Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Korrosion bei Alu und Edelstahl


von Volker (Gast)


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Hallo!

Ich würde gerne in unserem Garten einen kleinen Edelstahl-Kasten (10 cm 
breit, 5 cm hoch, 5 cm tief) mit Maschinenschrauben und Muttern auf 
einer  größeren Aluminium-Platte montieren, die dann z.B. mit 
Spax-Schrauben am Holz-Gartenzaun montiert werden soll. Ich habe aber 
gelesen, dass es da bei Regen anscheinend Korrosion geben soll. Der 
Edelstahl ist vermutlich V2A AISI 304 und das Alu ist voraussichtlich 
eloxiertes AlMg1.

An welchen Stellen könnte es hier zu deutlich sichtbarer Korrosion 
kommen und in welchen Zeiträumen spielt sich so etwas ab?

Vielen Dank!
Volker

von Andrew T. (marsufant)


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Volker schrieb:
> Ich habe aber
> gelesen, dass es da bei Regen anscheinend Korrosion geben soll. Der
> Edelstahl ist vermutlich V2A AISI 304 und das Alu ist voraussichtlich
> eloxiertes AlMg1.

Steht bei mir seit 15 Jahren draußen, und korrodiert nicht. Es gibt auch 
keinen Grund, warum es korrodieren sollte.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Andrew T. schrieb:
> Es gibt auch keinen Grund, warum es korrodieren sollte.

Doch: unterschiedliche Elektronegativitäten. ;-)

Allerdings haben beide Seiten einen recht guten Eigenschutz durch 
Oxidschichten.

von Udo S. (urschmitt)


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Hier sind kurze Infos zu Materialpaarungen:
https://www.spax.com/de/service/technisches-lexikon/kontaktkorrosion/

Kannst du nicht eine Edelstahlplatte nehmen?

von Bister (Gast)


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Andrew T. schrieb:

> Steht bei mir seit 15 Jahren draußen, und korrodiert nicht. Es gibt auch
> keinen Grund, warum es korrodieren sollte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrochemische_Spannungsreihe

Ansonsten siehe Jörg W. oben.

von butsu (Gast)


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Andrew T. schrieb:
> Es gibt auch
> keinen Grund, warum es korrodieren sollte.

Doch, den gibt es. Das Stichwort ist galvanische Korrosion. Alu ist 
deutlich unedler als der Edelstahl und wird korrodieren. Es ist zwar 
durch die Eloxalschicht passiviert, dass funktioniert aber nicht ewig.

Ob es zu einem Problem wird, hängt von vielen Faktoren ab.
Ungünstig ist:

- kleine Oberfläche des Alu im Verhältnis zum Edelstahl
- hohe Temperatur
- hohe Feuchtigkeit (z.B. Tropen)
- hoher Salzgehalt (Küstennähe)

Du kannst das Problem vermeiden, wenn du die Teile elektrisch isolieren 
kannst (Zwischenbuchsen und Unterlegscheiben aus Kunststoff)

von Bister (Gast)


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Edit:

Edelstahl bedeutet nicht rostfrei.

https://de.wikipedia.org/wiki/Edelstahl

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Bister schrieb:
> Edelstahl bedeutet nicht rostfrei.

Ist im Eröffnungsposting allerdings deutlich genauer spezifiziert als in 
der Überschrift.

von Praktiker (Gast)


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Hallo

Geeignetes Silikon und Lack ("Farbe") kann auch die Korrosion sehr 
verzögern - wobei es natürlich von Belang ist wie viel Wert auf aussehen 
gelegt wird , oder ob alleine der Schutz vom Belang ist.

Volker schrieb:
> An welchen Stellen könnte es hier zu deutlich sichtbarer Korrosion
> kommen und in welchen Zeiträumen spielt sich so etwas ab?

Deutet leider darauf hin das wohl vor allem das Aussehen von Belang ist 
- das macht es nicht unbedingt einfacher...

