Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik ZX Spectrum => Upgrade von 16 auf 48 KB RAM


von Clive Sinclair (Gast)


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Hallo,

nachdem der ZX jetzt läuft habe ich gemerkt, daß bestimmte Programme 
nicht laden wollen. Das liegt an den "nur" 16 KB RAM.

Hier 
(https://spectrumforeveryone.com/technical/upgrading-a-16k-spectrum-to-48k/) 
habe ich eine für mich verständliche Beschreibung gefunden. Eine kurze 
Umfrage im Bekanntenkreis ergab die benötigten Chips.

Aber bei einer Sache benötige ich Hilfe. In der Anleitung heisst es:

/Step 3: Solder wire link(s)

3b: Issue 3 or later PCB

These have multiple links located to the right of the EAR/MIC sockets – 
these are marked TI, L, H on the first column and OKI, 3, 4 on the 
second. If these are already present there is no need to change them, 
otherwise install wire links in the TI and 3 positions. The following 
combinations are also acceptable:

    TI, 4
    OKI, L
    OKI, H/

Die RAMs welche ich bekommen habe, haben die Aufschrift "KM4164B-10". 
Wie soll ich die Lötaugen nun verbinden? Auf dem Foto sieht man rot 
umrandet den fraglichen Bereich.

Was ich nicht verstehe ist die Anleitung, was ich nun bei meinen Chips 
verbinden muß. Die sind weder OKI noch Texas Instruments ... Oder geht 
die Kombi TI and 3 immer? Wie versteht Ihr das?

Hat jemand eine Idee?

Sir Clive Sinclair
Knight of the Realm

von Nautilus (Gast)


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Beim originalen Spectrum wurden ausgesuchte RAM für die 
Speichererweiterung verwendet. Um Kosten zu sparen wurden Bauteile mit 
nicht funktionierenden RAM-Bereichen verwendet.Dabei konnten auf einer 
Leiterplatte nur RAM verwendet werden, auf denen der defekte Bereich in 
allen RAM Bausteinen entweder im unteren oder im oberen Adressbereich 
befanden.
Durch die die Beschaltung der Brücken wählte man dann den 
funktionsfähigen Bereich aus.
Wenn man voll funktionsfähige RAM-Bausteine verwendet, kann man sich 
eine von beiden Varianten aussuchen.

von Adi (Gast)


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Hallo, hab früher meinenZXauch aufgemotzt. hab mich erinnert dass ich 
noch unterlagen für den umbau hab. Ich häng das Heft in dem das 
beschrieben wird an. Von Seite 18-21.

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Keine Sorge, egal wie die Drahtbrücken bestückt sind, kaputt geht 
nichts. Einfach ICs bestücken, dann einschalten.
Achte darauf nicht versehentlich ein IC verkehrt herum in den Sockel zu 
stecken.

Wieviel Speicher Du dann hast und wie man das abfragt, dürfte auch im 
Handbuch stehen.

Deine englischsprachige Angabe sagt ja selbst: Wenn die Drahtbrücken 
schon da sind, ist es nicht notwendig sie abzuändern. Nur wenn gar keine 
bestückt wären, dann funktioniert es nicht.

Die TI4532 waren halbkaputte 64kilobit mit wenigstens einer Hälfte 
intaktem Speicherbereich, also 32k. Im anderen sind defekte 
Speicherzellen. Sie wurden selektiert danach, ob sie im oberen (high = 
H) oder unteren (low = L) Bereich intakt waren, entsprechend sortiert an 
Abnehmer verkauft, der dann die entsprechende Adressierung fest wählt, 
per Drahtbrücke. Also als 32k Rams.

Du hast jetzt intakte 64er, mit zwei "Bänken" von 32k, die beide intakt 
sind. Eine bleibt unbenutzt. In Wirklichkeit sind dann 80k verbaut, aber 
nicht genutzt.
64 kbit war die maximale Grösse zu der Zeit "pro Speicher-IC", 
vergleiche Atari 800XL, Commodore C64 u. a.

Die Spectrum Firmware testet selbst nach jedem Reset den Speicher und 
stellt dadurch fest, wieviel davon vorhanden ist.

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Es hätte zwar schon 41256er gegeben (IBM-PC), die Z80 CPU kann aber 
keinen grösseren Adressraum als 64 Kilobyte verwalten. Daran krankten 
dann die 128k Homecomputer jener Zeit allesamt, auch mit anderen CPUs. 
Das "bank switching", also das Umschalten auf jeweils nur eine aktive 
Speicherbank von mehreren war nichts als eine Krücke... eine "Gehhilfe" 
für schwache CPUs.

von Nautilus (Gast)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> 64 kbit war die maximale Grösse zu der Zeit "pro Speicher-IC"

Nicht pro Speicher IC sondern der von der 8 bit CPU mit 16 Bit breiten 
Adressbus adressierbaren Speicher.
Beim ZX Spectrum ist der Speicherbereich aufgeteilt:
16 KB Rom Betriebssystem
16 KB RAM Grundausstattung
32 KB RAM Zusatzausstattung

von Olaf (Gast)


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> Das "bank switching", also das Umschalten auf jeweils nur eine aktive
> Speicherbank von mehreren war nichts als eine Krücke... eine "Gehhilfe"
> für schwache CPUs.

