Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Traubenbeeren sortieren


von Weingut P. (weinbauer)


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Im Moment arbeite ich an einem Konzept Traubenbeeren zu sortieren und 
stelle meine Überlegung mal zur Diskussion.

Folgendes Ausgangsszenario, bei der Treubenlese, Ernte, sind mitunter 
die Trauben nicht homogen ausgereift oder eventuell die Beeren mit 
Pilzen befallen. Optisch zeigt sich das daran, dass entweder die Farbe 
abweicht (unreif= grasgrün, Pilz=grau oder braun) Das Farbspektrum 
reicht üblicherweise von blauviolett bis hellgelb. Auch kann die Form 
verändert sein, also von oval-rund zu zerklüftet.
Die Beeren werden mechanisch vom Stiel getrennt, der mechanisch vorab 
entfernt wurde, der freiwerdende Saft wird auch abgetrennt, sind also 
nur die feuchten Einzelbeeren noch zu begutachten.

Es gibt Hersteller die derlei Sortieranlagen anbieten, die Preise 
rangieren ab 60k aufwärts. Diese lösen die Sortierung mit 
Hochgeschwindigkeitskameras und Luftventilen, die die jeweilige Beere 
dann ausblasen.

https://www.youtube.com/watch?v=yn8P4rgThBM

Jetzt meine Überlegung:
Wenn ich einen Fallkanal mit RGB-LED gleichmäßig ausleuchte, der 
Farbwert dem gewünschten Farbwert der Beeren entspricht, dann müssten 
die "guten" Beeren doch bei einer Messung des Helligkeitswertes, z.B. 
per Phototransistor vor dem Hintergrund doch verschwinden ... oder liege 
ich da falsch?

PS: Ja, ich kann layouten, programmieren und Elektronik entwickeln, hab 
mal vor langer Zeit Elektroniker gelernt und hab noch alle Werkzeuge da.

von Ähh (Gast)


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Weingut P. schrieb:
> liege
> ich da falsch?

Die guten Beeren reflektieren dein gutes Licht komplett, die schlechten 
nur Teile davon. Also andersherum.

von Weingut P. (weinbauer)


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Wenn der Hintergrund weiß und mit ausgeleuchtet ist?

Sorry, hatt ich bei den Randbedingungen unterschlagen

: Bearbeitet durch User
von Dennis H. (c-logic) Benutzerseite


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Wie reflektiert der ausgebildete Duftfilm ?

von Weingut P. (weinbauer)


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Die Beeren sind nach dem Abbeerprozess rundum nass von Saft, der Duft 
ist dann eigentlich nicht mehr sichtbar, abgetrocknete Beeren sind 
wieder sortenabhängig matt.

von Wolfgang (Gast)


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Weingut P. schrieb:
> Wenn der Hintergrund weiß und mit ausgeleuchtet ist?

Dann kannst du kleine gute Beeren schlecht von großen, verpilzten 
unterscheiden, weil das vom grauen Belag reflektierte Licht ebenfalls 
dem Beleuchtungsspektrum entspricht - genauso wie das vom weißen 
Hintergrund.

von MaWin (Gast)


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Weingut P. schrieb:
> Wenn ich einen Fallkanal mit RGB-LED gleichmäßig ausleuchte, der
> Farbwert dem gewünschten Farbwert der Beeren entspricht, dann müssten
> die "guten" Beeren doch bei einer Messung des Helligkeitswertes, z.B.
> per Phototransistor vor dem Hintergrund doch verschwinden ... oder liege
> ich da falsch?

Falsch.

Der weisse Hintergrund reflektiert das Licht spektral homogen, eine 
Beere jedoch hat ein Spektrum, dessen Addition (vom Auge her) eventuell 
derselben Gesamtfarbe entspricht oder auch nicht aber trotzdem vor einem 
Sensor (Photodiode) anders aussieht.

Aber es ist nicht wichtig, ob etwas vor dem Hintergrund verschwindet.

Es kann reichen, den Farbwert der Beeren unter irgendeinem Licht zu 
bewerten, da kann spektral verzerrtes Licht (RGB statt schwarzer 
Strahler) sogar besser sein.

https://www.ebay.de/i/272644670932

Du wirst experimentieren müssen

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Weingut P. schrieb:
> Wenn ich einen Fallkanal

Sagtest du nicht, dass die existierenden Systeme mit 
Hochgeschwindigkeitskameras arbeiten? Wie schnell rauchen bei dir wie 
viele Trauben durch deinen Fallkanal und wie schnell muss das System 
daher sein?

