Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Erdungsklammer an Ausgang von Trenntransformator


von TrenntrafoMitErdbezug (Gast)


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Hallo, ich durchforste seit ein paar Tagen das Internet nach gebrauchten 
regelbaren Trenntransformatoren. Dabei ist mir aufgefallen, dass viele 
dieser Trenntransformatoren eine Erdungsklammer auf der Ausgangsseite 
aufweisen (siehe Bilder 1.jpg und 2.jpg im Anhang).
Bei den neu verkauften Trenntransformatoren von Conrad sind diese 
Erdungsklammern nicht zu sehen (siehe Bild 3.jpg).
Auf Anfrage teilte mir ein Verkäufer mit, die Erdungsklammer würde auf 
dem Potential des Gehäuses und damit auf dem PE-Potential der 
Primärseite liegen.

Frage: Welchen Sinn hat dann der Trenntransformator? Die Idee ist doch 
gerade, dass meine Sekundärseite vollständig galvanisch von der 
Primärseite getrennt ist. Welche Verwendung haben diese angebotenen 
Trenntransformatoren? Sind das reine Stelltrafos für das Einstellen der 
Spannungshöhe?


Weitere Informationen: Das erste Bild (1.jpg) gehört zu einem Müter RTT2 
1000W und das zweite Bild (2.jpg) ist von einem RFT Stelltrafo TST 280/6 
(sieht man auch auch im Bild). Bei Bild 3 handelt es sich um den 
folgenden Transformator: 
https://www.conrad.de/de/p/thalheimer-lts-606-labor-trenntrafo-einstellbar-1500-va-anzahl-ausgaenge-1-x-2-250-v-ac-512320.html.

von hinz (Gast)


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TrenntrafoMitErdbezug schrieb:
> Auf Anfrage teilte mir ein Verkäufer mit, die Erdungsklammer würde auf
> dem Potential des Gehäuses und damit auf dem PE-Potential der
> Primärseite liegen.
>
> Frage: Welchen Sinn hat dann der Trenntransformator? Die Idee ist doch
> gerade, dass meine Sekundärseite vollständig galvanisch von der
> Primärseite getrennt ist.

Die ist ja auch getrennt.

Wenn du für den PE keine Verwendung hast, dann schließ ihn einfach nicht 
an.

von MaWin (Gast)


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TrenntrafoMitErdbezug schrieb:
> Welchen Sinn hat dann der Trenntransformator?

Du hast das Prinzip eines Trenntrafos nicht verstanden, wozu kaufst du 
dir dann einen ?

Bei normalen Geräten ist Schutzleiter komplett von den L und N 
Zuleitungen isoliert. Daher hat der Schutzleiteranschluss eines 
Trenntrafos zunächst mal nichts mit den potentialfreien 230V~ Kontakten 
der Trenntrafosteckdose zu tun.

Es ist und könnte gefährlich sein, wenn das, was mit dem Schutzleiter 
des Geräts verbunden ist, das Gehäuse, irgendwie isoliert ist und dann 
aus anderer Quelle (rumschlabberndes offenes Ende einer 230V Phase aus 
einer Leitung) dort Spannung drauf kommt, daher ist das Verbinden des 
Gehäuses und damit Schutzleiter mit dem Schutzleiter der 
Elektroinstallation und damit dem Potentialausgleich des Gehäuses 
sinnvoll. Dann funkts und knallts und Sicherung oder FI fliegt raus.

Wenn das Gerät einen Isolationsfehler hat, und eine Leitung der 230V~ 
aus dem Trenntrafo am Gehäuse und damit Schutzleiter klemmt, und man 
dann die andere 230V~ Leitung aus dem Trenntrafo anfasst (oder mit der 
Oszilloskopmasseklemme kontaktiert) in der Vermutung dass der Trenntrafo 
seine Arbeit macht, dann knallts trotzdem. Das würde noch kein Problem 
sein, wenn die Steckdose am Trenntrafo keinen Schutzleiterkontakt hätte. 
Aber dann würde das Gehäuse des am Trenntrafo hängenden Geräts plötzlich 
(unbemerkt) auf 230V~ gegenüber Erde liegen. Keine gute Idee.

von Ralph B. (rberres)


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Trenntrafos dürfen an der Ausgangsseite keinen Schutzleiteranschluss 
haben.

