Forum: PC-Programmierung Tipps / Best practice für Ablösung MS ACCESS in Fachabteilung


von V.M. (Gast)


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Hallo zusammen,
mich interessieren Eure Tipps/Erfahrungen bei der Ablösung einer MS 
ACCESS-Lösung in einer Fachabteilung (Controlling). Und zwar existiert 
eine "historisch gewachsene" Datenbank mit Informationen über 
Finanzbeteiligungen; Inhalte sind i.d.R. öffentlich zugänglich und in 
dem Sinne "nur" gesammelt (z.B. Anschrift, Name Geschäftsführer, ggf. 
Geschäftsführerhistorie, Anteilsquote und weitere Anteilseigner; 
teilweise Umsatz / EBIT der letzten x Jahre). Der Output sind entweder 
Übersichtslisten oder z.B. Exporte bzw. Direktzugriffe für Serienbriefe.

Die Lösung wurde vor >15 Jahren mal mit der damaligen ACCESS-Version 
erstellt, ist mittlerweile durch viele Versionen und eben so viele Hände 
bzgl. Betreuung gegangen und einfach nicht mehr zeitgemäß. Jetzt wird 
eine Ersatzlösung gesucht; dabei ist zunächst sowohl eine anpassbare 
fertige Lösung möglich wie auch die Selbsterstellung - und für beides 
hätte ich gerne Tipps.

Das in der Fachabteilung vorhandene Know-How umfasst MS Office, insb. 
Excel und VBA; sowie in Grundzügen Programmierung ("Pascal", z.T. Java) 
sowie SQL. Das klingt nach wenig, das Interesse und auch die 
Voraussetzungen sind aber da, sich auch in andere Techniken etc. 
einzuarbeiten. Zumal die Anforderungen (Stand heute) nicht besonders 
hoch sind:
- Das Datenbankschema ist vorhanden; der bisherige Umfang ließe sich 
auch grundsätzlich mit Exceltabellen bewältigen
- In der Regel keine gleichzeitigen Zugriffe, überschaubarer 
Personenkreis <-> keine "besonderen" Anforderungen an ein 
Berechtigungskonzept
- Zugriff nur innerhalb des Unternehmensnetzwerks, und zwar vom 
jeweiligen Arbeitsplatzrechner (Windows) aus - keine Cloud-Lösung, keine 
App
- da nur Fachanwender und überschaubarer Funktionsumfang: Keine 
aufwendige GUI
- keine Mehrsprachigkeit (aber Darstellung von Unicodezeichen wäre gut)

Vor ca. 20 Jahren(!) hatte ich mich mal mit JavaServerPages und 
JavaServlets sowie EJB, Tomcat/Apache beschäftigt und kenne aus den 
Zeiten noch OR-Mapping. Letztlich soll die entstehende Lösung aber vor 
allem durch die Abteilung selbst wartbar und (in Grenzen) 
weiterentwickelbar sein. Wenn es zudem bzgl. Lizenzmodell frei wäre und 
kostenlos, wären das weitere Pluspunkte. Wichtig ist, dass sich 
vielleicht relativ schnell erste Umsetzungserfolge zeigen - also z.B. 
Aufruf einer Website mit ersten Abfragefunktionalitäten.
Würdet Ihr anhand dieser Infos überhaupt auf Weblösungen (HTML5/JS) 
gehen? Oder lieber eine Desktopanwendung (Clients) und einen DB-Server 
(MariaDB) empfehlen? Ich bin da mit meinem Wissen halt wirklich nicht 
mehr aktuell... Mir helfen neben Stichworten auch kurze Begründungen 
oder weiterführende Links.