Naja, erzaehl mal wie du diesen Speicher damals haettest fuellen wollen.
Mit Basic? Assembler? Videos :-)

Ich hatte mir damals Hisoft Pascal gekauft. Das musste man 5 oder 10min 
von Kassette laden, dann konnte man programmieren und beim ersten 
Programmierfehler stuerzte das ab und man musste es wieder 5min von 
Kassette laden. So ein System wuerde ich den heutigen Programmierern mal 
wuenschen. Dann wuerden ihre Programme viel kleiner und effizienter 
werden. .-)

Olaf

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Olaf schrieb:
> Naja, erzaehl mal wie du diesen Speicher damals haettest fuellen wollen.
> Mit Basic? Assembler? Videos :-)

Eben, es gab nichts zum Füllen.
Der andere Anachronismus waren die Cassetten an sich. Minutenlange 
Ladezeiten.
Besonders "gepflegt" wurde jener Anachronismus von Commodore, noch für 
den C16 gab es dann wieder eine "Datasette", natürlich jetzt mit 
Mini-DIN Stecker und "neuer" Gehäusefarbe.

von Olaf (Gast)


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> den C16 gab es dann wieder eine "Datasette", natürlich jetzt mit
> Mini-DIN Stecker und "neuer" Gehäusefarbe.

DAs war ja auch alles eine Geldsache. Der Spektrum hat ja deshalb mit 
einem normalen Kassetenrecorder gearbeitet weil er preiswert sein 
sollte.
Eine spezielle "Datasette" mit interner Signalaufbereitung duerfte 
technisch besser gewesen sein, aber halt auch teurer.

Und auch die Speicheraufruestung von 16 auf 48k hat damals eine Menge 
Geld gekostet.

Und fuer Leute mit extra Kohle gab es ja auch von Sinclair diese 
Ansteckkiste mit Microdrives. Hatte bloss damals schon nicht den besten 
Ruf.

Olaf

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Olaf schrieb:
> Eine spezielle "Datasette" mit interner Signalaufbereitung duerfte
> technisch besser gewesen sein, aber halt auch teurer.

Nein, war sie nie. Es gab keine Mithörmöglichkeit, man wusste gar nicht, 
ob man richtig vor- oder zurückgespult hatte, zum Beginn eines 
Programms. Die Datenrate war langsamer als beim Spectrum. Die Commodore 
Datasette war so überteuert, dass sich Produktion und Handel mit 
kompatiblen Nachahmungen lohnten. Es gab einige davon.
Sinclair war von der richtigen Annahme ausgegangen, dass sich in jedem 
Haushalt ein Fernseher und ein Cassettenrecorder findet...

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Den Sharp MZ-80K konnte man recht einfach von 2 MHz auf 4 MHz pimpen, 
was einem dann auch gleich die doppelte Speicherkapazität auf einer 
Kassette einbrachte, da mit der doppelten Datenrate aufgezeichnet wurde. 
Allerdings war das nicht abwärtskompatibel zu normalen Kassetten.

Von einigen Anbietern gab es daher ein größeres Ritzel für den 
Antriebsmotor, so dass der Bandtransport doppelt so schnell lief. Ich 
hatte allerdings damals das gesamte BIOS disassembliert und wochenlang 
analysiert, so dass ich dann die Timingparameter entsprechend 
modifizierte. Ich verwendete dann ein größeres EPROM und legte das 
oberste Adressbit auf einen Schalter. Damit konnte ich dann zwischen den 
Aufzeichnungsraten umschalten.

Eine andere Aufrüstung galt der Bildschirmauflösung, für die natürlich 
auch ein paar Patches im BIOS erforderlich waren. Allerdings gab es 
tatsächlich einige Anwendungen, die über das Zeilenende hinausschrieben 
und somit im 80-Zeichen-Modus unbrauchbare Bildschirmdarstellung 
produzierten. Viele Programme lagen auch als BASIC-Quelltext vor und 
konnten daher entsprechend angepasst werden.

von Genau (Gast)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Nein, war sie nie. Es gab keine Mithörmöglichkeit, man wusste gar nicht,
> ob man richtig vor- oder zurückgespult hatte, zum Beginn eines
> Programms.

Ah ... fehlende Diagnose/Monitoring-Funktionen ... das Problem findet 
sich überall. Zum Beispiel würde ich gern wissen warum sich auf meinem 
neuen Smart-TV K1-Doku nicht installieren lässt ...

von Clive Sinclair (Gast)


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Yesss!

"Your Majesty, the ZX is having 48 KByte of Ram, as I can humbly 
confirm!"

Danke an alle Tippgeber und an Dirk, der mir die fehlenden Chips und die 
RAM-Bausteine gegeben hat!

Da ja schon alle Sockel vorbereitet waren, musste ich nur die Chips 
einstecken und dann noch die o. g. Vebindungen löten (TI und 3 haben bei 
mir funktioniert). Auf Hinweis von Dirk habe ich die Chips ein paar mal 
in die Sockel und wieder herausgenommen, um die Patina etwas von den 
Kontakten der Sockel zu "schleifen". Bei den RAM-Bausteinen habe ich den 
mehrmaligen Ein- und Ausbau nicht gemacht, um nix kaputtzumachen, aber 
da das volle RAM erkannt wird, scheinen die Kontakte da zu sein.

Cool, ick` freu mir, oder wie die Queen wohl sagen würde: "We are quite 
amused, Sir Clive"

Vielen Dank nochmal an Alle! Jetzt kann es richtig losgehen!

Clive Sinclair
Knight of the Realm

P.S.: Mir ist schon klar, daß das hier im Jahr 2020 komplett 
unwirtschaflich und banane aussieht, aber ... es macht halt Spass zu 
erfahren, wie man vor fast 40 Jahren gearbeitet hat. Man sehe mir diese 
Sentimentalität nach ... ;-)

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Die 40 Jahre sind ja noch gar nicht voll, hehehe!

von Nichtverzweifelter (Gast)


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"Mic"-Output kannst Du natürlich auch an einen Audioverstärker 
anstöpseln, der eingebaute Beeper könnte ja "zu leise sein", je nach 
Geschmack...

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