Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Wechsel vom IGM OEM zu US Tech (Google, Microsoft, Salesforce, VM-Ware, AWS,.)


von wunderwasser (Gast)


Lesenswert?

Hallo zusammen,

ich (Informatiker, 37) bin momentan in einem Industrie IGM in der 
IT-Abteilung tätig (Anwendungsentwicklung/IT Projektleitung für die 
Produktion). Bin AT und kann stempeln/Gleitzzeit abfeiern, 30 Tage 
Urlaub, arbeitgeber finanzierte BaV, .... Das momentane Gehalt ist 
115.000 bei 40 hrs die Woche.

Ich bin nun schon seid 12 Jahren dabei und mich "faszinieren" die 
US-Tech Konzerne (Google, MS, Salesforce, AWS, VM-Ware, et.c) und 
überlege ob ich versuchen sollte dorthin zu wechseln. Die 
Gehaltsaussichten dort sollten besser sein wie beim IGM.

Nur frage ich mich, wie die Arbeitskultur dort so ist. Ich habe bisher 
nur "schlimmes" von US-Firmen gehört, wobei ich nicht weiß ob da 
wirklich soviel dran ist. Was wohl durchaus stimmt, ist dass die 
Fluktuation durchaus höher ist als bei uns im IGM (wo so gut wie keiner 
kündigt). Dahingegen sind Positionen bei US-Tech Niederlassungen in 
Deutschland oft nur ein paar Jahre und dann ziehen die Leute weiter (von 
den Lebensläufen bei LinkedIn).

Wie seht ihr das?
Würdet Ihr so einen Wechsel (gesetz dem Fall ihr würdet "reinkommen") 
machen? Oder ist die Quartals- und KPI zentriertheit der US-Tech mit 
"Zahlen-Liefern" zu krass?

von Marcus (Gast)


Lesenswert?

Ich habe mal mit AWS in einem Projekt zusammen gearbeitet. Da wurden 
Änderungswünsche meist sofort erledigt auch wenn ich schon lange im 
35h-IGM-Feierabend war. Ich weiß nicht ob das typisch für die ganze 
Firma ist.
Ich würde beim IGM-Konzern bleiben. Da weiß man was man hat.

von Weich W. (Firma: Weichwarengesellschaft mbH) (hand_werker)


Lesenswert?

Man muss es mögen. Diese Firmen bieten ohne Zweifel das beste Paket für 
Arbeitnehmer das man finden kann (Top-Gehalt + kostenloses gesundes 
Essen, Sport- und Freizeitangebote, After-Work-Events, 
Krankenversicherung, ÖPNV-Ticket), das machen sie aber natürlich 
hauptsächlich damit die Leute gerne auch länger in der Firma bleiben. 
Ein 35h-IGM-Ausstempler der seinen Feierabend lieber selbst gestalten 
will, könnte damit so seine Probleme haben.
Interessant sind dort auch die Hierarchien. Man kann dort wohl 
problemlos alle paar Jahre zwischen Entwickler und Manager wechseln und 
beides wird auch gleich bezahlt (nach Erfahrung). Das sind dort einfach 
unterschiedliche Stellenbezeichnungen,
Die Arbeitszeit ist meist 40h Vertrauensarbeitszeit und es wird nicht 
erwartet länger zu arbeiten, außer es muss dringend etwas fertig werden 
(was selten ist, da diese Firmen kaum Kunden mit Deadlines haben sondern 
selbst das Produkt sind).

von Den O. (denon)


Lesenswert?

Zumindest in den USA "arbeitet" man ja oft länger als 40h die Woche. 
Auch hat man deutlich weniger Urlaub als hier.
Allerdings ist die effektive Arbeitszeit während der Arbeit bei weitem 
nicht so wie bei uns. Angenommen man hat dort eine 60h Stelle, dann ist 
man zwar 60h bei der Arbeit, gearbeitet wird aber oft auch nicht mehr 
als hier.
Der große Unterschied ist dass dort die Arbeit eine Art "Familie" sein 
kann bzw. ist. Man redet viel mehr über privates und die Arbeit ist viel 
stärker mit dem Leben abseits der Arbeit verflochten.
Deswegen sollte man sich von dem mehr an Arbeitszeit nicht direkt 
abschrecken lassen.
Was mir eben so berichtet wurde, und hier schon erwähnt wurde, ist die 
direkt Erledigung von Problemen. Anders wie hier wird tatsächlich oft 
erwartet dass man das Problem dann auch schnell löst, egal ob man 
dadurch ein paar Tage 12h arbeitet oder nicht. Kann von Vorteil und von 
Nachteil sein.

wunderwasser schrieb:
> Wie seht ihr das?
> Würdet Ihr so einen Wechsel (gesetz dem Fall ihr würdet "reinkommen")
> machen? Oder ist die Quartals- und KPI zentriertheit der US-Tech mit
> "Zahlen-Liefern" zu krass?

So wie ich das alles mitbekommen habe ist der Druck zum liefern von 
Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Es gibt durchaus 
US-Unternehmen die da mit viel Druck arbeiten, vielleicht ähnlich wie 
der Filialleiter im Supermarkt hier, aber es gibt auch viele bei denen 
man nicht so mörderisch unterwegs ist.

Ich würde so einen Wechsel ggf. schon machen sofern es von der Tätigkeit 
interessant ist. Da wäre mir dann auch ein höherer Druck und längere AZ 
egal weil mir das dann einfach eine gewisse Freude bereitet.
Aus dem bequemen IG-Metall Umfeld heraus, und deine Konditionen sind ja 
durchaus sehr gut, würde ich es mir aber zweimal überlegen.
Denn nach ein paar Jahren kommst du wahrscheinlich nicht so leicht in 
den IG-Metall Konzern zurück und wenn wahrscheinlich nicht für diese 
Bedingungen.

Bewerben kannst du dich ja mal, wer weiß was sich ergibt. Urteilen ob du 
den Schritt dann wirklich machen möchtest kannst du dann ja immer noch. 
Wäre ich an deiner Stelle würde ich mich aber Fragen was ich mit Ende 40 
vom Leben erwarten würde und ob ich da schon einen Punkt erreicht habe 
bei dem ich dann sicher sagen kann, dass das Gehalt für den Rest des 
Lebens einen untergeordnete Rolle spielt. Einfach ein Gedanke zur 
Risikobewertung

von Pommes rot weiß (Gast)


Lesenswert?

Lustig, was die IGM-Beamten hier so schreiben. Bloß nichts riskieren, 
Besitzstand wahren, Mehrarbeit meiden,  Chancen lieber nicht angehen. 
... Aber dann über die echten Beamten ablästern in einem anderen T.

von Boomkin (Gast)


Lesenswert?

