Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Wie lötet ihr mehrpolige Stecker (SMT) ab?


von Olli Z. (z80freak)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ich möchte diesen Steckkontakt auslöten, fürchte aber wenn ich dem mit 
Heißluft zuleibe rücke das mir das Kunststoff wegschmilzt oder 
wenigstens vermformt.

Hat jemand eine Idee wie man den raltiv unbeschadet für Stecker und 
Platine runter gelötet bekommt?

von Nicht Gast (Gast)


Lesenswert?

Vielleicht mit dem kolben jedem pin etwas Bismut haltiges Zinn 
spendieren. Am Ende brauchst du mit Heißluft nicht mehr so viel 
Temperatur.

von Daniel S (Gast)


Lesenswert?

Hi,
ich mach da jede Menge Lötzinn auf die Pinreihen. So dass es ein 
durchgehendes Lötzinnband auf jeder Seite ist. Dann mach ich diese große 
Lötzinnbahn durch hin und herfahren mit dem Lötkolben heiss. Durch die 
große Masse des vielen Zins bleibt das dann relativ lange heiß und man 
kann eine Seite etwas anheben. Dann die andere Seite genauso etwas 
anheben. Das dann abwechselnd auf beiden Seiten machen bis eine Seite 
etwas 0.5mm hoch ist. Hier kann man dann das Zinn absaugen und hat eine 
Seite frei. Danach die andere Seite heiß machen und Stecker abheben.

von Gustl B. (-gb-)


Lesenswert?

Entweder Heißluft, kann aber passieren, dass das Plastik wegschmort oder 
zumindest weich wird. Wenn du den dann am weichen Plastik hochheben 
willst mit der Pinzette kann es passieren, dass du das Pastik verformst.

Oder mit Entlötlitze und gerne zusätzlich noch viel Flussmittel. 
Chem-Wik von Chemtronics als Litze und NC-599 von Amtech als 
Flussmittel.

von Charly B. (charly)


Lesenswert?

Hi Olli,

was muss den ganz bleiben ?, platine oder stecker ?

von Johannes M. (johannesm)


Lesenswert?

Wir verwenden eine Edsyn Entlötklinge dafür. Damit kann man jeden Pin 
einzeln entlöten und die Klinge dazwischenschieben, reduziert den 
Hitzeeintrag ganz gut.

Falls Lötofen vorhanden:
In der Reflowphase kurz aufmachen und den Stecker herunternehmen.

: Bearbeitet durch User
von F. M. (foxmulder)


Lesenswert?

Wenn es um den Stecker geht, von hinten mit Heißluft solange erhitzen 
bis der Stecker abfällt.

Wenn es um die Platine geht, Plastik mit Heißluft weichmachen, abziehen 
und dann die Pins einzeln auslöten.

Wenn es um beides geht, Stecker mit Kapton umwickeln, Platine mit 
Alufolie und Kapton und dann vorsichtig mit Heißluft, evtl. vorher noch 
etwas mehr Zinn auftragen (schmilzt leichter als so eine Mikromenge)

mfg

von Joachim B. (jar)


Lesenswert?

Olli Z. schrieb:
> Hat jemand eine Idee wie man den raltiv unbeschadet für Stecker und
> Platine runter gelötet bekommt?

man kommt gut ran, jeden Pin einzeln mit dem Lötkolben einzeln (notfalls 
nachverzinnen) und mit der Entlötklinge freilegen.
https://www.buerklin.com/de/RB-641-Entl%C3%B6tklingenband/p/10L1505

wer es braucht bekommt auch mit Halter
https://www.buerklin.com/de/ST-706-Halter/p/10L1510

https://www.youtube.com/watch?v=jqBuCGB7FJM
ich nutze es auch ohne Halter, soviel zu unbenutzbar ohne den Halter!

: Bearbeitet durch User
von René F. (Gast)


Lesenswert?

Nicht Gast schrieb:
> Vielleicht mit dem kolben jedem pin etwas Bismut haltiges Zinn
> spendieren. Am Ende brauchst du mit Heißluft nicht mehr so viel
> Temperatur.

Es gibt auch Lote mit extrem niedrigen Schmelzpunkt (meistens Bismut 
Legierungen siehe z.B. „Roses Metall“), ein Hersteller nennt sich 
Chipquik, einfach mal googeln, gibt viele Videos davon.

von Horst S. (petawatt)


Lesenswert?

Johannes M. schrieb:
> Wir verwenden eine Edsyn Entlötklinge dafür.

