Forum: HF, Funk und Felder Phänomen Heathkit


von Gerhard O. (gerhard_)


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Wahrscheinlich erinnert sich heutzutage hauptsächlich nur noch die 
ältere Generation an das Phänomen Heathkit. Ich fand zufällig diesen 
sehr lesenswerten Bericht über ihren Werde- und Untergang und die Gründe 
ihres Untergangs.

Hier ist der Link:

http://w8dyy.org/wp/wp-content/uploads/2017/11/Heathkit-AGuideToTheAmateurRadioProducts.pdf

Das Phänomen Heathkit wird wahrscheinlich wegen der zusammenspielenden 
Faktoren und Umstände die zu ihren Entstehen führten ein einmaliges 
geschichtliches Geschehen sein und heutzutage wäre so eine Institution 
Dank der völlig anderen Lebensumstände und Erwartungen seitens der 
modernen Gesellschaft einfach undenkbar.

: Bearbeitet durch User
von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Schönes Dokument, leider nur auf deren Funktechnik bezogen. Ich bin ja 
eher der Messfreak ;-)

Old-Papa

von Nick M. (Gast)


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Ich hab mir virtuell die Nase plattgedrückt am Rechner von Heathkit. War 
glaub ich eine PDP-8. Jedenfalls unten rechts im Katalog. Und finanziell 
absolut unerreichbar.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Gerhard O. schrieb:
> 
http://w8dyy.org/wp/wp-content/uploads/2017/11/Heathkit-AGuideToTheAmateurRadioProducts.pdf

Toller Katalog, danke dafür! Macht Spaß darin zu stöbern. Kleine 
Zeitreise.

von MaWin (Gast)


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Gerhard O. schrieb:
> Ich fand zufällig diesen sehr lesenswerten Bericht über ihren Werde- und
> Untergang und die Gründe ihres Untergangs.

Tja ja, da glaubte der Autor 1995 dass es keinen Markt für DIY 
Elektronik und Bausätze mehr geben würde, und daher der Untergang der 
Firma unumgänglich war.

Wie Heath ehedem mit WW2 Surplus, ist Kemo mit DDR Resten da erst gross 
geworden. Und heute ist es ein Multimillionen Dollar Geschäft, aus China 
die Hobbybastler weltweit zu beliefern - na, im Prinzip mit dem 
Gegenteil eines Bausatzes, mit Platinen die die winzigen Anschlüsse 
eines Relais, ATmega328PU oder PMW3901 Sensors in handliche 2.54mm 
Pfostenstecker aufdröseln.

von ZF (Gast)


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Schön alle Produkte im Überblick zu sehen. Die Heathkit Anleitungen 
waren wirklich speziell, für jedes zu bestückende Bauteil eine eigene 
Zeile, bei Widerständen mit Farbcode, und dem Feld für das Häkchen wenn 
es bestückt ist. Heute würde das so nicht mehr funktionieren, weil das 
Zusammenstellen eines Bausatzes plus Betreuung der Kunden, die mit den 
finepitch Bauteilen dann doch Frust haben, keinen nennenswerten 
finanziellen Vorteil mehr hätte gegenüber industriellem pick and place. 
Auch bei Elecraft bedeutet bei einigen Geräten "Bausatz" nur noch fertig 
bestückte Platinen zusammenzustecken. Also die Arbeiten, die auch beim 
Hersteller Handarbeit wären.

von Marek N. (Gast)


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ZF schrieb:
> Heute würde das so nicht mehr funktionieren

Doch. Genau so sind die Bausätze der QRP-AG. Dort wird in Prosa 
haarklein beschrieben, wie denn nun das Beinchen von R42 umzubiegen ist.

Als ich vor einem Jahr in den USA auf einem Swapmeet (AFU-Flohmarkt) 
war, hätte ich für 100 Bucks mehr Heathkit-Geräte mitnehmen können, als 
ich überhaupt zu tragen vermocht war. Und es war keine große 
Veranstaltung, eher so 20 Stände im Vorort-Park mit Kuchenverkauf für 
die Gemeindekasse.

Von daher: Hier toal gehyped, dort absolut alltäglich.

von Nick M. (Gast)


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Marek N. schrieb:
> Doch. Genau so sind die Bausätze der QRP-AG. Dort wird in Prosa
> haarklein beschrieben, wie denn nun das Beinchen von R42 umzubiegen ist.

