Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Bauteil Kondensator oder Widerstand?


von Uli A. (schnuppi44)


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Hallo in die geschätzte Runde !

Kurz vor Weihnachten noch ein Auftrag zum Ostereiersuchen.....;-)

Ich analysiere gerade eine Audioschaltung eines (ProAudio-)Equalizers 
und wundere mich über ein Bauteil, bei dem mir nicht klar ist, ob das 
ein Widerstand oder ein axial bedrahteter Keramik-Kondensator ist (siehe 
Foto).
Das Bauteil hängt zwischen Pin 1 und 2 eines BB LineDrivers DRV134,

Wobei Pin1 = (-)Vout, Pin 2 = (-)Sense.

Farbcode ist rot-rot-schwarz-gold-braun.

Macht an der Stelle ein Widerstand 22R Sinn ? Oder könnte das eben doch 
ein Kondensator (eben ungewöhnlicher Bauform) sein ? Der ist nämlich im 
Datenblatt an der Stelle vorgeschlagen, um „large DC cable offset 
errors“ vorzubeugen…allerdings eigentlich 10µF und nicht 22pF und 
eigentlich an BEIDEN Sense pins (+) und (-) ….

Was mich eben ziemlich wundert ist, dass dies der einzige Widerstand 
dieser seltsamen Art auf dem ganzen Board ist - ansonsten sind überall 
"normale" Metallschichtwiderstände 1% verbaut…

Freue mich über erhellende Antworten...

von Dönerladenvermieter (Gast)


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Ja, es gibt Kondensatoren in so einem Widerstandsgehäuse, aber zwischen 
Vout und Sense am DRV137 macht nur ein Widerstand Sinn, er erhöht den 
Ausgangswiderstand von 50 auf 72 Ohm, nicht ganz 75 Ohm.

von Uli A. (schnuppi44)


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Dönerladenvermieter schrieb:
> Ja, es gibt Kondensatoren in so einem Widerstandsgehäuse, aber zwischen
> Vout und Sense am DRV137 macht nur ein Widerstand Sinn, er erhöht den
> Ausgangswiderstand von 50 auf 72 Ohm, nicht ganz 75 Ohm.

Danke für die Info und den Aspekt mit dem Ausgangswiderstand. Wenn das 
also ein Widerstand ist - Kannst Du mir dann erklären, warum das so eine 
seltsame Bauform ist ? Muss der mehr Watt abkönnen als die Standard 0,6W 
oder 0,25W, die der Erbauer sonst ausschließlich benutzt hat ? Oder ist 
das ein besonderes Material, und wenn ja warum und mit welchen (evtl. 
klanglich anderen?) Eigenschaften....?
Hab so einen Widerstand noch nicht gesehen...

: Bearbeitet durch User
von Mani W. (e-doc)


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Ich habe die letzten 50 Jahre keinen Kondensator in so einer
Bauform gesehen,  man möge mir bitte einen solchen zeigen...

Es gibt Induktivitäten mit Farbcode und der Bauform bzw. ähnlich...

Aber das wird ein Widerstand mit 22R sein...

von Nils (Gast)


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Kerkos mit dieser Bauform gab es Anfang der 80'er.

Ich kenn die noch von den Phillips Experimentierkästen. Hier ist ein 
Foto: Der Kerko ist der Neon-Grüne Geselle oben links:

http://norbert.old.no/kits/et/et3_rh2.jpg

von Dietmar S. (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Ich habe die letzten 50 Jahre keinen Kondensator in so einer
> Bauform gesehen,  man möge mir bitte einen solchen zeigen...

Siehe Fotos, 1nF "frisch" aus meiner Bastelkiste.

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Nils schrieb:
> Der Kerko ist der Neon-Grüne Geselle oben links

Das ist ihr Markenzeichen. Sprich, sie haben wirklich immer diese 
Grundfarbe. Meine sind 180p/125V, ebenfalls 0207. Gab es aber auch in 
0204.
Es ist eigentlich eine ideale Bauform, keine Ahnung, warum sich das 
nicht stärker durchgesetzt hat. Vermutlich konnten sie zu viele Leute 50 
Jahre lang nicht von Widerständen unterscheiden...

von Uli A. (schnuppi44)


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Mani W. schrieb:
> Ich habe die letzten 50 Jahre keinen Kondensator in so einer
> Bauform gesehen,  man möge mir bitte einen solchen zeigen...

