Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Warum ein Kohlestab in der Zink-Kohle-Batterie?


von OP-Bastler (Gast)


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Hallo,

warum wird ein Kohlestab in der Zink-Kohle-Batterie als Anode verwendet?
Wenn man sich die chemischen Prozesse anschaut, ist ja kein Kohlenstoff 
beteiligt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zink-Kohle-Zelle#Reaktion_(Entladungen)

In welcher Modifikation liegt der Kohlenstoff im Stab eigentlich im Stab 
vor?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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OP-Bastler schrieb:

> warum wird ein Kohlestab in der Zink-Kohle-Batterie als Anode verwendet?

Man braucht ein leitendes Material, aber ein Metall hätte (im Sinne der 
Elektrochemie) dort ein "Eigenleben" entwickelt.

> In welcher Modifikation liegt der Kohlenstoff im Stab eigentlich im Stab
> vor?

Graphit, das sollte doch offensichtlich sein … oder hast du schon mal 
eine mit einem Diamanten als Stab gesehen? :-)

von hinz (Gast)


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OP-Bastler schrieb:
> warum wird ein Kohlestab in der Zink-Kohle-Batterie als Anode verwendet?

Ableitelektrode.


> In welcher Modifikation liegt der Kohlenstoff im Stab eigentlich im Stab
> vor?

Graphit.

von Erwin D. (Gast)


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OP-Bastler schrieb:
> ist ja kein Kohlenstoff beteiligt.

Aber Mangandioxid. Der Graphitstab dient nur zur Kontaktierung des 
Braunsteins.

von OP-Bastler (Gast)


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Danke für die Antworten!
Graphit klingt so gesehen logisch.

Ich hatte mal so eine Batterie geöffnet und den Stab untersucht, er kam 
mir eher vor wie gepresste (Aktiv-) Kohle und jedenfalls nicht wie 
Graphit aus dem Bleistift.

Wobei Aktivkohle wohl wegen ihrer immens großen Oberfläche auch als 
Elektrode in Superkondensatoren verwendet wird:
https://de.wikipedia.org/wiki/Superkondensator#Aktivkohle
Also scheint sie auch zu leiten.
(ein Stück Steinkohle, das ich mit dem Giga-Ohm-Meter malträtiert habe, 
leitet übrigens auch im 2000M-Bereich noch kein Stück)

von Günni (Gast)


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Erwin D. schrieb:
> Aber Mangandioxid. Der Graphitstab dient nur zur Kontaktierung des
> Braunsteins.
Die Kontaktmaterialien, die auch die Spannung bestimmen sind Zink und 
Kohlenstoff. Wenn Zink mit dem Elektrolyten reagiert entsteht 
Wasserstoff. Dieser würde am Kohlenstab freigesetzt und zu Überdruck in 
der Batterie führen. Der Braunstein oxidiert diesen Wasserstoff zu 
Wasser und verhindert so den Überdruck.

Der Vorgänger dieser Batterie war das Voltasche Element, bei dem Kupfer 
und Zink in eine Säure eingetaucht waren. Auch hier ging nur das Zink in 
die Lösung und am Kupfer wurde Wasserstoff frei.

von hinz (Gast)


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OP-Bastler schrieb:
> Ich hatte mal so eine Batterie geöffnet und den Stab untersucht, er kam
> mir eher vor wie gepresste (Aktiv-) Kohle und jedenfalls nicht wie
> Graphit aus dem Bleistift.

Ein Frage der Größe der Graphitkristalle.


> Wobei Aktivkohle

Ebenfalls Graphit.

von iChemiker (Gast)


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> Ich hatte mal so eine Batterie geöffnet und den Stab untersucht, er kam
> mir eher vor wie gepresste (Aktiv-) Kohle und jedenfalls nicht wie
> Graphit aus dem Bleistift.

Bleistiftminen sind nur GraphitHALTIG: in der Tat ist es eine Mischung 
aus Graphitpulver, Ton, u.a. (jedoch schon lange kein Blei mehr; nicht 
erst seit ROHS)

Quelle: Sendung mit der Maus (aaalt)

von hinz (Gast)


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Günni schrieb:
> Die Kontaktmaterialien, die auch die Spannung bestimmen sind Zink und
> Kohlenstoff.

