Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Freilaufdioden an H-Brücken


von Stefan  . (phreakshow)


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Hi zusammen.

Ich möchte einen Gleichstrommotor per H-Brücke betreiben, Größenordnung 
20-30A. Auf dem Markt gibt es ja diverse Brückentreiber fertig als 
Modul, bspw das Zeug von Pololu https://www.pololu.com/product/1457

Ich war immer der Meinung, dass die Body-Diode der FETs grottig ist und 
man deswegen parallel externe Dioden verbauen muss, weil man sonst 
einmal einschaltet, einmal ausschaltet, und nie wieder einschaltet.

Jetzt ists aber so, dass das verlinkte Modul und auch zig andere die man 
bei Google so findet, keine extra Dioden drauf haben. Ich hab ein 
bisschen gesucht, Dioden für 30A haben auch teilweise Vorwärtsspannungen 
> 1V. Das Zeug wird doch abartig heiß, wenn ich da eine PWM mit machen 
möchte?

Wieso verkaufen die erstens die Module ohne extra Dioden, und wieso 
brennt ihnen das Zeug nicht direkt weg wenn 30A in der Diode einen 
Abfall von 1V erzeugen?

von foobar (Gast)


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Bei ner MOSFET H-Brücke sind die Dioden doch eh nur so lange aktiv, bis 
der MOSFET sie überbrückt ...

von Stefan  . (phreakshow)


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Bin mir nicht sicher was du damit sagen willst. FET ist an, 30A fließen 
durch den Motor. PWM schaltet FET aus, 30A fließen durch die Diode. Dann 
das Spiel wieder von vorn?

von MiWi (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Hi zusammen.
>
> Ich möchte einen Gleichstrommotor per H-Brücke betreiben, Größenordnung
> 20-30A. Auf dem Markt gibt es ja diverse Brückentreiber fertig als
> Modul, bspw das Zeug von Pololu https://www.pololu.com/product/1457

Den Treiberchip-type hab ich leider nicht gefunden und das läßt ein paar 
Befürchtungen wach werden...

> Ich war immer der Meinung, dass die Body-Diode der FETs grottig ist und
> man deswegen parallel externe Dioden verbauen muss, weil man sonst
> einmal einschaltet, einmal ausschaltet, und nie wieder einschaltet.

Manchmal sollte die Meinung auch einen Hintergrund haben und in dem Fall 
würde es helfen das zur Verfügung gestellte Datenblatt einfach mal zu 
lesen.. .und dann über das Grottenschlecht nochmals nachzudenken.

> Wieso verkaufen die erstens die Module ohne extra Dioden, und wieso
> brennt ihnen das Zeug nicht direkt weg wenn 30A in der Diode einen
> Abfall von 1V erzeugen?

die verkaufen die Module weil sie annehmen das die Kunden verstehen wie 
man sowas ansteuert.

Wieso sollten die FETs abfackeln es wenn die 30A durch die Diode nur 
kurz anstehen weil dann sinnvollerweise der entsprechende Fet wieder 
eingeschaltet wird damit die Diode nix zu tun hat?

von Wolfgang (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Bin mir nicht sicher was du damit sagen willst. FET ist an, 30A fließen
> durch den Motor. PWM schaltet FET aus, 30A fließen durch die Diode.

Nur, wenn der parallel zur Diode liegende FET nicht einschaltet. Bei 
eingeschaltetem FET wird der Strom einen Teufel tun, aber bestimmt nicht 
durch die Diode fließen.

von Wühlhase (Gast)


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Stefan M. schrieb:
> Ich war immer der Meinung, dass die Body-Diode der FETs grottig ist und
> man deswegen parallel externe Dioden verbauen muss

Tja...das kommt - wie immer - darauf an. Es durchaus öfter so, daß die 
parasitäre Diode als Freilaufdiode wenig zu gebrauchen ist.