Pommes rot weiß schrieb:
> Lustig, was die IGM-Beamten hier so schreiben. Bloß nichts
> riskieren, Besitzstand wahren, Mehrarbeit meiden,  Chancen lieber nicht
> angehen. ... Aber dann über die echten Beamten ablästern in einem
> anderen T.

Das forum ist boomer verseucht. Die predigen immer die selbe langweilige 
scheisse von sicherheit und stillstand

von Senf D. (senfdazugeber)


Lesenswert?

Pommes rot weiß schrieb:
> Lustig, was die IGM-Beamten hier so schreiben. Bloß nichts
> riskieren, Besitzstand wahren, Mehrarbeit meiden,  Chancen lieber nicht
> angehen. ... Aber dann über die echten Beamten ablästern in einem
> anderen T.

Das sind aber nicht die gleichen Leute, du verwechselst da was. Die 
unzufriedenen Jammerlappen, die im anderen Thread Beamte beneiden, sind 
nicht diejenigen, die in diesem Thread zur Vorsicht mahnen.

Es ist aus meiner Sicht sehr vernünftig, sich so einen Schritt gut zu 
überlegen. Wer bereits hoch fliegt, kann auch tiefer abstürzen. Ich rate 
in diesem Fall auf das eigene Bauchgefühl zu hören.

von ist so (Gast)


Lesenswert?

Interessante Frage.

Ist-Situation
Du hast bereits ein sehr gutes Niveau erreicht. Wenn du trotz AT Vertrag 
stempelst und ein Gleitzeitkonto hast, ist das schon ein dickes Plus und 
auch in IGM Konzernen nicht selbstverständlich, Stichwort 
Vertrauensarbeitszeit.

Je nach Branche und Firma wirst du auch auf deiner aktuellen Stelle 
interessante Tätigkeiten und Projekte haben und dazu noch ein recht 
hohes Maß an Sicherheit. Dank Gewerkschaft und Betriebsrat hast du dort 
einfach mehr Rechte/Verlässlichkeit, auch als AT´ler. Aber auch bei IGM 
gibt es natürlich keinen Bestandsschutz bis zur Rente.

Chancen/Risiken bei Stellenwechsel
Die Tech Konzerne sind derzeit die Treiber von Innovation und 
Fortschritt. Das Niveau von Umsatz, Gewinn und Wachstum liegt weit 
oberhalb der deutschen Firmen.

Damit geht natürlich eine höhere Arbeitsbelastung einher. Du musst 
flexibler sein, hast aber auch wesentlich mehr Chancen (Aktienoptionen, 
Auslandseinsätze, Zukunftsthemen, Aufstiegsmöglichkeiten, etc.).

Die Arbeitskultur in US-Firmen ist natürlich eine andere. Es geht dort 
härter, aggresiver und pragmatischer zu. Wenn du nicht performst (auch 
wegen längerer Krankheit) oder dein Standort nicht mehr gebraucht wird, 
wird dir gekündigt. Die Regel ist Vertrauensarbeitszeit, also nix mit 
Stunden abfeiern. Außerdem hast du eine starke Kennzahlen-Orientierung 
und ein Quartalsdenken und wirst ständig daran gemessen.

Du wirst dort aber auch keine unmenschlichen Bedingungen vorfinden. Im 
Vergleich zur IGM Beamtenwelt ist es natürlich dynamischer. Auch die 
Kollegen bei US-Tech sind dann eher vom Typ "Macher" statt "Verwalter". 
Die deutsche Vollkasko-Mentalität wirst du dort nicht vorfinden. Die 
Stelle, das Unternehmen oder gar das Land zu wechseln, ist in diesen 
Kreisen absolut selbstverständlich.

Fazit
Wenn du bereit bist, ein Risiko einzugehen und dich im schlimmsten Fall 
auch zu verschlechtern, dann gehe den Schritt. Sei dir bewusst, dass du 
bei US-Tech mehr leisten musst und definitiv eine schlechtere WLB hast. 
Du hast aber auch wesentlich bessere Verdienst- und 
Aufstiegsmöglichkeiten und kannst natürlich jederzeit dort kündigen. 2-3 
Jahre hält man es überall aus und im Lebenslauf ist ein Tech Unternehmen 
auch Gold wert. Was sind schon 2-3 Jahre?

Meine Erfahrung zeigt jedenfalls, dass man hinterher eigentlich immer 
nur bereut, es nicht gemacht zu haben.

von Abrissbirne (Gast)


Lesenswert?

wunderwasser schrieb:
> Wie seht ihr das?

wenn dein posting ernstgemeint ist, kannst ja schon mal die GreenCard21 
beantragen, weil darauf wird es hinauslaufen

von Senf D. (senfdazugeber)


Lesenswert?

ist so schrieb:
> und kannst natürlich jederzeit dort kündigen. 2-3 Jahre hält man es
> überall aus und im Lebenslauf ist ein Tech Unternehmen auch Gold wert.
> Was sind schon 2-3 Jahre?

Du tust so, als ob er nach diesem Testballon einfach auf seine alte 
Konzernstelle zurückwechseln könnte. Die ist dann aber weg. Daher 
scheint mir eine der wichtigsten Fragen zu sein, wie zufrieden der 
Threadersteller zur Zeit mit seinem Job ist. Wenn bereits alles perfekt 
ist, warum sollte er dann überhaupt wechseln, nur um des Wechselns 
willen?

Ich kann die hypothetische Frage nur für mich selbst so beantworten, 
dass ich in meiner beruflichen Situation (Gehalt sehr ähnlich) 
jedenfalls nicht freiwillig in ein US-amerikanisches Großunternehmen 
wechseln würde. Da habe ich eine ganz eindeutige Haltung, die Nachteile 
würden für mich bei Weitem überwiegen. Aber das muss freilich jeder für 
sich selbst entscheiden, jeder Jeck ist anders.

von Weich W. (Firma: Weichwarengesellschaft mbH) (hand_werker)


Lesenswert?

Ein großes Risiko ist halt, dass es dort keinen Betriebsrat gibt. Wenn 
die Performance nicht stimmt oder irgendjemand anderem dein Gesicht 
nicht passt, bist du ganz schnell wieder draußen. In den USA ist sowas 
kein Problem, da die Arbeitgeber dort lockerer sind und gerne auch mal 
Leuten mit krummem Lebenslauf eine Chance geben. Aber im konservativen 
Deutschland kann es sehr schwierig werden auf die Schnelle wieder etwas 
Gutes zu finden, gerade jetzt.
Und dann stehst du da ohne Job, der alte Konzern will dich nicht mehr, 
vielleicht musst du dann in ein KMU mit deutlichem Gehaltsverzicht. Bei 
sechsstelligem Jahresgehalt hat man in der Regel einen Lebensstandard, 
den man nicht mehr missen möchte, und dann muss man plötzlich wieder mit 
50k klarkommen. Unangenehm!