> mit RGB-LED gleichmäßig ausleuchte, der
> Farbwert dem gewünschten Farbwert der Beeren entspricht,

Du musst schon großes Glück haben dass sich genau die gewünschte Farbe 
mit RGB-LEDs einstellen lässt. Die haben große Lücken im Farbspektrum.

Außerdem brauchst du einen Farbbereich, denn Trauben einer Kategorie 
(gut, schlecht, ...) werden nicht alle exakt die gleiche Farbe haben.

von Weingut P. (weinbauer)


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Hannes J. schrieb:
> Sagtest du nicht, dass die existierenden Systeme mit
> Hochgeschwindigkeitskameras arbeiten? Wie schnell rauchen bei dir wie
> viele Trauben durch deinen Fallkanal und wie schnell muss das System
> daher sein?

schnell, sehr schnell, wenn da 4-5t/h durch sollen und eine Beere ~2g 
wiegt
sind das ~2*10^6 Objekte, der Kanal würde ca. 50cm breit werden.
>
> Du musst schon großes Glück haben dass sich genau die gewünschte Farbe
> mit RGB-LEDs einstellen lässt. Die haben große Lücken im Farbspektrum.
>
> Außerdem brauchst du einen Farbbereich, denn Trauben einer Kategorie
> (gut, schlecht, ...) werden nicht alle exakt die gleiche Farbe haben.

Ja, das hat eine gewisse Spanne, also müssten gewisse Schwellenwerte je 
nach Abweichung definiert werden ... das da Entwicklungsarbeit notwendig 
ist ist mir klar :) ... da freu ich mich ja auch drauf.

Beitrag #6542872 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Weingut P. (weinbauer)


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MaWin schrieb:
> Falsch.
>
> Der weisse Hintergrund reflektiert das Licht spektral homogen, eine
> Beere jedoch hat ein Spektrum, dessen Addition (vom Auge her) eventuell
> derselben Gesamtfarbe entspricht oder auch nicht aber trotzdem vor einem
> Sensor (Photodiode) anders aussieht.

> Aber es ist nicht wichtig, ob etwas vor dem Hintergrund verschwindet.

> Es kann reichen, den Farbwert der Beeren unter irgendeinem Licht zu
> bewerten, da kann spektral verzerrtes Licht (RGB statt schwarzer
> Strahler) sogar besser sein.
>
> https://www.ebay.de/i/272644670932
>
> Du wirst experimentieren müssen

Interessanter Punkt, danke für den Hinweis ... und ich tüftle gerne 
(wenn ich Zeit hab ;) )

von Helge (Gast)


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Es gibt dehr gute Gründe, das mit ner Congnex o.ä. zu machen. Die 10k€ 
wirst du investieren müssen. Nur als Beispiel, es müßte eine Beere exakt 
positioniert werden und gedreht, um viel von der Oberfläche analysieren 
zu können. Kameras können gleich die ganze sichtbare Oberfläche 
analysieren und auch kleine Fehlerstellen finden. Kleine schimmelpunkte 
wirst du mit einer simplen reflexionsanalyse nie finden.

von Weingut P. (weinbauer)


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Helge schrieb:
> Es gibt dehr gute Gründe, das mit ner Congnex o.ä. zu machen. Die 10k€
> wirst du investieren müssen. Nur als Beispiel, es müßte eine Beere exakt
> positioniert werden und gedreht, um viel von der Oberfläche analysieren
> zu können. Kameras können gleich die ganze sichtbare Oberfläche
> analysieren und auch kleine Fehlerstellen finden. Kleine schimmelpunkte
> wirst du mit einer simplen reflexionsanalyse nie finden.

Puh ... naja, ganz 1000% muss es nicht unbedingt sein, zumindest im 
Moment denke ich. Aber danke für den Hinweis, die kannte ich noch nicht, 
schau ich mir genauer an.

von Schlaumaier (Gast)


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Ich denke die Profi-Teile arbeiten nicht mit so Technik. Die arbeiten 
mit Bilderkennung. Wozu brauch man sonst Kameras die auch noch 
hochauflösend sein müssen.