Eine Bitte noch: Ich sehe auch, dass dieser Forenbeitrag bzw. die 
geschilderten Probleme deutlich unter dem Anforderungsniveau anderer 
Fachfragen liegen - mir ist aber kein besserer Platz für eine solche 
Anfrage bekannt, da ich ja eben keinen Auftrag an Freelancer vergeben 
möchte noch bzgl. "irgendwas" schon festgelegt bin - entsprechend hat 
auch Googeln bisher nicht weitergeholfen. Vielen Dank Euch im Voraus!

von Heiner (Gast)


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V.M. schrieb:
> Die Lösung wurde vor >15 Jahren mal mit der damaligen ACCESS-Version
> erstellt, ist mittlerweile durch viele Versionen und eben so viele Hände
> bzgl. Betreuung gegangen und einfach nicht mehr zeitgemäß.

Was ist daran nicht zeitgemäß? Es wird wohl praktisch immer so sein, 
dass wenn man eine bestehende Lösung komplett neu aufbauen würde (clean 
slate), man Dinge heute anders machen würde. Solange die bestehende 
Lösung aber grundsätzlich funktioniert, macht man das normalerweise 
nicht, wenn man nicht gerade zu viel Zeit oder Geld hat.

Also: Was soll die neue Lösung können, was die alte Lösung nicht kann?

V.M. schrieb:
> Würdet Ihr anhand dieser Infos überhaupt auf Weblösungen (HTML5/JS)
> gehen? Oder lieber eine Desktopanwendung (Clients) und einen DB-Server
> (MariaDB) empfehlen?

Warum sollte man das alles tun, wenn man die Funktionalität gar nicht 
braucht?

von IT-Abteilung (Gast)


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V.M. schrieb:
> - Das Datenbankschema ist vorhanden; der bisherige Umfang ließe sich
> auch grundsätzlich mit Exceltabellen bewältigen

Das wäre der Wechsel von einer Katastrophe zum SuperGAU.

V.M. schrieb:
> Aufruf einer Website mit ersten Abfragefunktionalitäten.
> Würdet Ihr anhand dieser Infos überhaupt auf Weblösungen (HTML5/JS)
> gehen? Oder lieber eine Desktopanwendung (Clients) und einen DB-Server
> (MariaDB) empfehlen?
Das ist die sinnvollste Lösung. Nimm das was dir besser liegt. Wenn es 
etwas einfacher sein kann, wäre Sqlite auch noch eine Idee.

Heiner schrieb:
> Was ist daran nicht zeitgemäß?

Wann war MS Access denn jemals zeitgemäß???

von Heiner (Gast)


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IT-Abteilung schrieb:
> Wann war MS Access denn jemals zeitgemäß???

Immer? Man kann ja von unseren Freunden aus Redmond halten, was man 
will, aber für eine kleine Datenbank im Einzelplatzbetrieb ohne 
irgendwelche Anforderungen an die Skalierbarkeit, von Laien oder 
zumindest Anwendern ohne großartige Vorkenntnisse verwendbar, bei Bedarf 
über VBA erweiterbar, ...

Wo ist das Problem? Abgesehen von einer grundsätzlichen Abneigung 
gegenüber MS? Access kann das hier beschriebene Problem unzweifelhaft 
lösen und tut das aktuell sogar schon. Warum sollte man daran etwas 
ändern?

von c-hater (Gast)


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IT-Abteilung schrieb:

>> - Das Datenbankschema ist vorhanden; der bisherige Umfang ließe sich
>> auch grundsätzlich mit Exceltabellen bewältigen
>
> Das wäre der Wechsel von einer Katastrophe zum SuperGAU.

Ich würde es eher so ausdrücken: Es wäre eine absolut sinnlose 
Verschlechterung der Situation. Access war ja wenigstens als DB (mit 
Frontend) gedacht, Excel aber niemals.

> V.M. schrieb:
[Webscheiß]
> Das ist die sinnvollste Lösung.

Bullshit. Ein Haufen mehr Komplexität für Null mehr Nutzen, statt dessen 
höhere Antwortzeiten und weniger komfortable Bedienung (letzteres nur 
vielleicht, hängt davon ab, wie gut oder schlecht die ursprüngliche 
Access-Anwendung programmiert war).

> Wann war MS Access denn jemals zeitgemäß???