Nebenbei: Edelstahl ist eine Strafe was die Verarbeitung mit den 
normalerweise im privaten Umfeld zu Verfügung stehenden Werkzeugen 
angeht - wenn es dann noch gut aussehen soll... alles andere als einfach 
und sehr anstrengend.
Da ist Alu eine Kindergartenbastelarbeit im Vergleich - wobei das auch 
relativ ist wenn es wirklich gut aussehen soll und auf den 1/10mm und 
genau die gewünschten Winkeln ankommt, was leider viel zu oft notwendig 
ist, ist auch bei Alu nicht so einfach wie man erst mal oft annimmt.

Der Kasten ist schon vorhanden?
Eventuell ein fachgerecht zugeschnittene (und gebohrte) Edelstahlplatte 
nutzen?
Obacht - ist sicherlich Unsinn aber vom Gefühl her kommt die Bezeichnung 
Edel beim Edelstahl ausschließlich vom Preis - besonders wenn z.B. so 
ein Blech auch noch optisch was hermachen soll...

Praktiker

von Horst S. (petawatt)


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Auf unserer Segelyacht steht ein Mast aus Aluminium mit etlichen 
Spaxschrauben und Popnieten aus Niro. Hält schon weit über 20 Jahre. 
Vorsicht ist jedoch geboten wenn die Aluminiumlegierung Kupfer enthält. 
Wird gerne für Aluminiumgussteile verwendet.

Grüße von petawatt

Beitrag #6457195 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Experte (Gast)


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Was bei den meisten Edelstahl-Basteleien vergessen wird, ist eine 
ordentliche Passivierung nach der Bearbeitung vom Edelstahl. Eine gute 
Passivierung macht einen Großteil der Korrosionsbeständigkeit aus.

von oszi40 (Gast)


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Rostflecken auf Edelstahl habe ich schon öfter gesehen. Deswegen lieber 
2 passende V2A Schrauben kaufen.

von Nick M. (Gast)


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butsu schrieb:
> Alu ist
> deutlich unedler als der Edelstahl und wird korrodieren. Es ist zwar
> durch die Eloxalschicht passiviert, dass funktioniert aber nicht ewig.

Es ist sogar noch schlimmer! Alu korrodiert sofort, auch beim kleinsten 
Kratzer.
Ist beim "V2A" genauso, nur nicht so schnell. Es bildet eine sehr 
stabile Oxidschicht. Ist wie beim Corten-Stahl. Der rostet ja auch 
(wunderbar) aber hört dann auf damit.

Es wird nichts passieren.

von Stefan M. (schwanzlurch)


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von Pandur S. (jetztnicht)


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Aluminum mag Chlorid nicht. Chlorid loest die Oxidschicht auf. Was 
spricht denn gegen Holz. Muss ja nicht Tanne sein.

von L. H. (holzkopf)


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Wenn Du für alle Schrauben und Muttern V4A verwendest gelten die 
Materialpaarungen mit Al an sich schon als unkritisch.

Und wenn Du bei der Montage die Kontaktflächen auch noch mit 
Säureschutzfett einschmierst ist keine Korrosion zu erwarten.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Praktiker schrieb:
>
> Geeignetes Silikon und Lack ("Farbe") kann auch die Korrosion sehr
> verzögern - wobei es natürlich von Belang ist wie viel Wert auf aussehen
> gelegt wird , oder ob alleine der Schutz vom Belang ist.

Silikonprodukte und Alu vertragen sich nicht!

> Nebenbei: Edelstahl ist eine Strafe was die Verarbeitung mit den
> normalerweise im privaten Umfeld zu Verfügung stehenden Werkzeugen
> angeht - wenn es dann noch gut aussehen soll...

Nö, ist es nicht. Scharfes Werkzeug (sehr scharf), langame Berarbeitung 
(beim Bohren also wenig Drehzahl), keinesfalls ölen (zum Kühlen nur 
Wasser) und ordentlich Vorschub (beim Bohren durchaus kräftig zupacken).
Edelstahl ist wie Gummi, es will dem Bohrer ausweichen, bei wenig 
Vorschub reibt dieser nur auf dem Material und glüht aus.

Old-Papa

: Bearbeitet durch User
von Nick M. (Gast)


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Old P. schrieb:
> Silikonprodukte und Alu vertragen sich nicht!

Vermutlich verwechselst du Messing / Bronze mit Alu.
Acetatvernetzte Silikone sind dafür ungeeignet.