: Bearbeitet durch User
von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


Lesenswert?

Senf D. schrieb:
> Du tust so, als ob er nach diesem Testballon einfach auf seine alte
> Konzernstelle zurückwechseln könnte.

Aber vielleicht eine Karrierestufe höher... - Es soll Arbeitgeber geben, 
die es honorieren, wenn Arbeitnehmer einmal über den Tellerrand schauen 
und auch einmal Risiken eingehen.

von Senf D. (senfdazugeber)


Lesenswert?

Stefan H. schrieb:
> Aber vielleicht eine Karrierestufe höher... - Es soll Arbeitgeber geben,
> die es honorieren, wenn Arbeitnehmer einmal über den Tellerrand schauen
> und auch einmal Risiken eingehen.

Alles ist möglich. Wer etwas riskiert, muss aber auch damit leben, dass 
er vielleicht verliert. Gewinnen ist freilich auch möglich. Daher mein 
Rat, auf das eigene Bauchgefühl zu hören.

Allerdings sind Konzerne bei solchen Dingen recht konservativ; wer 
einmal raus ist, kommt selten wieder zurück.

von 外国人 (Gast)


Lesenswert?

wunderwasser schrieb:
> Bin AT und kann stempeln/Gleitzzeit abfeiern, 30 Tage Urlaub,
> arbeitgeber finanzierte BaV, .... Das momentane Gehalt ist 115.000 bei
> 40 hrs die Woche.

Als AT Stempeln? Aber nicht unmöglich, Glückwunsch.

wunderwasser schrieb:
> Die Gehaltsaussichten dort sollten besser sein wie beim IGM.

Willst du umziehen dafür, oder bei einem amerikanischen Konzern in 
Deutschland arbeiten? So einfach kommt man an keine Green Card.

Es gibt in dem Forum schon Threads von Leuten die bei Google und 
Facebook im Vorstellungsgespräch waren, eingestellt wurden, vom Gehalt 
usw berichten. Also da eine Zusage zu bekommen ist schon extrem 
schwierig.

Falls in Deutschland: Laut Online Quellen verdienen Entwickler im 
Silicon  Valley um 180k $. In Deutschland zahlen die dann weniger (siehe 
Tesla Parallel Thread, 110k mit Führungsverantwortung, davon 20k Aktien 
und abgegoltene Überstunden), aber nehmen wir an, du kriegst genau 
soviel wie im Valley, also umgerechnet 150k €. Du hast 35k mehr als 
jetzt und zahlst davon den Grenzsteuersatz 42%. Bleiben also 20k€ übrig. 
Also etwa 1600€ im Monat. Ist es dir das Wert deinen bereits extrem gut 
bezahlten Job zu riskieren? Wenn du eine reiche Familie hast oder 
finanziell durch Investments ausgesorgt hast, dann mach es. Noch ein 
Abenteuer vor der Frührente. Falls du viel Vitamin B hast und ganz 
sicher wieder einen ordentlichen Job vor Ort findest, los. Aber ohne 
würde ich mir 3mal überlegen. Auch das Bauchgefühl muss stimmen.

Und bedenk, für diese ca 25% mehr Nettogehalt, musst du vermutlich 50% 
mehr Arbeitszeit ableisten.

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Ich habe Amerikaner in Amerika getroffen die waren stolz darauf oefters 
laengere Zeiten, weils dringend war, von 8-5 gearbeitet zu haben. 
Allerdings beide am Morgen.
Allenfalls haben die in der Zeit dazwischen, (zwischen 5 und 8) eine 
Linie gezogen.

von Mein Handy ist von Birne (Gast)


Lesenswert?

Purzel H. schrieb:
> die waren stolz darauf oefters
> laengere Zeiten, weils dringend war, von 8-5 gearbeitet zu haben

Tja, der Ami merkt es erst kurz bevor er tot umfällt, dass er von Wall 
Street / Big Money verarscht wurde. Zuviel Fake/Junk Food tut das 
übrige.

von Man kann es auch übertreiben (Gast)


Lesenswert?


von wunderwasser (Gast)


Lesenswert?

Vielen Dank für die vielen Antworten.

Ich würde auf keinen Fall in die USA gehen.
Also nur die deutschen Zweigniederlassungen. Wohne momentan in München.

Bis auf Google, könnte ich mir vorstellen, dass MS, VM, Salesforce, 
Netscaler, etc. hier eher "Vetriebsbüros" haben, da die Engineering 
Geschichten halt in USA laufen und man hier halt hauptsächlich Lizenzen 
verkaufen muss...

Die W/L Balance bei meinem momentane Job ist sehr ausgewogen. Ich mache 
mir auch keine Illusionen, wenn ich einmal den IGM Betrieb verlassen, 
komme ich auch nicht mehr so einfach rein (kenne bei uns nur einen 
solchen Fall). Bin momentan noch in so einem Talentprogramm bei uns drin 
und werde (wenn alles gut geht und ich Glück habe) Anfang 40 dann 
Abteilungsleiter (mit ca. 140k, Dienstwagen). Danach wirds aber schwer 
mit Karriere, da danach die echten "leitenden Angestellten" Levels 
anfangen und da werde ich mit Kaminaufstieg nicht weit kommen.

von Informatiker (Gast)


Lesenswert?

wunderwasser schrieb:
> Bis auf Google, könnte ich mir vorstellen, dass MS, VM, Salesforce,
> Netscaler, etc. hier eher "Vetriebsbüros" haben, da die Engineering
> Geschichten halt in USA laufen und man hier halt hauptsächlich Lizenzen
> verkaufen muss...

Microsoft und Amazon (AWS) beschäftigen massenweise Consultants in 
Deutschland für ihr Cloudgeschäft, z.B. Solution Consultants. Das sind 
keine Vertriebler sondern Leute die auf technischer Ebene die Kunden 
unterstützen.

Bei Salesforce habe ich in der Tat in der Vergangnheit hauptsächlich 
vertriebsbezogene Stellen gesehen. Eine Aussnahme wäre vielleicht noch 
MuleSoft, habe dort aber keine für mich relevanten Stellen gesehen.

Zu VMWare & Co kann ich leider nichts sagen.

