Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Kondendator in definierter Zeit entladen, wie berechen


von Ralf (Gast)


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Hallo.

Ich möchte einen Kondensator in einer definierten Zeit entladen beim 
Abschalten eines Gerätes über einen vorhandenen abfallenden Schütz


Berechnungen zur Leistungsfähigkeit des Widerstandes sind mir bekannt 
(Elektroniker gelernt vor 25 Jahren, seither aber nur noch normale 
Elektrik), aber mit der Formel tau = R x C brauche ich etwas Hilfe, ist 
schon länger her.

Auch die Sicherheitsregeln und die Anwendung von gefährlichen Spannungen 
sind bekannt


Der Kondensator hat 47000µF

Die gemessene Gleichspannung ist bei 30V


In der Bastelkiste habe ich einige 47 Ohm / 50 Watt Widerstände 
gefunden, die ich gerne verwenden würde.


Ist die Berechnung so korrekt:

tau = R * C

tau = 47 ohm * 0,047 Farad

tau = 2,1

Das würde bedeuten, das der Kondensator nach ca. 10 Sekunden (5 mal tau) 
"leer" ist ?


Wenn ich dann die Anzahl der parallelgeschalteten Widerständen 
verdopple, halbiert sich die Entladezeit







In einem Widerstand entsteht die maximale Leistung von:

P= U² / R

P=30 Volt zum Quadrat  / 47 Ohm

P= 19 Watt



Ich bitte euch, kurz drüber zu schauen, ob das so korrekt ist.



Vielen Dank

von Stefan F. (Gast)


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Ralf schrieb:
> tau = 2,1
>
> Das würde bedeuten, das der Kondensator nach ca. 10 Sekunden (5 mal tau)
> "leer" ist ?

Ja

Aber die 19W sind zu viel, denn der Kondensator hat ja nicht die ganze 
Zeit lang 19W. Ein 2W Zement-Widerstand wird sicher auch halten.

von A. S. (Gast)


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Ja, korrekt

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ralf schrieb:
> tau = 2,1
Da fehlt die Einheit.
Korrekt ist tau = 2,1s

> Das würde bedeuten, das der Kondensator nach ca. 10 Sekunden (5 mal tau)
> "leer" ist ?
Die Spannung ist nach 1 x tau auf 30% der Ausgangsspannung (also etwa 
10V) gefallen, nach 2 tau auf 30% dieser 30% (also etwa 3V) und nach 5 
tau sind von den ürsprünglich 30V weniger als 0,15V übrig.

Ralf schrieb:
> In einem Widerstand entsteht die maximale Leistung von:
> P= 19 Watt
Richtig, diese Leistung ist aber nur sehr kurzzeitig zu Beginn so hoch 
und ist nach 1 tau nur noch etwa 1/10 davon: 10V*10V/47R = 2W.
Es würde also ein impulsfester 2W Draht-Widerstand schon ausreichen...

: Bearbeitet durch Moderator
von Ralf (Gast)


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Nabend.


Das ging ja Fix.

Die 47 Ohm Brummer (mit gold eloxiertem Gehäuse) habe ich halt rumliegen 
in größerer Anzahl, die werden eigentlich auch öfter genutzt.


Es geht um ein Schutzgas-Schweißgerät, das mit Gleichstrom funktioniert 
und einen Kondensator drin hat, und einen permanenten Endladewiderstand 
von 330 Ohm, und nach dem Schweißen ist immer noch Restspannung drauf, 
und dann klebt der Draht fest.

Bei vielen anderen Geräten ist das dann so gelöst, das beim abschalten 
der Kondensator entladen wird, das möchte ich gerne nachrüsten, der 
Schaltschütz im Gerät hat bereits einen 21/22 NC Kontakt, den ich 
verwenden möchte.

30V DC und 4 parallelgeschaltete Endladewiderstände ergeben einen 
Entladestrom von 2,5Ampere, das sollte auch dauerhaft drin sein und auch 
für den Schütz machbar sein.

Gruß und noch ein Gutes neues Jahr
Ralf

von Stefan F. (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> denn der Kondensator hat ja nicht die ganze Zeit lang *19W*

Korrektur:

denn der Kondensator hat ja nicht die ganze Zeit lang 30V

von HildeK (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Aber die 19W sind zu viel, denn der Kondensator hat ja nicht die ganze
> Zeit lang 19W. Ein 2W Zement-Widerstand wird sicher auch halten.