Selbst wenn die Diode gut ist kann man die Diode lieber draußen haben 
wollen, weil die Schalt- und Leitverluste des FETs in Summe mit der 
Diode größer sind als es der Halbleiter dauerhaft überleben würde.

Und dann wieder gibt es sicherlich auch Bauteile, da integriert man 
gerne viel. Ich hab das Datenblatt nicht gelesen, möglicherweise hat der 
Hersteller neben der parasitären Diode noch eine vernünftig optimierte 
Diode auf den Chip geritzt.

von Wolfgang (Gast)


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Wühlhase schrieb:
> Und dann wieder gibt es sicherlich auch Bauteile, da integriert man
> gerne viel. Ich hab das Datenblatt nicht gelesen, möglicherweise hat der
> Hersteller neben der parasitären Diode noch eine vernünftig optimierte
> Diode auf den Chip geritzt.

Der Hersteller hat parallel zur Diode sogar einen kompletten FET 
integriert. Wenn man den durchschaltet, ist sie völlig entlastet.

von oszi40 (Gast)


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Wühlhase schrieb:
> möglicherweise hat der
> Hersteller neben der parasitären Diode noch eine vernünftig optimierte
> Diode auf den Chip geritzt.

Möglicherweise entsteht trotzdem Wärme, die ziemlich auf einen Punkt 
konzentriert ist, falls die interne Diode wirken muß.
Andererseits könnte die Ansteuerung so optimiert sein, daß die 
Induktivität keine Zeit hat, die Gegenspannung aufzubauen? Das scheint 
mir jedoch etwas auf Kante genäht, sobald sich bei der Hardware 
Änderungen ergeben sollten.

von Günter Lenz (Gast)


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von Wolfgang schrieb:
>Nur, wenn der parallel zur Diode liegende FET nicht einschaltet. Bei
>eingeschaltetem FET wird der Strom einen Teufel tun, aber bestimmt nicht
>durch die Diode fließen.

Doch, bei eingeschaltetem FET und induktiver Last und
ohne ohmscher Last fließt der Strom erstmal durch die Diode,
weil die Polarität für den FET falschrum ist. Die gespeicherte
Energie in der Induktivität muß ja irgendwo hin.

https://www.iue.tuwien.ac.at/phd/stiftinger/node40.html

von Günter Lenz (Gast)


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von Stefan M. schrieb:
>und wieso
>brennt ihnen das Zeug nicht direkt weg wenn 30A in der Diode einen
>Abfall von 1V erzeugen?

Der Blindstrom belastet die Dioden, der Wirkstrom nicht.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Günter Lenz schrieb:
> Der Blindstrom belastet die Dioden, der Wirkstrom nicht.
Jeder Strom belastet die Dioden, weil eine Diode keine 
Phasenverschiebung erzeugt und deshalb jeder Strom eine Leistung und 
damit Wärme erzeugt.

Günter Lenz schrieb:
> Doch, bei eingeschaltetem FET und induktiver Last und
> ohne ohmscher Last fließt der Strom erstmal durch die Diode, weil die
> Polarität für den FET falschrum ist.
In einem eingeschalteten FET ist es schnurzegal, wie herum der Strom 
fließt. Wie schon
Wolfgang schrieb:
>>> Der Hersteller hat parallel zur Diode sogar einen kompletten FET
>>> integriert. Wenn man den durchschaltet, ist sie völlig entlastet.
Denn sonst würde die "übliche" Verpolschutzschaltung nicht 
funktionieren:
http://www.lothar-miller.de/s9y/categories/39-Verpolschutz
Da ist es auch so, dass "erstmal" die Diode leitet und dann der FET 
"übernimmt".

: Bearbeitet durch Moderator
von Stefan  . (phreakshow)


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Danke für eure Antworten. Ich hab mir jetzt das Datenblatt vom VNH9013 
angesehen, die geben eine recovery time von 40ns und 1,1V(@6A) 
Vorwärtsspannung an. Eine dicke Diode wie bspw die DPG60 ist mit 35ns 
ein bisschen schneller und mit 1,4V (bei 60A) nicht weit entfernt.

