Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kleiner "Langsamläufermotor" gesucht


von Harald W. (wilhelms)


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Hallo Leute,
früher gab es im Modellbahnzubehörhandel kleine Motoren zum Antrieb
von z.B. Windmühlenflügeln, die für 16VAC ausgelegt waren und ohne
Getriebe kleine Lasten langsam bewegen konnten. Natürlich hatten
diese kein grosses Drehmoment, aber das war für den Anwendungszweck
auch nicht nötig. Gibt es soclche Motoren auch heute noch, bzw. hat
irgendwer hier im Forum noch zwei bis drei solcher Motoren rumliegen
und könnte mir solche zu einem angemessenen Betrag verkaufen?

von Bürovorsteher (Gast)


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> Gibt es soclche Motoren auch heute noch
Ja, in diversen chinesischen Weihnachtsdekos. Da wird eine farbig 
bekleckerte oder irgendwie anderweitig gemusterte Scheibe zwischen einer 
Lampe und einen Plastik-Lichtleiterbündel gedreht. Schneegestöber.

von Falk B. (falk)


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Harald W. schrieb:
> von z.B. Windmühlenflügeln, die für 16VAC ausgelegt waren und ohne
> Getriebe kleine Lasten langsam bewegen konnten. Natürlich hatten
> diese kein grosses Drehmoment, aber das war für den Anwendungszweck
> auch nicht nötig. Gibt es soclche Motoren auch heute noch, bzw. hat
> irgendwer hier im Forum noch zwei bis drei solcher Motoren rumliegen
> und könnte mir solche zu einem angemessenen Betrag verkaufen?

Schrittmotor? Die Ansteuerung ist zwar "aufwändiger" als eine DC-Motor, 
heute aber sicher kein technisches oder finanzielles Problem.

von Johannes R. (oa625)


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Hallo!

Es gibt sehr kleine Getriebemotoren als Langsamläufer, z.B.:
https://www.pollin.de/p/gleichstrommotor-g1000-mit-metallgetriebe-820224

Auch mit kleineren Untersetzungen (150, G298,...)
Gibt's auch bei Bastel-Dehs:
https://bastel-dehs.de/Aufgebaute-Motor-Getriebe

Weitere Infos unter Pololu:
https://www.pololu.com/category/51/pololu-metal-gearmotors

Gruß

Johannes R.

Edit: Die Langsamläufer (die ich kenne) für die Modellbahn waren 
Schwingankerantriebe für 16V/50Hz ,bei denen eine Blattfeder durch die 
Vibration ein Gummirad antrieb.

: Bearbeitet durch User
von Günni (Gast)


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Ich habe leider keine Beschreibung im Netz mehr gefunden. Das Prinzip 
dieser Motoren ist aber so einfach, dass man sich solch einen Motor 
selbst aus einfachen Teilen selbst zusammenbauen kann. Kernstück ist 
eine Spule, in die ähnlich einem Hubmagneten durch den Wechselstrom 
periodisch ein Eisenkern hineingezogen wird. Dieser muss um seine Achse 
drehbar sein. An dem Eisenkern ist eine Platte angebracht, die dann 
periodisch an eine andere feststehende Platte gezogen wird. Zwischen 
beiden Platten ist der Antrieb. Früher war das einfach eine Art Bürste, 
deren Borsten flachgedrückt wurden, wenn die Platten enger 
zusammenkamen. Da die Borsten eine Vorzugsrichtung hatten, in die sie 
sich legten, drehte sich dabei die Platte am Anker von den 
Borstenspitzen mitgenommen. Beim Aufrichten der Borsten folgte die 
Platte nicht, da dann die Kräfte geringer waren. Statt der Borsten kann 
man auch mehrere schräg stehende Bleche an einer der beiden Platten 
anbringen - oder eventuell die feststehende Platte einschneiden und die 
Ränder etwas hochbiegen. Auch eine Feder, die zwischen den Platten 
locker um den Eisenkern gesteckt wird, kann die Drehung erzeugen, falls 
die Enden der Feder nicht korrekt auslaufen sondern unbearbeitet 
gelassen werden. Ausprobieren kann man das, wenn man aus einer 
Kugelschreiberfeder beide Enden abkneift und das Mittelstück verwendet. 
Da sind dem Ideenreichtum des Modellbauers keine Grenzen gesetzt.