Die Entladezeit ist recht lang, tau=2.2s.
In den ersten 500ms sind es immerhin im Mittel 15W, in der ersten 
Sekunde noch im Mittel 12.5W, in den ersten 5 Sekunden dann 
durchschnittlich 4W.
Das erscheint mir ein wenig viel für einen 2W-Widerstand; das muss man 
entsprechend den Daten des Widerstands entscheiden, ob der das noch 
kann.

von Stefan F. (Gast)


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Ich sehe gerade, dass es die Zementwiderstände, die ich im Sinn hatte, 
eh erst ab 5W aufwärts gibt.

https://www.conrad.de/de/p/weltron-410195-hochlast-widerstand-47-axial-bedrahtet-5-w-10-1-st-410195.html

von Rainer V. (a_zip)


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Ralf schrieb:
> und einen permanenten Endladewiderstand
> von 330 Ohm

Ist das wirklich so? Und wenn der TO die "fetten" Widerstände in der 
Bastelkiste hat, dann kann doch nichts passieren. Interessant wäre 
vielleicht noch, ab welcher Spannung der Schweissdraht nicht mehr klebt. 
D.h. wie schnell sollte der Kondensator unter dieser Spannung sein.
Viel Spass und Gruß, Rainer

von Klaus R. (klara)


Angehängte Dateien:

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Ralf schrieb:
> Der Kondensator hat 47000µF
>
> Die gemessene Gleichspannung ist bei 30V

3,3 W
mfg klaus

von HildeK (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Ich sehe gerade, dass es die Zementwiderstände, die ich im Sinn hatte,
> eh erst ab 5W aufwärts gibt.

OK, mit denen geht es gut: 5fache Überlast bis 5s - damit ist man safe!

von HildeK (Gast)


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Klaus R. schrieb:
> 3,3 W
> mfg klaus

Vorsicht! Mach das selbe mal mit anderen Simulationszeiten, z.B. 1s oder 
mit 100s!

von Klaus R. (klara)


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HildeK schrieb:
> Klaus R. schrieb:
>> 3,3 W
>> mfg klaus
>
> Vorsicht! Mach das selbe mal mit anderen Simulationszeiten, z.B. 1s oder
> mit 100s!

Deshalb habe ich ja nur begrenzt auf die Entladezeit messen lassen.
Begrenzt auf 2,4 s sind es 7,3 W.
Entscheidend ist hierbei auch die Wärmekapazität des Widerstandes. Also 
ich würde, wenn ich ganz sicher gehen wollte, hier ein 5 W Hochlast 
Keramik Widerstand nehmen. Der sollte diesen einmaligen Impuls locker 
schlucken ohne wirklich warm zu werden.😎

https://www.reichelt.de/drahtwiderstand-axial-5-w-47-ohm-10--5w-axial-47-p2625.html?&trstct=pol_1&nbc=1
mfg Klaus

von dfIas (Gast)


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Leistung ist hier die falsche physikalische Größe, es sei denn, es wird 
periodisch entladen.
Besser ist es, die im C gespeicherte Arbeit W zu betrachten, also die 
ca. 20 J. Die werden im R (egal wie groß!) in Wärme umgesetzt. Je 
schneller das passiert (kleineres R), umso weniger Wärme wird davon an 
die weitere Umgebung weitergeleitet.
Für das R lässt sich dann mit dessen Masse und der spezifischen 
Wärmekapazität des Materials die Temperaturerhöhung pro Entladevorgang 
bestimmen. Typisch liegt man so bei 1 J/(gK). Die 20 J würden einen 
Widerstand mit 1 g Masse somit um 20 K aufheizen.

von Jens G. (jensig)


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>Das würde bedeuten, das der Kondensator nach ca. 10 Sekunden (5 mal tau)
>"leer" ist ?

