Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Dimensionierung Freilaufdiode


von Anja (Gast)


Lesenswert?

Hi,

ich schalte per Arduino (über Transistoren) zwei Rails - unabhängig 
voneinander. Die Spulen der Relais werden je mit 5VDC versorgt. Auf der 
Leistungsseite hängt eine 230VAC Steckdose mit Feinsicherung 6A träge 
beim ersten Relais und eine LED-Beleuchtung (50W / 230VAC) beim zweiten 
Relais.

Wie muss ich die Freilaufdioden dimensionieren (speziell 
Spannungsfestigkeit und Leistungsdimensionierung)?

Gelernt habe ich, dass die Induktionsspannung beim schlagartigem 
Abschalten einige kV betragen kann.

Messen - wie oft gesehen und gelesen - möchte ich die genaue Spannung 
nicht, da 'normale' Messleitungen nur für max. 600V ausgelegt sind und 
es sehr kurze Pulse sein können. Oder ist das übertriebene Vorsicht 
hinsichtlich meiner Messgeräte?

Schön wäre eine math. Formel, bzw. eine konkrete Empfehlung einer Diode 
MIT BEGRÜNDUNG zu bekommen.

AA

: Verschoben durch Moderator
von hinz (Gast)


Lesenswert?

Anja schrieb:
> Gelernt habe ich, dass die Induktionsspannung beim schlagartigem
> Abschalten einige kV betragen kann.

Die Diode sorgt ja dafür, dass die gar nicht entsteht.

Sie muss also nur eine Spannungsfestigkeit haben, die höher ist als die 
Versorgungsspannung. Und die IMPULS-Strombelastbarkeit muss nur so groß 
sein wie der Relaisstrom. Deshalb reicht meist eine 1N4148 o.ä. völlig 
aus.

von Hoppediz (Gast)


Lesenswert?

Eine 1N4148 Diode dürfte wohl für eine Spulenspannung von 5V und 100mA 
Spulenstrom ausreichend sein.
Ströme und Spannungen auf der Ausgangsseite des Relais sind hierbei 
uninteressant.

von Egon D. (Gast)


Lesenswert?

Anja schrieb:

> Wie muss ich die Freilaufdioden dimensionieren
> (speziell Spannungsfestigkeit und
> Leistungsdimensionierung)?

Die Freilaufdiode soll dafür sorgen, dass der Strom,
der bis eben noch durch die Spule und den Transistor
floss, ab sofort durch die Spule und die Diode fließt,
weil der Transistor neuerdings gesperrt ist.

Es gibt daher nur einen Strom, den die Diode aushalten
muss -- den tatsächlich fließenden Betriebsstrom des
Relais.

Und natürlich muss sie die Betriebsspannung aushalten,
denn sie liegt ja bei leitendem Transistor an jener.


> Gelernt habe ich, dass die Induktionsspannung beim
> schlagartigem Abschalten einige kV betragen kann.

Ähh... ja.

Und WO liegen diese Kilovolt an? Und in welcher
Polarität?


> Messen - wie oft gesehen und gelesen - möchte ich
> die genaue Spannung nicht, da 'normale' Messleitungen
> nur für max. 600V ausgelegt sind und es sehr kurze
> Pulse sein können. Oder ist das übertriebene Vorsicht
> hinsichtlich meiner Messgeräte?

Durchaus nicht, nein.

von Anja (Gast)


Lesenswert?

Vielen Dank, ich denke ich habe es verstanden :)

Egon D. schrieb:
> Und WO liegen diese Kilovolt an? Und in welcher
> Polarität?

Da es Induktionsspannung ist, in entgegengesetzter Polarität zur 
Versorgungsspannung an der Spule des Relais, richtig?

von Besserwisser (Gast)


Lesenswert?

Egon D. schrieb:
> Und natürlich muss sie die Betriebsspannung aushalten,
> denn sie liegt ja bei leitendem Transistor an jener.