Weiterhin darf auch nur ein Verbraucher angschlossen sein.

Steht in irgendeiner VDE Vorschrift so.

Der mittlere Trafo scheint kein Trenntrafo zu sein, sondern nur ein 
Stelltrafo. Hier muss der Schutzleiter am Ausgang angeschlossen sein.

Der linke Trafo hat zwar einen Ausgang mit Schutzleiterklemmen, dort ist 
aber vermerkt, das diese Klemme nicht angeschlossen ist, was auch 
erlaubt ist.

Ralph Berres

von ZF (Gast)


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Ralph B. schrieb:
> Der mittlere Trafo scheint kein Trenntrafo zu sein, sondern nur ein
> Stelltrafo. Hier muss der Schutzleiter am Ausgang angeschlossen sein.
Dafür spricht auch, dass er zwei Steckdosen hat, was bei 
Trenntransformatoren gefährlich wäre.

> Der linke Trafo hat zwar einen Ausgang mit Schutzleiterklemmen, dort ist
> aber vermerkt, das diese Klemme nicht angeschlossen ist, was auch
> erlaubt ist.
Das kann einfach pragmatisch sein, wegen besserem mechanischen Halt, 
oder weil Schukodosen ohne Schutzkontakt auf dem Markt nicht weit 
verbreitet sind.

von TrenntrafoMitErdbezug (Gast)


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Ralph B. schrieb:
> Trenntrafos dürfen an der Ausgangsseite keinen Schutzleiteranschluss
> haben.
>
> Weiterhin darf auch nur ein Verbraucher angschlossen sein.
>
> Steht in irgendeiner VDE Vorschrift so.

Vielen Dank für die Klarstellung! Diese Antwort steht auch in guter 
Übereinstimmung zum entsprechenden Wikipediaartikel für Schutzklassen. 
Leider ist dieser durch die Verwendung des Begriffs "meist" ja nicht 
sonderlich eindeutig.
>Zum Anschluss beweglicher Geräte der Schutzklasse II werden meist Stecker 
verwendet, die über keinen Anschluss für den Schutzleiter und keinen Schutzleiter 
verfügen. Bei einem großen Betriebsstrom werden in Deutschland und Österreich 
Konturenstecker, in der Schweiz T11- oder T21-Stecker verwendet. Bei kleinen 
Strömen bis zu 2,5 A werden in Europa Eurostecker verwendet.
>...
>Wird ein Kabel mit Schutzleiter verwendet, darf dieser nicht an das Gehäuse 
angeschlossen werden und muss wie ein aktiver Leiter behandelt werden (VDE 0100 
Teil 410, 412.2.2.4).
Quelle: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzklasse_(Elektrotechnik)#Schutzklasse_II_/_Schutz_durch_doppelte_oder_verst%C3%A4rkte_Isolierung

Ralph B. schrieb:
> Steht in irgendeiner VDE Vorschrift so.
Ich vermute mal es handelt sich um die DIN EN 61140 und DIN EN 61558. 
Leider habe ich auf diese Norm noch nicht mal mit meinem Uni-Login bei 
perinorm.com Zugriff. [Ironie]An dieser Stelle möchte ich mich nochmal 
ganz herzlich beim VDE bedanken, der wichtige Normen zur 
Elektrosicherheit unter Verschluss hält bzw. für lächerliche Preise 
vertickt! Ganz großes Kino. [\Ironie]


Nochmals danke für die Antworten. Dadurch wird mir die Auswahl des 
entsprechenden Trenntrafos etwas einfacher fallen. Eine letzte Frage 
habe ich jedoch noch: Woher wusstet ihr, dass beim Müter RTT2 die 
Erdklammern am Ausgang nicht mit dem PE-Leiter verbunden sind?

von TrenntrafoMitErdbezug (Gast)


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TrenntrafoMitErdbezug schrieb:
> Eine letzte Frage
> habe ich jedoch noch: Woher wusstet ihr, dass beim Müter RTT2 die
> Erdklammern am Ausgang nicht mit dem PE-Leiter verbunden sind?