Einfach gesagt. Das System bekommt jede Menge gute + schlechte Beeren 
als "Fotomodell". Darauf errechnet sich ein Algorithmus der dann eine 
Codierung ergibt mit der jede neue fotografierte Beere verglichen wird.

@TO Deine Technik arbeitet auf Lichterkennungsebene. Dazu brauch man 
keine Kamera sondern nur ein paar gute Sensoren.

Ich wage zu bezweifeln das dein System eine TOP-Beere mit Schimmelsporen 
erkennen kann. Und JA so Beeren habe ich schon im Supermarkt bei 
Erdbeeren gesehen (und mich geärgert).

von c-hater (Gast)


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Weingut P. schrieb:

> Die Beeren sind nach dem Abbeerprozess rundum nass von Saft

Das ist ganz schlecht. Glänzende Oberflächen sind immer schwierig, 
insbesondere wenn sie auch noch konvex sind. Das gilt schon mit Kameras, 
da hat man aber immerhin noch die Möglichkeit, Glanzlichter zu erkennen 
und aus der Betrachtung auszuschließen.

Mit einer primitiven Fotodiode als Sensor kannst du das nicht machen. 
Das bedeutet: du "siehst" mit der Fotodiode im Wesentlichen die fast 
unverfälschte Spiegelung deiner Lichtquelle(n) an der 
Flüssigkeitsoberfläche.

Ich würde mal vorhersagen: das wird nix.

von Weingut P. (weinbauer)


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Schlaumaier schrieb:
> Ich denke die Profi-Teile arbeiten nicht mit so Technik. Die arbeiten
> mit Bilderkennung. Wozu brauch man sonst Kameras die auch noch
> hochauflösend sein müssen.
>
> Einfach gesagt. Das System bekommt jede Menge gute + schlechte Beeren
> als "Fotomodell". Darauf errechnet sich ein Algorithmus der dann eine
> Codierung ergibt mit der jede neue fotografierte Beere verglichen wird.
>
> @TO Deine Technik arbeitet auf Lichterkennungsebene. Dazu brauch man
> keine Kamera sondern nur ein paar gute Sensoren.
>
> Ich wage zu bezweifeln das dein System eine TOP-Beere mit Schimmelsporen
> erkennen kann. Und JA so Beeren habe ich schon im Supermarkt bei
> Erdbeeren gesehen (und mich geärgert).

Ja, so funktionieren die Dinger, hat sicher seinen Grund warum die auch 
recht kostspielig sind und ich bezweifle ja nicht das da viel 
Hirnschmalz drinnen steckt und das meine Idee da nicht 1:1 sein würde 
ist mir bewusst. Wenn ich mit vertretbarem Aufwand auf 80% komme ist das 
für meine Ausgangssituation ausreichend.

von Stefan F. (Gast)


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Aschenbrödel hat Tauben dressiert um Linsen zu sortieren. Vielleicht 
wäre das ein Ansatz in die richtige Richtung. :-)

von Weingut P. (weinbauer)


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c-hater schrieb:
> Weingut P. schrieb:
>
>> Die Beeren sind nach dem Abbeerprozess rundum nass von Saft
>
> Das ist ganz schlecht. Glänzende Oberflächen sind immer schwierig,
> insbesondere wenn sie auch noch konvex sind. Das gilt schon mit Kameras,
> da hat man aber immerhin noch die Möglichkeit, Glanzlichter zu erkennen
> und aus der Betrachtung auszuschließen.
>
> Mit einer primitiven Fotodiode als Sensor kannst du das nicht machen.
> Das bedeutet: du "siehst" mit der Fotodiode im Wesentlichen die fast
> unverfälschte Spiegelung deiner Lichtquelle(n) an der
> Flüssigkeitsoberfläche.
>
> Ich würde mal vorhersagen: das wird nix.

