Vor zehn Jahren habe ich meinen FH-Master abgeschlossen. Ich bin nicht gerade auf den Kopf gefallen, hätte gerne noch weiterstudiert, aber die Privatwirtschaft hat dann doch zu gut bezahlt. Außerdem ging ich davon aus, dass man als FH-Absolvent sowieso keinen Doktorvater an der Uni findet. Zehn Jahre Programmierung und Beratung später sehe ich, dass unsere (österreichische) Ministerin nach der FH an der Uni Bratislava neben der Spitzenpolitik ihren Doktor gemacht hat, trotz offensichtlichen Mangels an Kompetenz - zumindest im wissenschaftlichen Bereich. Lange Rede kurzer Sinn: gibt's mittlerweile bessere Möglichkeiten, um berufsbegleitend ein Doktorat zu machen ohne 27 Semester 12h täglich an der Uni zu sitzen? Ein Thema entsprechend aufzuarbeiten traue ich mir zu, ich rede nicht von buyphd.ru oder Aschbacherischem Google Translate.
Ja, sicher sollte machbar sein. Du benoetigst einen Professor, welcher privatwirtschaftlich vernetzt ist, bedeutet bei einer Firma dabei ist. Dort brauchen sie einen guenstigen Knecht, dann macht man dazu noch ein paar Reporte, ein paar Papers, ein paar Konferenzen. Und du bist nachher bestens eingeareitet fuer eine Fuehrungsfunktion in der Forschung dort.
Als bearbeitungszeit der Promotion brauchste min 3 jahre, wohl eher 5. Wie lange willste das nebenbei machen??? 10 jahre? Ein studium nebenberuflich dauert ja schon ewig... mir wäre es die zeit nicht wert...für ein paar kröten mehr..
DocHollywood schrieb: > Als bearbeitungszeit der Promotion brauchste min 3 jahre, wohl > eher 5. Wie lange willste das nebenbei machen??? 10 jahre? Ein studium > nebenberuflich dauert ja schon ewig... mir wäre es die zeit nicht > wert...für ein paar kröten mehr.. So ist das nicht interessant für mich, deshalb habe ich das auch nicht weiterverfolgt. Hab mir aber bei der Berichterstattung gedacht, dass es mittlerweile vielleicht einfacher ist. Gerade wenn man ein Thema aus dem Beruf bearbeiten kann. Geht mir auch nicht um ein paar Euro mehr, bin halt jemand der gerne "studiert". Alternative wäre ein berufsbegleitendes Masterstudium.
MSc schrieb: > Außerdem ging ich davon > aus, dass man als FH-Absolvent sowieso keinen Doktorvater an der Uni > findet. Das ist Unsinn, gut die Hälfte aller Doktoranden (zumindest auf dem Ing-Sektor) haben einen FH-Master. Es geht auch mit guten Beziehungen bereits mit einem FH-Bachelor, dafür musst du dir aber idr. einen braunen Hals holen, Promotionsordnungen sehen das aber üblicherweise als Sonderfall vor. Das ist soweit kein Problem, aber mit 2 bis 5 Jahren Arbeit in Vollzeit an einer Uni oder FH verbunden. (Prüfung findet dann an der Uni statt) Ich denke üblicher ist es, die Arbeit in einem nicht praktischen Bereich machen zu lassen und die Prüfung sollte auch im Ausland stattfinden. Je nach Qualität des Service hast du das dann in Tschechien, Moldawien, Russland oder für etwas mehr Geld in den USA. Die Ostblockdissertationen von Leuten die ansonsten keinerlei Bezug dorthin haben, sind natürlich immer etwas fischig im Abgang, aber für die Politik ist das kein Problem. Wenn du dich damit aber in der Industrie um einen besseren Posten bewerben möchtest, geht das meistens schief. Hier würde ich also tiefer in die Tasche greifen. Bessere Services enthalten neben einer genaueren Themenwahl (du solltest dich damit am besten auch gut auskennen) auch eine umfassende Schulung. Teilweise wirst du dann "deine Arbeit" sogar vor Ort verteidigen. Bilder sagen hier mehr als Worte. Wenn die Arbeit dann noch von einigermaßen Qualität ist, hast du wenig zu befürchten. Schau dir die Arbeiten an (auf Vroniplag z.B.) die auffallen. Die sind derartig schlecht, dagegen sind einfach nur schlechte Arbeiten wieder gut genug. Rechnen kannst du für alles aber mit deutlich über 10k. Ist halt fürs Ego. Den 911er gibts auch nicht im Kaugummie-Automaten.