Wenn ich jetzt ne PWM mit 50% auf einen Motor gebe, dann leitet ja zu 
50% der FET und mein Verlust ist Rdson * Strom², während der FET aktiv 
ist. Während der anderen 50% leitet die die Diode und erzeugt Vf * 
Strom² an Verlusten, wobei in der Zeit der Strom ja nicht konstant ist 
sondern fällt.

Wie kann ich abschätzen, wie weit der Strom während der An-Zeit der 
Diode absinkt? Das muss doch von der Induktivität abhängen, und dem 
Wicklungswiderstand?

von Lurchi (Gast)


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Wie weit der Strom abfällt hängt von der Induktivität, den Widerständen 
(ggf. nicht so wichtig) und der im Motor induzierten Spannung (wegen der 
Rotation) ab.

Eine reverse recovery Zeit von 60 ns ist schon gut. Da braucht man nicht 
unbedingt eine Externe Diode. Die alten MOSFETs waren da deutlich 
langsamer und problematisch.

Wenn die Steuerung gut ist, für eine, Großteil der Zeit, wo die 
Freilaufdiode aktiv ist der parallele FET eingeschaltet. Damit fließt 
der größte Teil des Stroms nicht mehr über die Diode. Nur in den 
Umschaltphasen wird die Diode ggf. noch mal kurz aktiv.

von Falk B. (falk)


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Stefan M. schrieb:
> Wenn ich jetzt ne PWM mit 50% auf einen Motor gebe, dann leitet ja zu
> 50% der FET und mein Verlust ist Rdson * Strom², während der FET aktiv
> ist. Während der anderen 50% leitet die die Diode und erzeugt Vf *
> Strom² an Verlusten,

Nö, nur Vf * I

> Wie kann ich abschätzen, wie weit der Strom während der An-Zeit der
> Diode absinkt? Das muss doch von der Induktivität abhängen, und dem
> Wicklungswiderstand?

dI/dt = U / L

U ist dabei die Klemmenspannung im Freilauf = Spannungsabfall über allen 
ohmschen Anteilen (Spule, MOSFET, LAST).

von foobar (Gast)


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> Wenn ich jetzt ne PWM mit 50% auf einen Motor gebe, dann leitet ja zu
> 50% der FET und mein Verlust ist Rdson * Strom², während der FET aktiv
> ist.

Genau.  Plus noch Schaltverluste.  Insg mal 2 (ein MOSFET nach Plus, 
einer nach Minus).

> Während der anderen 50% leitet die die Diode und erzeugt Vf *
> Strom² an Verlusten,

Nein.  Zum einen leitet nicht die Diode des Transistors, den du gerade 
abgeschaltet hast sondern die des anderen Transistors an dem Pin des 
Motors.

Und dann: Während der anderen 50% schaltest du die beiden unteren[1] 
MOSFETs ein - beide Enden des Motors hängen an Minus.  Nur während der 
kurzen Umschaltperiode (Plus-Pin trennen, Totzeit abwarten, auf Minus 
legen) wird die Diode benutzt - sobald das "auf Minus legen" 
stattfinden, wird die Diode überbrückt.



[1] zur Vereinfachung.  Geht genauso auch mit beiden auf Plus - evtl 
schwieriger statisch anzusteuern wg boost.

von Hauke (Gast)


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Moin,

Ich bin nicht sicher, in wieweit das genau hier zum Thema passt, aber 
ich habe kürzlich folgende Erfahrungen mit dem Pololu "High-Power Simple 
Motor Controller G2 24v19" in Verbindung mit einem eher kleinen 
Getriebemotor (12V/ 1A) gemacht:

Bei schnellem Stop/Richtungswechsel steigt die Versorgungsspannung 
kurzzeitig soweit an, dass sogar der interne Überspannungsschutz auslöst 
(zumindest, wenn er z.B. bei Vcc 12V auf 18V eingestellt ist).