Guter Punkt, danke, also doch eher schnelle Kamera ... gibt halt massen 
an Daten zu verarbeiten ... da brauchts Parallelpower. Kamera + FPGA?

von Dennis H. (c-logic) Benutzerseite


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Wie sieht das Pilzmyzel im UV-Bereich aus ?

von Weingut P. (weinbauer)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Aschenbrödel hat Tauben dressiert um Linsen zu sortieren. Vielleicht
> wäre das ein Ansatz in die richtige Richtung. :-)

:D :D Hühner hätt ich da, da bleibt dann aber nur der Ausschuss liegen 
;)

von Schlaumaier (Gast)


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Weingut P. schrieb:
> Ja, so funktionieren die Dinger, hat sicher seinen Grund warum die auch
> recht kostspielig sind

;) Die kannst du auch ziemlich einfach nachbauen. Das ist wenn man sich 
auskennt nicht das Problem. Das Problem ist die Geschwindigkeit. Dabei 
gilt grundsätzlich = je schneller - je teurer.

Einzel eine kleine Rampe runter kullern lassen, mit einer Webcam 
fotografieren an einen PC das Bild analysieren und dann via 
COM-Schnittstelle eine Weiche ansteuern (gut / Schlecht-Stellung) ist 
machbar.

Aber bis der dann 10 KG verarbeitet hat. ....... ;)

von Weingut P. (weinbauer)


Angehängte Dateien:

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Dennis H. schrieb:
> Wie sieht das Pilzmyzel im UV-Bereich aus ?

¯\_(ツ)_/¯

Gute Frage, ich weiß, dass es bei Thermographieaufnahmen Wärmestrahlung 
stark absorbiert.

von Weingut P. (weinbauer)


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Schlaumaier schrieb:
> ;) Die kannst du auch ziemlich einfach nachbauen. Das ist wenn man sich
> auskennt nicht das Problem. Das Problem ist die Geschwindigkeit. Dabei
> gilt grundsätzlich = je schneller - je teurer.

Das ist mir klar

> Einzel eine kleine Rampe runter kullern lassen, mit einer Webcam
> fotografieren an einen PC das Bild analysieren und dann via
> COM-Schnittstelle eine Weiche ansteuern (gut / Schlecht-Stellung) ist
> machbar.
>
> Aber bis der dann 10 KG verarbeitet hat. ....... ;)

Naja, bis Ostern wollt ich schon mit der Ernte durch sein ...

von Schlaumaier (Gast)


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Weingut P. schrieb:
> Naja, bis Ostern wollt ich schon mit der Ernte durch sein ...

klor.

Glaub es oder nicht, ich habe mal über so ein Projekt nachgedacht um 
meine Ministeck-Steine zu sortieren. Hab sie aber dann als ich jemand 
beim Besuch davon erzählt habe so teuer verkauft das das Projekt sofort 
gestorben ist. ;)

von Bacchus Jr. (Gast)


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Vielleicht waere Durchleuchtung noch eine Idee, dann ist man von den 
Spiegelungen unabhaengig. Allerdings spielen einem dann die Kerne mit 
rein und Schimmel sitzt eher auf der Oberflaeche, liesse sich dann u.U. 
auch nicht richtig erkennen. Wie auch immer musst du aber bei egal 
welcher Einzelsensorloesung die Trauben* separieren, was die Bandbreite 
sehr einschraenkt.


*Trauben im schwaebischen sind die einzelnen Beeren, im Verbund spricht 
man vom Drollder.

von Schlaumaier (Gast)


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Bacchus Jr. schrieb:
> Wie auch immer musst du aber bei egal
> welcher Einzelsensorloesung die Trauben* separieren, was die Bandbreite
> sehr einschraenkt.

Das separieren ist nicht das Problem. Eine Rüttelplatte mit "Schienen" 
an Ende und pro Schiene einmal die Technik. Unterhalb der Schiene eine 
Wippe die von der Elektronik gesteuert nach Links / Rechts wippt für 
gut/schlecht.

Die Durchleuchtung können dann auf / in der Schiene eingebaut werden.

Das einzige wirkliche Problem ist halt die gut/Schlecht Erkennung.

Für den Rest reicht ein Arduino und ein paar Teile aus den Baumarkt.

von Wolfgang (Gast)


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Hannes J. schrieb:
> Du musst schon großes Glück haben dass sich genau die gewünschte Farbe
> mit RGB-LEDs einstellen lässt. Die haben große Lücken im Farbspektrum.

Du überschätzt die Schmalbandigkeit des Reflektionsspektrums der Beeren.