Nee, die Diode muss wesentlich mehr als die Betriebsspannung aushalten, 
für die Zeit, je nach Schaltgeschwindigkeit der Diode, bis die vom 
Relais induzierte Spannung durch die Diode "kurzgeschlossen" wird, also 
Betriebsspannung plus die durch das Relais aufgebaute 
Induktionsspannung.

von Wolfgang (Gast)


Lesenswert?

Besserwisser schrieb:
> Nee, die Diode muss wesentlich mehr  ...

Wieviel ist deiner Meinung nach den "wesentlich mehr"?

Hast du schon mal ein Oszilloskop oder eine vernünftige Simulation in 
die Hand genommen, um dir das anzugucken?
Immerhin muss deine Induktionsspitze auch einiges an parasitären 
Kapazitäten umladen.

von Hoppediz (Gast)


Lesenswert?

Anja schrieb:
> an der Spule des Relais, richtig?

Richtig! Die kannst du ohne Diode mit zwei Fingern sogar spüren. ⚡

von Hoppediz (Gast)


Lesenswert?

Besserwisser schrieb:
> Betriebsspannung plus die durch das Relais aufgebaute
> Induktionsspannung.

Dann kann ich auch gleich die Diode weglassen.

von Besserwisser (Gast)


Lesenswert?

Wolfgang schrieb:
> Immerhin muss deine Induktionsspitze auch einiges an parasitären
> Kapazitäten umladen.

Induktionsspitze? besser Spannungsspitze! und das Problem ist nicht die 
Diode, da passt fast jede, ABER der Schalttransitor sieht jetzt an C-E 
die Betriebsspannung PLUS die induzierte Spannung. Der lässt sich oft 
schneller himmeln als langläufig gedacht wird.

von Egon D. (Gast)


Lesenswert?

Anja schrieb:

> Egon D. schrieb:
>> Und WO liegen diese Kilovolt an? Und in welcher
>> Polarität?
>
> Da es Induktionsspannung ist, in entgegengesetzter
> Polarität zur Versorgungsspannung an der Spule des
> Relais, richtig?

Zweimal richtig.

Die HÖHE dieser Spannung hängt davon ab, wie schwer
es der Relaisstrom hat, sich einen Weg zu bahnen:
Ist der Widerstand hoch, ist auch die Spannung hoch,
ist er niedrig, ist es auch die Spannung. U = R * I.

Dass der Strom abklingt, weil die Energie des
Magnetfeldes mal irgendwann alle ist, ist ohnehin
klar.

von Besserwisser (Gast)


Lesenswert?

Egon D. schrieb:
> ie HÖHE dieser Spannung hängt davon ab, wie schwer
> es der Relaisstrom hat, sich einen Weg zu bahnen:
> Ist der Widerstand hoch, ist auch die Spannung hoch,
> ist er niedrig, ist es auch die Spannung. U = R * I.

Was soll diese schrottige Prosa und falsch ist es auch noch?!
Entscheident ist eher di/dt, also die zeitliche Änderung des Stromes!

von Egon D. (Gast)


Lesenswert?

Besserwisser schrieb:

> Egon D. schrieb:
>> ie HÖHE dieser Spannung hängt davon ab, wie schwer
>> es der Relaisstrom hat, sich einen Weg zu bahnen:
>> Ist der Widerstand hoch, ist auch die Spannung hoch,
>> ist er niedrig, ist es auch die Spannung. U = R * I.
>
> Was soll diese schrottige Prosa und falsch ist es
> auch noch?!

Nette Leute hier.
Und so eine entspannte Atmosphäre...


> Entscheident ist eher di/dt, also die zeitliche Änderung
> des Stromes!

Richtig.

Und WAS, guter Mann, könnte denn das "di" mit der Existenz
der Freilaufdiode im Stromkreis zu tun haben?!

von 2aggressive (Gast)


Lesenswert?

