Hallo zusammen, ich habe ein altes (und ziemlich schweres) Röhren-Teil ausgeweidet, konkret einen Breitband-Leistungswobbler WE615c https://www.radiomuseum.org/r/heucke_breitband_leistungs_wobb.html Dabei bin ich unter anderem auf dieses seltsame Teil gestoßen. Die Welle war nach außen zu einem Drehknopf geführt. Für einen "Drehkondensator" scheint mir das Ding viel zu groß. Im Schaltbild kann ich das Ding auch nicht wirklich finden. Ich finde das Ding wirklich "liebevoll" gebaut. Hat jemand eine Idee wozu das Teil dient?
Das ist der im Plan rechts oben mit "Teiler" beschriftete Drehkondensator C38. Schade, daß Sie das Gerät geschlachtet haben. (Auch wenn das Ding nicht so aussieht, und auch wenn es aussehen würde wie ein Krake oder eine Pyramide- es ist ein durch DREHBEWEGUNG veränderlicher Kondensator, und hat das Drehkondensator- Schaltbild.
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Ein Dämpfungssteller, der - durch seinen Hohlleiter-Kammer Aufbau den korrekten Wellenwiderstand beibehält, egal welcher Drehwinkel; das Stehwellenverhältnis bleibt gut, er speist direkt den damals üblichen 60-Ohm-Ausgang. Das ist notwendig, weil mit diesem Leistungswobbler direkt Antenneneigenbauten und Leitungsnetze von Antennenanlagen ausgemessen werden konnten. - der durch seinen nichtohmischen Aufbau "Kratzgeräusche" (vgl. "Poti") auf der Wobbelkurve vermeidet; - der durch seinen vollgeschirmten Aufbau aus hochleitfähigem Material jeglichen kapazitiven Nebenschluss vermeidet. Dadurch werden überhaupt erst hohe Dämpfungswerte möglich. Messung der Eingangsgrenzempfindlichkeit von Abstimmeinheiten. Tatsächlich schade ums Gesamtgerät.
Ergänzend zum Vorbeitrag: "nichtohmisch" bedeutet, es ist kein Widerstand, sondern ein Kondensator- und wie im vorletzten Beitrag beschrieben, eben ein spezieller Dreh- Kondensator.
Nichtverzweifelter schrieb: > Ein Dämpfungssteller Statt Potentiometer eben in der Bauform auch liebevoll Dosimeter genannt duck-und-ganz-schnell-weg
Hallo ihrs, Danke für eure erhellenden Beträge! Ich finde es immer wieder erstaunlich, was für kluge Leute sich hier herumtreiben! An einen Drehkondensator hatte ich natürlich auch schon gedacht, nur kam mir die potentielle Kapazität viel zu klein vor. ich hab mal versucht ein bisschen zu rechnen (bitte um Nachsicht wenn ich da um Größenordnungen daneben liege) Die beiden Messingplättchen haben einen Durchmesser von 2cm, ergibt eine Fläche von 300 mm² im "ganz ausgerollten" Zustand messe ich einen Abstand von grob 10 cm Wenn ich die Kondesator-Formel C = e(0)*e(r) * A / d noch richtig im Kopf habe, ergäbe das eine Kapazität von 0.03pF (oder 30 femto-Farad) Geht das noch als Kapazität durch, oder ist das schon Voodoo? PS ja, schade um das Gerät. Aber das Teil kam in einem Zustand bei mir an, sowas habe ich noch nicht erlebt. nicht nur "vom Traktor gefallen", sondern da ist der Traktor drübergefahren. Frontplatte "gefaltet", innen voll mit Ameisenbau. Ich beschäftige mich ja mit alten Röhrenradios, kenne daher die "Kuhstall-Radios", aber das war eine Dimension drüber... PS#2: da drinnen hab ich noch ein spannendes Teil "isoliert", das will aber erst aufbereitet werden. stay tuned :-)
Das Teilchen hat sicher eine sehr geringe Kapazität beim größten Abstand. Das kann durchaus sinnvoll sein- es gibt als Gegenstück höchstempfindliche Nachweisgeräte, ich kenne einen einen historischen VHF- Pendelempfänger- Detektor von HP, der würde selbst nach der Teilung mit so geringer Kapazität noch was mit der heruntergeteilten HF anfangen können ! Wenn das Wobbelgerät nicht mehr zu retten ist: Ein schickes Teilchen... außen blank machen, Zaponlack drauf, Vitrine. (als ich noch meinen Wehrdienst ableistete , hat man ein Maßband zum Tage- zählen in solche Messinggehäuse verfrachtet)
Edi M. schrieb: > (als ich noch meinen Wehrdienst ableistete , hat man ein Maßband zum > Tage- zählen in solche Messinggehäuse verfrachtet) Bei den hier vorliegenden Abmessungen hast du wohl sehr, sehr lange gedient?