Immer, selbst heute noch. Kommt darauf an, was man damit macht. Ist 
sicher nicht gut für global verteilte Datenbanken mit Millionen von 
Nutzern auf der ganzen Welt und Datenbeständen im Exabyte-Bereich. Aber 
für die vom TO beschriebene Anwendung reicht es ganz sicher völlig aus.

Genau das ist der Punkt: ich erkenne keinerlei Notwendigkeit für einen 
Wechsel IRGENDWOHIN. Wozu? Was genau soll das bringen?

von oerks (Gast)


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Vermutlich gibt es in der Fachabteilung aktuell mindestens
einen Doofen, der zu Hause seine Schnuersenkel nach Farbe
in einer Exceltabelle verwaltet und mit Datenbanken nichts
anzufangen weiss.
Sonst wuerde so ein Thema niemals hochkochen.

Sehr schoen in der Praxis zu sehen, was fuer "Workflows"
von sogenannten Informatikern zusammengezimmert werden.
In Anwendung "A" ausdrucken und in Anwendung "B" dann
wieder eintippen.

von Dieter (Gast)


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Die groessten Gegner werden jene sein, die befuerchten ihre 
Homeuserlizenzen fuer Office zu verlieren.

Schon Libre Office Base naeher angesehen?

von cppbert3 (Gast)


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1. Was bedeutet für dich denn zeitgemäss genau?
2. Welche Features fehlen?
3. Wie komplex sind die Daten? Anzahl Felder,Tabellen?
4. Wie viel Erfassungsformulare gibt es?
5. Welche Auswertungen werden gemacht?

Du scheinst eine Web Lösung anzustreben, rutscht dann aber wieder 
teilweise in die Desktop Richtung - hat das mit den Anforderungen zu tun 
oder kennst du dich eben mit Web Sachen ein bisschen mehr aus?

von Georg (Gast)


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cppbert3 schrieb:
> Du scheinst eine Web Lösung anzustreben, rutscht dann aber wieder
> teilweise in die Desktop Richtung

Ich habe eine Firmensoftware mehr als 2 Jahrzehnte lang entwickelt und 
eingesetzt, bestehend aus Windows-Programmen, aber das würde ich Stand 
heute nicht mehr tun - eine browserbasierte Lösung hat den Vorteil auf 
fast jedem Client lauffähig zu sein, auch unter Linux oder auf einem 
Tablet, man muss sich nicht mehr mit immer neuen Windows-Updates 
herumschlagen. Ich glaube auch nicht, dass das mehr Arbeit ist als 
Desktopprogramme, qualifiziert muss man so oder so sein um die Software 
zu pflegen. Das Rollout einer neuen Version ist natürlich einfacher, 
wenn sich nur auf dem Server was ändert. Zeitweise hatte ich auch einen 
Terminalserver und Thin Clients im Einsatz, das ist ja auch eine 
serverbasierte lösung, aber aus verschiedenen Gründen aus der Mode 
gekommen.

Ich hatte DBase und Nachfolger verwendet, aber heute kommt eigentlich 
nur noch SQL in Frage. MS Access war für eine Einkaufssoftware ebenfalls 
im Einsatz, aber da mussten wir mit regelmässigen Abstürzen mit 
Datenvernichtung leben, weil Access in der Praxis nicht 
mehrbenutzerfähig ist. Es wurde immer nachts ein Backup erstellt, aber 
wenn mal wieder kein Zugriff mehr möglich war war eben die Arbeit eines 
Tages umsonst (nicht kostenlos!).

Georg

von SAP disintegrator (Gast)


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V.M. schrieb:
> Know-How umfasst MS Office, insb.
> Excel

Man kann auch Exel/Calc mit z.B. postgresql verbinden (frag die Leute 
die das später benutzen müssen was wollen..)

von Uwe (Gast)


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V.M. schrieb:
> Voraussetzungen sind aber da, sich auch in andere Techniken etc.
> einzuarbeiten

Sieh Dir doch mal APEX an https://apex.oracle.com/en/ Ist eine RAD 
Umgebung und wenn Oracle Express als DB verwendet wird kostenlos. 
Nachteil : funktioniert nur mit Oracle DB

Gruß Uwe

von Experte (Gast)


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Zusammenfassung:

15 Jahre lang haben Laien etwas gebastelt, das jetzt nicht mehr wartbar 
und tragbar ist und den Anschluss an die Gegenwart verloren hat.

