet, ist die unerwünschte ZF 
meist kein Problem.
Das gleiche Resultat liefert aber auch ein 90 MHz-LO, dieser mischt das 
100 MHz-Signal ebenfalls in die gewünschte 10 MHz-ZF, aber auch in die 
190 MHz.

f_spiegel = |f_nutz +/- 2*f_ZF| = |100 +/- 2*10| MHz = |100 +/- 20| MHz 
= {120 MHz; 80 MHz}
Denn der gleiche 110 MHz-LO würde ebenfalls auch ein unerwünschtes 120 
MHz-Signal in die 10 MHz-ZF mischen und damit das erwünschte Nutzsignal 
von 100 MHz unwiederbringlich stören.
Das Selbe gilt für einen 90 MHz-LO, der ein unerwünschtes Signal von 80 
MHz in die ZF von 10 MHz herabmischt.


Beispiel:
Upconversion in höhere ZF, als das Nutzsignal
f_nutz := 100 MHz
f_ZF := 500 MHz
f_O = |f_nutz +/- f_ZF| = |100 +/- 500| MHz = {600 MHz; |-400 MHz|} = 
{600 MHz; 400 MHz}
f_spiegel = |f_nutz +/- 2*f_ZF| = |100 +/- 2*500| MHz = |100 +/- 1000| 
MHz = {1100 MHz; |-900 MHz|} = {1100 MHz; 900 MHz}
Denn ein 600 MHz-LO mischt auch ein unerwünschtes 1100 MHz-Signal in die 
ZF von 500 MHz. Ebenso mischt der 400 MHz-LO ein unerwünschtes 900 
MHz-Signal in die ZF.

Q.E.D.: Spiegelfrequenzen treten ebenfalls auch beim hochmischen auf!

Ja, die Schreibweise mit den Betragsstrichen ist umständlich und 
verwirrend, führt aber zum richtigen Ergebnis, genauer: zu den 
richtige*n* Ergebnisse*n*. Reelle Mischer, bzw. die Produkte von reellen 
Zeitsignalen sind eben nicht eindeutig!

Deutlich eleganter ist der Lösungsweg, wenn man z.B. die Kosinusfunktion 
als Superposition von komplexen Exponentialfunktionen schreibt: cos(x) = 
1/2 (exp(jx) - exp(-jx)), wie sich aus der Eulerschen Relation leicht 
umstellen lässt. Sinus ist ebenfalls möglich, erfordert aber mehr 
Schreibarbeit
Damit erhält man automatisch alle richtigen Signale, die beiden 
möglichen LOs und die unerwünschten Spiefgelfrequenzen.

Oder man malt sich die Spektren auf und führt eine graphische Faltung 
durch.

*) Und lasst euch bloß nicht erzählen, es gäbe keine negativen 
Frequenzen. Sie sind für reelle Zeitsignale eine logische Konsequenz aus 
der Euler-Relation!

von Marek N. (Gast)


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Jörg, ohne negative Frequenzen wären digitale Modulationsverfahren wie 
OFDM nicht möglich!

von Günter Lenz (Gast)


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Beispiel:

Zwischenfrequenz   ZF = 9MHz
Oszillatorfrequenz OF = 12,5MHz

1. Empfangsfrequenz = OF - ZF    12,5MHz - 9MHz = 3,5MHz
2. Empfangsfrequenz = OF + ZF    12,5MHz + 9MHz = 21,5MHz

Man kann sich nun aussuchen welche Frequenz man
empfangen möchte. Möchte man 3,5MHz empfangen,
macht man ein Vorkreisfilter auf 3,5MHz und unterdrückt
damit die 21,MHz. Die 21,5MHz ist dann die Spiegelfrequenz.
Möchte man 21,5MHz empfangen, macht man ein Vorkreisfilter
auf 21,5MHz und unterdrückt damit die 3,5MHz. Die 3,5MHz
ist dann die Spiegelfrequenz.

von Egon D. (Gast)


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Marek N. schrieb:

> *) Und lasst euch bloß nicht erzählen, es gäbe
> keine negativen Frequenzen. Sie sind für reelle
> Zeitsignale eine logische Konsequenz aus der
> Euler-Relation!

