Hallo, beachtet ihr beim Bestücken die Polarität von Spulen? Also den Beginn der Wicklung, der z.B. bei Schaltreglern ans "heiße Ende" gehört, also an den Schalttransistor. Denn in der Theorie werden ja damit Störungen minimiert. Oder ist das alles Kokolores und da es ohnehin kaum etwas bringt (Was sind eure Erfahrungen? Messungen?), wird einfach drauflosbestückt? Wie ist das allgemein bei Bestückern? Achten die auf sowas? Wie sehe ich bei SMD-Spulen den Wicklungsbeginn überhaupt? Bei manchen habe ich schon winzige Markierungen auf der Unterseite gesehen, die aber auf dem Tape munter durcheinander waren. Ich meine aber, die Beschriftung war immer gleich ausgerichtet. JLCPCB hat ja in der Vorschau bei Spulen +- Markierungen... soweit so schlecht. Was ist davon der Wicklungsbeginn??
Strom fliesst immer von oben nach unten. Also muss das positivere Potentail an der Spule oben liegen.
Ähm, nein, wenn ich dich richtig verstehe. Es gibt Fälle, da wird Plus geschaltet, es gibt aber auch Fälle, da wird Minus geschaltet.
Bei Power Ferritspulen konzentrieren sich die magnetischen Feldlinien hauptsächlich innerhalb des Ferritkerns und da spielt die Polarität der Spulenwicklung überhaupt keine Rolle weil nur die Polarität des eigentlichen Magnetfelds von Belang ist. Auch bei linearen Ferritdrosseln spielt das keine Rolle weil sich das Magnetfeld beim Stromfluß in einer Richting aufbaut und beim Ausschalten in umgekehrter Richtung entlädt sofern ein Stromfluß (durch Diode) dann überhaupt möglich ist. Nur die aktuelle magnetische Polarität (Nord/Süd) des induzierten Magnetfelds ist von der Polarität des Stromfluß abhängig und die Wicklungsrichtung relativ zum Stromfluß und nicht von Anfang und Ende der Wicklung. Siehe auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Korkenzieherregel Es ist normalerweise besser abgeschirmte Spulen für Leistungsanwendungen zu verwenden weil ungeschirmte Spulen im Schaltbetrieb ein großes störendes EM-Feld erzeugen können. Langer Rede kurzer Sinn: es macht normalerweise überhaupt nichts aus. Zur Perspektive: Spulenpolaritäten spielen nur bei Spannungswandlertransformatoren zueinander eine maßgebliche Rolle und bestimmen die Art der Energieübertragung je nach Wandlerprinzip (Durchfluß- oder Sperrwandler). In beiden Fällen bestimmt nur die Stärke des aufgebauten Magnetfeld im Trafo den Leistungsumsatz und nicht der Betriebsstrom der Elektronik. https://de.wikipedia.org/wiki/Sperrwandler https://de.wikipedia.org/wiki/Eintaktflusswandler Beim Sperrwandler fließt Sekundär-Strom durch die Sekundärwicklung beim Abschalten des Primärstromfluß und beim Flusswandler während des Stromfluß. Beim Durchflußwandler müssen Primär- und Sekundärwicklung dieselbe Wicklungspolarität haben. Energieübertragung wird durch Tastverhältnis reguliert. Bei selbstschwingenden Gegentaktwandlern ist auch die Polarität der bifilar gewickelten Rückkopplungswicklung von Belang. https://core.ac.uk/download/pdf/51448891.pdf
Meine Bedenken gehen mehr in Richtung E-Feld. Immerhin wechselt der eine Spulenpol sehr schnell von VCC nach GND und wieder zurück. Und das als Rechteck. Nicht ohne Grund soll ja auch die Spule möglichst nah an Transistor und Diode liegen und nicht noch mit 10cm Leiterbahn.
Hallo, deine Bedenken sind theoretisch richtig. An der "heißen" Seite der Spule springt die Spannung halt sehr deutlich rechteckförmig, wenn man die Spule jetzt so plaziert, daß der Wicklungsdraht dieser Spulenseite gleich unten an der Spule anfängt und nicht erst nach oben führt, dann minimiert man die Fläche, die an der das Potential springt und dmait auch die Abstrahlung. Auf einem Seminar (Würth?) wurde auch mal eine Folie zu Messungen mit den beiden unterschiedlichen Montagevarianten gezeigt. Ja, es gab Unterschiede. Sie waren aber nicht so groß, daß ich mir bei normalen SMD-Spulen Gedanken mache. Sieht anders aus bei großen gewickelten Trafos/Speicherdrosseln mit Ferritkernen, da achte ich seitdem sehr wohl darauf, den kürzesten Wicklungsweg direkt an den Mosfetanschluß zu bringen. Da ist der UNterschied aber auch eher in cm statt mm zu messen. Schönen Abend noch, Maik
Johnny schrieb: > Oder ist das alles Kokolores und da es ohnehin kaum etwas bringt (Was > sind eure Erfahrungen? Messungen? https://www.we-online.de/web/de/electronic_components/news_pbs/blog_pbcm/blog_detail-worldofelectronics_109450.php Leider haben die wenigsten Hersteller eine Markierung.