Anja schrieb:
> Messen - wie oft gesehen und gelesen - möchte ich die genaue Spannung
> nicht, da 'normale' Messleitungen nur für max. 600V ausgelegt sind und
> es sehr kurze Pulse sein können. Oder ist das übertriebene Vorsicht
> hinsichtlich meiner Messgeräte?
Für den (hier bestimmt nicht vorhandenen) Ausnahmefall das du besonders 
große Mühe und Sorgfalt walten lässt die Ausschaltzeit extremst kurz 
zu bekommen; dann werden (ausreichend schnelle) Messgeräte auch eine 
recht hohe Spannung zeigen. Das ist aber nicht die Welt von "'normale' 
Messleitungen", sondern die Welt von Scopes, während deine Formulierung 
(und deine Fragestellung) eher auf ein Multimeter hinweisen; mit einem 
solchen kann der Spannungspeak sowieso nicht gemessen werden.



Egon D. schrieb:
> Nette Leute hier.
> Und so eine entspannte Atmosphäre...
Chapeau!
Man muss die Leute hier lieben um sie zu hassen :D

von Thomas (kosmos)


Lesenswert?

was ich mir mal so als Hausnummer zur Induktionsspannung gemerkt habe, 
nachdem ich einige Relais... mit dem Oszi betrachtet habe, ist Faktor 
10. Ausnahme sind z.B. Zündspulen da wird ja gewollte bis zu 400V 
erzeugt. Also Faktor knapp 40.

Aber durch die Freilaufdiode kommt es ja garnicht dazu. Ich habe noch 
nie eine Freilaufdiode verwendet die mehr als 100V(Verbraucher bis 24V) 
verträgt. Zum Strom die Diode muss den normalen Strom der Relaisspule 
nur sehr kurz aushalten, deswegen kann Sie wie gesagt sehr viel 
schwächer ausgelegt werden, was aber preislich nicht viel Unterschied 
machen wird deswegen kann man ja selbst etwas Reserve einbauen.

Wenn man den Verbraucher aber mit einer höheren Frequenz ansteuert dann 
wird die Diode natürlich mehr belastete als wenn der Vebraucher nur jede 
Stunde mal abgeschaltet wird.

von Percy N. (vox_bovi)


Lesenswert?

Egon D. schrieb:
> Nette Leute hier. Und so eine entspannte Atmosphäre...

Es gibt halt Leute, die meinen, "langläufig" sei ein rotzfrecher Ton 
überzeugender ...

von Toby P. (Gast)


Lesenswert?

Anja schrieb:
> Gelernt habe ich, dass die Induktionsspannung beim schlagartigem
> Abschalten einige kV betragen kann.

Das schon, aber die Kabel haben auch Induktivität.

Wichtig ist imo das die so dicht wie möglich an der Spule liegt. Die 
Bauform ist egal, bei mir immer 1N4007 weil mech. stabiler als die 
1N4148 Glasröhrchen.

Der Preis ist eine Abfallverzögerung, was wiederum mit Zener/VDR un den 
Griff zu bekommen ist.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Toby P. schrieb:
> Das schon, aber die Kabel haben auch Induktivität.
>
> Wichtig ist imo das die so dicht wie möglich an der Spule liegt.

Du widersprichst dir selbst.

von Toby P. (Gast)


Lesenswert?

hinz schrieb:
> Du widersprichst dir selbst.

Auch die Leitungen zur Diode haben eine Induktivität.

von mch (Gast)


Lesenswert?

Percy N. schrieb:
> langläufig

Nun ja: Langlauf ist Leistungssport. (Wußten früher(R) viele.)
"Besserwissen" ... ist das je nach Definition nicht unbedingt.

Zum Thema:

Die Freilaufdiode muß/soll nicht die Spule schützen, sondern
den Schalttransistor - infolgedessen Platzierung nahe dessen.

von mch (Gast)


Lesenswert?

mch schrieb:
> dessen

desselbigen (Schalttransistors).

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

Besserwisser schrieb:
> Nee, die Diode muss wesentlich mehr als die Betriebsspannung aushalten,
> für die Zeit, je nach Schaltgeschwindigkeit der Diode, bis die vom
> Relais induzierte Spannung durch die Diode "kurzgeschlossen" wird, also
> Betriebsspannung plus die durch das Relais aufgebaute
> Induktionsspannung.