Nein, der Kohlenstoff dient nur als Ableitelektrode.

http://www1.ict.fraunhofer.de/deutsch/scope/ae/znzncl2mno2.html

von M.A. S. (mse2)


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Jörg W. schrieb:
> Graphit, das sollte doch offensichtlich sein … oder hast du schon mal
> eine mit einem Diamanten als Stab gesehen? :-)

...was nicht nur deshalb nicht gemacht wird, weil Diamant teuer ist, 
sondern auch, weil er nicht leitet.  :)

von hinz (Gast)


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M.A. S. schrieb:
> Jörg W. schrieb:
>> Graphit, das sollte doch offensichtlich sein … oder hast du schon mal
>> eine mit einem Diamanten als Stab gesehen? :-)
>
> ...was nicht nur deshalb nicht gemacht wird, weil Diamant teuer ist,
> sondern auch, weil er nicht leitet.  :)

Den kann man schon elektrisch leitfähig machen...

Und Wärme leitet er eh verdammt gut, weit besser als Silber.

von M.A. S. (mse2)


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hinz schrieb:
> Den kann man schon elektrisch leitfähig machen...
>
> Und Wärme leitet er eh verdammt gut, weit besser als Silber.

Interessant. Wie warm muss man ihn machen, damit er wahrnehmbar Leitet?
Kann man das irgendwo nachlesen?

Abgesehen davon: alles wird ab irgend einer Temperatur leitfähig, wenn 
es sich nicht vorher zersetzt...


Edit: Gerade 'mal Wikipedia aufgeschlagen. Dort steht rechts unten unter 
"weitere Eiugenschaften':
...
höchster Schmelzpunkt eines Minerals, Wärmeleitfähigkeit 1000–2500 W/(m 
· K) (fünfmal besser als Silber),
elektrische Leitfähigkeit: Isolator, ...

https://de.wikipedia.org/wiki/Diamant

Bist Du sicher, dass Du nicht die elektrische mit der Wärmeleitfähigkeit 
durcheinandergebracht hast?

: Bearbeitet durch User
von hinz (Gast)


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M.A. S. schrieb:
> hinz schrieb:
>> Den kann man schon elektrisch leitfähig machen...
>>
>> Und Wärme leitet er eh verdammt gut, weit besser als Silber.

> Interessant. Wie warm muss man ihn machen, damit er wahrnehmbar Leitet?

Nicht warm machen, sondern mit Neutronen beschießen.


> Kann man das irgendwo nachlesen?

Sicherlich, aber ich such dazu nichts raus.

von OP-Bastler (Gast)


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hinz schrieb:
>> Wobei Aktivkohle
>
> Ebenfalls Graphit.

Sicher, dass Aktivkohle = Graphit ist?

von hinz (Gast)


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OP-Bastler schrieb:
> hinz schrieb:
>>> Wobei Aktivkohle
>>
>> Ebenfalls Graphit.
>
> Sicher, dass Aktivkohle = Graphit ist?

Ganz sicher.

von M.A. S. (mse2)


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hinz schrieb:
> M.A. S. schrieb:
>> hinz schrieb:
>>> Den kann man schon elektrisch leitfähig machen...
>>>
>>> Und Wärme leitet er eh verdammt gut, weit besser als Silber.
>
>> Interessant. Wie warm muss man ihn machen, damit er wahrnehmbar Leitet?
>
> Nicht warm machen, sondern mit Neutronen beschießen.
>
>
>> Kann man das irgendwo nachlesen?
>
> Sicherlich, aber ich such dazu nichts raus.

Neutronenbeschuss zählt nicht, denn damit ändert man die chemische 
Zusammensetzung.

von c-hater (Gast)


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hinz schrieb:

> Den kann man schon elektrisch leitfähig machen...

Das möchte ich sehen...

> Und Wärme leitet er eh verdammt gut, weit besser als Silber.

Auch das möchte ich sehen...

von Josef G. (0123456789)


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> Interessant. Wie warm muss man ihn machen, damit er wahrnehmbar Leitet?
> Kann man das irgendwo nachlesen?