Dies lässt sich vermeiden, in dem man die maximale Verzögerung begrenzt, 
was bei dem Teil auch möglich ist.

Ich überlege, hier später eine Diode in Reihe mit der Versorgung zu 
legen, damit mir der Motorcontroller nicht andere Geräte an der 12V 
Versorgung zerstört.

Was würdet ihr da empfehlen?

Grüße,

Hauke

von Falk B. (falk)


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Hauke schrieb:
> Ich bin nicht sicher, in wieweit das genau hier zum Thema passt, aber
> ich habe kürzlich folgende Erfahrungen mit dem Pololu "High-Power Simple
> Motor Controller G2 24v19" in Verbindung mit einem eher kleinen
> Getriebemotor (12V/ 1A) gemacht:
>
> Bei schnellem Stop/Richtungswechsel steigt die Versorgungsspannung
> kurzzeitig soweit an, dass sogar der interne Überspannungsschutz auslöst
> (zumindest, wenn er z.B. bei Vcc 12V auf 18V eingestellt ist).

Logisch, dein Motor läuft als Generator und schiebt seine mechanische 
Energie in die Versorgungsspannung. Das kann man vermeiden, indem man 
zuerst hart abbremst, im Extremfall durch dauerhaften Kurzschluß des 
Motors. Wenn dann der Strom auf Null gefallen ist, kann man rückwärts 
drehen.

> Dies lässt sich vermeiden, in dem man die maximale Verzögerung begrenzt,
> was bei dem Teil auch möglich ist.

Oder so.

> Ich überlege, hier später eine Diode in Reihe mit der Versorgung zu
> legen, damit mir der Motorcontroller nicht andere Geräte an der 12V
> Versorgung zerstört.

Dann zerreißt es dir nur die Versorgung am Treiber-IC. Nö, man muss 
entweder definiert die Rückspeisung begrenzen oder die Spannung der 
Versorgung mittels Power-Z-Diode oder aktivem Bremschopper.

> Was würdet ihr da empfehlen?

Keine Diode in Reihe in die Versorgung.

von oszi40 (Gast)


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Hauke schrieb:
> hier später eine Diode in Reihe

Keinesfalls!

1. Es fehlt das niederohmige "Gegengewicht" des Netzteils. Die überhöhte 
Spannung knallt voll auf das IC hinter der Diode.
2. Spannungsabfall heizt Deine Diode

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Falk B. schrieb:
> Hauke schrieb:
>> Bei schnellem Stop/Richtungswechsel steigt die Versorgungsspannung
>> kurzzeitig soweit an, dass sogar der interne Überspannungsschutz auslöst
>> (zumindest, wenn er z.B. bei Vcc 12V auf 18V eingestellt ist).
>
> Logisch, dein Motor läuft als Generator und schiebt seine mechanische
> Energie in die Versorgungsspannung.

Nein, logisch ist das nicht, denn die Generatorspannung beim Auslaufen
ist immer niedriger als die zuvor angelegte Versorgungsspannung.

Nicht der Generatoreffekt, sondern die Wicklungsinduktivität ist die
Ursache für den Anstieg der Versorgungsspannung.

Wird im laufneden Betrieb der Motor abrupt umgepolt (Änderung von DIR,
während PWMH = PWML = H) oder die H-Brücke komplett abgeschaltet
(Wechsel von PWMH und PWML gleichzeitig von H nach L), fließt wegen der
Selbstinduktion kurzzeitig ein Strom rückwärts zur Versorgung hin. Gibt
es keine weiteren Verbraucher, die diesen Strom aufnehmen, kommt es zum
Spannungsanstieg.