Nun sollen wieder Laien etwas neues bauen, irgendwie was modernes mit 
"Web", wovon keiner der Laien so richtig Ahnung hat, und das soll dann 
besser werden.

Finde den Fehler.

von Georg (Gast)


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V.M. schrieb:
> - da nur Fachanwender und überschaubarer Funktionsumfang: Keine
> aufwendige GUI

Auch Fachanwender haben Anspruch auf eine intuitive Bedienung, Buttons, 
Listboxen, Menüs usw. gehören heute einfach dazu. Wenn du deine Anwender 
zu einer Bedienung per Kommandozeile mit kryptischen Parametern zwingst 
senkst du nur die Produktivität massiv ab. Gefallen würde das nur 
fanatischen Linuxanhängern.

Georg

von c-hater (Gast)


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Experte schrieb:

> 15 Jahre lang haben Laien etwas gebastelt, das jetzt nicht mehr wartbar
> und tragbar ist und den Anschluss an die Gegenwart verloren hat.

Ist das wirklich so? Genau das würde ich bezweifeln.

Es mag sein, dass in dem Affenstall niemand mehr hinreichende 
Kompetenzen besitzt, um den gewachsenen Code zu begreifen. Wenn aber 
dieser Code aber funktioniert, beweist das nur eins: der derzeitige 
Personalbestand ist vollkommen überbezahlt.

Denn: Wenn ein Programm tut, was es soll, sollte jeder Programmierer in 
der Lage sein, herauszubekommen, warum das so ist und wie genau das 
geschieht.

von Jan H. (j_hansen)


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Engagement in der Fachabteilung in Ehren, aber die haben ja bestimmt 
andere Sachen zu tun, beispielsweise Controllingzeug wofür sie bezahlt 
werden.

Wenn's eine ordentliche Lösung werden soll, dann würde ich es extern 
vergeben. Falls es auch eine Murxlösung tut, so scheint es mir zu sein, 
dann würde ich das bestehende Access etwas aufhübschen.

von oerks (Gast)


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So eine webbasierte Loesung kann sich aber keiner so eben
aus dem Aermel schuetteln. Ich kenne eine, die setzt auf
dem MS SQL Server auf, und benutzt eine skalierbare Anzahl
von Application Servern die die Arbeit machen.

Fuer sowas braucht man eine erkleckliche Anzahl von
Codierschweinchen, die einem so etwas zusammenzimmern.
Und, so etwas wie eigentlich auch nie fertig, weil sich
auch die Anforderungen an die Applikation aendern.

Diese Software wird von ca. 500 Clients aus parallel genutzt.
Da kann man sich auch die geforderte Leistungsfaehigkeit
in etwa zusammenreimen...
Die Antwortzeiten liegen im Bereich von 200 ms bis 1000 ms
mit einem Maximum bei 300 ms.

Sucht euch einen oder mehrere Freilandser und lasst den/die
euren Kram in kleinen Schritten auf einen Neuentwurf portieren.
Und der sollte wohl zweckmaessigerweise wieder Access verwenden.

Und schnell wird das auch nichts. Also eher > 3 Monate.
Das aber auch nur, wenn ein konsistentes und nicht staendigen
Aenderungen unterworfenes Pflichten/Lastenheft existiert.