Der Diamant wird halbleitend bei höheren Temperaturen. (vielleicht 600K 
- 700 K (?))

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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c-hater schrieb:

>> Und Wärme leitet er eh verdammt gut, weit besser als Silber.
>
> Auch das möchte ich sehen...

https://www.tf.uni-kiel.de/matwis/amat/mw2_ge/kap_1/backbone/r1_2_2.html

"Diamant hat dabei die höchste Wärmeleitfähigkeit aller bekannten 
Materialien"

(Die Leitfähigkeitswerte stehen auch dort)

von Schrauber 47 (Gast)


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In der letzten Batterie die ich geöffnet habe gab es keinen Graphitstab 
mehr. Vielmehr einen außen liegenden Graphitzylinder und innen einen 
Zinkstab . Denke das heute die meisten
( alle ?  ) Zinkkohle Zellen so aufgebaut sind . Übrigens auch ohne 
öffnen leicht am Boden der Zellen zu erkennen die ja den Zinkstab halten 
müssen und gegen den Mantel isoliert sind.
Mit Gruß Schrauber 47

von Jack V. (jackv)


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Schrauber 47 schrieb:
> Vielmehr einen außen liegenden Graphitzylinder und innen einen
> Zinkstab.

Und wenn sie runterfällt, ist sie kaputt? Kann ich mir nicht vorstellen 
– kann das jemand bestätigen? Ich mag mir dafür nicht extra eine Packung 
kaufen, auch wenn die billig sind und „Heavy Duty“ draufsteht …

von Name: (Gast)


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c-hater schrieb:
> hinz schrieb:
>
>> Den kann man schon elektrisch leitfähig machen...
>
> Das möchte ich sehen...

Anscheinend gibt es Diamantbasierte Halbleiter:
https://www.akhansemi.com/home.html
Die wollen auch Diamantglas produzieren.

Schaut ein bischen nach viel Marketing und wenig käuflichen Produkten 
aus, aber Google wirft schon ein paar Sachen aus. Generell möglich 
scheint es zu sein, von kommerziellen Produkten finde ich nicht so viel.
Bin aber kein Experte.

Beitrag #6474790 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Schrauber 47 (Gast)


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Schau den Boden der Zelle an . Der Zinkstab ist da  befestigt . Sieht 
man deutlich
Und der Boden ist isoliert gegenüber dem Mantel . Oder miß einfach mal 
die Spannung des Mantels gegenüber dem Boden.

Jack V. schrieb:
> Und wenn sie runterfällt, ist sie kaputt?

Hab nicht behauptet das die Hülle aus Graphit ist. Da ist noch ein 
Metallmantel drum.

von Andreas D. (rackandboneman)


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>> Interessant. Wie warm muss man ihn machen, damit er wahrnehmbar Leitet?
>
> Nicht warm machen, sondern mit Neutronen beschießen.

Seit mir bloß vorsichtig mit der Wigner-Energie (naja, vielleicht sollte 
man sie ja nutzen, immerhin kriegt man einfachen Graphit so dazu Energie 
mit einer Energiedichte zu speichern die modernsten Batteriesystemen 
entspricht ;) ).

von Jack V. (jackv)


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Schrauber 47 schrieb:
> Hab nicht behauptet das die Hülle aus Graphit ist.Schrauber 47 schrieb:
> Vielmehr einen außen liegenden Graphitzylinder

von Hp M. (nachtmix)


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Schrauber 47 schrieb:
> In der letzten Batterie die ich geöffnet habe gab es keinen Graphitstab
> mehr. Vielmehr einen außen liegenden Graphitzylinder und innen einen
> Zinkstab . Denke das heute die meisten
> ( alle ?  ) Zinkkohle Zellen so aufgebaut sind

Die nicht, aber die Alkali-Mangan-Zellen sind so gebaut.

OP-Bastler schrieb:
> Ich hatte mal so eine Batterie geöffnet und den Stab untersucht, er kam
> mir eher vor wie gepresste (Aktiv-) Kohle und jedenfalls nicht wie
> Graphit aus dem Bleistift.