Abhilfe schafft ein ausreichend dimensionierter Kondensator an den
Versorgungsspannungsanschlüssen der H-Brücke oder die Vermeidung der
o.g. Zustandsübergänge, indem man kurzzeitig den Brake-Modus (PWMH =
¬PWML) aktiviert, bis der Spulenstrom abgeklungen ist.

von curiou-city (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> ein ausreichend dimensionierter Kondensator

Z.B. für Dauerbetrieb mit ständigen Zustandswechseln wohl die bessere
Lösung (Vermeidung unnötig harter Bremsung / Senkung des Verbrauchs).

(Gezielte Hilfe) Ist immer eine Frage der (Kenntnis der) Anwendung.

von curiou-city (Gast)


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foobar schrieb:
> Genau.

(Ja. Unter Beachtung dessen, was Falk kurz zuvor gesagt hatte, Du aber
offenbar übersehen hast. Andernfalls müßte diesem "genau" widersprochen
werden - oder man müßte es relativieren, was ich hiermit tat.)

von Elektrofan (Gast)


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>> Logisch, dein Motor läuft als Generator und schiebt seine mechanische
>> Energie in die Versorgungsspannung.

> Nein, logisch ist das nicht, denn die Generatorspannung beim Auslaufen
> ist immer niedriger als die zuvor angelegte Versorgungsspannung.

Nur wird die beim (Nutz-)Bremsen diese Generatorspannung durch die
(Halb-)Brücke beim Bremsen "hochtransformiert".

Sonst ginge Rekuperations-Bremsen ja gar nicht!

'Logik' entspricht nicht zwingend der physikalischen Realität ...

von curiou-city (Gast)


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curiou-city schrieb:
>> Genau.
>
> (Ja.

Uff. Jetzt habe ich selbst die Absätze durcheinandergewürfelt.

Das "Genau" (bezogen auf den R_on) stimmt, auch der Rest.

Man darf nur nicht den Fehler machen, das "genau" als Widerspruch
zu Falks vorheriger Aussage zu interpretieren.

(Was ich doch tatsächlich gerade - wenn auch über einen von
mir zuvor gar nicht bedachten Umweg - ebenfalls irgendwie
hingekriegt habe.)

Sorry, foobar. Leichtsinn meinerseits hatte Dir doch glatt gar
nicht vorhandenen Leichtsinn unterstellen wollen? Bitte sei so
nett und ignoriere diesen -ehm- "unberechtigten Angriff".

von Falk B. (falk)


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Yalu X. schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Hauke schrieb:
>>> Bei schnellem Stop/Richtungswechsel steigt die Versorgungsspannung
>>> kurzzeitig soweit an, dass sogar der interne Überspannungsschutz auslöst
>>> (zumindest, wenn er z.B. bei Vcc 12V auf 18V eingestellt ist).
>>
>> Logisch, dein Motor läuft als Generator und schiebt seine mechanische
>> Energie in die Versorgungsspannung.
>
> Nein, logisch ist das nicht, denn die Generatorspannung beim Auslaufen
> ist immer niedriger als die zuvor angelegte Versorgungsspannung.

Hast recht, das ist keine "Durchschnittslogik", eher schon was für 
Fortgeschittene.

> Nicht der Generatoreffekt, sondern die Wicklungsinduktivität ist die
> Ursache für den Anstieg der Versorgungsspannung.

Das ist nur die halbe Wahrheit.

> Wird im laufneden Betrieb der Motor abrupt umgepolt (Änderung von DIR,
> während PWMH = PWML = H) oder die H-Brücke komplett abgeschaltet
> (Wechsel von PWMH und PWML gleichzeitig von H nach L), fließt wegen der
> Selbstinduktion kurzzeitig ein Strom rückwärts zur Versorgung hin. Gibt
> es keine weiteren Verbraucher, die diesen Strom aufnehmen, kommt es zum
> Spannungsanstieg.