Wusste garnicht was das ist.
Aber so Bausatznamen wie "Snoopy80" oder "Hobo" laden schon zum Stöbern 
ein (wenn man die richtige Altergruppe ist, die aber noch nicht lesen 
kann).

von HAL1000 (Gast)


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Hallo

Heathkit ist schon irgendwie ein Hype, was ich ganz und gar nicht 
verstehe.
Das Zeugs ist doch eh nur noch Elektroschrott. Es ist schon erstaunlich
was da so mancher Verkäufer auf ebay für diesen Müll noch haben will.
Ich glaube das sind nur Träume, weil das eh nicht verkauft wird. Ähnlich
ist das bei HP oder wie immer der Laden jetzt heißen mag. Da habe ich
beim Arbeitgeber immer mitgenommen was da verschrottet wurde. Das Zeugs
ist einfach nur noch Schrott. Wenn man mal etwas benutzen will funzt es
nicht. Elkos kaputt, Plaste lösen sich auf. Reperaturen sind auh nicht
einfach, da muß man erst einmal das zur Seriennummer passende Handbuch
finden. Die Jungs bei HP haben offensichtlich sehr oft geändert.
Man kann eigentlich zusehen wie sich das Zeugs auflöst.
Verkaufen kann man es auch nicht, weil man da nichts mehr für bekommt.

von MaWin (Gast)


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HAL1000 schrieb:
> Da habe ich
> beim Arbeitgeber immer mitgenommen was da verschrottet wurde. Das Zeugs
> ist einfach nur noch Schrott

Vielleicht lag's daran, dass sie im Schrott gelandet sind, nur ein 
Mitarbeiter wollte es nicht wahrhaben.

Die heilen Geräte landeten halt nicht im Schrott, egal wie alt.

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

HAL1000 schrieb:
> Heathkit ist schon irgendwie ein Hype, was ich ganz und gar nicht
> verstehe.

Nun Ja, die Geräte sind jetzt in dem Alter wo die Nostalgiewelle mit 
Sammeltrieb zuschlägt. In Deutschland war es vielleicht nicht ganz so 
stark (obwohl auch hier ein Begriff), in anderen Ländern aber war HK 
aber einfach ein großer Begriff für den Amateurfunkbereich. Ein Stück 
Technikgeschichte halt.

Ein Teil der jetzt Interessierten hatte früher vermutlich so ein Gerät 
besessen, es dann irgendwann in den 90ern oder frühen 0ern für ein 
Taschengeld verkauft/verschenkt/Entsorgt und jetzt kommt ein wenig 
Wehmut auf.

ISt das selbe wie bei den Autos. Wie viele Personen kenne ich die um die 
Jahtausendwende ihren Golf II, mnachmal noch gut im Schuss, für ein paar 
Mark fast verschenkt haben, teilweise Verschrottet. 10 Jahre früher 
haben andere mit ihrem Golf I dasselbe gemacht.
Und heute sagen das sie so als Spassauto gerne einen guterhaltenen GolfI 
oder Golf II wieder besitzen würden. Bei einigen bin ich mir sogar 
sicher das die sofort zuschlagen würden wenn die ein attraktives Angebot 
(Preis/Zustand) sehen würden. DAs wird mit diesen Geräten ähnlich sein.

Oder bei jüngeren Interessenten sind es halt welche die auch so ein 
kleines Stück Technikgeschichte haben wollen. Vielleicht sogar als 
Restaurationsobjekt. Was mit den Heathkit Geräten dann durchaus gut 
geht. Denn diese sind als ehemalige Bausätze sehr gut Dokumentiert. Mit 
ausfürhlicher Fehlerbehebungsanleitung und überschaubarer Zahl 
spezieller, nicht ohne weiteres ersatzbarer, Teile. Das ganze dann auch 
noch gut zugänglich aufgebaut.

Und wenn die Geräte dann ordentlich arbeiten sind die von den Werten gar 
nicht mal so schlecht. Klar, können nur wenige Bandsegmente, die Geräte 
aus der Hochzeit von Heathkit haben nur eine Analogskala usw. Halt aus 
heutiger Sicht auf die wesentlichen Funktionen eines Funkgerätes 
reduziert.

Wobei das mit den Preisen auch relativ ist.
In Deutschland sind die nicht so häufig wie in den USA. Aber es werden 
doch regelmäßig brauchbare Geräte günstig angeboten. Da kann man so 
einen HW101 im Funktionsfähigen Zustand auch schon öfter mal für einiges 
unter 100 Euro bekommen.
Da die aber hier nicht so häufig sind verzerren die paar total 
überteuerten Angebote - die dann auch noch ewig drinstehen- das Bild 
enorm.
Hat natürlich zur Folge das auch einige, die einfach nicht den Wert des 
alten Gerätes vom Vater einschätzen können, die Angebote als 
Vergleichsmaßstab nehmen bis die merken das es dann einfach keinen 
Interessiert. ISt aber bei vielen anderen Produktgruppen doch das 
selbe...

