Forum: PC Hard- und Software Reverse Engineering HEX?


von dav_D (Gast)


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Mal eine doofe Frage, die man wahrscheinlich nicht verallgemeinern kann.

Stellen wir uns vor, Firma A baut für Kunde_H irgendeine Maschine, egal 
welche.

Der Kunde möchte dann gewisse Daten wie Temperatur Leistung etc. 
auslesen oder auch die Programmierung ändern, zum Beispiel Standby 
Optionen etc.

Dazu kommt die Firma A vorbei, und stöpselt ihren Laptop in die Anlage. 
Beispielsweise über einen seriellen Anschluss.

Wenn die Standby Option von 1 auf 0 geändert werden soll, "sagt" die 
interne Sofware von Firma A der Maschine dann "6f 74 72 65" und die 
Maschine weis, dass bedeutet Standby Option ändern.

Das lässt sich Firma A gut bezahlen, weil es ja sonst keiner kann.

Nun programmiert jemand eine eigene Anwendung die sowas kann, und 
verkauft sie direkt an die Kunden von Firma A, die dadurch natürlich 
einen gewissen Finanziellen Schaden hat

Ich frage mich: Kann man die seriellen Daten patentieren oder schützen 
lassen?? Die Firma kann ja schlecht ein Patent auf die Zeichenfolge 
anmelden, die dann die Standby Option ändert wie in diesem Beispiel.

Hier sind wahrscheinlich keine Juristen, aber das würde mich mal 
interessieren.
MfG

von M. K. (Gast)


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Wenn mit dieser ominösen Software ein technisch wirksamer Schutz 
ausgehebelt wird, kann das haarig werden.

Siehe Musikindustrie gg. Youtube Downloader, Musikindustrie gegen Any 
DVD etc. pp.

Die Rechtslage scheint aber gelinde gesagt 'unübersichtlich' zu sein.
Kleine Firmen lassen sich oft schon durch Unterlassungsklagen 
abschrecken, weil ein Rechtsstreit sehr teuer werden kann.

Beitrag #6469158 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Ehle (Gast)


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Kann ich mir nicht vorstellen!

Oder will der Hersteller ein Patent auf die an die Maschine gesendeten 
Daten anmelden?
Egal ob Ascii, Hex, oder sonst was.

Dann gibt es auch noch die Interoperabilität.
Das erlaubt Reverse engineering.

Paragraph 69 Urheberrechtsgesetz

"2.die für die Herstellung der Interoperabilität notwendigen 
Informationen sind für die in Nummer 1 genannten Personen noch nicht 
ohne weiteres zugänglich gemacht;
3.  die Handlungen beschränken sich auf die Teile des ursprünglichen 
Programms, die zur Herstellung der Interoperabilität notwendig sind."

Nicht ohne weiteres zugänglich trifft wohl auf das Beispiel zu. Man 
zaubert sich die richtigen Bytes ja nicht aus dem Hut.

Und zu Punkt 3: nur die Daten die an die Schnittstelle der Maschine 
gesendet wurden, werden verwendet und wären für das nachgebaute Programm 
notwendig....

Sehe hier rechtlich kein Problem
 Noch das gleiche mit ner anderen Firma für andere Maschinen machen und 
du kannst die Interoperabilität damit begründen, eine Software für 
mehrere Hersteller bereitzustellen.

von Andre (Gast)


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Patentieren kannst du das sicher nicht, selbst die Methode irgendwelche 
Funktionen freizuschalten ist Stand der Technik.

Ob man eure firmeninternen Steuerbefehle nachbauen und weitergeben darf 
wäre eine Frage mit der sich eure Rechtsabteilung herum schlagen kann. 
Könnte man wohl mindestens als AGB Verstoß hin drehen.