Viel Erfolg!

von oszi40 (Gast)


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1.Von einer funktionierenden DB zurück zu Excel kann nur ein Amateur 
raten. 2.Man sollte eher mal genauer nachdenken, was man wirklich 
braucht. Falls ein außenstehender Programmierer ans Werk gehen soll, 
müßte er recht genau wissen, wie die Abläufe in der Firma sind! Sonst 
baut er ein optisch schönes Tool was keiner gebrauchen kann!

von Sheeva P. (sheevaplug)


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Heiner schrieb:
> IT-Abteilung schrieb:
>> Wann war MS Access denn jemals zeitgemäß???
>
> Immer? Man kann ja von unseren Freunden aus Redmond halten, was man
> will, aber für eine kleine Datenbank im Einzelplatzbetrieb

Mööt! Wenn ich den TO richtig verstanden habe, geht es gerade nicht um 
einen Einzelplatzbetrieb.

von Sheeva P. (sheevaplug)


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V.M. schrieb:
> Die Lösung wurde vor >15 Jahren mal mit der damaligen ACCESS-Version
> erstellt, ist mittlerweile durch viele Versionen und eben so viele Hände
> bzgl. Betreuung gegangen und einfach nicht mehr zeitgemäß. Jetzt wird
> eine Ersatzlösung gesucht; dabei ist zunächst sowohl eine anpassbare
> fertige Lösung möglich wie auch die Selbsterstellung - und für beides
> hätte ich gerne Tipps.

Nun, Du schreibst zwar, daß keine parallelen Zugriffe notwendig seien, 
aber wenn ich das richtig verstehe, wird die Software doch von mehreren 
Menschen genutzt. Deswegen würde ich in solchen Fällen immer von der 
Verwendung einer dateibasierten Datenbank abraten und zu einer 
zentralisierten Lösung raten. Abgesehen davon, daß diese auch von 
mehreren Usern gleichzeitig genutzt werden kann -- was womöglich 
spätestens bei einem Wachstum der Abteilung und / oder der Umverteilung 
von Aufgaben notwendig werden kann -- bietet eine zentralisierte Lösung 
auch noch erhebliche Vorteile bei Themen wie dem Backup, der Wartung und 
der Pflege.

Außerdem bietet eine zentralisierte Lösung in Deinem Fall noch einen 
weiteren großen Vorteil, nämlich den einer schrittweisen Migration. Aus 
eigener Erfahrung weiß ich, daß in selbstentwickelten Office-Lösungen 
häufig jeder Kollege seins macht und sich die Dinge, die er braucht, 
selbst einbaut. Diese ganzen verschiedenen Lösungen und Lösungswegen 
einzusammeln und in einer zentralisierten Software zu implementieren, 
ist nach meinen Erfahrungen eine ziemlich aufwändige Angelegenheit und 
führt gerne auch mal zu Konflikten. Konflikte unter den Kollegen sind 
aber das letzte, was man haben möchte, denn einerseits erschweren sie 
die Einführung neuer Software bis hin zu Kollegen, die die Mit- und 
Zusammenarbeit verweigern, andererseits bleiben diese Konflikte am Ende 
immer an dem hängen, der die neue Lösung entwickelt.

Ich ganz persönlich würde daher ein schrittweises Vorgehen vorschlagen: 
im ersten Schritt wird ein zentrales SQL-RDBMS installiert und in 
Betrieb genommen, also zum Beispiel auch das Backup und idealerweise 
zudem ein Monitoring eingerichtet. Dann werden die Bestandsdaten und 
-Schemata auf dieses zentrale RDBMS migriert und den Kollegen ein 
Zugriff über ODBC ermöglicht; so können die Kollegen weiterhin mit der 
gewohnten Software (hier: MS-Office) arbeiten, aber eben auf einer 
zentralen DB.

Danach kann man immer noch entscheiden, ob man eine ebenfalls 
zentralisierte Web-Anwendung bauen möchte. Da die Kollegen aber 
weiterhin arbeitsfähig sind, kann man sich sowohl mit der Entscheidung, 
als auch -- bei positiver Entscheidung -- einer Implementierung Zeit 
lassen und die Kollegen an einer eventuellen Implementierung aktiv 
beteiligen. Das erhöht die Akzeptanz der Anwender, sie werden sich 
dadurch ernst genommen fühlen und wesentlich engagierter einbringen.