Physikalisch gibt es die auch nicht -- systemtheoretisch
aber schon. Dasselbe Wort (hier: Frequenz) kann in
unterschiedlichen Fachgebieten leicht unterschiedliche
Bedeutung haben, das ist nicht ungewöhlich.

von Marek N. (Gast)


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Marek N. schrieb:
> Es gilt jedoch immer:
> f_O = |f_nutz +/- f_ZF|
> f_spiegel = |f_nutz -/+ 2 f_ZF|

Entschuldigung, es muss natürlich lauten:
f_O = |f_nutz +/- f_ZF|
f_spiegel = |f_nutz +/- 2 f_ZF|

von Marek N. (Gast)


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Egon D. schrieb:
> Physikalisch gibt es die auch nicht

Natürlich!
Wie willst du ein reelles(!) Zeitsignal konstruieren, wenn du nur Zeiger 
hast, die allesamt nur in eine Richtung rotieren?
Dann wäre ja unsere gesamte Welt komplex!

von Haidar H. (haidar)


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Alles klar, vielen Dank Marek, das macht einiges klarer!

von Günter R. (guenter-dl7la) Benutzerseite


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Die Frequenz ist die Ableitung der Phase nach der Zeit, kann also 
bezogen auf ein Signal durchaus negativ sein.

von Egon D. (Gast)


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Günter R. schrieb:

> Die Frequenz ist

... hier fehlt: "in der Systemtheorie" ...

> ... die Ableitung der Phase nach der Zeit, kann
> also bezogen auf ein Signal durchaus negativ
> sein.

Selbstverständlich.

In der klassischen Physik und der Technik ist die
Frequenz häufig einfach "Anzahl je Zeiteinheit";
diese Frequenz kann i.d.R. nicht negativ sein.

Dasselbe Wort -- abweichende Bedeutungen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ausgerechnet mit den Beispielfrequenzen fallen die beiden 
Empfangsstellen auf 500 MHz. Mit anderen Zahlen gäbe es zwei 
Empfangsstellen.

von Marek N. (Gast)


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Ich begeb mich doch hier nicht auf das Niveau des Potilator-Crackpots!

von Egon D. (Gast)


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Christoph db1uq K. schrieb:

> Ausgerechnet mit den Beispielfrequenzen fallen die
> beiden Empfangsstellen auf 500 MHz. Mit anderen
> Zahlen gäbe es zwei Empfangsstellen.

???

RF = 500MHz (Eingangssignal am Mischer),
LO = 2000MHz (Eingangssignal am Mischer),
ZF = 2500MHz (Ausgangssignal am Mischer).

Im dargestellten Empfangsfall ist die Spiegelfrequenz
LO + ZF = 4500MHz.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Marek N. schrieb:
> wenn du nur Zeiger hast, die allesamt nur in eine Richtung rotieren?

All das ist doch letztlich ein (systemtheoretisches) Modell.

Rotiert hat das zum letzten Mal wohl in Grimeton, und selbst da nicht 
17200 mal in der Sekunde. :-)

von Volker M. (Gast)


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Marek N. schrieb:
> Entschuldigung, es muss natürlich lauten:
> f_O = |f_nutz +/- f_ZF|
> f_spiegel = |f_nutz +/- 2 f_ZF|

Ist das deine persönliche Definition der Spiegelfrequenz?
https://de.wikipedia.org/wiki/Spiegelfrequenz

von Günter Lenz (Gast)


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von Marek N. schrieb:
>Egon D. schrieb:
>> Physikalisch gibt es die auch nicht

>Natürlich!
>Wie willst du ein reelles(!) Zeitsignal konstruieren, wenn du nur Zeiger
>hast, die allesamt nur in eine Richtung rotieren?
>Dann wäre ja unsere gesamte Welt komplex!