Nein, das stimmt so nicht. Ein Motor ist nicht einfach eine Spule oder 
Relais. Denn die Energie in den Wicklungen ist eher klein im Verhältnis 
zur mechanischen Energie (Trägheitsmoment). Wenn es nur darum ginge, die 
Energie der Wicklungen abzubauen und in die Versorgung fließen zu 
lassen, wäre das sehr einfach und mit einem eher kleinen Elko möglich. 
Das ist aber NICHT das Hauptproblem!

Das ist der Generatorbetrieb des Motors. Und auch wenn dessen 
Generatorspannung etwas kleiner ist als die Speisespannung im noch kurz 
vorher aktiven Motorbetrieb, hat er viel mechanische Energie. Und da 
kommt die H-Brücke mit PWM in's Spiel. Im Motorbetrieb arbeitet die als 
Step Down Wandler mit 0-100% Tastverhältnis und transformiert damit die 
Spannung zum Motor hin runter. Im Generatorbetrieb ist es das GEGENTEIL! 
Die H-Brücke arbeitet als Step Up Wandler und kann damit auch bei 
relativ niedrigen Geschwindigkeiten weit unter 100% Nenndrehzahl die 
Spannung des Generators auf die Versorgungsspannung hochtransformieren 
und damit rückspeisen.
DAS ist es, was viele Anfänger nicht wissen und damit ihre Endstufen, 
erst recht die selbst gestrickten bzw. ultra billig von Arduino & CO. 
Dazu braucht es keine H-Brücke, ein Halbbrücke reicht (2 Quadranten 
Betrieb). Die H-Brücke kann es dann noch zusätzlich in beide Richtungen 
(vier Quadrantenbetrieb).

Motoransteuerung mit PWM

> Abhilfe schafft ein ausreichend dimensionierter Kondensator an den
> Versorgungsspannungsanschlüssen der H-Brücke

Nein, denn der wird, je nach mechanischer Speicherfähigkeit, verdammt 
groß.

> oder die Vermeidung der
> o.g. Zustandsübergänge, indem man kurzzeitig den Brake-Modus (PWMH =
> ¬PWML) aktiviert, bis der Spulenstrom abgeklungen ist.

Nö, das reicht nicht. Außerdem ist so eine harte Vollbremsung bei 
größeren Lasten und Getrieben mit hohen Übersetzungen ARG fragwürdig, 
denn da zerreißt es dir mal ganz fix die Mechanik. Wenn schon, dann 
langsam bremsen, sprich die PWM langsam herunterfahren. Oder halt den 
Bremschopper oder Power-Z-Diode, je nach max. Bremsleistung. Außerdem 
landet beim harten Kurzschluß des Motors die gesamte Bremsenergie in den 
Wicklungen. Dort gehört sie nicht unbedingt hin, vor allem wenn man oft 
und stark bremsen will.

Beitrag "Re: Dioden in Diodenkaskade werden heiß"

Unser Motorenspezi Thosten Ostermann (?) kann das sicher noch besser 
erklären.

von Elektrofan (Gast)


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> Nur wird die beim (Nutz-)Bremsen diese Generatorspannung durch die
> (Halb-)Brücke beim Bremsen "hochtransformiert".

> Sonst ginge Rekuperations-Bremsen ja gar nicht!

Noch mal anders erklärt, Beispiel:

Der DC-Motor
(konstant erregt, bei einer Reihenschlussmaschine
sieht das anders aus!)
mit seiner mechanischen Last hängt an einer
Voll-(oder Halbrücke) und läuft mit einer gewissen Drehzahl >0.

Wenn nun die mittlere an ihm anliegende Spannung, bestimmt durch das
PWM-Verhältnis, verringert wird, bremst der Motor.
Er arbeitet dann im 2. (bzw. 4.) Quadranten der Drehzahl/Drehmoment-
Kennlinie, und die Bremsenergie (abzüglich Verlusten) muss also
irgendwo hin.
Geht sie auch, und zwar in den speisenden Steller.

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