Ein "echter" Motor oder gar ein Schrittmotor wie vorgeschlagen wurde, 
sind da ein echter "Overkill".

von MaWin (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Gibt es soclche Motoren auch heute noch,

Nicht dass ich wüsste.

Das war glaube ich eine dünne (2mm) Achse in einem etwas grösseren Loch 
(2.05mm) die von den 50Hz darin im Kreis rumgezerrt wurde, 
Phasenverschiebung in der Spule durch ein untergelegtes Blech hoher 
magnetischer Hysterese. Die effektive Drehzahl ergab sich durch die 
unterschiedliche Oberflächenlänge beim abrollen der Achsenoberfläche auf 
der Innenseite der Bohrung.

Aber selbst die aktuelle Faller-Windmühle hat einen grossen gelben 
Wechselstrom- Getriebemotor.

von Harald W. (wilhelms)


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Günni schrieb:

> Kernstück ist
> eine Spule, in die ähnlich einem Hubmagneten durch den Wechselstrom
> periodisch ein Eisenkern hineingezogen wird. Dieser muss um seine Achse
> drehbar sein. An dem Eisenkern ist eine Platte angebracht, die dann
> periodisch an eine andere feststehende Platte gezogen wird. Zwischen
> beiden Platten ist der Antrieb. Früher war das einfach eine Art Bürste,
> deren Borsten flachgedrückt wurden, wenn die Platten enger
> zusammenkamen. Da die Borsten eine Vorzugsrichtung hatten, in die sie
> sich legten, drehte sich dabei die Platte am Anker von den
> Borstenspitzen mitgenommen. Beim Aufrichten der Borsten folgte die
> Platte nicht, da dann die Kräfte geringer waren.

Genauso einen Motor meinte ich. Hat denn irgendwer so einen Motor
(Oder zwei oder drei) zuhause rumliegen und möchte sie verkaufen?

> Ein "echter" Motor oder gar ein Schrittmotor wie vorgeschlagen wurde,
> sind da ein echter "Overkill".

Ja, und die wären für meine Zwecke auch zu gross.

: Bearbeitet durch User
von Günni (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Ja, und die wären für meine Zwecke auch zu gross.

Da wäre es interessant zu wissen, welche Abmessungen wichtig sind 
(Durchmesser, Höhe, ...)und wie klein das Drehmoment sein muss. Könnte 
man die drehende Scheibe direkt als Teil der Anwendung verwenden oder 
ist eine Achse nötig? Ich würde für mich z.B. schon die Spule selbst 
wickeln (ein Kunststoffröhrchen mit 2 runden Pappscheiben an den Enden 
als "Wickelkörper".
Der Ankerstab muss nur leichtgängig in das Röhrchen passen, so dass er 
beim Einschalten des Magnetfeldes in die Spule gezogen wird. Die 
Scheiben des Antriebs dürfen nicht magnetisierbar sein, damit sie sich 
nicht gegenseitig abstoßen sondern sich annähern, wenn der Kern in die 
Spule gezogen wird. Die Höhe des Motors (und somit der Spule) begrenzt 
den Hub des Eisenkerns. So kann man sehen, dass der verfügbare Bauraum 
für die Wahl (oder Eigenkonstruktion) des Motors wichtig ist. Mit etwas 
handwerklichem Geschick und Konstruktionsverständnis kann man so etwas 
an einem Tag zusammenbasteln. Suche nach Anbietern und Bestellvorgänge 
dauern üblicherweise länger und man lernt weniger, wenn man alles 
"fertig" bezieht.

von Alex R. (it-man)


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Harald W. schrieb:

> Ja, und die wären für meine Zwecke auch zu gross.