Erwin schrieb: > Das ist Unsinn, gut die Hälfte aller Doktoranden (zumindest auf dem > Ing-Sektor) haben einen FH-Master. Es geht auch mit guten Beziehungen > bereits mit einem FH-Bachelor, dafür musst du dir aber idr. einen > braunen Hals holen, Promotionsordnungen sehen das aber üblicherweise als > Sonderfall vor. > > Das ist soweit kein Problem, aber mit 2 bis 5 Jahren Arbeit in Vollzeit > an einer Uni oder FH verbunden. (Prüfung findet dann an der Uni statt) > > Ich denke üblicher ist es, die Arbeit in einem nicht praktischen Bereich > machen zu lassen und die Prüfung sollte auch im Ausland stattfinden. Je > nach Qualität des Service hast du das dann in Tschechien, Moldawien, > Russland oder für etwas mehr Geld in den USA. Die Ostblockdissertationen > von Leuten die ansonsten keinerlei Bezug dorthin haben, sind natürlich > immer etwas fischig im Abgang, aber für die Politik ist das kein > Problem. Wenn du dich damit aber in der Industrie um einen besseren > Posten bewerben möchtest, geht das meistens schief. Promotion mit FH-Bachelor, Hälfte aller Doktoranden haben FH-Master, Ostblockdissertationen. Erwin hat den Durchblick, nicht.
Nachtrag: Die Welt braucht ganz bestimmt nicht noch mehr Dr.-Ings die vom Tuten und Blasen keine Ahnung haben.
Altersgrauheit schrieb: > noch mehr Dr.-Ings die > vom Tuten und Blasen keine Ahnung haben in Puncto Tuten gebe ich dir recht
Es ist immer klar nachvollziehbar, ob das Dokterat etwas taugt. Eine hochwertige Arbeit kann durch hochkarätige Referenzen belegt werden. Darauf achten Leute in der Industrie und Forschung. Ansonsten Titel mitnehmen und bloss nicht zuviel drüber sprechen. Für politische Karrieren mag das alles anders sein. Aber über Ostblockdissertationen ist schon Andi B. Scheuert in D gestolpert und jetzt die Österreichische Bundesfam-Ministerin. Der Lack ist also längst ab.
Externe Promotionen können leicht ausarten. Bei Promotionen an der Uni oder FH hat der Doktorand eine Planstelle und "liegt dem betreuenden Prof" auf der Tasche. Da ist dieser interessiert, dass die Arbeit zügig voran geht. Bei externen Arbeiten kann der Betreuer leicht weitere Fragestellungen nachschieben. Dann zieht sich die Arbeit. Ich kenne solch einen Fall, bei dem der Doktorand nach mühevollen Jahren ohne Aussicht auf einen baldigen Abschluss entnervt aufgegeben hat und seine Kraft lieber auf die Erledigung seiner Arbeit investiert hat. Die wurde dadurch besser und das berufliche Fortkommen klappte auch ohne akademischen Grad recht gut.
Ich habe mich auch mal mit der Thematik beschäftigt. Damals habe ich folgendes Angebot als relativ ok angesehen: https://www.bildung-fernstudium.de/doktorat Hier "kauft" man sich keinen Titel sondern muss dafür arbeiten, jedoch ist das Arrangement durchaus mit einer hauptberuflichen Tätigkeit zu vereinbaren. Die Kosten (25k) entsprechen durchaus einem normalen MBA Studiengang.
Beitrag #6545589 wurde von einem Moderator gelöscht.
Promotionen aus der Industrie lassen im Allgemeinen Qualität vermissen. Anstatt das Wissen in einem Fachgebiet zu erweitern, ist man durch finanzielle Rahmenbedingungen (rechnet sich das überhaupt für die Firma?) eingeschränkt. Nicht umsonst hatte man sich vor einiger Zeit mal das Konzept der Freiheit von Lehre und Forschung an Unis ausgedacht. Leider wird das aber ausgehöhlt, durch stärkere Vernetzung von Unis mit der Industrie und damit zwangsläufig der Schaffung einer Abhängigkeit. Doktorarbeiten, die entsprechende Qualität vermissen lassen, werden dann doch durchgewunken, weil man die Beziehungen mit den industriellen Geldgebern nicht belasten möchte. In meinen Augen sollten Industriepromotionen generell verboten werden. Günni schrieb: > Externe Promotionen können leicht ausarten. Bei Promotionen an der > Uni > oder FH hat der Doktorand eine Planstelle und "liegt dem betreuenden > Prof" auf der Tasche. Da ist dieser interessiert, dass die Arbeit zügig > voran geht. Bei externen Arbeiten kann der Betreuer leicht weitere > Fragestellungen nachschieben. Dann zieht sich die Arbeit. Ich kenne > solch einen Fall, bei dem der Doktorand nach mühevollen Jahren ohne > Aussicht auf einen baldigen Abschluss entnervt aufgegeben hat und seine > Kraft lieber auf die Erledigung seiner Arbeit investiert hat. Die wurde > dadurch besser und das berufliche Fortkommen klappte auch ohne > akademischen Grad recht gut. Das Gleiche kann aber auch an Unis passieren - und passiert sogar häufig. Welcher Professor möchte schon sein bestes Pferd schnell ziehen lassen? Aber ist wieder ein anderes Thema.