Der grundsätzliche Nachteil einer webbasierten Software ist, daß sie 
sich nicht so leicht in einen existierenden Workflow auf Basis von 
MS-Office integrieren läßt. Man kann aber mal einen Prototypen bauen, 
ihn den Kollegen vorstellen, und sie dann an einer Entscheidung 
beteiligen. Ja, man kann MS-Dateiformate zum Beispiel auch mit Python 
erzeugen, oder den Datentransfer von Web zu Office zum Beispiel über 
CSV-Dateien machen, aber ob und wie gut das funktioniert, hängt von den 
konkreten Anwendungsfällen ab.

Was die zur Entwicklung einer webbasierten Software genutzten 
Technologien angeht, würde ich aktuell von Java abraten -- einerseits 
wegen der immer noch ungeklärten Lizenzsituation, andererseits sind 
Entwicklung und Betrieb von Webapplikationen in Java vergleichsweise 
aufwändig und möglicherweise nicht zukunftssicher. Heute gibt es 
beispielsweise keinen freien Web Application Server, der die aktuellen 
Standards unterstützt, und die kommerziellen Web Application Server wie 
IBM Websphere oder Redhat JBoss kosten einerseits Geld und neigen 
andererseits leider auch dazu, die aktuellen Standards... sagen wir, 
etwas unterschiedlich zu interpretieren. Freie Web Application Server 
wie Wildfly hingegen (auf dem JBoss basiert) neigen leider oft zu 
Instabilitäten durch Memory Leaks und Race Conditions, oder 
unterstützten die heute aktuellen Standards (noch) nicht vollständig, 
wie der beliebte Apache Tomcat.

Meine ganz persönliche Empfehlung wäre daher, die Programmiersprache 
Python und das Micro-Webframework Flask zu verwenden. Die Entwicklung in 
einer nicht-typsicheren Sprache, die einen großen Teil der 
meistverwendeten Bibliotheken bereits an Bord hat, spart massiv 
Entwicklungszeit. Durch Bibliotheken wie Pandas zur Analyse und Bokeh 
zur Visualisierung, Weazyprint zur Erzeugung von PDFs und weitere 
Libraries läßt sich nahezu beliebiger Funktionsumfang integrieren, ohne 
ihn selbst entwickeln zu müssen, was wiederum Zeit spart. Und im 
Zweifelsfalle kann man mit Flask-Admin sogar automatisch Anzeigen und 
CRUD-Formulare aus seinem Datenbankmodell erzeugen, sofern man dieses 
mit dem OR-Mapper SQLAlchemy erzeugt hat... Gleichzeitig ist Python 
jedoch so einfach, daß interessierte Kollegen gleich bei der 
Einarbeitung und der Implementierung mitarbeiten können (Tipp: von 
vorneherein mit einem zentral installierten Versionskontrollsystem wie 
Git arbeiten!).

Als SQL-RDBMS würde ich persönlich übrigens PostgreSQL empfehlen. Das 
ist stabil, performant und flexibel, bietet von allen mir bekannten 
RDBMS die umfangreichste Funktionalität (bis hin zur Möglichkeit eigener 
Erweiterungen und Datentypen), im Zweifelsfall ist es sogar möglich, 
Stored Procedures in Python zu schreiben...

HTH, YMMV. ;-)

von oszi40 (Gast)


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V.M. schrieb:
> vor >15 Jahren mal

Das übliche Problem. Vor Jahren mit einem kleinen irgendwas.xls 
angefangen und weil es "so schön ging", arbeitet jetzt die ganze Firma 
damit? Den Wildwuchs wieder einzufangen und in eine akzeptable DB-Lösung 
zu überführen macht Aufwand. Je exotischer die Lösung wird, desto 
abhängiger wird man von einzelnen SW-Entwicklern. Mit "mal schnell" wird 
wohl nix. Schau Dir erst mal ein paar ähnliche Referenzlösungen Deiner 
Entwickler an.