Was mir aber generell noch aufgefallen ist: speziell bei (kleineren) 
amerikanischen Software Firmen sehe ich langsam einen Trend zum 
permanenten work-from-home. Aktuell oft nur in den USA (z.B. Reddit). 
Einige wenige Firmen werden aber globaler und bieten auch in Europa 
mitterlweile Stellen an.
Darauf hoffe ich: von zu Hause aus für eine amerikanische Software Firma 
zu arbeiten. Deren Gehälter werden, auch nach Anpassung an das 
europäische Gehaltsgefüge, immer noch sehr gut sein.

von klausi (Gast)


Lesenswert?

Informatiker schrieb:
> Darauf hoffe ich: von zu Hause aus für eine amerikanische Software Firma
> zu arbeiten. Deren Gehälter werden, auch nach Anpassung an das
> europäische Gehaltsgefüge, immer noch sehr gut sein.

Klingt sehr interessant. Mein Vater hat mir mal das Buch 
"Globalisierungsfalle" empfohlen, was ich heute noch ganz gut finde. 
Einige Vorhersagen davon sind tatsächlich eingetroffen.

Auch der bekannte Nobelpreisträger und Ökonomist Paul Krugman täuschte 
sich über den "Global Trade" und gab sogar auch negative Effekte zu, 
z.B. https://fbe.unimelb.edu.au/newsroom/paul-krugman-globalisation

Auch auf der Uni besuchte ich als Ing. eine Vorlesung in Makroökonomie, 
ganz einfach weil mich die Märkte insgesamt wie auch die Börse inkl. 
Mechanismen interessieren. Laut. Prof. könnte man auch tatsächlich 
einige Vorgänge (System dynamics etc.), die in der Physik existieren 
auch auf globale Märkte ummünzen.

Die Quintessenz des Handels zwischen zwei Parteien, sagen wir mal Land A 
und Land B ist ja, dass Land A etwas besonders gut unter Einsatz der 
vorhandenen Ressourcen produzieren kann, was Land B nicht kann und vice 
versa.

Mein Fazit aus dieser ganzen Macroökonomie-Theorie ist:
Stellt man sich vor, dass jedes Land auf der Welt international handelt, 
Güter und insbes. heute umso mehr Dienstleistungen produziert ist, dass 
sich auch das Wohlstandsniveau und vielleicht auch das Lohnniveau in 
nicht allzu ferner Zukunft auf einem bestimmten Niveau zwangsweise 
zwischen all den Ländern nahezu 1:1 angleichen wird.

D.h. wenn nicht USA wo natürlich auch viel Industrie nach CHN abwandert, 
EU und vor allem nicht bald mal DE in Sachen Digitalisierung vorwärts 
macht, sehen wir hier eher den Wohlstand "abebben" und andere Länder 
zuvor kommen. Mit dem Ergebnis, dass wir hoffentlich zumindest den 
Wohlstand von heute halten können und nicht noch mehr an Substanz und 
Marktrelevanz verlieren.

Das sehen wir schon heute: nach meiner letzten Exkursion über die Uni in 
China, Shanghai 2018 kann ich  nicht nur vom "Hörensagen" bestätigen, 
dass deren Wohlstand, Immobilien, Märkte etc. exponentiell gewachsen 
sind. Wir hatten da Crypto-Startups besichtigt, Startup-Tempeln, 
Roboter-Fabriken, vollautomatisierte Logistik-Center usw. Viele Chinesen 
besuchen eine westliche Universität, aber die meisten gehen dann in ihr 
Land zurück um etwas vollkommen Neues aufzubauen. Die digitalen 
Möglichkeiten dort sind nahezu unbegrenzt, jeder Mensch überwacht (lt. 
Dozenten dort gibt es alleine in Shanghai ca. 120000 Videokameras), und 
fast jeder der >1 Mrd. Chinesen nutzt WeChat (ähnlich wie Whatsapp), nur 
machen die alles damit (bezahlen, Bankgeschäfte, etc.) es gibt daher 
auch aus vielen anderen Gründen eine vollkommene 100% Vermischung von 
privatem und beruflichen Profil. Dachte mir schon mal in ein chin. 
Portfolio zu investieren, Möglichkeiten gibts da ja genug...

klausi

von MaWin (Gast)


Lesenswert?

klausi schrieb:
> Stellt man sich vor, dass jedes Land auf der Welt international handelt,
> Güter und insbes. heute umso mehr Dienstleistungen

Keine Ahnung wieso man immer auf die Idee kommt, dass mehr 
Dienstleistungen benötigt und nachgefragt werden.
Das Gegenteil ist der Fall, seit Jahrhunderten.

Sicher, mit 1 "Dienstleistung" wird enorm viel Geld umgeschichtet, mit 
Finanzdienstleistungen, vor allem durch Spekulation an der Börse. Aber 
um ehrlich zu sein dient das niemandem, für jeden der 1 EUR gewinnt, 
gibt es genau so jemanden der den EUR verliert.

Ansonsten wurde früher mehr gedient: Tante Emma holte deine Waren aus 
dem Regal und packte sie in eine Tüte, der Tankwart betankte dein Auto, 
der Bäcker brachte die Brötchen an die Haustür, das Milchmädchen die 
Milchkanne, deine Köchin bereitete Speisen frisch zu, dein Kindermädchen 
hütete deine Kinder und dein Knecht fütterte die Pferde, pflügte den 
Acker. Es gab ganze Heerscharen an Dienern, heute hingegen darfst du 
alles selber machen.

Denn Dienen produziert keinen Wohlstand, produziert nichts, verteilt 
verdientes Geld nur um. Man muss sich Diener leisten können, das können 
sich im optimierten Kapitalismus nur noch die wenigsten, abgeben, 
draufzahlen damit der Mann an der Supermarktkasse dir deine Waren in 
Papiertüten packt.

Daher werden Dienstleistungen immer weniger, wegoptimiert, durch 
Maschinen ersetzt. Wer den Irrweg propagiert, dass Dienstleistungen mehr 
werden, muss einer derjenigen sein, der nichts produziert, aber auch was 
vom Kuchen abhaben will.

von Hallo (Gast)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Ansonsten wurde früher mehr gedient: Tante Emma holte deine Waren aus
> dem Regal und packte sie in eine Tüte, der Tankwart betankte dein Auto,
> der Bäcker brachte die Brötchen an die Haustür, das Milchmädchen die
> Milchkanne, deine Köchin bereitete Speisen frisch zu, dein Kindermädchen
> hütete deine Kinder und dein Knecht fütterte die Pferde, pflügte den
> Acker. Es gab ganze Heerscharen an Dienern, heute hingegen darfst du
> alles selber machen.

Ja, der Trend zur Verasozialisierung und Vereinsamung ist mir auch in 
den Sinn gekommen  :-)

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Keine Ahnung wieso man immer auf die Idee kommt, dass mehr
> Dienstleistungen benötigt und nachgefragt werden.

