Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Phasenverschiebung nichtinv. OP


von verständnisloser (Gast)


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Hallo zusammen,

ich stehe gerade auf dem Schlauch und auch nach 2 stündiger Googlesuche 
habe ich keine zufriedenstellende Antwort auf mein Problem gefunden.

Der Frequenzgang eines Operationsverstärkers wird ja mit Hilfe eines 
internen Kondensators so korrigiert, das der Phasengang über einen 
weiten Frequenzbereich bei 90° liegt. Im Anhang ist ein Bode-Diagramm 
eines OPs als Beispiel.

Wenn ich jetzt einen OP als invertierenden Verstärker betreibe und 
beispielsweise ein Sinussignal von 1kHz anlege, müsste ich nach meinem 
Verständnis eine Phasenverschiebung von 180° durch die Gegenkopplung + 
90° durch den OP messen.
Ich messe aber nur eine Phasenverschiebung von 180°, also halt die 
invertierung des Eingangssignals.

Wo ist die 90° Phasenverschiebung des OPs hin?
Kommt die 90° Phasenverschiebung des OPs nur bei sehr hohen 
Verstärkungen zum Tragen? Wenn ja, wieso?

Viele Grüße

von Achim S. (Gast)


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die Leerlaufverstärkung des OPV (open loop gain) hat diese 
Phasenverschiebung. aber wenn der OPV mit Rückkopplung betrieben wird, 
dann bestimmt die Rückkopplung dessen Verhalten. die Eigenschaften der 
Leerlaufverstärkung spielen dann keine Rolle -zumindest solange die 
Schleifenverstärkung noch hoch genug ist. bei hohen Frequenzen wird die 
Schleifenverstärkung geringer, da machen sich die Begrenzungen der 
Leerlaufverstärkung bemerkbar.

von Lutz V. (lvw)


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Die beobachtete Phasenverschiebung steht (laut BODE) im direkten 
Zusammenhang mit der ABNAHME der Betragsfunktion (Beispiel: 
20dB/Dekade>>>-90 Grad).
Durch die Gegenkopplung gibt es aber nun einen - je nach 
Gegenkopplungsgrad - relativ großen Frequenzbereich mit nahezu 
konstanter Verstärkung (gerade DAS ist ja der Vorteil der GK). Dazu 
gehört dann auch eine dadurch verursachte Phasenverschiebung von nur 
ganz wenigen Graden (kaum zu sehen) - zusätzlich zu den 180 Grad durch 
den invertierenden Betrieb.

: Bearbeitet durch User
von verständnisloser (Gast)


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Danke für eure Antworten, jetzt ist es mir klar geworden.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Man kann sich diesen Sachverhalt auch gut mit einem Zeigerdiagramm
verdeutlichen.

Das einfachste Beispiel ist ein nichtinvertierender Verstärker mit A=1,
bei dem der Ausgang direkt auf den invertierenden Eingang zurückgeführt
wird. Der Einfachheit halber wird der Opamp als Tiefpass 1. Ordnung mit
sehr hoher Differenzverstärkung, aber endlicher GBW angenommen. Die
Ortskurve eines Tiefpasses 1. Ordnung ist ein Halbkreis im 4. Quadranten
der komplexen Zahlenebene. Am rechten Ende des Halbkreises ist f = 0, in
der Mitte f = GBW und am linken Ende f = ∞.

Die Eingangsspannung Ue (blau) sei normiert 1 und habe die Phase 0°. Die
Ausgangsspannung Ua (grün) hat dann bei f = GBW/4 die Amplitude 0,97 und
die Phase -14°. Die Eingangsdifferenzspannung Ud = Ue - Ua (rot) hat
gegenüber der Ausgangsspannung eine Phasenverschiebung von +90°, d.h.
die Ausgangsspannung ist gegenüber der Eingangsdifferenzspannung um -90°
verschoben. In diesem vereinfachten Modell sind diese -90° unabhängig
von der Frequenz (s. Satz des Thales). Bei einem realen Opamp trifft
dies zumindest über einen weiten Frequenzbereich zu.

Es ist also kein Widerspruch, dass der Opamp die Phase um -90°
verschiebt und dennoch die Phasenverschiebung der gegengekoppelten
Schaltung deutlich geringer ist.

von Phase (Gast)


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Welcher Verlauf meiner gepufferten Verstärkerschaltung sieht eurer 
Meinung nach besser aus?

von 12345 (Gast)


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Phase schrieb:
> Welcher Verlauf meiner gepufferten Verstärkerschaltung sieht eurer
> Meinung nach besser aus?

Keiner sieht gut aus. (Man sieht ihn fast nicht.)

von Egon D. (Gast)


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Phase schrieb:

> Welcher Verlauf meiner gepufferten Verstärkerschaltung
> sieht eurer Meinung nach besser aus?

Die Bilder haben nur 4800 x 3200 Pixel. Wie soll man
denn auf so winzigen Darstellungen etwas erkennen?
Da geht noch 'was.

von Phase (Gast)


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Wenn du es in einem neuem Tab öffnest und dann reinzoomst.

von Phase (Gast)


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Ich habe neu Bilder von den Plots gemacht.

von Phase (Gast)


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Und nochmal als PNGs...

von Phase (Gast)


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Keiner mags kommentieren?

von Michel M. (elec-deniel)


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kommt auf die Fragestellung an  :-)
Beitrag "Re: LTSpice lm7171 und OP27"

von Phase (Gast)


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Die Fragestellung war, welcher Verlauf für euch besser aussieht.

von Achim S. (Gast)


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Phase schrieb:
> Keiner mags kommentieren?