Schrittmotoren gibt es ja in verschiedenen Dimensionen, z.B.
1
 Länge   Durchmesser  Preis*  URL
2
 4,2 mm  7,0 mm       2,48 €  https://de.aliexpress.com/item/1005001351627271.html
3
 8,0 mm  9,3 mm       3,06 €  https://de.aliexpress.com/item/4000778769003.html
4
 8,4 mm  4,3 mm       3,14 €  https://de.aliexpress.com/item/4000457900430.html
5
 8,7 mm  8,0 mm       5,36 €  https://de.aliexpress.com/item/32832751075.html
*) inkl. Versand für 10 Stück, aber ohne Stepper-Treiber (ca. 1-2 Euro 
pro Motor; es gibt auch fertige Module, bei denen die Drehzahl mittels 
Poti eingestellt werden kann, falls man mal keine Lust auf 
Mikrocontroller hat...)

Für mich wäre es eine unlösbare Herausforderung, einen noch kleineren 
Schwingankerantrieb zu konstruieren.

von Harald W. (wilhelms)


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Günni schrieb:
> Harald W. schrieb:
>> Ja, und die wären für meine Zwecke auch zu gross.
>
> Da wäre es interessant zu wissen, welche Abmessungen wichtig sind
> (Durchmesser, Höhe, ...)und wie klein das Drehmoment sein muss.

Ich hatte an Streichhozschachtelformat gedacht und wollte
den als Antrieb für eine kleine Weihnachtspyramide nehmen.
Geschwindigkeit etwa 5...10 U/min. Drehmoment? Schwer zu
sagen, kann aber nicht viel sein. Hauptsache, man sieht,
das sich was dreht.

> Könnte man die drehende Scheibe direkt als Teil der Anwendung
> verwenden oder ist eine Achse nötig?

Das kann ich selber anpassen.

> Ich würde für mich z.B. schon die Spule selbst wickeln.

Da sehe ich auch kein Problem. Das einzige Problem sind m.E.
die "Bürsten" zu bekommen.

von Zeno (Gast)


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Hallo Harald,

google mal nach "Schwingankerantrieb kaufen", da wirst Du definitiv 
fündig, z.B. hier https://www.ebay.de/itm/133598405156

von OldMan (Gast)


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Mal so als Idee:
Tellerantriebsmotor aus der Mikrowelle?
Lassen die sich evt. umwickeln auf 16 VAC?
Die sind von zu Hause aus schon schön langsam.

von OldMan (Gast)


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MaWin schrieb:
> Aber selbst die aktuelle Faller-Windmühle hat einen grossen gelben
> Wechselstrom- Getriebemotor.

Habe noch die alte Windmühle von Faller. Da ist der von Günni 
beschriebene Antrieb verbaut. Die ist mindestens 50 Jahre alt.

von Teo D. (teoderix)


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Harald W. schrieb:
> kleine Weihnachtspyramide nehmen.
> Geschwindigkeit etwa 5...10 U/min.

Das is aber dann der Schleudergang?!
Hier zwar Getriebe aber Video mit mehreren U/min Demos.
https://controladores.net/de/producto/motor-1012-rpm-new/

von Günni (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Da sehe ich auch kein Problem. Das einzige Problem sind m.E.
> die "Bürsten" zu bekommen.