Um mit einem einfachen, 1-kanaligen Detektor (Photodiode ohne Filter) 
die Farbe zu bestimmen, kann man die LEDs nacheinander aufblitzen lassen 
und so die unterschiedliche Reflektivität bei den LED-Bändern 
sequentiell messen.

von c-hater (Gast)


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Schlaumaier schrieb:

> Das separieren ist nicht das Problem. Eine Rüttelplatte mit "Schienen"
> an Ende und pro Schiene einmal die Technik. Unterhalb der Schiene eine
> Wippe die von der Elektronik gesteuert nach Links / Rechts wippt für
> gut/schlecht.

Bei 5t/h und 2g/Beere? Rechnen wir doch mal ein wenig:

5E6/(2*3.6E3) = ca. 700 Beeren/s

Nun, man muss kein Fachmann sein, um zu erkennen, dass man da SEHR 
viele "Schienen" bräuchte, um allein nur die Umschaltzeiten der Weichen 
in mechanisch beherrschbare Bereiche zu bekommen.

Selbst sehr kleine Relais brauchen noch einige ms für ein komplettes 
Schaltspiel. Da werden aber nur Massen im Bereich von weit unter einem 
Gramm bewegt und das über weniger als einen Millimeter und in einer 
vollgekapselten (also inbesondere gegen Verunreinigungen geschützten) 
Umgebung.
Für so eine "Schiene" würde ich unter Berücksichtigung einer gerade noch 
akzeptablen Ausfallsicherheit mit Cycle-Zeiten für die Weiche in der 
Größenordnung von 100ms rechnen. Und das ist immer noch höchst sportlich 
optimistisch...

Aber nehmen wir mal an, dass könnte so klappen, dann dürfen 
allerhöchstens nur 10 Beeren/s durch so eine "Schiene" laufen. Sprich: 
70 "Schienen". 70 mal der Aufwand für die Mechanik und die Auswertung, 
70fache Ausfallwahrscheinlichkeit einer einzelnen Schiene.

Nö, das kannste knicken...

von Stefan F. (Gast)


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Wolfgang schrieb:
>> Du musst schon großes Glück haben dass sich genau die gewünschte Farbe
>> mit RGB-LEDs einstellen lässt. Die haben große Lücken im Farbspektrum.
>
> Du überschätzt die Schmalbandigkeit des Reflektionsspektrums der Beeren.
>
> Um mit einem einfachen, 1-kanaligen Detektor (Photodiode ohne Filter)
> die Farbe zu bestimmen, kann man die LEDs nacheinander aufblitzen lassen
> und so die unterschiedliche Reflektivität bei den LED-Bändern
> sequentiell messen.

Der Farbsensor von Lego Mindstorms NXT funktioniert genau so, damit 
erkennt er die Farben von Legosteinen recht zuverlässig.

Aber bei meinem Zauberwürfel hatte er große Schwierigkeiten, die roten 
Flächen als solche zu erkennen, weil sie von dem roten LED Licht nur 
sehr wenig reflektierten. Die Wellenlängen stimmten nicht überein.

von Weingut P. (weinbauer)


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Die Farbe ergibt sich dann aus der Interferenz der Einzelfarben von R G 
und B, wobei man an LEDs noch die Farbe Y ergänzen könnte um in dem 
Spektrum von grünen Beeren zu sein ... gehen Kameras auf das 
Interferenzmuster? Die zerlegen doch auch wieder in R G und B, auch Y, 
oder?

70 Schienen reichen da offensichtlich nicht ... ne Beere hat ~1,5-2cm 
Durchmesser ...

Von der Mechanik her dachte ich eher daran die Beeren per Luft im Fall 
abzulenken. Die wandern per Vibrationstisch über ne Kante, darunter im 
Abstand n Bottich, in Falllinie, das die gerade noch vor die Kante in 
den Bottich gehen, daneben n weiterer Bottich, sodass die Beeren im Fall 
"nur" um 2-3cm aus der Bahn geschoben werden müssen. Also Ventile ... 
Hubmagnete für Spoiler / Prallelemente halte ich für zu langsam.

von Weingut P. (weinbauer)


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Schlaumaier schrieb:

> Glaub es oder nicht, ich habe mal über so ein Projekt nachgedacht um
> meine Ministeck-Steine zu sortieren. Hab sie aber dann als ich jemand
> beim Besuch davon erzählt habe so teuer verkauft das das Projekt sofort
> gestorben ist. ;)

?? ... versteh ich jetzt nicht so ganz

von Schlaumaier (Gast)


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Weingut P. schrieb:
> ?? ... versteh ich jetzt nicht so ganz

Es gibt bei Ministeck 5 verschiedene Formen von den kleinen Steinchen. 
Und die in ganz vielen Farben. Ich hatte ca. 9 KG in 3 Tüten. Zum 
arbeiten damit ist aber ein Ordnung das A+O. Ergo sollte der Computer 
diese Steinchen sortieren.