Route_66 H. schrieb: > Bei den hier vorliegenden Abmessungen hast du wohl sehr, sehr lange > gedient? Näääähhhh... mein Maßband war dicker ! :-)
Es gibt nur eine Sorte Schneider-Maßband. Bei der nächsten Spindkontrolle wärst du mit dem komischen Messingding aufgeflogen.
michael_ schrieb: > Bei der nächsten Spindkontrolle wärst du mit dem komischen Messingding > aufgeflogen. Ja, kann sein. Aber wenistens die Ofenstangen und meinen UFO hat der Spieß nicht gefunden.
So, mit viel Geduld und noch mehr Sauerei habe ich das zweite "seltsame Teil" freigelegt. Auf einer ziemlich massiven und schweren Grundplatte mit vier Säulen ist ein (prähistorischer) Permanentmagnet befestigt, im Luftspalt bewegt sich eine Tauchspule. Sieht eigentlich aus wie ein Lautsprecher äh Schallwandler :-) Auf dem doppelt gefedert aufgehängten beweglichen Teil (das ziemlich gelitten haben muss) befinden sich diese "Körbe", die ich eigentlich als "Tauch-Trimmer" kenne. Dieselben Körbe befinden sich im oben aufgeschraubten Gegenstück, wo dann auch zwei (früher sicher mal flexible) Kabel angelötet waren. Ich denke das ist ein "modulierbarer Kondensator", und da das Gerät ja ein Wobbler war, habe ich wohl "des Wobbels Kern" gefunden :-) Auf den Alu-Blechen und dem "Plexiglas-Träger" des Oberteils sind sogar noch die Striche der Anreissnadel sichtbar... also wirkliche ehrliche Handarbeit. Unglaublich, mit welchem Aufwand und welcher Kreativität die damals Probleme gelöst haben. Das Ding kriegt auf jeden Fall auch einen Ehrenplatz.
Michael R. schrieb: > Ich denke das ist ein "modulierbarer Kondensator", und da das Gerät ja > ein Wobbler war, habe ich wohl "des Wobbels Kern" gefunden :-) Genau das ist es. Bei meinem Wobbler heißen die "Schwingkondensatoren". Um keine flexible Extra- Leitung zu benötigen, sind 2 Kondensatoren im Reihe geschaltet. Die Mechanik ist die eines Lautsprechers ähnlich, speziell die Hartpapier- "Zentrierspinnen". 2 solcher Teile ergeben eine absolut exakte Führung ohne seitliches Spiel. Und es sind Tauchtrimmer- Teile, genau. Flexible Leitungen waren außer an der niederfreuenten Schwingspule allerdings nirgends dran, denke ich. Ja, sieht nach akkurater Handarbeit aus- Top ! Foto: Schwingkondensatoren, die beiden runden Metallröhren, sorgfältig verschraubt. Im Prinzip das Gleiche. Dazu für die niederfrequenten Bereiche ain magnetisches Wobbelsystem.
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Edi M. schrieb: > Flexible Leitungen waren außer an der niederfreuenten Schwingspule > allerdings nirgends dran, denke ich. Du hast natürlich recht, der Oberteil bewegt sich ja nicht - silly me! Edi M. schrieb: > Foto: Schwingkondensatoren, die beiden runden Metallröhren, sorgfältig > verschraubt. Im Prinzip das Gleiche. Und was machen die drei Leuchtdioden in deinem Wobbler? :-) sieht übrigens auch nach einem klassen Teil aus!
Edi M. schrieb: > Dazu für die niederfrequenten Bereiche ain magnetisches Wobbelsystem. Den Teil musst mir jetzt aber erklären... Modulieren über die Sättigung des Ringkerns?