Das ist eine der vielen Faustformeln.
Wenn es genauer werden soll (also Restspannung zum Zeitpunkt x, oder 
umgekehrt), dann kann man das auch genau berechnen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kondensator_(Elektrotechnik)#Lade-_und_Entladevorgang

von Klaus R. (klara)


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dfIas schrieb:
> Typisch liegt man so bei 1 J/(gK). Die 20 J würden einen
> Widerstand mit 1 g Masse somit um 20 K aufheizen.

Danke für den Tipp. In der Tat berechne ich so die Heizleistung meiner 
Solarkollektoren für Warmwasser. Vom Wasser kennt man jedoch die 
spezifische Wärmmenge so ziemlich genau. Aber Dein Tipp zeigt schon die 
richtige Richtung.
mfg Klaus

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Klaus R. schrieb:
> Also ich würde, wenn ich ganz sicher gehen wollte, hier ein 5 W Hochlast
> Keramik Widerstand nehmen.
dfIas schrieb:
> Die 20 J würden einen Widerstand mit 1 g Masse somit um 20 K aufheizen.
Soweit völlig korrekt, wenn der Widerstand es schafft, die impulsartig 
anfallende Energie in der "Widerstandsbahn" aufzunehmen und dann 
anschließend "langsam" an den Körper abzugeben. Und deshalb muss es 
hier ein massiver Kohlewiderstand (neuzeitlich eher ein 
CCR-Widerstand**) oder ein Drahtwiderstand sein.

Denn ein (Kohle- oder Metall-)(Dünn- oder Dick-)Schichtwiderstand mit 2W 
kann zwar auf Dauer 2W verheizen, er schafft es aber nicht, 
Leistungsimpulse in der Widerstandschicht aufzunehmen und schnell genug 
an den Körper abzugeben. Fazit ist ein Hotspot, an dem der Widerstand 
früher oder später durchbrennt.

(**)
https://www.mouser.de/Passive-Components/Resistors/Ceramic-Composition-Resistors/_/N-7h8yz

: Bearbeitet durch Moderator
von HildeK (Gast)


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Ralf schrieb:
> Bei vielen anderen Geräten ist das dann so gelöst, das beim abschalten
> der Kondensator entladen wird, das möchte ich gerne nachrüsten, der
> Schaltschütz im Gerät hat bereits einen 21/22 NC Kontakt, den ich
> verwenden möchte.

Ich kenne mich mit den Besonderheiten von Schweißgeräten nicht aus. 
Daher die Frage: wie oft soll diese Entladung passieren? Jedes Mal wenn 
der Schweißvorgang unterbrochen wird oder nur beim finalen Abschalten 
des Gerätes?
Nur bei letzterem sind die genannte Vorschläge gültig, weil dann der 
Widerstand auch genügend Zeit zum Abkühlen bekommt.

von Klaus R. (klara)


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Klaus R. schrieb:
> Also
> ich würde, wenn ich ganz sicher gehen wollte, hier ein 5 W Hochlast
> Keramik Widerstand nehmen. Der sollte diesen einmaligen Impuls locker
> schlucken ohne wirklich warm zu werden.😎
>
> 
https://www.reichelt.de/drahtwiderstand-axial-5-w-47-ohm-10--5w-axial-47-p2625.html?&trstct=pol_1&nbc=1

Lothar M. schrieb:
> Und deshalb muss es
> hier ein massiver Kohlewiderstand (neuzeitlich eher ein
> CCR-Widerstand**) oder ein Drahtwiderstand sein.

Deshalb hatte ich den guten alten Drahtwiderstand gewählt der innen von 
spezieller Keramik umgeben ist und außen noch eine weitere Schicht 
aufweist.

dfIas schrieb:
> Typisch liegt man so bei 1 J/(gK). Die 20 J würden einen
> Widerstand mit 1 g Masse somit um 20 K aufheizen.

Deswegen fand ich den Ansatz von dfIas so interessant, der etwas mehr 
Klarheit bietet und man nicht so auf das Bauchgefühl angewiesen ist.
mfg klaus

von Rainer V. (a_zip)


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HildeK schrieb:
> Jedes Mal wenn
> der Schweißvorgang unterbrochen wird oder nur beim finalen Abschalten
> des Gerätes?