Wird wohl meist anders definiert als bei dir. Statista meint zum Anteil 
der Nettowertschöpfung in D:
1960: <30% Handel/Dienstleistung, ~60% Produktion
1989: ~40% Handel/Dienstleistung, ~40% Produktion
1960 war der Peak des Anteils von Produktion, danach stetig abwärts und 
Dienstleistung stetig aufwärts.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/250092/umfrage/anteil-der-wirtschaftssektoren-an-der-nettowertschoepfung-in-deutschland/

PS: Andere Quelle mit frischeren Daten: "Bis zum Jahr 2006 hat die 
Bedeutung des Dienstleistungsbereiches in fast allen betrachteten 
Staaten zugenommen. Im Durchschnitt stieg der Anteil der 
Bruttowertschöpfung um rund 17 Prozentpunkte."
https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Dienstleistungen/Publikationen/Downloads-Dienstleistungen-Querschnitt/dienstleistungssektor-5474001099004.html

: Bearbeitet durch User
von 外国人 (Gast)


Lesenswert?

Welche Dienstleistung kann man für jemanden erbringen, der auf dem Arsch 
Zuhause bleibt, selbst kocht, viele Jahre die gleiche Kleidung trägt? 
Das Problem ist doch dass in Deutschland nicht investiert und noch 
weniger konsumiert wird. Die meisten Gaststätten und Restaurants wurden 
der Optik nach das letzte Mal vor über 30 Jahren renoviert. Dabei kosten 
Farbe und Fliesen nicht viel. Viele Mietwohnungen sind der letzte 
energiefressende Dreck mit 30 Jahre alten Bädern, auf den man noch ganz 
Stolz ist. Neben der geringen Aktienquote in die deutschen Konzerne ist 
der größte Irrtum der Deutschen der Glaube: Schulden sind etwas 
Schlechtes. Falsch. Die Balance ist entscheidend. Wie wurde Amerika 
wirtschaftlich so stark? Durch die Highways, Stromnetze und 
Bahnschienen. Das schaffte Schulden, aber unglaublich viele 
Arbeitsplätze. Wie hat China in etwa 30 Jahren über eine halbe Milliarde 
Menschen aus der Armut in die Mittelschicht geholt? Durch was westliche 
Zeitungen als Geisterstädte, -autobahnen und -Firmen bezeichnen. Das 
waren gigantische Investitionen und ein voller Erfolg und genau richtig. 
Dort geht die Bevölkerung ständig auswärts etwas unternehmen, es wird 
viel Geld für Restaurantbesuche, die Bildung der Kinder, Pkw, 
Eigentumswohnung und Aktien bezahlt. Selbst die Omis kaufen per 
Smartphone Aktien. Darum sind unsere Innenstädte tot und dort blühen 
sie, weil dort konsumiert wird. Wir Deutschen wundern sich warum keiner 
in überteuerten aus dem letzten Loch pfeifenden Innenstädte geht, dabei 
ist die Antwort offensichtlich. Geld was du unter dein Kopfkissen legst, 
bringt dir gar nichts und bei der Bank gibt es keine Zinsen. Geld was du 
jemanden mit Zinsen leihst, bringt nicht nur dir zusätzliche jährliche 
Einnahmen, sondern jemand anderes kann sich vielleicht ein Geschäft 
aufbauen. Es muss zirkulieren und nicht eingemauert werden.

Fazit: Dienstleistungen sind wichtig und richtig. Es kann nicht jedes 
Land 70% der Wirtschaftsleistung über Industrieproduktion erzeugen. Wer 
soll das denn abnehmen?

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

外国人 schrieb:
> Welche Dienstleistung kann man für jemanden erbringen, der auf dem Arsch
> Zuhause bleibt, selbst kocht, viele Jahre die gleiche Kleidung trägt?

Alles, was bei ihm zu Hause ankommt. Ob physisch oder nicht.

von 外国人 (Gast)


Lesenswert?

(prx) A. K. schrieb:
> Alles, was bei ihm zu Hause ankommt. Ob physisch oder nicht.

Nur sind Netflix, Amazon, Google, Ebay und Facebook keine Firmen die in 
Deutschland nennenswert Steuern zahlen. D.h. sie nutzen die 
Mobilfunknetze, Straßen usw um Geld zu verdienen, aber tragen nicht zum 
Aufbau und Erhalt der deutschen Infrastruktur bei. Vor Project Paperclip 
waren die Deutschen in der Kommunikationstechnik und Raketentechnik 
führend. Jetzt wird nur zugeschaut wie andere Geld investieren und 
Wertschöpfung generieren. Google und Facebook gibt es schon so lange. 
Warum wird erst jetzt eine Europa Cloud gestartet? Weil in deutschen 
Firmen alles tot diskutiert wird und die meisten bedacht sind Arbeit zu 
vermeiden.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Internet- und Mobilfunk-Provider, Fernsehsender einschliesslich ex-GEZ 
und Werbebranche, Logistiker und Lieferdienste, Banken, Versicherungen, 
Staat und Behörden wie das Finanzamt, Müllabfuhr und Putzfrau...

Überlege, wieviel von jedem Euro, denn du am Ende vom Monat weniger 
hast, für ein Produkt selbst weggeht, und wieviel anderweitig. Auch: 
Welcher Anteil geht für Milch und ihre Verpackung drauf, und welcher 
dafür, dass du sie trinken kannst.

: Bearbeitet durch User
von 外国人 (Gast)


Lesenswert?

(prx) A. K. schrieb:
> berlege, wieviel von jedem Euro, denn du am Ende vom Monat weniger hast,
> für ein Produkt selbst weggeht, und wieviel anderweitig. Auch: Welcher
> Anteil geht für Milch und ihre Verpackung drauf, und welcher dafür, dass
> du sie trinken kannst.

Erleuchte uns.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

外国人 schrieb:
> Erleuchte uns.

Allzu heftige Erleuchtungen führen zur Verblendung.

von Weich W. (Firma: Weichwarengesellschaft mbH) (hand_werker)


Lesenswert?

外国人 schrieb:
> Neben der geringen Aktienquote in die deutschen Konzerne ist
> der größte Irrtum der Deutschen der Glaube: Schulden sind etwas
> Schlechtes. Falsch.

Konsumschulden sind jedenfalls das finanziell dümmste, das man machen 
kann, außer für Wohneigentum und evtl. Auto (aber ein gebrauchtes). 
Staatsschulden sind was anderes. Davon hat Deutschland ja auch nicht zu 
knapp.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #6522628 wurde vom Autor gelöscht.
Beitrag #6523093 wurde von einem Moderator gelöscht.
von 外国人 (Gast)


Lesenswert?