MSc schrieb: > unsere > (österreichische) Ministerin nach der FH an der Uni Bratislava neben der > Spitzenpolitik ihren Doktor gemacht hat, Lustig, in Deutschland sind Manager eines gewissen Großkonzerns früher rüber nach Österreich gegangen wenn sie schnell einen Dr.-Titel brauchten. > trotz offensichtlichen Mangels > an Kompetenz - zumindest im wissenschaftlichen Bereich. Komme ich gleich zu. > ich rede nicht von buyphd.ru oder Aschbacherischem Google Translate. Doch, eigentlich redest du davon, es ist so der Einstieg auf dem Weg zur dunklen Seite. Einfaches Thema, einfaches Fach, ein (durch Zuwendungen) sehr entgegenkommender Doktorvater, viel Copy-Paste (Plagiarismus), eine nicht so genau hinschauende Uni, fertig ist der spezielle Doktor. Wenn man es dann mit der Moral noch weniger genau nimmt kommt ein Ghostwriter hinzu und vielleicht sogar ein "Vertreter" der sich für einen ausgibt. Der nächste Schritt wäre dann das Ding irgendwo zu kaufen ohne überhaupt eine Arbeit abliefern zu lassen. Das kann man noch steigern, Photoshop macht's möglich. Ich würde mich aufs Geldverdienen konzentrieren statt mir für so einen Titel die Hände schmutzig zu machen. Es ist das Problem der Doktoren dass man den Titel langsam nicht mehr ernst nehmen kann, nicht meins.
Ich muss mich korrigieren. Es gibt durchaus Unis auf der Welt, welche es lasch handhaben und auch in Deutschland anerkannt werden.
Mal ehrlich Leute: "Nebenbei" promovieren ist Schwachsinn. Eine Promotion ist ein Fulltimejob (mal abgesehen von solchen Daddelfächern wie BWL, Jura oder Politik.) Für einen Doktor in den MINT-Disziplinen musst du bereit sein, 4 oder 5 Jahre abzutauchen und dich intensivst mit einem Thema zu befassen ("where no man has gone before"). Da gehst du nicht nebenbei noch arbeiten, das kannst du gepflegt vergessen. Du musst bereit sein, dir den Allerwertesten aufzureißen, ohne das jemand Geld reinschüttet. Dazu gehören vor allem drei Dinge, abgesehen vom notwendigen Grips: Ein wirklich tiefgehendes Interesse an der Wissenschaft, viel Idealismus, und die Eier um das durchzuziehen wenn es mal nicht so gut läuft. Und es wird zeitweise nicht so gut laufen. Jeder Doktorand steht mindestens einmal kurz davor, den Kram hinzuschmeißen. Wenn es dir um den Titel und die dicke Kohle geht, dann lass es gleich sein. Es gibt viel einfachere Methoden, an beides ranzukommen. Das meine ich nicht sarkastisch! Der Doktortitel qualifizert dich einzig dazu, in der Wissenschaft zu arbeiten, d.h. an der Uni, einem Institut (Fraunhofer, MPG) oder in der Forschungsabteilung von einem wirklich großen Laden (oder ein kleinen Laden der das Geld hat für eine Forschungsabteilung, aber die sind sehr dünn gesäht). Für alles andere ist der Titel verschleudert und die Zeit verplempert. Als Entwickler bringt dich ein Doktor kein Stück weiter, in der Chefetage ebensowenig (Ich frage mich immer, warum Leute sich jahrelang die Kante geben um sich dann mit Personalangelegenheiten, Finanzplänen und unternehmerischer Zukunftsplanung zu befassen. Oder Kanzlerin zu werden. Das hätten sie doch einfacher haben können). Eine Promotion ist ein sehr spezielles Werkzeug um ein sehr spezielles Ziel zu erreichen, das weder mit Geld noch mit Prestige zu tun hat. Du würdest dich auch nicht zum Oberbefehlshaber der Nordatlatik-Streitkräfte hocharbeiten, wenn du später mal Kapitän auf einem Luxuskreuzfahrtschiff werden willst. Da hättest du einfach das Theam verfehlt.
vancouver schrieb: > Als Entwickler bringt dich ein Doktor kein Stück weiter, in der > Chefetage ebensowenig (Ich frage mich immer, warum Leute sich jahrelang > die Kante geben um sich dann mit Personalangelegenheiten, Finanzplänen > und unternehmerischer Zukunftsplanung zu befassen. Oder Kanzlerin zu > werden. Das hätten sie doch einfacher haben können). Eine Promotion ist > ein sehr spezielles Werkzeug um ein sehr spezielles Ziel zu erreichen, > das weder mit Geld noch mit Prestige zu tun hat. Du würdest dich auch > nicht zum Oberbefehlshaber der Nordatlatik-Streitkräfte hocharbeiten, > wenn du später mal Kapitän auf einem Luxuskreuzfahrtschiff werden > willst. Da hättest du einfach das Theam verfehlt. Sowas von richtig. Leider ist die Denke bei den Instituten der Ingenieurswissenschaften anders. Das werden dann Projektleiter und Geschäftsführer. Völlig daneben.
Danke für die Antworten. Wahrscheinlich ist ein Doktor wirklich nicht das Richtige für meinen "Anwendungsfall". Bei Lust und Laune ein zweiter MSc oder ein M(B)A ist wahrscheinlich zielführender um wieder ein bisschen etwas zu lernen und Uniluft zu schnuppern.
Beitrag #6548168 wurde von einem Moderator gelöscht.
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