Bei einer Wechselspannungsmessung will man ja häufig nicht nur den Effektivwert sondern auch den Spitzenwert oder besser noch den zeitlichen Verlauf wissen. Bessere DVM verfügen neben der Messung des "echten" Effektivwertes auch über eine Spitzenwertmessung. Bei Fluke 87V / BM867S nennt sich das "peak" bzw. "crest". Im Vergleich zu einem Oszilloskop erwartet man ja eine höhere Messauflösung der Spannung bei allerdings eingeschränkter Bandbreite. Frage an das Forum: Wer nutzt diese Funktion und wofür? Hab mal einige Messungen zu dieser Funktion vorgenommen (siehe Anlage). Mit einem Funktionsgenerator (FY6900) wurde ein burst mit 1 und 5 Perioden in ein Fluke87V und ein BM867S eingespeist und als transienter Vorgang gemessen. Im Vergleich zum Fluke87V sind die Eigenschaften des BM867S doch deutlich schlechter. Laut Datenblatt gibt es keinen Unterschied zwischen BM867S und BM869S (nur Signale mit mehr als 0,8ms werden erfasst). Bei Fluke 87V werden 0,25ms genannt. Grüße von petawatt
Horst S. schrieb: > Benutzt denn wirklich niemand die Spitzenwerterfassung bei einem > DVM? NööÖÖöö lieber nicht, denn eine Spitzenwerterfassung lässt sich nicht von einem Störungspeak unterscheiden. Es sei denn, man macht 3 Messungen nacheinander, um eine Störung auszuschließen.
Horst S. schrieb: > Frage an das Forum: Wer nutzt diese Funktion und wofür? Das ist wieder so eine Frage die ich nicht verstehe. Also wozu braucht man eine Messfunktion zum Erfassen von sporadischen Signalen? Ja, wozu wohl? Zum Erfassen von sporadischen Signalen. Du musst keine sporadischen Signale von 250µs oder 800µs erfassen? Gut für dich. Wenn du die Funktion nicht brauchst dann nutze sie nicht. Wenn du sie brauchst merkst du das von ganz alleine. Weißt du, solche Fragen stellen ist wie einen Automechaniker zu fragen wozu er seine Werkzeugkiste braucht. Ja, wozu wohl? Zum Arbeiten. Und den Schraubendreher da mit der ungewöhnlichen Spitze? Ja, wozu wohl? Zum Drehen von Schrauben die diese ungewöhnlichen Kopfform haben. Wer nutzt den so was schock *horror*? Na, wer wohl? Diejenigen die Schrauben mit diese ungewöhnlichen Kopfform drehen müssen.
Wenn sich das Signal nicht an: > mehr als 0,8ms > 0,25ms haelt, misst man bei sporadischen Signalen nur Hausnummern. 800 us entsprechen 1.25 kHz und 250 us 4 kHz. In der Praxis eher unbrauchbar. Vermutlich ist die Funktion eher dazu gedacht, bei nichtsinusfoermigen Signalen die Richtigkeit der RMS-Messung zu bewerten. Beispiel: RMS-Wert 1 V, aber Spitzenspannung 100 V. Im Datenblatt steht dann sicher auch, bis zu welchem Crestfaktor die RMS-Messung noch brauchbar ist.