Michael R. schrieb: > Und was machen die drei Leuchtdioden in deinem Wobbler? :-) Da sind noch mehr drin. Die habe ICH einst eingebaut. Die Original- Relais St10 waren unzuverlässig, und um anzuzeigen, welches Relais gezogen ist, habe ich LED's zur Anzeige eingebaut, damit ich bei der Fehlersuche weiß, welches Relais gezogen ist, die Generatoren- Frequenzen werden über etliche Relaiskontaklte "durchgeschleift". Später habe ich metallgekapselte GBR- Relais eingebaut, die LED'S habe ich aber gelassen, sie sind noch heute drin. Nicht original... aber ich nehm's hin. > sieht übrigens auch nach einem klassen Teil aus! Ja, und mit 66Kg hält das Gerät auch den Tisch auf dem Boden. :-) Michael R. schrieb: > Edi M. schrieb: >> Dazu für die niederfrequenten Bereiche ain magnetisches Wobbelsystem. > Den Teil musst mir jetzt aber erklären... > Modulieren über die Sättigung des Ringkerns? Der Ferritkern befindet sich im Einflußbereich des Eisenkerns deer Wobbelspule, und das ändert dessen Permeabilität, und damit die Induktivität der auf den Ringkern gewickelten Spule. Damit ist ein einigermaßen großer Hub möglich, was damals mit elektronischen MItteln nicht ging- Reaktanzröhre- Schaltungen konnten den großen Hub nicht, und Kapazitätsdioden waren noch nicht erfunden, solche mit großem Delta C schon gar nicht. Daß der Kern in Sättigung geht- ich denke, eher nicht. Der Hub ist aber auch nicht supergroß- die wobbelnde Oszillatorfrequenz wird mit einer Festfrequenz gemischt. Und es ist dadurch auch eine Null- und eine "negative" Frequenzanzeige im untersten Bereich möglich -> Differenz = Null und Differenzbildung "zur anderen Seite hin". Also ebenfalls sehr großer Aufwand. Aber funktioniert seit 1964 bis heute.
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Michael R. schrieb: > So, mit viel Geduld und noch mehr Sauerei habe ich das zweite "seltsame > Teil" freigelegt. Tolles Ding! > Mechanik ist der Luxus der Zukunft! Dies sagte ein Entwickler bei BMW (Motorräder). Und das stimmt. Elektronik läßt sich beliebig duplizieren (z.B. die elektronisch gesteuerte Kennlinie eines Motors), Mechanik hingegen ist immer aufwendig. Solche Teile sind schöne Feinmechanik. Macht Spaß so ein Stück in der Hand zu halten! Wie ich auch immer Freude an der Mechanik einer alten Uhr zu finde. Früher habe ich auch gerne den Motor meines Motorrades (klassischer Ein-Zylinder 4-Takt) zerlegt und wieder zusammengebaut. Oder eben solche mechanischen Teile aus elektronischen Geräten - z.B. ein Variometer.
Edi M. schrieb: > Dazu für die niederfrequenten Bereiche ain magnetisches Wobbelsystem. Magneto-mechanisches-Wobbeln - habe ich auch noch nie gesehen. Auch ein tolles Teil. Gibt es davon eine Gesamtansicht? Elektronik (Röhren) waren ja damals sehr teuer. Da hat man das eben mechanisch gelöst.
Mohandes H. schrieb: > Auch ein > tolles Teil. Gibt es davon eine Gesamtansicht? Jede Menge.Restaurationsbericht, und das Gerät ist gelegentlioch in Betrieb: http://edi.bplaced.net/?Grundlagen___Messungen_an_Empfaengern___Wobbeln-_Abgleich_komfortabel http://edi.bplaced.net/?Restauration_Messtechnik___Restauration%3A_Messtechnik_der_Koenigsklasse-_VEB_Messelektronik_Berlin%3A_Breitband-_Wobbel-_Sichtgeraet_%E2%80%9EBWS_1%E2%80%9C%2C_DDR%2C_1962 http://edi.bplaced.net/?Restauration_Messtechnik___Restauration%3A_Messtechnik_der_Koenigsklasse-_VEB_Messelektronik_Berlin%3A_Breitband-_Wobbel-_Sichtgeraet_%E2%80%9EBWS_1%E2%80%9C%2C_DDR%2C_1962___Beschreibung_des_BWS1 http://edi.bplaced.net/?Projekte___Forschungsprojekt-_Untersuchungen_an_Audion_und_Pendler___Forschungsprojekt_Audion_Pendler_Teil_5-_Dritter_Messmarathon&search=bws Mohandes H. schrieb: > Elektronik läßt sich beliebig duplizieren (z.B. die elektronisch > gesteuerte Kennlinie eines Motors), Mechanik hingegen ist immer > aufwendig. Elektronik hat aber eben auch Grenzen. Manchmal unüberwindbare. Wie ist das heute- Was nicht programmiert ist, geht nicht. Flugzeuge steuert man mit einem kleinen Joystick, per Hand, ohne Servo- Unterstützung, was vor Jahrzehnten noch möglich war, unmöglich. Ok, sehr große Mechanik wäre auch kaum noch zu bewegen- aber eben nicht unmöglich- einige Male mußten Pilot UND Co- Pilot zusammen die Kräfte aufbringen. Aber es ging eben. Heute stürzen Boeings Sekunden nach dem Start vom Himmel, weil ein Detail beim Start dem Piloten die Steuerung komplett aus der Hand nahm. DA ALLE diese Computersteuerung haben, kann man sagen: Man kann Elektronik recht einfach duplizieren, aber wenn die Schei..e ist, wird Schei..e genauso einfach dupliziert. Inzwischen hat man -mit Absicht- Mechanik unbezahlbar gemacht. Vollkommen zu unrecht. ICH bin der Meinung: Mechanik ist NICHT aufwendig. Eine schöner Mechanik ist hier zu sehen, etwas Ladezeit nötig, animierte GIF's: http://edi.bplaced.net/?Restaurationsberichte___Restauration_AEG_Ultra_Geadem_von_1932-_Eine_Ueberraschung___Der_Skalentrieb-_DIe_Paternoster-_Skale&search=skalentrieb Und sowas kann man sogar per Hand bauen.