Dass man bei VA nicht schmieren darf, ist eine ganz neue Theorie.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Nick M. schrieb:
>
> Vermutlich verwechselst du Messing / Bronze mit Alu.
> Acetatvernetzte Silikone sind dafür ungeeignet.

Kann sein, doch meine Erfahrung sagt: Sili auf Alu und schon wird es 
weiß. Nicht sofort, doch da wo in meinen Wohnwagen die Aluhaut mit 
Silikon geflickt wurde, ist sie erst recht weggegammelt.

> Dass man bei VA nicht schmieren darf, ist eine ganz neue Theorie.

Nö, gelebte und erlebte Praxis von meinereiner und auch von Metallern in 
meinem Umfeld.
Das mag im industriellen Umfeld mit teuren Werkzeugen vielleicht anders 
sein, beim Frickler zuhause stimmt das aber.

Old-Papa

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Offtopic:

Old P. schrieb:
> Nö, gelebte und erlebte Praxis von meinereiner und auch von Metallern in
> meinem Umfeld.

Dann haben diese Leute wenig Ahnung von diesen Materialien.

Es muss gerade bei Handbearbeitung bei allen zähen Edelstählen 
geschmiert und(!) gekühlt werden, daher ist reines Öl wirklich nicht 
gut, aber mit KSM geht das tadellos und viel, viel besser als ohne. Das 
verlängert die Standzeit der Werkzeuge erheblich.

> Das mag im industriellen Umfeld mit teuren Werkzeugen vielleicht anders
> sein, beim Frickler zuhause stimmt das aber.

Weil der Frickler zu Hause nur wenig Ahnung und noch weniger Erfahrung 
hat ("Hauptsache, das Loch is drin"), dafür aber Zeit um die Bohrer alle 
fünf "Löcher" nachzuschleifen ;-). Da ist es doch schlauer, sich an die 
Leute im industriellen Umfeld zu halten, die am Tag tausende Löcher 
bohren und fräsen und nicht immer nach drei grausamen Löchern das 
Werkzeug wechseln und neu einmessen wollen.

Sehr scharf dürfen Schneiden bei zähen Materialien (wie vielen 
Edelstählen) übrigens nicht sein, weil die dann sofort ausbrechen. 
Einfach mal Schneidplatten für verschiedene Materialien genauer angucken 
(gern auch unterm Mikroskop). Wirklich scharf sind nur Platten für 
Weiche Materialien: Alu- und Kunststoffschneidplatten. Platten für zähe 
Materialien müssen vor allem stabil sein (daher oft negatives Profil), 
denn am wichtigsten ist dabei eine große Zustellung. An der 
Säulenbohrmaschine heisst das bspw.: wenig Drehzahl, viel Druck und KSM 
. Dann geht das auch mit 1.4301 problemlos und auch ein HSS-Bohrer 
bleibt lange in seinem originalen Zustand. Noch besser sind freilich 
bessere für Zerspanung geeignete Edelstähle: 1.4305

von ths (Gast)


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Habe seit Jahren eine Mülltonnenabdeckung aus Alu-Riffelblech auf 
Edelstahlrahmen draußen stehen, keinerlei Korrosion sichtbar. Das Zeug 
verträgt sich offensichtlich.

von Nick M. (Gast)


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Old P. schrieb:
> beim Frickler zuhause stimmt das aber.

Das ist mal ein überzeugendes Argument.
Kernproblem bei VA ist die Kaltverfestigung. Einmal drauf rumgerutscht 
mit dem Bohrer ohne einen Span zu machen, schon gehts dahin mit dem 
Bohrer.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Chris D. schrieb:

> Dann haben diese Leute wenig Ahnung von diesen Materialien.

... aber verdienen ihren Lebensunterhalt damit und nichtmal schlecht ;-)

> Es muss gerade bei Handbearbeitung bei allen zähen Edelstählen
> geschmiert und(!) gekühlt werden, daher ist reines Öl wirklich nicht
> gut, aber mit KSM geht das tadellos und viel, viel besser als ohne. Das
> verlängert die Standzeit der Werkzeuge erheblich.

Gekühlt ja, geschmiert nicht.