Horst S. schrieb: > Frage an das Forum: Wer nutzt diese Funktion und wofür? Horst S. schrieb: > Benutzt denn wirklich niemand die Spitzenwerterfassung bei einem > DVM? Doch. An einer Steckdose die Effektivspannung und die Spitzenspannung zu messen, ist doch eher akademisch. Wenn man die Effektivspannung hat, kann man den Spitzenwert auch ausrechnen. Schließlich weiß man, daß es Sinus ist und ein Taschenrechner ist in jedem Smartphone eingebaut. Daß der Sinus verbogen ist, ist auch bekannt. Aber der Rechenwert weicht vom gemessenen nur geringfügig ab und liegt innerhalb der Toleranz des DMM. Etwas anderes ist es natürlich mit einer anderen, unbekannten Signalform. Da lässt sich mit einer Effektiv- und Spitzenwertmessung durchaus auf diese schließen. Und was ist z.B. mit einem PWM-Signal, konkret ein Servosignal? Das hat drei Parameter: Frequenz, Dutycycle und Spannung. Die Spannung kann man mit der Spitzenwertfunktion messen. Ohne gelingt das nicht. Wenn das DMM auch noch über Frequenz- und Dutycyclemessung verfügt, kann man ein Servosignal exakt ausmessen. Mit einem DMM, daß das nicht kann, erhält man eine kleine Spannung, die sich zwar ändert, wenn man am Gas dreht, aber damit kann man nur raten, daß es vielleicht eine Servo-PWM sein könnte. Messen geht anders. Dazu muß man natürlich soviel Phantasie aufbringen und sich vorstellen, daß man ein Gerät, eine Maschine oder ein Fahrzeug nicht auf seinen Labortisch hieven kann und vor Ort nicht immer einen Oszi dabei hat. Oder es einfach zu aufwendig ist, das ganze Equipment auszubreiten. Und irgendwelche drumrumstehenden Leute nerven auch weniger, weil die gar nicht wissen, was man da gerade macht.
Larry schrieb: > 800 us entsprechen 1.25 kHz und 250 us 4 kHz. > In der Praxis eher unbrauchbar. Die maximal erlaubte Frequenz ist sogar noch kleiner. Man darf eigentlich nur die halbe Periodendauer zulassen (siehe Test weiter oben). Beruflich hab ich die Funktion auch nie genutzt. Es stand ein Transientenrecorder mit 8 potenzialfreien Kanälen (200 ksamples/s, 12 bit) zur Verfügung. Nach der Messung konnte man über einen Thermokammschreiber sofort einen übersichtlichen Ausdruck beliebiger Länge mit einer Breite von 200mm anfertigen. Erheblich übersichtlicher als nur ein Bild am Notebook. Da wurden Störimpulse sofort erkannt. Fluke findet die Spitzenwerterfassung aber wichtig, und druckt sie sogar auf den Karton vom 87V. Deshalb meine Frage. Grüße von petawatt
Allzuviel Genauigkeit sollte man von den Spitzenwerten nicht verlangen. Die Eingangsstufe beim DMM ist nicht dafür ausgelegt auch höhere Frequenzen gut zu erfassen. Für die Spitzen kommt es nicht nur auf die Amplitude an, sondern auch auf die Phase. Um also 250 µs sitzen noch gut zu erfassen reicht eine Bandbreite von 4 kHz nicht aus - da sollte der Eingangsverstärker schon bis mindestens 20 kHz gehen, damit bei 4 kHz noch keine deutliche Phasenverschiebung auftritt. Die Spitzenwerte können gelegentlich hilfreich sein, etwa um zu erkennen ober man dem RMS wert trauen kann. Für die eher kurzen Spitzen, etwa beim Schalten induktiver Lasten fallen da allerdings eher unter den Teppich. Bei neueren DMMs findet man die Funktion gelegentlich, denn die fällt quasi nebenher ab, wenn RMS nicht analog sondern digital erledigt wird.
Horst S. schrieb: > Wer nutzt diese Funktion und wofür? Na zur Erfassung des Spitzenwerts :D Spitzenwertmessung für Anlaufströme wäre z.B. eine Anwendungsmöglichkeit: https://www.youtube.com/watch?v=BEuls6zXFas ab 27:16 Min. Min/Max Wert-Aufzeichnung nutze ich, wenn ich prüfen möchte, ob eine Spannung schwankt oder Thermofehler o.ä. auftritt. Für Störspitzen etc. verwende ich grundsätzlich ein Oszilloskop, kein DMM.
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