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Beitrag #6475394 wurde vom Autor gelöscht.
Edi M. schrieb: > Schade, daß Sie das Gerät geschlachtet haben. Ist nur seine Meinung - Edi meckert öfters was ihn nichts angeht, - super gut seziert! Respekt!
Edi M. schrieb: > LEDs Immerhin hab ich sofort gesehen dass da was ist was da nicht hingehört :-) Edi M. schrieb: > Der Ferritkern befindet sich im Einflußbereich des Eisenkerns deer > Wobbelspule, und das ändert dessen Permeabilität, und damit die > Induktivität der auf den Ringkern gewickelten Spule. ich lehne mich jetzt sehr weit aus dem Fenster, und unter mir ist sehr dünnes Eis, weil der Teil meiner Ausbildung ist wirklich lange her... aber Permabilität ist doch eine Materialeigenschaft, die im Wesentlichen konstant ist, zumindest (einigermaßen) unabhängig vom magnetischen Fluss (sonst wären Spulen mit Kern massiv nichtlinear). Mit Ausnahme des Bereiches, wo das Material in die Sättigung kommt. Kann es nicht doch sein, dass die den Bereich der beginnenden Sättigung geschickt ausnutzen? Ich muss da an die geniale Sättigungs-Meßapparatur denken, wo ich den Link gerade nicht finde...
Michael R. schrieb: > Kann es nicht doch > sein, dass die den Bereich der beginnenden Sättigung geschickt > ausnutzen? Ich muß gestehen, daß ich mir darüber nie Gedanken gemacht habe. Der Bereich vor der Sättigung .... ist ja nicht besonders groß. Ab Erreichen der Sättigung ändert sich nichts mehr, darum würde ich das also verneinen. Aber hier sind ja so viele Experten- vielleicht klärt uns einer auf.
Michael R. schrieb: > Mit Ausnahme des Bereiches, wo das Material in die Sättigung kommt. Kann > es nicht doch sein, dass die den Bereich der beginnenden Sättigung > geschickt ausnutzen? Du liegst schon richtig. Erkennbar auch an den Grössenordnungen, kräftiger, riesiger Kern magnetisiert winziges Element durch. Bei dieser Art von Wobblern kam dann stets eine Leistungsendstufe zum Einsatz, Vorteil des Prinzips: Keine mechanisch bewegten Bauteile wie bei den zweckentfremdeten Lautsprecherantriebssystemen. Trotzdem oft hörbar: Die Magnetostriktion des grossen Kernes, vor allem bei geschichteten Trafoblechen.
Edi M. schrieb: > Sättigung Ja, eigentlich hab ich das auch so im Kopf. Beim erreichen der Sättigung macht die Kennlinie einen Knick, ist aber vorher und nachher annähernd linear. ich find den Thread nicht mehr, aber irgendwer hier hat mal so ein "Induktivitäts-Meßgerät" vorgestellt, welches ich auch nachgebaut habe, und ich schätze das teil nach wie vor. im Wesentlichen gings darum, mit einer (sehr gut per großer Elkos gepufferten) Konstantspannung eine Spule getaktet an die Spannung zu hängen, und mittels des (linearen) Verlaufs des Stromes am Oszi die Induktivität zu berechnen. Machte man die Impulse (von einem NE555 erzeugt) entsprechend länger, konnte man sehr schön den Knick in der Kennlinie erkenne, und auch auf den Sättigungsstrom rückschließen. Sehr sehr fein zum bestimmen unbekannter Speicherdrosseln.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Magnetkern Beim Punkt "Grenze der Magnetisierbarkeit, Sättigungsinduktion" ist eine Animation, die zeigt, daß ab Sättigung Ende ist, die Fremdmagnetisierung dürfte also um die Mitte des linearen Teils erfolgen müssen- um die maximale "Hubweite" zu erreichen.
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