> Weil der Frickler zu Hause nur wenig Ahnung und noch weniger Erfahrung
> hat ("Hauptsache, das Loch is drin"), dafür aber Zeit um die Bohrer alle
> fünf "Löcher" nachzuschleifen ;-).

Meine "Edelstahlbohrer" liegen in extra Schachtel und ich nutze sie nur 
dafür. Die sind rattenscharf und nie irgendwo ausgebrochen.
Nachgeschliffen habe ich die nach ein paar Jahren mal.

> Da ist es doch schlauer, sich an die
> Leute im industriellen Umfeld zu halten, die am Tag tausende Löcher
> bohren und fräsen und nicht immer nach drei grausamen Löchern das
> Werkzeug wechseln und neu einmessen wollen.

Klar, schlauer ist das, nur diese Werkzeuge hat Kollege Frickler selten 
im Haus.

> Sehr scharf dürfen Schneiden bei zähen Materialien (wie vielen
> Edelstählen) übrigens nicht sein, weil die dann sofort ausbrechen.

Nö, meine eigene Erfahrung, egal ob Bohren, Fräsen oder Drehen, sagen 
exakt das Gegenteil.

> Einfach mal Schneidplatten für verschiedene Materialien genauer angucken
> (gern auch unterm Mikroskop). Wirklich scharf sind nur Platten für
> Weiche Materialien: Alu- und Kunststoffschneidplatten. Platten für zähe
> Materialien müssen vor allem stabil sein (daher oft negatives Profil),
> denn am wichtigsten ist dabei eine große Zustellung.

Kann ich ja mal machen, wobei ich für Edelstahl kaum extra die Platten 
wechsel. Häufig geht sogar HSS ;-)

> An der
> Säulenbohrmaschine heisst das bspw.: wenig Drehzahl, viel Druck und KSM
> . Dann geht das auch mit 1.4301 problemlos und auch ein HSS-Bohrer
> bleibt lange in seinem originalen Zustand.

Nun, genau das sagte ich doch...
KSM ist was ganz anderes als Öl!

> Noch besser sind freilich
> bessere für Zerspanung geeignete Edelstähle: 1.4305

Wenn man sich das aussuchen kann, dann ja.

Old-Papa

von L. H. (holzkopf)


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Chris D. schrieb:
> Sehr scharf dürfen Schneiden bei zähen Materialien (wie vielen
> Edelstählen) übrigens nicht sein, weil die dann sofort ausbrechen.

Denke, beim Bohren von Edelstahl kann man das so nicht sagen.
Viel Druck braucht man da nicht, wenn man scharfe Bohrer hat.
Denn das Dilemma sieht ja meistens so aus, daß man halt die Bohrer 
verwendet, die häufig im Einsatz sind und dementspr. bereits etwas 
lädierte Schneiden haben.
Ganz abgesehen davon, hilft bei VA nicht nur Nachschliff der Bohrer, 
sondern auch eine Veränderung der Schneidengeometrie hin zu einem 
Facetten-Schliff; d.h. die eigentliche Schneide flacher und höchstens 
1mm breit stehen lassen.

> Einfach mal Schneidplatten für verschiedene Materialien genauer angucken
> (gern auch unterm Mikroskop). Wirklich scharf sind nur Platten für
> Weiche Materialien: Alu- und Kunststoffschneidplatten. Platten für zähe
> Materialien müssen vor allem stabil sein (daher oft negatives Profil),
> denn am wichtigsten ist dabei eine große Zustellung. An der
> Säulenbohrmaschine heisst das bspw.: wenig Drehzahl, viel Druck und KSM
> . Dann geht das auch mit 1.4301 problemlos und auch ein HSS-Bohrer
> bleibt lange in seinem originalen Zustand. Noch besser sind freilich
> bessere für Zerspanung geeignete Edelstähle: 1.4305

Und am allerbesten ist es, wenn man zum Bohren von VA HSS-E Bohrer 
verwendet. :D
Mit denen kann man VA deutlich besser als mit HSS bohren.
https://www.haberkorn.com/produkte/werkzeuge-maschinen/vhm-bohrer-vs-hss-bohrer-bedeutung-vorteile-vergleich/

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