In Werkzeugsets für Autos waren früher Messingbürsten zum "Putzen" der 
Zündkerzen. Die schräg (geraten 45°) auf eine der Platten montieren 
(z.B. löten). Wenn die flacher gedrückt werden, beschreiben die Spitzen 
einen Kreisbogen und nehmen die andere Platte mit. Beim Auseinandergehen 
der Platten lässt die Andruckkraft nach und deshalb dreht sich die 
angetriebene Platte nicht zurück. Kunststoffborsten würden den gleichen 
Zweck erfüllen, aber für die benötigt man Heißkleber o.ä. (Fläche dünn 
mit Heißkleber beschichten, dann sie so warm machen, dass der Kleber 
gerade noch zähflüssig ist und die Borsten schräg eindrücken. Die 
Borsten müssen aber biegsam bleiben.) Wie gesagt, ich sehe mich im Haus 
um und finde immer irgend etwas, was für meinen Zweck geeignet ist. 
Solch einen "Blick" kann man trainieren und er hilft oft weiter.

von Günni (Gast)


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Noch ein Hinweis: Die Spitzen bewegen sich bei jedem Zusammendrücken der 
Platten um ein kleines Stück. Ordnet man die Borsten mehr am Innenrand 
an, läuft der "Motor" schneller, hat aber weniger Drehmoment (kleiner 
Hebelarm zur Drehachse), am Außenrand wird er langsamer, gewinnt aber an 
Kraft.

von Günni (Gast)


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Eine Möglichkeit ist, den Antrieb mit einem Rad zu bauen, das in 
Wikipedia unter "Sperrklinke" beschrieben ist. Mit einem kleinen Hebel, 
der von einem Hubmagneten bedient wird, wird das Rad bei jedem Impuls um 
einen Zahn weitergedreht. Die Sperrklinke verhindert das Rückdrehen. Das 
geht zwar nicht mit Wechselstrom sondern da muss kein Timer-IC wie NE555 
oder ein Multivibrator den Impulstakt geben, dafür die die 
Geschwindigkeit in weiten Bereichen änderbar. Wenn die ruckartige 
Bewegung stört, ein zweites Rad als Abtrieb wählen und die Kraft 
elastisch über eine kleine weiche Feder oder ein Gummiband übertragen. 
Die Masse der Mühlenflügel (oder was sonst angetrieben wird) "glättet" 
die Bewegung. So ein Antrieb ist einfach an beliebige Einbausituationen 
anpassbar.

von Stefan F. (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Ich hatte an Streichhozschachtelformat gedacht

OldMan schrieb:
> Tellerantriebsmotor aus der Mikrowelle?

Das passt nicht

von Roland E. (roland0815)


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Harald W. schrieb:
> Hallo Leute,
> früher gab es im Modellbahnzubehörhandel kleine Motoren zum Antrieb
> von z.B. Windmühlenflügeln, die für 16VAC ausgelegt waren und ohne
> Getriebe kleine Lasten langsam bewegen konnten. Natürlich hatten
> diese kein grosses Drehmoment, aber das war für den Anwendungszweck
> auch nicht nötig. Gibt es soclche Motoren auch heute noch, bzw. hat
> irgendwer hier im Forum noch zwei bis drei solcher Motoren rumliegen
> und könnte mir solche zu einem angemessenen Betrag verkaufen?

Der Originale Motor in dem Auhagenbausatz war Drehrichtungsfixiert. Der 
drehte sich nur in eine Richtung. Johannes R. hat das schon treffend 
beschrieben. Die Geschwindikeit war direkt aus der angelegten Frequenz 
abgeleitet.
https://picclick.de/3x-Motor-Langsaml%C3%A4ufer-292392819943.html

Je nach Platzangebot und benötigtem Drehmoment käme extl ein Piezomotor 
in Frage, wie er an den Pantografen der Märklin- und Rocoloks verbaut 
ist.

von Uli S. (uli12us)


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Ich hab neulich von Pollin einen gekauft, Grösse etwa wie eine AA-Zelle 
vielleicht 3mm dicker und die 3mm Welle schaut drüber hinaus, Motor und 
Getriebe ohne Welle sind aber kürzer. Da DC lässt sich die Drehzahl auch 
runterregeln.
https://www.pollin.de/p/dc-getriebemotor-zhaowei-zwpd016016-864-e-6-v-10-u-min-310623

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