Was mich daran erinnert das ich man eine Farberkennungs-Sensor für den 
Arduino gesehen habe. 
https://www.reichelt.de/arduino-farbsensor-fuer-arduino-tcs3200-ard-color-sensor-p192148.html. 
Das Teil.

Vielleicht wenn er schnell genug ist, könnte der wenigstens die Unreifen 
+ faulen (brauen Farbe) schon mal aussortieren.

Ist aber nur ein Gedanke da ich wie gesagt, das Projekt abgebrochen 
habe.

von c-hater (Gast)


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Weingut P. schrieb:

> 70 Schienen reichen da offensichtlich nicht

Sicher nicht. Wie gesagt: das war eine sehr optimistische Betrachtung 
der Sache.

Den eigentlichen Knackpunkt scheinst du aber nicht verstanden zu haben. 
Ja, Statistik ist nicht jedermanns Sache...

Das eigentliche Problem ist die Ausfallwahrscheinlichkeit. Wenn du ein 
Problem parallelisierst, multiplizieren sich die 
Ausfallwahrscheinlichkeiten für die Teilprobleme.
Wenn du das Konzept clever anlegst, fällt dadurch wenigstens nicht 
gleich die Gesamtanlage mit dem Produkt der Ausfallwahrscheinlichkeiten 
aus. Aber eine Verringerung von entweder Ausbeute oder Qualität oder 
Durchsatz ist unvermeidlich.

Der sinnvollste Ansatz ist hier: hinreichend Redundanz einzuplanen. Dann 
kann man die Kennwerte für Ausbeute und Qualität einhalten.

Der Knackpunkt ist hier, festzustellen, welche Redundanz halt 
"hinreichend" ist, um das zu gewährleisten. Das kann man großzügig 
schätzen, läuft dann aber Gefahr, viel zu teuer zu werden, weil man zu 
viel Redundanz einbaut.

Um aber was besseres als Bemessungsgrundlage zu gewinnen als eine 
großzügige Schätzung, braucht man Erfahrung oder muss sich diese erstmal 
verschaffen, was halt auch wieder erstmal Geld kostet.

Oder, zusammenfassend: Leute, die sowas öfter tun, sind massiv im 
Vorteil gegenüber Leuten, die das das erste Mal tun.

Oder, noch anders ausgedrückt: Kauf' was fertiges. Wird am Ende deutlich 
billiger werden.

von Einer K. (Gast)


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Bastelvorschlag:
Man nehme ein Board mit Kendryte K210.
z.B. das Maix Dock

Wird mit 1 Kamera ausgeliefert
Eine zweite ist problemlos möglich

Hat sich neuronales Netzwerk in Hardware
400 bis 600MHz
2 64 Bit Kerne

Ob das die Lösung der Probleme bringt? KA

von LostInMusic (Gast)


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>Ob das die Lösung der Probleme bringt? KA

Na klar! Mehr als eine Kamera, ein neuronales Netz, einen Rüttelmotor, 
ein Dutzend Drucklufteinheiten und Blechplatten braucht man ja nicht. 
Die Software ist natürlich nicht trivial, aber bei Benutzung von 
Tensorflow und Python sollten ein paar hundert Zeilen Code den Erfolg 
praktisch garantieren. Bei geschickter Programmierung könnte vielleicht 
auch schon ein Raspberry Pi reichen. Sicherheitshalber empfehle ich dann 
aber den Kauf der Version 4.

von J. -. (Gast)


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c-hater schrieb:
> Nun, man muss kein Fachmann sein, um zu erkennen, dass man da *SEHR*
> viele "Schienen" bräuchte, um allein nur die Umschaltzeiten der Weichen
> in mechanisch beherrschbare Bereiche zu bekommen.
Das Lenken des Ausschusse muß nicht mechanisch passieren. Man kann mit 
einem Brutalo-Laser ein Loch in die Traubenhaut schießen, die 
aufkochende Traubenflüssigkeit wirkt fortan als Raketentreibstoff und 
die miese Traube flitzt von dannen. Das ganze mit einer piezogesteuerten 
Spiegelmimik, und man kann die Laser-Leistung auch ordentlich und 
zielgenau im Raum verteilen.