Weich W. schrieb:
> Konsumschulden sind jedenfalls das finanziell dümmste, das man machen
> kann, außer für Wohneigentum und evtl. Auto (aber ein gebrauchtes).

Nicht für die Wirtschaft, sondern nur für den Einzelnen, der es nicht 
tilgen kann. In den USA landest auf der Straße, also wirklich schlimm. 
In Deutschland kriegst Hartz4 und musst paar Jahre durch eine 
Privatinsolvenz. Finanziell betrachtet immer noch besser als ein 
Mindestlohnjob.

Weich W. schrieb:
> Staatsschulden sind was anderes. Davon hat Deutschland ja auch nicht zu
> knapp.

Welches große Industrieland hat den weniger Staatsschulden?

von F. B. (finanzberater)


Lesenswert?

MaWin schrieb:
> Sicher, mit 1 "Dienstleistung" wird enorm viel Geld umgeschichtet,
> mit Finanzdienstleistungen, vor allem durch Spekulation an der Börse.
> Aber um ehrlich zu sein dient das niemandem, für jeden der 1 EUR
> gewinnt, gibt es genau so jemanden der den EUR verliert.

Das ist natürlich wieder Unsinn. Wenn Käufer A bei einem Kurs von 10 € 
kauft und nach einiger Zeit für 11 € an Käufer B verkauft, der wiederum 
nach einiger Zeit für 12 € verkauft usw. usw., wer hat dann verloren? 
Ich kann es dir sagen, wer der Verlierer ist: Der Sparer, der sein Geld 
auf dem Sparbuch liegen hat, da er relativ gesehen an Kaufkraft 
verliert. Nennt man auch Vermögenspreisinflation.

von Billiglohnland (Gast)


Lesenswert?

Vielleicht sollte man aufklären, dass Konsum einen nicht glücklich 
macht. Zumindest üblicherweise nicht länger als ein paar Wochen.

Mikosch schrieb im Beitrag #6523093:
> Problem ist nur der gnadenlos heftig wachsende konsum der Chinesen
> ruiniert die Erde.

Denen kann man ja jetzt schlecht sagen, dass sie aufhören sollen zu 
konsumieren während wir die letzten Jahrzehnte konsumiert haben (bzw. 
die USA). Das währe Heuchelei.

von 外国人 (Gast)


Lesenswert?

Mikosch schrieb im Beitrag #6523093:
> Problem ist nur der gnadenlos heftig wachsende konsum der Chinesen
> ruiniert die Erde. Das ist keine Lösung und geht keine hundert Jahre
> gut.

https://www.heise.de/tp/features/Chinas-Gruene-Grosse-Mauer-4638653.html

https://www.bazonline.ch/wissen/natur/das-usmilitaer-verschmutzt-die-umwelt-staerker-als-140-laender/story/23828059

Der Stromverbrauch pro Kopf ist in China deutlich niedriger als in 
Europa und den USA.

von Techboy (Gast)


Lesenswert?

On topic mal wieder:

- Würde einen IGM Job wo ich absehbar an die 140.000 verdiene nicht 
gegeb einen US Tech Job ei tauschen

Schau dir die Fluktuationsrsten bei Google, MS, VM in Deutschland an. Da 
sind Verweildauern von 5 (!) Jahren schon absolute Ausnahme. Viele sind 
da nur ein paar Jahre. Was das für Gründe hat weiss ich nicht.

von fi23 (Gast)


Lesenswert?

Auch On-Topic:

Bin seit diesem Jahr bei einem Nordamerikanischen S/W Unternehmen (aber 
nicht U.S.) und ja: Kollegen werden schnell gekündigt wenn etwas 
grundsätzliches nicht passt. Und nein: mit einem deutschen 
Arbeitsvertrag (den du in D bei Google, Amaz0n & co bekommen würdest) 
ist das eben nicht so einfach und passiert auch nie.
Bin vom IGM dahin gewechselt, weil ich da nur eingegangen bin (großer 
H/W Konzern und alles lief "mässig" im Sinne von: der Markt wächst 11% 
und wir 4%, der Markt wächst 2% und wir sind stets im Minus...).
Gehalt ist 40% besser jetzt als beim IGM (ca. 118k ohne jegliche 
Verantwortung/Management) und Arbeit macht auch wieder Spaß weil es eben 
dynamisch und nicht-deutsch ist. Ich arbeite im Schnitt eher 30h als 40h 
und doch weiß ich, dass ich wenn mal Druck ist auch mal 49h arbeiten 
werde. Das ist der Unterschied zum 
Alles-Wonderland-IGM-und-doch-gibt-es-so-keine-Zukunft-weil-lahme-Ente 
international gesehen...

von Senf D. (senfdazugeber)


Lesenswert?

fi23 schrieb:
> Gehalt ist 40% besser jetzt als beim IGM (ca. 118k ohne jegliche
> Verantwortung/Management)

Das geht in einem deutschen Konzern, der nach Metalltarif zahlt, mit 
40h-Vertrag ganz genauso.

von Techboy (Gast)


Lesenswert?

118k geht als Tarifler nicht - auch mit 40 hrs.

Als AT-ler dann schon, aber dann in der Regel mit Vertrauensarbeitszeit.
Außerdem: AT-ler muss man auch erstmal werden.

von Carl D. (jcw2)


Lesenswert?

Techboy schrieb:
> 118k geht als Tarifler nicht - auch mit 40 hrs.
>
> Als AT-ler dann schon, aber dann in der Regel mit Vertrauensarbeitszeit.
> Außerdem: AT-ler muss man auch erstmal werden.

Tja, da sind die hier im Fred schon verschriehenen Boomer halt klar im 
Vorteil ;-)

Beitrag #6523774 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Product Owner (PO) beim OEM (Gast)


Lesenswert?

Bei uns kann derzeit niemand AT werden, da wir zu viele ATler haben.

Die AT-Stellen werden dann intern nur mit anderen ATlern besetzt, auch 
wenn fachfremd. Die höchsten Tarifler gucken dann dumm aus der Wäsche 
und verbleiben ewig im Tarif, was laut Senf D. auch nichts schlimmes 
sein muss. Es sei denn, man ist sehr ehrgeizig.

von AVR (Gast)


Lesenswert?

Den O. schrieb:
> Der große Unterschied ist dass dort die Arbeit eine Art "Familie" sein
> kann bzw. ist. Man redet viel mehr über privates und die Arbeit ist viel
> stärker mit dem Leben abseits der Arbeit verflochten.

Dieser Schwachsinn wäre nichts für mich. Ich gehe doch nicht zu Arbeit, 
um Freunde zu suchen oder gar das als Familie zu bezeichnen. Einfach nur 
unheimlich diese Vorstellung -_-

von 外国人 (Gast)


Lesenswert?