Aber andererseits frage ich mich, warum ihr da so einen Aufstand macht. 
Die Funktion existiert schon, es entstehen also keine Kosten für 
kundenspezifische Anpassungen.
Da würde ich lieber den Kunden eine Freude machen und für einen kleinen 
Aufpreis das Konfig-Tool raus geben. Ggf. beschränkt auf Menüpunkte die 
nix kaputt machen können.

Die aktuelle Praxis wird doch nur geduldet eben "weil es keiner kann". 
In der Realität sieht es dann oft so aus, dass sinnvolle Änderungen nie 
gemacht werden weil es unnötig Geld kostet und die Maschine nicht 
optimal genutzt werden kann. Wenn die Kiste dann abgeschrieben ist wird 
bei der Konkurrenz gekauft, die ein bisschen weniger nervig ist.
Da veräppelt sich Firma A nur selber mit.

von Johannes O. (jojo_2)


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dav_D schrieb:
> Ich frage mich: Kann man die seriellen Daten patentieren oder schützen
> lassen?? Die Firma kann ja schlecht ein Patent auf die Zeichenfolge
> anmelden, die dann die Standby Option ändert wie in diesem Beispiel.

Siehe: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Patent#Recht_auf_das_Patent:_Patentierung
Wo steckt in der Zeichenfolge eine erfinderische Leistung?

Sogar unter der Annahme, dass ein Weg gefunden wird, hier eine 
Patentanmeldung zu konstruieren: Das kostet erst mal richtig Geld, 
rechne mit ner 4-5-stelligen Summe. Da hast du aber erst die Anmeldung. 
Vermutlich auch erstmal nur in Deutschland, ggf. noch in EU oder gar per 
PCT. Eins teurer als das andere.
Das Patent muss erst einmal erteilt werden. Bis dahin gehen Jahre ins 
Land. Wenn es dann wirklich erteilt wird, dann musst du eine Verletzung 
auch nachweisen. Die Gegenseite wird dagegenhalten. Das wird wiederum 
Jahre dauern mit Prozessen etc. Wenn du denn überhaupt klagen kannst. 
Zur Not sitzt der Verkäufer dieses Services eben im Ausland, am besten 
noch im Nicht-EU Ausland.
Da wirfst du nun noch mehr Geld auf das Problem mit immer weniger 
sicherem Ausgang.
So, nun ist der weggeklagt. Schadensersatz bekommst du nur mit Glück, 
wenn überhaupt (Insolvenz etc.). Dann wachsen zwei neue Anbieter sofort 
nach. Und das Spiel beginnt von vorn.
Und an irgendeiner Stelle kommt jemand auf die Idee: Ach, machen wir das 
doch Opensource! Na dann mal viel Erfolg.

Ich würde das folglich nicht per Patent probieren, das würde mir zu 
lange dauern und zuviel Geld verschlingen. Für so etwas ist ein Patent 
auch nicht gedacht.


100kg Hantelbank schrieb im Beitrag #6469158:
> verschlüssel halt den shice und handel einen key am anfang aus.
> chip auf ready only setzen und mit epoxi zukleben.

Auch hierbei kann genügend viel schief gehen. Pass nur auf, dass die 
Keys ausreichend sicher sind(*1) und euch dann auch der Laptop/Software 
nicht abhanden kommt(*2). Die Frage ist auch, inwiefern ihr euren 
Technikern traut(*3)...

(*1) Also keine Tricksereien wie "key ist md5 von der MAC-adresse". Ja, 
alles schon gesehen...
(*2) Auf einem öffentlich Erreichbaren Webserver eines Herstellers habe 
ich mal ein "Wartungstool" gefunden, aus dem ich die 
Service-Schlüssel-Erzeugung extrahieren konnte...
(*3) Jobs werden gekündigt, Verträge laufen aus. Freunde werden zu 
Feinden. Und plötzlich kommt es ganz unerwartet zum Datenleck.