Notfalls geht auch eine Rasierklinge. Ev. Stück von Rasierklinge 
abbrechen und mit kleiner Zange als Fingerkuppenschoner anfassen.

Grüße von petawatt

von HildeK (Gast)


Lesenswert?

Olli Z. schrieb:
> Hat jemand eine Idee wie man den raltiv unbeschadet für Stecker und
> Platine runter gelötet bekommt?

Normalerweise schaut man, dass die Platine heil bleibt und wirft den 
Stecker weg.
Bei manchen solcher Steckverbinder sind die Kontakte nur etwas stramm 
eingelegt, so dass sich der Plastikteil abheben lässt und die Pins 
bleiben angelötet. Dann kann man die einzeln ablöten ohne großen 
Aufwand.
Und den Stecker eben neu kaufen ...

von Udo (Gast)


Lesenswert?

Normal sind die ganzen Plastikteile von SMD-Komponenten nicht so 
temperaturempfindlich wie die Plastikteile von THT-Komponenten. 
Letzteres sind oft Thermoplaste.

von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Irgendwo auf Duröhre geistert ein Video rum, wo der Poster Quecksilber 
zum entlöten genommen hat, da brauchts nur ganz niedrige Temperatur.
Aber dieses Vorgehen kann man gar nicht empfehlen, Quecksilberdämpfe, 
die entstehen schon bei Zimmertemperatur reichlich, sind hochgiftig.
In früheren Zeiten haben sich ganze Generationen von Fotografen auf 
diese Weise umgebracht. Generell ist aber die Verwendung von ganz 
niedrigschmelzendem Lot
eine gute Idee, das muss dann aber komplett entfernt werden, weils ganz 
schlechte Eigenschaften hat, sehr spröde, schlechte Leitfähigkeit und 
noch einiges anderes.

von Olli Z. (z80freak)


Lesenswert?

Erstmal vielen vielen Dank für die zahlreichen Anregungen und 
Hilfestellungen sowie die Links. Alles sehr inspirierend.

Ja, es kommt immer darauf an was man retten will beim ablöten, aber auch 
auf die Verhältnisse. "Unterhitze" klappt ja nun auch nur dann wenn da 
nicht auch Bauteile sitzen und man es schafft die Hitze einigermaßen auf 
den Bereich des Steckers zu begrenzen. Das ging in meinem Fall leider 
nicht.

Ich wollte auch gern beides retten, aber im Zweifel eher die Platine da 
man Stecker meist nachkaufen kann, die Platinen eher nicht ;-) Von daher 
wäre im schlimmsten Fall eine Methode die den Stecker zerstört, dafür 
aber die Platine erhält die bessere.

Das Problem mit den Messer sehe ich darin das man womöglich schnell die 
Pads damit beschädigen kann. Werde mir sowas dennoch mal beschaffen und 
ausprobieren.

Zum Glück hatte dieser Stecker keine großen Masseflächen, war aber links 
und rechts nochmal angelötet, was das einseitige anheben/abhebeln 
erschwert.

Ich habe nun Kapton-Tape drum gemacht und kreisförmig mit Heißluft und 
dünnem Austritt erwärmt (300 Grad) bis ich den Stecker mit einer 
Pinzette abheben konnte. Dieser hat es, bis auf minimale Schmelzspuren 
am Sockel gut überlebt und auch die Pads sind alle heil geblieben.

von Olli Z. (z80freak)


Lesenswert?

So gestärkt werde ich mich mal an meine nächste Herausforderung machen, 
einen 50poligen FFC Steckverbinder...

Beitrag #6535085 wurde vom Autor gelöscht.
von W.S. (Gast)


Lesenswert?

Olli Z. schrieb:
> einen 50poligen FFC Steckverbinder

Dicken Kupferdraht (Installationsleitung) passend biegen, voll 
verzinnen, auf die Kontakte legen+anlöten, dann mit dem Kolben erhitzen 
und Bauteil abnehmen.

W.S.

von michael_ (Gast)


Lesenswert?

Horst S. schrieb:
> Johannes M. schrieb:
>> Wir verwenden eine Edsyn Entlötklinge dafür.
>
> Notfalls geht auch eine Rasierklinge. Ev. Stück von Rasierklinge
> abbrechen und mit kleiner Zange als Fingerkuppenschoner anfassen.
>
> Grüße von petawatt

Oder einen dünnen Stahldraht durchziehen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.