AVR schrieb im Beitrag #6523852:
> Dieser Schwachsinn wäre nichts für mich. Ich gehe doch nicht zu Arbeit,
> um Freunde zu suchen oder gar das als Familie zu bezeichnen. Einfach nur
> unheimlich diese Vorstellung -_-

Die Amerikaner gehen auch nicht zur Arbeit um Freunde zu suchen, aber 
bei so langen Arbeitszeiten sollte man sich miteinander verstehen. Ich 
weiss, die meisten Deutschen wollen nur pünktlich Feierabend egal was 
ist, während chinesische oder mexikanische Kollegen ihren ausländischen 
Kollegen noch die Stadt zeigen. Kulturelle Unterschiede halt. Diese 
Neidkultur ist gefühlt in Deutschland am stärksten.

von wendelsberg (Gast)


Lesenswert?

外国人 schrieb:
> Die Amerikaner gehen auch nicht zur Arbeit um Freunde zu suchen, aber
> bei so langen Arbeitszeiten sollte man sich miteinander verstehen. Ich
> weiss, die meisten Deutschen wollen nur pünktlich Feierabend egal was
> ist, während chinesische oder mexikanische Kollegen ihren ausländischen
> Kollegen noch die Stadt zeigen. Kulturelle Unterschiede halt. Diese
> Neidkultur ist gefühlt in Deutschland am stärksten.

Was bitteschoen hat das mit Neidkultur zu tun?
Wenn man um die Bedeutung nicht weiss, sollte man Woerter besser nicht 
verwenden.

wendelsberg

Beitrag #6523948 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Den O. (denon)


Lesenswert?

wendelsberg schrieb:
> 外国人 schrieb:
>> Die Amerikaner gehen auch nicht zur Arbeit um Freunde zu suchen, aber
>> bei so langen Arbeitszeiten sollte man sich miteinander verstehen. Ich
>> weiss, die meisten Deutschen wollen nur pünktlich Feierabend egal was
>> ist, während chinesische oder mexikanische Kollegen ihren ausländischen
>> Kollegen noch die Stadt zeigen. Kulturelle Unterschiede halt. Diese
>> Neidkultur ist gefühlt in Deutschland am stärksten.
>
> Was bitteschoen hat das mit Neidkultur zu tun?
> Wenn man um die Bedeutung nicht weiss, sollte man Woerter besser nicht
> verwenden.
>
> wendelsberg

Mir haben damals die Wochen die ich immer wieder mal in den USA war sehr 
gefallen. Ich empfand es um ein vielfaches menschlicher wie die Kultur 
der "harten Grenzen" wie wir sie in Deutschland pflegen. Klar ist dass 
die Kollegen keine richtigen Freunde sind, es ist mehr eine Mischung aus 
Kollege und oberflächlicher Freund. Aber das stört nicht, man kann 
locker Quatschen und hat Spaß. Außerdem hat man so einfach mehr 
menschlichen Kontakt, eine Sache die erst mal komisch klingen mag. Aber 
hier in De beobachte ich immer wieder wie nicht gerade weniger Anzeichen 
von Vereinsamung zeigen.

von Hallo (Gast)


Lesenswert?

Techboy schrieb:
> Schau dir die Fluktuationsrsten bei Google, MS, VM in Deutschland an. Da
> sind Verweildauern von 5 (!) Jahren schon absolute Ausnahme. Viele sind
> da nur ein paar Jahre. Was das für Gründe hat weiss ich nicht.

Da war neulich auf youtube eine Doku über Lieferdienst-Tätigkeit, da 
entließ der Getränkelieferdienst auch die Leute nach spätestens 1,5 
Jahren. Die mussten da oft Überstunden schieben und so, kann sein dass 
sie immer neue Dumme/Frische brauchen.

von woanders ist auch schön (Gast)


Lesenswert?

Den O. schrieb:
> Aber das stört nicht, man kann
> locker Quatschen und hat Spaß. Außerdem hat man so einfach mehr
> menschlichen Kontakt, eine Sache die erst mal komisch klingen mag. Aber
> hier in De beobachte ich immer wieder wie nicht gerade weniger Anzeichen
> von Vereinsamung zeigen.

Da ist auf jeden Fall was dran.

Unfreundlichkeit und asoziales Verhalten breiten sich in Deutschland 
immer weiter aus. Viele sind darauf auch regelrecht stolz. Vor allem die 
Kollegen Ü50 sind voll auf dem Egotrip und immer gegen alles. Zum Glück 
ist das bei den meisten Jüngeren anders.

Ich hab längere Zeit in Mexiko gearbeitet. Dort ist es vollkommen 
normal, Kollegen privat zu treffen und diese zu Geburtstagen und 
Familienfeiern einzuladen. Ist in Spanien, Italien, usw. wohl auch 
üblich.

Vielen Deutschen geht es nur darum, sich nach Feierabend in die Karre zu 
setzen und möglichst schnell in die Einfamilienhaus-Enklave zu flüchten. 
Dort heißt es dann: Rollos runter und Glotze an.

Gleichzeitig steigen Vereinsamung und die Anzahl der Single-Haushalte in 
Dtl. immer weiter an. Ist wohl eine Begleiterscheinung des Wohlstands 
hier, schade drum.

von Senf D. (senfdazugeber)


Lesenswert?

woanders ist auch schön schrieb:
> Da ist auf jeden Fall was dran.
> Unfreundlichkeit und asoziales Verhalten breiten sich in Deutschland
> immer weiter aus. Viele sind darauf auch regelrecht stolz.

Das kann ich überhaupt nicht bestätigen, weil es sich nicht mit meinen 
Erfahrungen deckt. Ich arbeite in einem größeren Unternehmen, und 
praktisch alle Kollegen sind jederzeit freundlich und hilfsbereit. Aber 
eine Hand wäscht die andere, d.h. natürlich sollte man das gleiche 
Verhalten anderen gegenüber auch zeigen.

Krampfhaft erzwungene Team Events sind mir zwar auch ein Graus, aber 
sowas ist ja zum Glück freiwillig, und in Zeiten von Corona auch 
ausgesetzt. Trotzdem hat man doch seine guten Kollegen in der Firma, mit 
denen man sich auch gerne über Privates unterhält oder mal auf ein Bier 
zu Hause trifft.

> Vor allem die
> Kollegen Ü50 sind voll auf dem Egotrip und immer gegen alles. Zum Glück
> ist das bei den meisten Jüngeren anders.