Ich habe übrigends seit über 20 Jahren einen HW-100 der aber im 
Empfangszug teilweise zum HW-101 umgerüstet wurde. Mit original HW101 
Teilen.
(z.B. der Filterumschalter) Nur der CW Filter ist kein Heathkit 400Hz 
sondern ein 250Hz eines anderen Herstellers.
Empfangsmäßig steckt der z.B. meinen IC706 MK2 locker in die Tasche.
Den hatte sich z.b. zu seiner CW Hochzeit ein ansosnten AFU-TEchnisch 
wesentlich besser ausgestatteter Kumpel auch deutlich über ein Jahr lang 
ausgeliehen. Einfach weil der , natürlich auch des Filters wegen, für CW 
besser war als dessen modernes Stationsgerät.

Dieses Gerät habe ich allerdings damals nicht aus Nostalgie oder 
Sammlungsgründen gekauft sondern einfach weil es Ende der 90er ein 
damals günstiges Angebot für ein gut funktionierendes KW-Stationsgerät 
war.
Inkl. allen Dokumenten und zweitem Endröhrensatz zur Reserve...

Gruß
Carsten

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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Vor ein paar Tagen lief mir ein geschenkter HW-202 UKW 2-m Transceiver 
zu. Mußte erst die Schalter und Kontakte der Drahtverbinder 
de-oxidieren. Dann lief das Teil wieder. Aus Interesse schloß ich ihn am 
R&S Mobiltestplatz an und war überrascht wie empfindlich und sauber der 
Empfänger funktionierte. Auch der Sender funktionierte mit der 
angegebenen Sendeleistung und die Modulation hört sich sauber an obwohl 
die Frequenzen nachgestellt werden sollten. Mit CTCSS Tönen ausgerüstet 
könnte man wegen der lokalen Quarzbestückung damit durchaus auf den 
gängigen Frequenzen und Relais in Edmonton arbeiten.

Von der Technik her sieht die Technik im Vergleich zu japanischen 
Funkgeräten eher etwas klobig aus. Andrerseits waren die damaligen 
japanischen Funkgeräte in der Anfangszeit auch teilweise manchmal 
primitiv anzusehen.

Also, als Elektroschrott kann man es funktionsmäßig eigentlich nicht 
wirklich ehrlich bezeichnen. Den gedachten Zweck erfüllt es elektrisch 
trotz des hohen Alters immer noch. Für Packet Radio wäre es auch 
durchaus gut geeignet. Sieht halt etwas ausser Charakter und extrem 
altmodisch aus. Immerhin ist das Teil an die fünfzig Jahre alt. 
Reparierbar ist es bestimmt besser als moderne High-Tech Geräte in SMD. 
In einem fernen Lokal wären solche Geräte wesentlich leichter unabhängig 
wartbarer als die heutigen nicht reparierbaren Geräte.

Ich hatte in meinen Anfangsjahren (1977+) hier in VE6 Land auch einen 
HW-101 und konnte in meinen Ersten Jahren viele nette weltweite QSOs in 
CW und SSB tätigen. Auch als Grundgerät für 70cm DX funktionierte es für 
mich trotz der Einfachheit gut. Konnte damals regelmäßig Verbindungen 
auf 432Mhz mit Calgary in SSB tätigen. Für mich war der HW-101 
eigentlich technisch gut genug. Ich wechselte auch das CW-Filter gegen 
ein 250Hz Filter aus. Der 101 war halt recht groß. Aber das waren damals 
ausser dem Swan-200 fast alle. Heutzutage verwende ich immer noch einen 
uralten IC-735. Reicht für mich aus.

Ich habe auch noch einen HW-17A. Baute damals einen TBA120S FM-Detektor 
ein. Mit einem PLL steuersender (ext VFO) konnte man auch auf dem 
Kanalfunk in FM mitmachen. Allerdings hatte das Gerät einige Schwächen. 
Sehr empfindlich war der RX eigentlich nicht. Das war eher eine HK 
Design Mißgeburt und bedurfte einiger internen Verbesserungen. Aber das 
ist alles schon recht lange her.

Prinzipiell habe ich sonst kein Interesse an HK-Nostalgie. Aber wenn es 
schon da ist...

Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Heathkit User (Gast)


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Bei mir läuft ein frühes Heathkit Transistor-Netzteil, dass ich mal 
geschenkt bekommen habe. Funktionierte bisher ohne Rep. einwandfrei.

Im Bekanntenkreis gibt es noch ein paar Röhrengeräte (aus dem 
Gedächtnis: Audio-Meßtechnik). Wir hatten mal nach Internet-Foren 
gesucht, um diese abzugeben - und nichts passendes gefunden. Ein paar 
wenige Rückmeldungen von Funkern oder Radiosammlern waren etwa so: "es 
macht mehr Arbeit die loszuwerden als es bringt - aber bitte nicht 
wegwerfen".

Falls jemand etwas kennt, bitte posten (darf auch gerne ein Forum in 
einer seltenen Sprache sein, wenn Beiträge in Dt. oder Engl. akzeptiert 
werden oder ein Sammler-Guru, der jemanden kennt, der was gebrauchen 
kann).

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