Ich habe auch Probleme mir eine negative Frequenz vorzustellen.
Ich hätte gern mal einen Schaltplan von einem Oszillator
der eine negative Frequenz erzeugt. Oder wie sieht eine
negative Frequenz auf einem Oszillograf aus.

Aber noch mal ein Beispiel aus der Praxis.
Den englische Langwellensender auf 198kHz gibt es ja noch.
Die AM-Radios hatten ja standardmäßig eine ZF von 455kHz.
Mit einer Oszillatorfrequenz von 653kHz wird nun die
198kHz auf 455kHz hochgemischt.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Günter Lenz schrieb:
> Mit einer Oszillatorfrequenz von 653kHz wird nun die
> 198kHz auf 455kHz hochgemischt.

… und um auf das Thema des Threads zurück zu kommen, die Spiegelfrequenz 
wäre 1108 kHz.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Es geht um Empfang, nicht Senden.
LO (2000) plus Eingangsfrequenz (500) ergibt die ZF (2500), LO (2000) 
minus Eingangsfrequenz (-500) ebenfalls die ZF.
Wie beim Direktmischer liegen beide Spiegelfrequenzen am selben Platz, 
und lassen sich nur durch Phasentricks (I/Q-Mischung) 
auseinanderdividieren.

von Soul E. (Gast)


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Marek N. schrieb:

> Jörg, ohne negative Frequenzen wären digitale Modulationsverfahren wie
> OFDM nicht möglich!

-2001 Hz
Und die Kalibrierung von Spektrumanalysatoren auch nicht ;-)

von Egon D. (Gast)


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Christoph db1uq K. schrieb:

> Es geht um Empfang, nicht Senden.

Okay.


> LO (2000) plus Eingangsfrequenz (500) ergibt die
> ZF (2500),

Klar.


> LO (2000) minus Eingangsfrequenz (-500) ebenfalls
> die ZF.

Rechnerisch richtig -- aber sachlich irrelevant.

Bei ZF = 2500MHz und LO = 2000MHz sind die
Empfangsfrequenzen ZF +/- LO, also

RF_1 = ZF + LO = 2500MHz + 2000MHz = 4500MHz,
RF_2 = ZF - LO = 2500MHz - 2000MHz =  500MHz.

Für die Nutzfrequenz von 500MHz ist in dieser
Konfiguration 4500MHz die Spiegelfrequenz, denn
sie liegt "spiegelbildlich" zur ZF von 2500MHz.

von OM (Gast)


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Wenn ich mich recht erinnere, wird beim Mischen, wenn es um die 
Subtraktion der Signale geht, immer F_max-F_min gerechnet. Egal was 
F_Max/f_min bei ZF,LO etc. ist.
Also niemals nicht wird 500-1000 gerechnet, sondern immer 1000-500.
Oder erinnere ich mich falsch?

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ja, war Quatsch. Die Spiegelfrequenz ist 4,5 GHz.
Ich hatte zuviel an Direktumsetzung mit I/Q-Mischern gedacht. Da werden 
tatsächlich die beiden Spiegelbänder links und rechts vom LO ins selbe 
NF-Band heruntergemischt. Die lassen sich dann nur mit Phasentricks 
trennen.

von Lukaz (Gast)


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von Matthias (Gast)


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Günter Lenz schrieb:
> Ich habe auch Probleme mir eine negative Frequenz vorzustellen.

Das Problem haben wir alle. Ich vermeide es, mir solche Konstrukte 
vorzustellen; es sind für mich Modelle bzw. mathematische Zusammenhänge.

von Volker M. (Gast)


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So kompliziert ist das mit der negativen Frequenz doch gar nicht.

Das Signal ist U * sin (2*pi*f) und wenn f negativ wird, dann ergibt 
sich einfach ein Vorzeichenwechsel (Phasenumkehr) des resultierenden 
Signals.

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