Das ist doch Unsinn. Gerade Ingenieure sind Neuem eigentlich immer 
irgendwie aufgeschlossen, wenn es um Technik geht, auch noch mit ü50, so 
meine Erfahrung. Egotrip ist ebenso falsch, ich kenne einige ältere 
Kollegen, die sehr gerne ihr Wissen an jüngere Mitarbeiter weitergeben.

von Billiglohnland (Gast)


Lesenswert?

woanders ist auch schön schrieb:
> Ist wohl eine Begleiterscheinung des Wohlstands
> hier, schade drum.

Wenn das so währe, würde man das selbe ja auch in Skandinavien 
beobachten, wo der Wohlstand ähnlich ist. Ich hab es nicht geprüft, aber 
ich vermute ganz stark, dass dem nicht so ist.
Der wesentliche Grund dafür ist das Schulsystem in D, in dem man schon 
von klein auf lernt, dass Noten das aller wichtigste sind und die 
Mitschüler die Feinde.

von Zero Knowledge (Gast)


Lesenswert?

Den O. schrieb:
> Mir haben damals die Wochen die ich immer wieder mal in den USA war sehr
> gefallen. Ich empfand es um ein vielfaches menschlicher wie die Kultur
> der "harten Grenzen" wie wir sie in Deutschland pflegen. Klar ist dass
> die Kollegen keine richtigen Freunde sind, es ist mehr eine Mischung aus
> Kollege und oberflächlicher Freund. Aber das stört nicht, man kann
> locker Quatschen und hat Spaß. Außerdem hat man so einfach mehr
> menschlichen Kontakt, eine Sache die erst mal komisch klingen mag. Aber
> hier in De beobachte ich immer wieder wie nicht gerade weniger Anzeichen
> von Vereinsamung zeigen.

Ich würde deine oben getroffene Aussage, dass das Miteinander bzw. die 
Arbeitskultur in amerikanischen Unternehmen menschlicher sei als die in 
deutschen Unternehmen, überhaupt nicht unterschreiben.

Alles, was ich bisher über den Umgang von Vorgesetzten mit ihren 
Mitarbeitern in Deutschland tätigen amerikanischen Unternehmen gehört 
habe, ist nicht sehr positiv.

Aber na gut, jeder hat da vielleicht ein anderes Bild.

von US Tech Angestellter (Gast)


Lesenswert?

wunderwasser schrieb:
> Bis auf Google, könnte ich mir vorstellen, dass MS, VM, Salesforce,
> Netscaler, etc. hier eher "Vetriebsbüros" haben, da die Engineering
> Geschichten halt in USA laufen und man hier halt hauptsächlich Lizenzen
> verkaufen muss...

Das halte ich für einen Irrtum. Die Entwicklungsabteilungen dieser 
US-IT-Firmen sind längst globalisiert, und haben auch in Europa 
Engineering-Abteilungen. Das ist oft wenig sichtbar weil es da nicht 
einen großen Standort gibt wie in US, sondern oft kleine, spezialisierte 
Engineering-Teams ohne viel Verwaltungsanhang. Das resultiert z.B. 
daraus dass kleine europäische Firmen zugekauft wurden, oder auch daraus 
dass einzelne Mitarbeiter in Deutschland angeheuert werden die anfangs 
nur remote mit Teams in US arbeiten, und sich dann lokal ein kleines 
(oder auch größeres) Team aufbauen.

von Mark B. (markbrandis)


Lesenswert?

Billiglohnland schrieb:
> Der wesentliche Grund dafür ist das Schulsystem in D, in dem man schon
> von klein auf lernt, dass Noten das aller wichtigste sind

Dem kann man wohl zustimmen.

> und die Mitschüler die Feinde.

Das wiederum ist kompletter Blödsinn.

von Qwerty (Gast)


Lesenswert?

Senf D. schrieb:
> Ich arbeite in einem größeren Unternehmen

Echt?? Wie spannend, erzähl uns mehr davon. Hat dieses Unternehmen etwa 
auch einen IGM-Tarif und kann man dort über 5k netto verdinen?

von Senf D. (senfdazugeber)


Lesenswert?

Qwerty schrieb:
> Senf D. schrieb:
>> Ich arbeite in einem größeren Unternehmen
>
> Echt?? Wie spannend, erzähl uns mehr davon. Hat dieses Unternehmen etwa
> auch einen IGM-Tarif und kann man dort über 5k netto verdinen?

Ich bleibe lieber anonym und nenne meinen Arbeitgeber nicht. Ja, es gibt 
IG Metalltarif, und über 5k € netto sind dadurch möglich, auch in 
Steuerklasse I. Das ist aber eigentlich nichts besonderes, andere 
Unternehmen zahlen das ebenso.

von 外国人 (Gast)


Lesenswert?

Wer behauptet dass über 5k monatliches netto bei Stkl1 nichts besonderes 
sind, zeigt dass er keine Ahnung von Statistik hat und auch nicht was in 
diesem Land normal ist. Etwa so wie der Finanzspinner, nur in die andere 
Richtung.

von Den O. (denon)


Lesenswert?

3/4 im land haben nicht mal 5k brutto :D

von Senf D. (senfdazugeber)


Lesenswert?

外国人 schrieb:
> Wer behauptet dass über 5k monatliches netto bei Stkl1 nichts besonderes
> sind, zeigt dass er keine Ahnung von Statistik hat und auch nicht was in
> diesem Land normal ist.

Dann hast du meinen Beitrag missverstanden. Ich empfinde es in meiner 
Situation als nicht so außergewöhnlich. Daher schrieb ich auch, dass 
andere Unternehmen so ein Gehalt (für meinen oder einen vergleichbaren 
Job eines Hochqualifizierten) ebenso zahlen würden. Das in Klammern 
hätte ich im Nachhinein besser dazuschreiben sollen.

Ich bezog meine Aussage natürlich nicht auf die deutsche 
Gesamtbevölkerung, da ist mir schon klar, dass für einige Leute 5k € 
brutto schon viel Geld ist. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass 
man mich mit Absicht falsch verstehen möchte. Aber sei's drum, jetzt ist 
das Missverständnis ja aufgeklärt.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #6524243 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Michael Santos (Gast)


Lesenswert?


von Senf D. (senfdazugeber)


Lesenswert?

Schön die Gans verputzen schrieb im Beitrag #6524243:
> 5k€ netto bei stkl1 ~ 10k€ brutto LoL. Das sind über 100k p.a. Das
> kriegen viele Ings nie. Die meisten kleben auf 80k fest nach x Jahren
> BE.

Das ist doch auch bereits ein sehr gutes Gehalt, also kein Grund zum 
Jammern. Wenn es dann sogar noch für eine 35h-Woche gelten sollte, umso 
weniger.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.