Blödsinn.

Dein Name bezeichnet genau den Menschen den man sich drunter vorstellt.

Dioden haben übrigens so gut wie keine Vorwärtsverzögerung, die 
Schaltgeschwindigkeit, die im Datenblatt steht, ist die Zeit die sie bis 
zum Sperren benötigen.

von Percy N. (vox_bovi)


Lesenswert?

mch schrieb:
> Nun ja: Langlauf ist Leistungssport. (Wußten früher(R) viele.)

Das wissen landläufig immer noch viele.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Toby P. schrieb:
> Wichtig ist imo das die so dicht wie möglich an der Spule liegt.

Nö. Das hatten wir schon AUSGIEBIG diskutiert.

Beitrag "Freilaufdiode auf Platine platzieren?"

von mch (Gast)


Lesenswert?

Percy N. schrieb:
> Das wissen landläufig immer noch viele.

An seiner Stelle, nicht mal einfachste Dinge wissend, würde ich
mich "Besserschweiger" nennen, bis sich das endscheitent ändert.

von Toby P. (Gast)


Lesenswert?

Falk B. schrieb:
> Toby P. schrieb:
>> Wichtig ist imo das die so dicht wie möglich an der Spule liegt.
>
> Nö. Das hatten wir schon AUSGIEBIG diskutiert.

Das ihr das diskutiert habt ist ja ok. Selber habe ich aber andere 
Erfahrungen. 100e von Geräten im Baumaschinensektor über lange 
Zeiträume. Aber die Fehlerrate ändert sich nur von 0,0% auf 0,1%. Das 
fällt bei Hobby und in der Garantiezeit nicht auf ;-)-

von Egon D. (Gast)


Lesenswert?

Toby P. schrieb:

> Falk B. schrieb:
>> Toby P. schrieb:
>>> Wichtig ist imo das die so dicht wie möglich an
>>> der Spule liegt.
>>
>> Nö. Das hatten wir schon AUSGIEBIG diskutiert.
>
> Das ihr das diskutiert habt ist ja ok. Selber habe
> ich aber andere Erfahrungen.

Theoretisch möglich, aber praktisch unwahrscheinlich.


> 100e von Geräten im Baumaschinensektor über lange
> Zeiträume. Aber die Fehlerrate ändert sich nur von
> 0,0% auf 0,1%.

Es geht nicht um die Fehlerrate, sondern um die EMV.

Eine Freilaufdiode direkt am Transistor (d.h. vor dem
langen Kabel) vermindert dessen Wirkung als unerwünschte
Sendeantenne, weil der Spulenstrom beim Abschalten des
Transistors nur vom Transistor auf die direkt daneben
befindliche Diode kommutiert. Das lange Kabel sieht von
der steilen Schaltflanke des Transistors nichts.

Bringt man die Diode aber hinter dem Kabel (d.h. direkt
an der Spule) an, hat man einen "großen" Stromkreis über
das Kabel und einen "kleinen" über die Diode. Das Kabel
sieht die Schaltflanken des Transistors völlig ungefiltert
und strahlt die Störungen entsprechend stark ab.


Macht aber überhaupt nichts. Kein Mensch braucht heute
mehr Mittelwelle, und wenn das Händi nicht geht, nimmt
man einfach das Internet. Auch für Kurzwelle interessieren
sich nur irgendwelche ewiggestrigen Nörgelrentner. Und
nach der nächsten Naturkatastrophe üben wir dann, wie
man Ausreden glaubwürdig 'rüberbringt.

von Toby P. (Gast)


Lesenswert?

Egon D. schrieb:
> Theoretisch möglich, aber praktisch unwahrscheinlich.

Damit ist die Diskussion beendet.

von hinz (Gast)


Lesenswert?

Toby P. schrieb:
> Egon D. schrieb:
>> Theoretisch möglich, aber praktisch unwahrscheinlich.
>
> Damit ist die Diskussion beendet.

Erkenntnisresistent.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.