Nö. Denn ohne dass bekannt ist, welche Kriterien du für "besser" hast, 
ist kann jede Antwort falsch der richtig sein.

Wenn du z.B. eine Grenzfrequenz von 10MHz für den Verstärker forderst, 
sind beide Entwürfe annähernd gleich schlecht.

Wenn du genau 1MHz Grenzfrequenz brauchst, ist der zweite Entwurf viel 
besser.

Wenn du willst, dass bei 6MHz eine hohe Dämpfung erreicht wird, ist der 
erste Entwurf klar besser. Auch wenn es dir um einen "glatteren 
Frequenzverlauf" geht (z.B. um ein "gutmütiges Einschwingverhalten") 
dürfte der erste Entwurf besser sein.

Wenn du eigentlich einen 6MHz-Oszillator bauen wolltest, ist 
wahrscheinlich der zweite Entwurf näher an einer funktionierenden 
Lösung.

Übrigens stimmen noch nicht mal die Kurven, die du am 30.1. gezeigt 
hast, mit denen vom 29.1. überein.

von Lutz V. (lvw)


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Phase schrieb:
> Die Fragestellung war, welcher Verlauf für euch besser aussieht.

Alte Ing.-Weisheit: Nicht so "gut" (genau) wie möglich, sondern nur so 
"gut" wie nötig, um die Anforderungen zu erfüllen.

von Phase (Gast)


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Ne, es soll eigentlich ein Kopfhörerverstärker werden und die 
Grenzfrequenz habe ich dafür recht hoch gewählt, damit die 
Phasenverschiebung bei den hohen Frequenzen noch gering ist.
Das zweite Bild war eigentlich die ursprüngliche Schaltung, wo mich der 
Peak bei 6 MHz gestört hat.
Ich habe dann einen R-C-Tiefpass in den Rückkoppelpfad gepackt und das 
Ergebnis ist, dass die Phasenverschiebung zu den hohen Frequenzen hin 
positiv ist.

von Rainer V. (a_zip)


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Phase schrieb:
> Ne, es soll eigentlich ein Kopfhörerverstärker werden und die
> Grenzfrequenz habe ich dafür recht hoch gewählt, damit die
> Phasenverschiebung bei den hohen Frequenzen noch gering ist.

Danke für den Hinweis. Dazu mein Hinweis...bitte schau dir mal einige 
Schaltungen von Kopfhörerverstärkern an und erkenne, dass deine 
Überlegung zu Grenzfrequenz und Phasenverschiebung nicht ganz das 
trifft, was du vielleicht an Anforderung an deinen Verstärker im Kopf 
(schönes Wortspiel) hast!
Gruß Rainer

von Phase (Gast)


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Hier nochmal ein Verlaufsdiagramm vom Strom.
Die Schaltung arbeitet nach dem Howland-Prinzip, regelt also in 
Abhängigkeit vom Strom.

von Phase (Gast)


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Hier nochmal ein Verlaufsdiagramm vom Strom.
Die Schaltung arbeitet nach dem Howland-Prinzip, regelt also in 
Abhängigkeit vom Strom.
Die Grenzfrequenz habe ich mal runtergesetzt.

von Michel M. (elec-deniel)


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: Bearbeitet durch User
von Phase (Gast)


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Die Komplementäre Howland Schaltung geht aber auch nur, wenn jeder 
Kopfhörer eine eigene Masse hat. Die meisten Kopfhörer haben das halt 
nicht.

Ich beschränke mich auch erstmal auf Kopfhörer mit 32 Ohm Impedanz.

von Phase (Gast)


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Im Grunde genommen habe ich die verbesserte Howland-Schaltung um eine 
Transisor-Ausgangsstufe erweitert. Der Strom wird über einen 
Serienwiderstand vor der Last abgenommen.

von Rainer V. (a_zip)


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Einen Kopfhörerverstärker in Howland Schaltung habe ich noch nie 
gesehen! Du könntest aber mal ein Schaltbild posten. Vielleicht bekommen 
wir dann auch mehr Klarheit über die diversen Anforderungen, die hier 
herumschwirren (und m.M. nach wenig mit Kopfhörerverstärkern zu tun 
haben)
Gruß Rainer

von Phase (Gast)


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Das Grunde genommen ist das Prinzip so wie hier in Bild 1:
https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1742-6596/407/1/012030/pdf

von Rainer V. (a_zip)


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Phase schrieb:
> Das Grunde genommen ist das Prinzip so wie hier in Bild 1:

Ja, nur dass in diesem Papier die analytische Lösung gegen die 
Simulation gehalten wird und die sind "erstaunlicherweise" recht 
ähnlich. Aus der Praxis kann ich nur von Howland-Stromquellen abraten! 
Es sind mindestens zwei Widerstandsverhältnisse, durchaus auch komplex, 
"perfekt" einzustellen, was in der realen Welt nie einfach ist. Es 
ergeben sich halt ähnliche Probleme wie z.B. bei den 
Sym-Asym-Schaltungen. Trotzdem interessiert mich nach wie vor, wie der 
TO für seinen Verstärkerwunsch ausgerechnet auf Howland gekommen ist.
Gruß Rainer

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