Evtl hast du gar noch nicht den Kohlestift gesehen, sondern das ihn 
umgebende Mangandioxid = Braunstein, das ebenfalls ziemlich schwarz, 
aber pulverig ist.
Der Kohle bzw. Graphitstift hat etwa die Konsistenz und Farbe der 
Kohlebürsten in einem E-Motor, und er hat etwa den Durchmesser der 
äusseren +Polkappe, die gewöhnlich einfach aufgepresst ist.

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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c-hater schrieb:
> hinz schrieb:
>
>> Den kann man schon elektrisch leitfähig machen...
>
> Das möchte ich sehen...

Geht recht einfach mit UV-Licht. Diamant ist ebenso ein Halbleiter wie 
Si und Ge, die in der gleichen Gruppe des Periodensystems stehen und 
ebenfalls im Diamantgitter kristallisieren.
https://de.wikipedia.org/wiki/Halbleiter_mit_breitem_Bandabstand



c-hater schrieb:
>> Und Wärme leitet er eh verdammt gut, weit besser als Silber.
>
> Auch das möchte ich sehen...

Wird sogar schon lange technisch genutzt, z.B. als Heatspreader für 
hochbelastete Halbleiter wie etwa Laserdioden.
Entweder Scheibchen aus Naturdiamant (kannst du bei DeBeers kaufen) oder 
aus der Gasphase abgeschiedenen CVD-Diamant.

von Marek N. (Gast)


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Chemisch gesehen ist aber der Kohlenstab die Kathode, da dort die Zn2+ 
Ionen reduziert werden.

von Hp M. (nachtmix)


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Marek N. schrieb:
> Chemisch gesehen ist aber der Kohlenstab die Kathode, da dort die Zn2+
> Ionen reduziert werden.

Zu metallischem Zink oder was???

von Marek N. (Gast)



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Hp M. schrieb:
> Zu metallischem Zink oder was???

Zu einem Zink-Ammoniak-Komplex und dann weiter zu Zink-Ammonium-Chlorid: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Zink-Kohle-Zelle#Reaktion_(Entladungen)

Ist halt ein bisschen strange, da Reduktion nicht im eigentlichen 
Wortsinne das "zurückführen in einen Reinstoff" bedeutet (als Sonderfall 
aber möglich, z.B. bei der elektrolytischen Abscheidung) , sondern nur 
allgemein die Aufnahme von Elektronen: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Reduktion_(Chemie)

Und eigentlich stimmts sogar, da in dem Komplex [1] das Zink eben 
nicht als Ion, sondern als neutrales Atom Zn^0 gebunden ist. Es ist 
aber halt nicht metallisch im Sinne von Festkörper in Kristallgitter, da 
kein Elektronenaustausch übers Valenzband mit benachbarten Metallatomen 
stattfinden kann. Ist halt ein komplexes Thema ;-)

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Komplex_(Chemie)

von hinz (Gast)


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Marek N. schrieb:
> Und eigentlich stimmts sogar, da in dem Komplex [1] das Zink eben
> nicht als Ion, sondern als neutrales Atom Zn^0 gebunden ist.

Ist es nicht.

von Marek N. (Gast)


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Nicht?
Was geschieht dann, wenn das Zink Elektronen aufgenommen hat?

von hinz (Gast)


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Marek N. schrieb:
> Nicht?
> Was geschieht dann, wenn das Zink Elektronen aufgenommen hat?

Es nimmt da keine Elektronen auf.

von Harald W. (wilhelms)


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hinz schrieb:

> Marek N. schrieb:
>> Nicht?
>> Was geschieht dann, wenn das Zink Elektronen aufgenommen hat?
>
> Es nimmt da keine Elektronen auf.

...weil es sie über den Minusanschluss sofort wieder abgibt.

Beitrag #6475422 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #6475597 wurde von einem Moderator gelöscht.
von OP-Bastler (Gast)


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Hier entnimmt jemand zwei Kohlebatterien die Kohlestäbe/Graphitstäbe und 
baut eine Art Lötpistole daraus:
https://www.youtube.com/watch?v=xrIJu46JoN8

von Jens G. (jensig)


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Marek N. (bruderm)

>Zu einem Zink-Ammoniak-Komplex und dann weiter zu Zink-Ammonium-Chlorid:

Zink-Diamminchlorid

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