Ich halte hier das Geld besser in einer technischen Lösung anstatt in 
einem Patent aufgehoben. Wie genau das in einem solchen System 
implementierbar ist, hängt sehr von der Systemarchitektur ab.
Bezüglich Sicherheit (aber eben auch Kosten) lässt sich nahezu beliebig 
nach oben skalieren. Kommt eben drauf an, wie wichtig euch das ganze 
ist. 100% werdet ihr nicht erreichen, aber schon mit wenig Aufwand geht 
vermutlich einiges.
Letztendlich solltet ihr euch von Spezialisten beraten lassen, ihr seid 
nicht die Ersten mit so einem Problem. Je nach Kundenbedarf und Budget 
kann das individuell gelöst werden. Schreib doch ein wenig mehr übers 
System, dann kann ich Ansatzpunkte geben (oder auch direkt nen Kontakt 
;-) )

von Fuchs (Gast)


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Andre schrieb:
> Ob man eure firmeninternen Steuerbefehle nachbauen und weitergeben darf

Oder andersrum betrachtet..  der Kunde hat die Maschine bezahlt, und ist 
Eigentümer davon...darf der Hersteller diese dann überhaupt kodieren?

Der Entwickler einer solchen Software hat mit AGB wohl kein Problem, 
wenn der Kunde nicht der Entwickler ist.

von Imonbln (Gast)


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Also wenn Firma A so von richtig kaputten Geldsäcken geführt wird, 
sollte Firma A mal überlegen ob sie die Zeichenfolge nicht mit dem 
Urheberrecht schützen kann. Das ist Modern und da gibt es gerade eine 
ganze Lobby welche versucht absurd kurze Zeichenfolgen einen Schutz zu 
ermöglichen. Einfach die Steueranweisungen in Haiku senden :D, dass 
könnte vielleicht sogar Patentierbar sein ( Okay nun nicht mehr, da es 
hier Öffentlich verfügbares Wissen geworden ist)

Als Kunde von Firma A auf der anderen Seite würde ich mal die Firmware 
und Dokumentation der Maschine näher betrachten, vielleicht muss man ja 
gar nicht zum reverse engineering, greifen und es reicht mit der GPL zu 
wedeln.


100kg Hantelbank schrieb im Beitrag #6469158:
> verschlüssel halt den shice und handel einen key am anfang aus.
> chip auf ready only setzen und mit epoxi zukleben.

Signatur reicht, der Service Techniker soll, sich ja dem Gerät gegenüber 
Ausweisen und nicht anders herum. Außerdem kommt so niemals der Private 
Key auf das Gerät. Und mit einer Vernünftigen PKI, verlässt der geheime 
Root Key von Firma A niemals den Tresor. Mit Begrenzt gültigen Sub-CAs 
und Private Keys für einzelne Techniker kann man die Keys von 
Ausgeschiedenen Mitarbeitern auch auslaufen lassen ohne an der Maschine 
was zu ändern.

Firmen wie WIBU werden da gerne Ihr System vorführen und verkaufen, und 
da es einiges zu beachten gibt bei solchen Systemen, kann es für Firma A 
sinnvoll sein den Service einzukaufen.

von oszi40 (Gast)


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Fuchs schrieb:
> Oder andersrum betrachtet..  der Kunde hat die Maschine bezahlt, und ist
> Eigentümer davon.

Schlimmer noch ist, wenn der Hersteller Pleite machte und dann der Kunde 
seine bezahlte Maschine nicht mehr nutzen kann, weil ein Code fehlte! 
Leider schon erlebt.
Ein guter Hersteller pflegt seine Kunden und baut nicht irgendwelche 
Faxen ein. Eine schöne Ausschrift "Unseren freundlichen Service 
erreichen Sie unter ...0137xyz" bringt mehr Geschäft als eine super 
Verschlüsslung mit ablaufenden Zertifikaten. Wenn genau das RICHTIGE 
Material an der richtigen Stelle ist, wird auch der Nachbau seine 
Probleme haben.

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