Doch, es gibt sie schon....
https://de.wikipedia.org/wiki/Kondensatorfarbkode#/media/Datei:Axial_capacitors_color_code.jpg

Aber nochmal die Frage: Kann mir jemand erklären, was das im Falle eines 
Widerstandes

(was recht sicher scheint - hab ihn mittlerweile gemessen....wenn auch 
nur in der Schaltung gemessen sind das recht genau 22Ω.)

für eine Bauform ist (eher gerade, zylindrisch statt mit der typischen 
taillierten Form, daher auch mein Gedanke in Richtung Cap) und was für 
ein Material ? Und warum der Schaltungsdesigner genau diese gewählt 
haben mag im Gegensatz zu z.B. einem normalen Metallschicht-R ? Toleranz 
ist ja dieselbe...

Jemand ne Idee....? Leider ist der Entwickler kürzlich verstorben....;-( 
Und da ich ihn kannte, weiß ich, dass das kein Zufall war, genau diesen 
zu nehmen....also muss das Teil bestimmte Eigenschaften haben....

: Bearbeitet durch User
von Stefan F. (Gast)


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Das ist keine spezielle Bauform.
Den kannst du sicher durch einen ganz normalen Metallschicht-Widerstand 
ersetzen, auch wenn der etwas größer ausfällt.

von Mani W. (e-doc)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Das ist keine spezielle Bauform.

Mit dieser Bauform begann ich vor gut 45 Jahren zu basteln, und
die Widerstände hatten oft so einen geschwungenen und gerundeten
Körper, Leistung 0,5 W...

von MaWin (Gast)


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Uli A. schrieb:
> für eine Bauform ist (eher gerade, zylindrisch statt mit der typischen
> taillierten Form,

EIGENTLICH unterscheiden gerade zylindrische Kohlemassewiderstände von 
den bauchigen mit Kappen Metallschicht oder Kohleschichtwiderständen, 
aber dein Modell ist kein Kohlemassewiderstand sondern ein Metallschicht 
halt mit sehr dünnen Kappen (vmtl nur galvanisiert).

Was Widerstände hellblauer Körperfarbe (typisch für Metallschicht) nun 
von natogrün unterscheidet, wobei rehbraun und beige eher Kohleschicht, 
rosa oft Sicherungswiderstand ist, ist unklar, wohl nur der Hersteller 
hat einen anderen Farbtopf.
Ich hab auch reihenweise natogrüne Metallschichtwiderstände.

von Martin L. (makersting)


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Was spricht dagegen, mit dem Multimeter den Widerstand an beiden Beinen 
des Bauteils zu messen?

von Stefan F. (Gast)


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Martin L. schrieb:
> Was spricht dagegen, mit dem Multimeter den Widerstand an beiden Beinen
> des Bauteils zu messen?

Hat er doch schon.

Uli A. schrieb:
> hab ihn mittlerweile gemessen....wenn auch
> nur in der Schaltung gemessen sind das recht genau 22Ω.

von Uli A. (schnuppi44)


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Hallo nochmal in die Runde und danke für die bisherigen Meldungen !
Vor allem @Stefan:
Ja, für mich persönlich macht es auch (bisher) wenig Sinn, warum man da 
nicht einen stinknormalen Metallschichtwiderstand nehmen sollte.
Wie gesagt, kannte ich aber den Entwickler gut, und er war eine wirklich 
außerordentliche Koryphäe auf dem Gebiet der analogen Audiotechnik mit 
45 Jahren Erfahrung bis hin zu raumfüllenden Studiomischpulten.
Und er war alles andere als ein Freund von "esotherischen" Bauteilen wie 
z.B. "Audio-Widerständen"...
Daher kann ich nur umso mehr nochmal bekräftigen: Wenn er da genau 
diesen Widerstand hingesetzt hat und eben keinen Metallschicht 0,6 oder 
0,25W wie an allen (!) anderen Stellen dieses (und anderer mir 
vorliegenden) Schaltungsdesigns, dann hatte er absolut unzweifelhaft 
einen guten Grund dafür....