Hallo Johnny. Johnny schrieb: > beachtet ihr beim Bestücken die Polarität von Spulen? Also den Beginn > der Wicklung, der z.B. bei Schaltreglern ans "heiße Ende" gehört, also > an den Schalttransistor. Denn in der Theorie werden ja damit Störungen > minimiert. Das ist nicht nur theoretisch so. ;O) Aber mit Spulenpolarität hat das nur wenig zu tun. > Oder ist das alles Kokolores und da es ohnehin kaum etwas bringt (Was > sind eure Erfahrungen? Messungen?), wird einfach drauflosbestückt? Bei EMV muss immer der konkrete Einzelfall betrachtet werden. Weil Bauteildetails und Leiterbahnführung mit hineinspielen. > > Wie ist das allgemein bei Bestückern? Achten die auf sowas? Wie sehe ich > bei SMD-Spulen den Wicklungsbeginn überhaupt? Bei manchen habe ich schon > winzige Markierungen auf der Unterseite gesehen, die aber auf dem Tape > munter durcheinander waren. Ich meine aber, die Beschriftung war immer > gleich ausgerichtet. > > JLCPCB hat ja in der Vorschau bei Spulen +- Markierungen... soweit so > schlecht. Was ist davon der Wicklungsbeginn?? "Eigentlich" ist die Polarität bei Spulen egal, aber es gibt Ausnahmen. z.b. wenn mehrere Spulen zusammenarbeiten, d.h. magnetisch oder galvanisch gekoppelt sind, und der Phasenbezug eine Rolle spielt. Das "eine Rolle" spielen kann auch ein ungewünschter parasitärer Effekt sein, der je nach Richtung des Magnetfeldes mehr oder weniger störend ist. Das zeigt aber auch, dass hier nicht nur "Anfang" und "Ende" gemeint sind, sondern auch der Wickelsinn mit hineinspielt. Hat eine Spule einen entgegengesetzten Wickelsinn, so stellt das Vertauschen von Anfang und Ende den originalen Zustand wieder her. Ein weiterer Punkt sind Spulen für Hochspannung, wo zwecks Isolationsmanagement die Spule in Teilspulen mit Zwischenisolierung aufgeteilt ist, oder die Lagenisolierung betrachtet werden muss. Hierbei sind vor allem "Anfang" und "Ende" wegen des unterschiedlichen Isolierverhaltens wichtig. Trozdem sollten die einzelnen Scheiben einer Scheibenwicklung alle den gleichen Wickelsinn haben, damit sie nicht gegeneinader arbeiten. Und natürlich muss bei Großtransformatoren für den Inrush current und bei NF/HF-Übertragern auf die parasitären Wicklungskapazitäten geachtet werden. Die können sich an Anfang und Ende einer Wicklung auch unterschiedlich aufaddiert haben. Bei SMD Spulen sind das aber eher selten zu beachtende Punkte. Speziell für extremere HF Anwendungen gibt es aber auch z.B. konische einlagige Spulen, um z.B. bei einem Bias-T die parasitäre Kapazität an der Einkoppelstelle zu minimieren. Für Filter gibt es ähnliche Ideen, um die Güte der Filter zu steigern. Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic http://www.l02.de
Johnny schrieb: > Wie ist das allgemein bei Bestückern? Achten die auf sowas? Wie sehe ich > bei SMD-Spulen den Wicklungsbeginn überhaupt? Bei manchen habe ich schon > winzige Markierungen auf der Unterseite gesehen, die aber auf dem Tape > munter durcheinander waren. Ich meine aber, die Beschriftung war immer > gleich ausgerichtet. Im Datenblatt von Spulen findet sich die Orientierung der Spule auf der Reel, oder dem Tray. Die Pick & Place-Maschine entnimmt die einzelne Spule aus der Verpackung und bestückt sie bei einer Serienfertigung immer in der gleichen Orientierung. Du kannst im Layout deine Spule um 180 ° drehen, dann wird sie von der Maschine später auch um 180 ° gedreht bestückt.
Nachtrag Das kann man sich auch bei SMD-Widerständen zu Nutze machen, in dem man alle Widerstände so orientiert auflötet, dass der aufgedruckte Wert bei "normalem Halten" der Platine bei allen horizontal orientierten Widerständen direkt ablesbar ist und man für alle vertikal positionierten den Kopf immer nur nach links neigen muss.
Kevin K. schrieb: > Das kann man sich auch bei SMD-Widerständen zu Nutze machen, in dem man > alle Widerstände so orientiert auflötet Könnte man meinen, bei Widerständen habe ich schon häufiger gesehen, das diese im Gurt (Tape) nicht immer die gleiche Orientierung aufweisen. Hat mich auch gewundert, ich habe es aber einfach akzeptiert. Interessant wäre mal eine Doku über den kompletten Herstellungsprozess bis zum reeling. Wir haben Anfang der 2000er im Auftrag eines Halbleiterherstellers, ICs gegurtet, das Zeug kam kistenweise als Schüttgut an, etwa 1 LKW pro Woche. Natürlich wurden die ICs nicht manuell ausgerichtet, dafür hatten wir Sondermaschinen mit selbst entwickelter AOI, erstaunlicherweise war der transportbedingte Ausschuss (verbogene Pins) relativ gering (<5%), der Ausschuss wurde dann wenn möglich manuell zurechtgebogen und noch mal durch die Maschine inkl. AOI mit 3D Komplanarität gejagt.
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