Ein Arduino könnte die Soundkulisse dazu machen. Am besten so ähnlich 
wie bei StarWars, wenn sich die Laserschwerter berühren.

Im Ernst: Coole Sache, und ziemlich herausfordernd. Bis zur nächsten 
Erntesaison wird das allerdings mit Gewißheit nicht fertig.

von Keller (Gast)


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Die Farben ändern sich , wenn das gleiche Objekt trocken oder durch Saft
benetzt ist.

Beitrag #6543650 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Zeno (Gast)


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Weingut P. schrieb:
> Es gibt Hersteller die derlei Sortieranlagen anbieten, die Preise
> rangieren ab 60k aufwärts.

Schon mal darüber nachgedacht warum solch ein eine Anlage soviel kostet?
Wenn es so einfach wäre, dann wären bestimmt auch schon andere auf den 
Zug mit aufgesprungen, um ein Stück vom Kuchen ab zu habe.
Offenbar ist es aber nicht so einfach und es gibt nur wenige die das 
können und somit auch den Preis diktieren.

von Dietmar S. (Gast)


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c-hater schrieb:
> Das ist ganz schlecht. Glänzende Oberflächen sind immer schwierig,
> insbesondere wenn sie auch noch konvex sind. Das gilt schon mit Kameras,
> da hat man aber immerhin noch die Möglichkeit, Glanzlichter zu erkennen
> und aus der Betrachtung auszuschließen.

Könnte da nicht ein Polarisationsfilter helfen oder funktioniert das nur 
bei spiegelnden Fensterscheiben?

von Weinbauer (Gast)


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Doch, Polfilter funktionieren auch bei wässrigen Lösungen

von michael_ (Gast)


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Pilzbefall/Schimmel kann leicht abgewaschen werden.

Weingut P. schrieb:
> PS: Ja, ich kann layouten, programmieren und Elektronik entwickeln, hab
> mal vor langer Zeit Elektroniker gelernt und hab noch alle Werkzeuge da.

Du überschätzt dich.

von Sebastian S. (amateur)


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Das, mit einem irgendwie gearteten Hintergrund, wird wohl in die Hose 
gehen.

Nicht nur nach Murphy sondern auch nach der normalen Statistik wird bei 
allen "nicht-Totalschäden" zu 50% die Butterseite, der Kamera zugewandt 
sein.

Aus diesem Grunde kommst Du um einen definierten Transport (Drehung 
während der Messungen nicht möglich) und zweier Kameras (von vorne und 
hinten) nicht herum. Alternativ in zwei "Beobachtungsstationen".

Die Vereinzelung und der Auswurf (z.B. durch Druckluft) können nach 
Schema F erfolgen.

Die heutigen Kameras sind für eine zügige Erfassung genau genug. Um 
mehrere Rezepte zur Differenzierung wirst Du aber nicht herumkommen, da 
es keine "Einheitstrauben" gibt. Schon allein der Unterschied zwischen 
den einzelnen Sorten und Reifegraden bietet schon einiges an 
unerwünschtem Spielraum.
Die Generierung der Vergleichs-/Referenzdaten wird wohl auch nicht ohne 
sein.
Deine Auswerteelektronik muss aber recht flott arbeiten.

Beitrag #6544023 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Harry (Gast)


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Also manchmal verstehe ich euch echt nicht. Da macht einer nen Thread 
auf, der eine kleine Schaltung oder ein kleines Programm braucht und ihr 
werft gleich mit 100.....200€/h um euch. Wenn aber jemand, der 
offensichtlich deutlich mehr Trauben als 5t erntet (ansonsten könnten 
die nicht innerhalb 1h bereit stehen), diese aussortieren will seid ihr 
gleich Feuer und Flamme.
Ich habe diesen Thread seit Anfang verfolgt und hatte spätestens nach 
dem 5 Post das übliche "Du willst das wir dir was entwickeln, damit du 
60k€ sparst?" oder "Ich mach das für dich. Das kostet dich x€/h" 
erwartet und ...... nix. Sehr seltsam .....
BTW eine solche gekaufte Maschine hat Garantie, kann steuerlich 
abgesetzt werden und sie wird vermutlich funktionieren. 5t Trauben 
ergeben ca. 5000 0.7l-Flaschen Wein (130kg ~100l).