von V.M. (Gast)


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Vielen Dank für die zahlreichen Statements - das hilft mir sehr; 
gleichzeitig muss ich das für mich jetzt ein wenig sortieren. Wer noch 
weitere Ideen dazu hat, gerne her damit!
Idealerweise hat jemand eine sehr ähnliche Situation gehabt und das dann 
gelöst und mag sich mal detailliert austauschen - welche Lösungsansätze 
haben im Nachhinein gut funktioniert, und welche waren dann doch 
Sackgassen?

von cppbert (Gast)


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V.M. schrieb:
> Vielen Dank für die zahlreichen Statements - das hilft mir sehr;
> gleichzeitig muss ich das für mich jetzt ein wenig sortieren. Wer noch
> weitere Ideen dazu hat, gerne her damit!

bisschen schwierig wenn du keine Fragen beantwortest - also nochmal

und bitte so genau wie möglich
1. Was bedeutet für dich denn zeitgemäss genau?
2. Welche Features fehlen?
3. Wie komplex sind die Daten? (Anzahl Felder,Tabellen)
4. Wie viel Erfassungsformulare gibt es?
5. Welche Auswertungen werden gemacht?
6. Wie viele Nutzer - nicht zeitgleich - gibt es?

> Idealerweise hat jemand eine sehr ähnliche Situation gehabt und das dann
> gelöst und mag sich mal detailliert austauschen - welche Lösungsansätze
> haben im Nachhinein gut funktioniert, und welche waren dann doch
> Sackgassen?

Wenn es wenige Tabellen sind und nur ein paar Eingabefehler, wenig 
Datenverbindungen, kleine Hierarchien und man Ahnung hat kann das wenige 
Stunden dauern - egal mit welcher Technologie - wenn man keine Ahnung 
hat (oder jemand ahnungslosen findet der es macht) ist es schwer 
abzuschätzen wie lange ihr braucht

von Georg (Gast)


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cppbert schrieb:
> und welche waren dann doch
>> Sackgassen?

Glaubst du jemand erzählt hier voller Stolz wie er gescheitert ist?

Ausserdem ist das nicht so einfach zu definieren, in der Praxis 
funktioniert selbst das ungeeignetste Konzept, von unfähigen 
Programmierern realisiert und völlig undokumentiert immer noch gut 
genug, dass es 20 Jahre lang eingesetzt wird.

Es ist dabei erstaunlich mit welcher Fantasie und Improvisationsgabe die 
Leute auch mit totalem Schrott noch zurechtkommen. Man gewöhnt sich halt 
dran.

Georg

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Schau dir mal Claris Filemaker Pro an.

Die Demo ist 14 Tage ohne Einschränkungen lauffähig. Läuft auf Windows, 
MacOSX und iOS-Geräten. Die Linux-Version ist im Beta-Stadium.

Filemaker-Lösungen kann man lokal oder im Netzwerk betreiben. Der 
Netzwerkzugriff ist per Client (lokale FM-Installation) und per 
Webbrowser möglich. Die "Player"-Software für Mobilgeräte 
("Filemaker-Go") ist kostenlos ... Eine Nutzung unter Anrdoid ist mit 
Fremdsoftware möglich: https://filemaker.livecode.com/

Typische Arbeitsweise: Die Software wird in der IDE einer lokalen 
Installation entwickelt (egal ob Mac oder Win) und dann auf den 
FM-Server hochgeladen. Aber auch dort kann man jederzeit (entsprechede 
Rechte vorausgesetzt) an GUI und DB-Struktur arbeiten. Anstatt VBA gibt 
es eine eigene Skriptsprache, deren Funktionsumfang durch eigene 
Funktionen oder Plugins erweitert werden kann.

An einen Filemaker-Server kann man mit externen Programmen per ODBC/SQL 
"andocken", Filemaker kann z.B. Excel-Tabellen und CSV im- und 
exportieren ... u.v.a.

: Bearbeitet durch User
von Naver (Gast)


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Navision - Nav365

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