Genau danach habe ich ja indirekt auch schon gefragt. Und nach meinen 
bescheidenen Schweißerfahrungen sollte wohl bei jedem Abschalten zügig 
entladen werden. Die Frage bliebe, warum dieses Gerät das nicht hat?!
Gruß Rainer

von Klaus R. (klara)


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Ralf schrieb:
> Ich möchte einen Kondensator in einer definierten Zeit entladen beim
> Abschalten eines Gerätes über einen vorhandenen abfallenden Schütz

Hallo Ralf,
eine wichtige Frage zur Belastung des Ableitwiderstandes.

Dieser 47 mF Kondensator ist beim Schweißen aktiv und ein Schütz 
schaltet den Strom zum Schweißen ab. Das abfallende Schütz schließt bei 
offenen Schweißstromkreis einen Kontakt. Damit soll der 47 mF 
Kondensator entladen werden?

So wie ich das schon gelegentlich sehen konnte ist dabei nicht 
sichergestellt das nach ein oder zwei Sekunden eventuell erneut 
geschweisst und unterbrochen wird.

Ich würde in diesem Fall eine besondere Belastung annehmen und nicht ein 
paar Cent sparen wollen. Die 5 W genügen für einmalige Vorgänge in der 
sich der Widerstand nach 1 Minute wieder abgekühlt hat. Die 
Dauerleistung liegt ja bei 20 W. Ich würde deshalb diesen 17 W 
Widerstand empfehlen, kostet ca. 1 €.

https://www.reichelt.de/drahtwiderstand-axial-17-w-47-ohm-10--vit-khs17akb-47r-p233350.html?&trstct=pol_15&nbc=1

Noch besser wäre dieser 25 W Hochlast-Drahtwiderstand im Metallgehäuse 
geeignet. Das Gehäuse ist zudem wasserdicht, kostet ca. 4 €. Er kann 
auch einen leichten Schlag vertragen ohne sofort zu brechen.

https://www.reichelt.de/drahtwiderstand-axial-25-w-47-ohm-1--vi-rh02547r00fe0-p233598.html?&trstct=pol_10&nbc=1

Ist der 47 mF Kondensator tätsächlich parallel zum Lichtbogen geschaltet 
um ihn sauberer zu machen? Dann müßte der schon ziemlich robust sein. 
Ist das bei den Schweißgeräten üblich oder ist das gebastelt?
mfg Klaus

von Ralf (Gast)


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Hallo.

Der Kondensator ist gleich nach dem Gleichrichter parallel zum 
Scheißstrom geschaltet, das soll wohl den Lichtbogen Stabilisieren.

Der Lichtbogen und die Schweißqualität sind ok, aber auch nicht besser 
als von meinem größeren Gerät vom gleichen Hersteller, das keinen 
Kondensator hat, aber dafür auch älter ist.


Der Kondensator ist etwa so groß wie eine 0,33er Bier/Coladose.


Ich habe nur dem Platz geschuldet, 7 Stück von den 47 Ohm/50W 
Widerständen parallelgeschaltet und einen neuen Schaltschütz eingebaut, 
bei dem ich einen Hilfsschalterblock mit zwei parallelgeschalteten 
NC-Kontakten aufgesetzt habe, die Kontakten aktiveren den 
Entladestromkreis


Rechnerisch fließt ein maximaler Entladestrom von 4,5 Ampere an den 
errechneten 6,7 Ohm und es entsteht eine maximale Leistung von 135 Watt, 
die 7 Widerstände können aber ja 350Watt vertragen.


Besonders beim Punktschweißen wird ja der Kondensator jedesmal entladen 
und wieder aufgeladen, das macht er aber ja auch wenn ich ihn von Hand 
entlade über einen dann festklebenden Schweißdraht, bevor ich 
weitermachen kann.


Ich habe dann auch mal im 1 Sekundenrhytmus die Schweißpistole 2 Minuten 
lang ein uns ausgeschaltet, und die Widerstände haben sind nicht 
wirklich erwärmt, aber die Spannung wurde jedesmal entladen, das habe 
ich gemessen bei der Aktion.


Schweißen funktioniert auch, aber die nervige Restspannung ist immer 
gleich weg nach rechnerisch 1,6 Sekunden (5x tau)



Frohes Basteln !

von Klaus R. (klara)


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Ist in Ordnung.
mfg Klaus

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