Und falls jetzt der Sturm los geht: Das ist meine Meinung und die darf 
ich ja wohl haben.

Schönen Sonntag noch :-)

von Weingut P. (weinbauer)


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Also ... dass die Geschichte tricky ist und die Gerätschaften fertig 
nicht ohne Grund ne Stange Geld kosten ist mir durchaus bewusst.

Was die Ausfallsicherheit angeht, so ist die im worst case eben, dass 
nicht sortiert wird, das Ergebnis ergo gleich dem ohne Sortierung ist, 
was ja bislang zur Produktion ausreichend war und ist, es geht um eine 
Steigerung der Produktqualität, am Endprodukt, nicht mehr. Wenn das 
Erntegut Scheiße ist, wirds nicht wirklich besser.

Was meine Qualifikation angeht, ich habe diverse Gerätschaften 
(Mess-Steuer-Regeleinheiten) auf AVR-Basis zur Serienreife entwickelt 
und im Betrieb im Einsatz, vom Prototyping bis Precompliance 
(Multilayer-PCB-Design, Programmierung (C, ASM, BASCOM), Housing, etc.. 
Vom Lötkolben bis Netznachbildung, alles da. ... also n bisschen was 
kann ich schon.


Allen konstruktiv mitdenkenden danke ich vielmals für ihre Denkanstöße 
und Fingerzeige, sie waren sehr hilfreich.

╱╱┏╮
╱╱┃┃
▉━╯┗━╮
▉┈┈┈┈┃
▉╮┈┈┈┃
╱╰━━━╯

von Weingut P. (weinbauer)


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Harry schrieb:
> Also manchmal verstehe ich euch echt nicht. Da macht einer nen Thread
> auf, der eine kleine Schaltung oder ein kleines Programm braucht und ihr
> werft gleich mit 100.....200€/h um euch. Wenn aber jemand, der
> offensichtlich deutlich mehr Trauben als 5t erntet (ansonsten könnten
> die nicht innerhalb 1h bereit stehen), diese aussortieren will seid ihr
> gleich Feuer und Flamme.

weil es keine 08/15-Aufgabe sondern etwas mehr Grips erfordert als man 
für n 3-Zeiler braucht?

> Ich habe diesen Thread seit Anfang verfolgt und hatte spätestens nach
> dem 5 Post das übliche "Du willst das wir dir was entwickeln, damit du
> 60k€ sparst?" oder "Ich mach das für dich. Das kostet dich x€/h"
> erwartet und ...... nix. Sehr seltsam .....

vielleicht weil es für manche eine Denksportaufgabe ist und ich ja nicht 
um Problemlösung sondern um Mitdenken ersuchte?

> BTW eine solche gekaufte Maschine hat Garantie, kann steuerlich
> abgesetzt werden und sie wird vermutlich funktionieren. 5t Trauben
> ergeben ca. 5000 0.7l-Flaschen Wein (130kg ~100l).

so in etwa käme die Rechnung hin, nur wird, zumindest bei mir im Betrieb 
nicht alles auf Flaschen gezogen, ein Großteil geht über Offenmarkt und 
da sind die Preise bzw. der Erlös pro Liter tiefer.

> Und falls jetzt der Sturm los geht: Das ist meine Meinung und die darf
> ich ja wohl haben.

Aber sicher :-)

> Schönen Sonntag noch :-)

Ebenso

von Johannes S. (Gast)


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In der Food Inspektion werden auch zunehmend Hyperspektralkameras 
eingesetzt, auch im Weinbau wird das schon angewendet:
https://www.fraunhofer-innovisions.de/industrie-4-0/licht-und-laser/nur-die-guten-ins-toepfchen/
https://www.inspect-online.com/topstories/vision/hyperspektrale-bildverarbeitung-und-kuenstliche-intelligenz-pruefen-weintrauben

Das muss dann allerdings schon sehr guter Wein sein :)

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