Irgendjemand eine Idee...?

von Uli A. (schnuppi44)


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Zusatz: Trotz meines Plädoyers eben (;-)) kann ich natürlich nicht 
ausschließen, dass es schlicht so sein könnte, dass der Entwickler 
irgendwann vor z.B. 40 Jahren mal 10.000 Stück von diesen Widerständen 
gekauft hatte und einfach seitdem keine "moderneren Versionen" mehr 
anschaffen musste, weil er den Wert 22R nur an dieser Stelle 
brauchte....;-)

Will nur in der Rekonstruktion sicher gehen, dass ich keine absichtliche 
Designidee bei der Bauteilauswahl verpasse - aus den oben beschriebenen 
Gründen....

von michael_ (Gast)


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Uli A. schrieb:
> dass der Entwickler
> irgendwann vor z.B. 40 Jahren mal 10.000 Stück von diesen Widerständen
> gekauft hatte

Vermutlich und die Fa. war reich genug.
Bring einen Schaltungsauszug und dir wird gesagt, welches Bauteil in 
welcher Qualität Sinn macht.
Du hast nicht das Wissen dazu.
Und denkst, das Teuerste, was der Markt hergibt ist geeignet.

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Uli A. schrieb:
> Was mich eben ziemlich wundert ist, dass dies der einzige Widerstand
> dieser seltsamen Art auf dem ganzen Board ist

Uli A. schrieb:
> Wenn er da genau
> diesen Widerstand hingesetzt hat und eben keinen Metallschicht 0,6 oder
> 0,25W wie an allen (!) anderen Stellen

Wie meinst du denn das eigentlich? Ich sehe da nur einen ganz normalen 
0204er Widerstand, so wie der direkt darüber auch. Daß der nun optisch 
etwas dicker ausfällt, kann einfach daran liegen, daß der Hersteller der 
restlichen Widerstände 22R schon nicht mehr zu seinem Standardprogramm 
zählte. Also kam das Teil vielleicht von nem anderen Hersteller. Mehr 
ist das doch nicht.

von Uli A. (schnuppi44)


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michael_ schrieb:
> Bring einen Schaltungsauszug und dir wird gesagt, welches Bauteil in
> welcher Qualität Sinn macht.

Das geht eben leider nicht, weil der Mann halbautistisch alles im Kopf 
hatte und es keine Schaltungsauszüge gibt - also keine mit Werten 
beschrifteten...

> Du hast nicht das Wissen dazu.

....darum dieser Thread...;-)

> Und denkst, das Teuerste, was der Markt hergibt ist geeignet.

Das ist nicht der Punkt....ich will nur mit Eurer Hilfe rausfinden, was 
es damit auf sich haben könnte....


@Uwe:
Wie gesagt - kann sein, dass Du absolut recht hast. Suche nur nach 
Anregungen, ob die Wahl dieses Widerstandes doch einen anderen Grund 
gehabt haben könnte.

von MaWin (Gast)


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Uli A. schrieb:
> Wenn er da genau diesen Widerstand hingesetzt hat und eben keinen
> Metallschicht 0,6 oder 0,25W wie an allen (!) anderen Stellen dieses
> Schaltungsdesigns, dann hatte er absolut
> unzweifelhaft einen guten Grund dafür....
> Irgendjemand eine Idee...?

Die 22Ohm waren halt olivgrün und nicht hellblau vom Hersteller lackiert 
worden.

von Teo (Gast)


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Dietmar S. schrieb:
> Mani W. schrieb:
>> Ich habe die letzten 50 Jahre keinen Kondensator in so einer
>> Bauform gesehen,  man möge mir bitte einen solchen zeigen...
>
> Siehe Fotos, 1nF "frisch" aus meiner Bastelkiste.

Hier welche in Rosa:
Beitrag "Re: Fehler zum nachbauen :-)"
Ja das mit den Bastelkisten.... :D

von michael_ (Gast)


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Uli A. schrieb:
> michael_ schrieb:
>> Bring einen Schaltungsauszug und dir wird gesagt, welches Bauteil in
>> welcher Qualität Sinn macht.
>
> Das geht eben leider nicht, weil der Mann halbautistisch alles im Kopf
> hatte und es keine Schaltungsauszüge gibt - also keine mit Werten
> beschrifteten...

Deshalb sollst DU,DU,DU den auch machen!

von Uli A. (schnuppi44)


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michael_ schrieb:
>> Das geht eben leider nicht, weil der Mann halbautistisch alles im Kopf
>> hatte und es keine Schaltungsauszüge gibt - also keine mit Werten
>> beschrifteten...
>
> Deshalb sollst DU,DU,DU den auch machen!

Sorry, aber das verstehe ich nicht...ich hatte doch schon beschrieben, 
wo der Widerstand sitzt...

Noch jemand eine Idee außer "da kann man jeden anderen Widerstand für 
nehmen" ?

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