Achso, steht ja direkt auf dem Trenntransformator drauf... Dann hätte 
sich das auch erledigt.

von Route_66 H. (route_66)


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Ralph B. schrieb:
> Trenntrafos dürfen an der Ausgangsseite keinen Schutzleiteranschluss
> haben.
>
> Weiterhin darf auch nur ein Verbraucher angschlossen sein.
>
> Steht in irgendeiner VDE Vorschrift so.
>
> Der mittlere Trafo scheint kein Trenntrafo zu sein, sondern nur ein
> Stelltrafo. Hier muss der Schutzleiter am Ausgang angeschlossen sein.

Das ist falsch!
Schutztrennung bei allgemeiner Anwendung ist nur für ein 
Betriebsmittel erlaubt. Das ist zum Beispiel bei den so genannten 
Rasierersteckdosen im Bad der Fall.
In abgeschlossenen elektrischen Betriebsstätten zur Verwendung durch 
Elektrofachkräfte sind auch mehrere Verbraucher zulässig.
Dort müssen Schukosteckdosen verwendet werden! Deren Schutzkontakte 
müssen untereinander verbunden sein. Sie dürfen aber nicht mit dem 
PE der Einspeiseseite verbunden werden.
Im Doppelfehlerfall auf der Ausgangsseite muss eine entsprechende 
Abschalteinrichtung (Sicherung, FI) ausreichend schnell abschalten.

von michael_ (Gast)


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ZF schrieb:
> Ralph B. schrieb:
>> Der mittlere Trafo scheint kein Trenntrafo zu sein, sondern nur ein
>> Stelltrafo. Hier muss der Schutzleiter am Ausgang angeschlossen sein.
> Dafür spricht auch, dass er zwei Steckdosen hat, was bei
> Trenntransformatoren gefährlich wäre.

https://www.ostron.de/Energieversorgung/Trennstelltrafo-TST-280-6.html

von Ralph B. (rberres)


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Route_66 H. schrieb:
> In abgeschlossenen elektrischen Betriebsstätten zur Verwendung durch
> Elektrofachkräfte sind auch mehrere Verbraucher zulässig.
> Dort müssen Schukosteckdosen verwendet werden! Deren Schutzkontakte
> müssen untereinander verbunden sein.

Es ist aber nur eine Steckdose am Ausgang vorhanden. Diese darf!!!!! 
nicht mit dem Schutzleiter verbunden sein.

Wenn an diesen Trenntrafo z.B. über eine Steckdosenleiste mehrere Geräte 
angeschlossen werden sollen, gebe ich dir recht. Hier Muss!!!!! dieser 
Schutzleiter aber gesondert gekennzeichnet werden und ist nur in 
Ausnahmefällen zulässig.

Messgeräte dessen Gehäuse mit dem Schutzleiter des Messgerätes verbunden 
ist, sollte man nicht vom Schutzleiter trennen, da sonst eine Spannung, 
die versehentlich an den Ground der BNC Buchse gelangt, das Gehäuse 
unter Strom stellen würde.

Normalfall ist es das man an den Regeltrenntrafo exakt ein Verbraucher 
anschließt, nämlich das zu reparierende Gerät.

Ralph Berres

Beitrag #6544395 wurde vom Autor gelöscht.
von Ralph B. (rberres)


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michael_ schrieb:
> https://www.ostron.de/Energieversorgung/Trennstelltrafo-TST-280-6.html

hatte die damalige DDR andere Vorschriften?

Ralph Berres

von michael_ (Gast)


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Das Grundmodell stammt sicher aus einer Zeit wo Deutschland noch 
ungeteilt und größer war.
Meines hat noch die runden Ecken. Ca. 1955 (?).
Damals gab es noch eine gemeinsame DIN.

von michael_ (Gast)


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von hinz (Gast)


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Siehe Anhang.

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