Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Biegeradius Kupferlackdraht


von Dussel (Gast)


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Moin,

wie groß ist etwa der minimale Biegeradius von Kupferlackdraht? Hat hier 
jemand Erfahrung damit oder kennt die Norm?
Auf welchen Durchmesser kann man zum Beispiel 1mm-Kupferdraht gut und 
sicher wickeln, ohne dass der Draht oder die Isolation beschädigt wird?
Zu Kabeln habe ich als Daumenregel mehr als 10 x D gelesen und 
Informationen zu Blechen habe ich gefunden. Beides ist aber wohl eher 
nicht so auf lackisolierten Kupferdraht übertragbar, denke ich.
Kann man das aus dem Datenblatt, zum Beispiel 
http://www.elosal.net/technik/drdata.pdf ablesen? Unter Wickellockentest 
steht was von 1 x D, aber zu Wickellockentest finde ich nur Ergebnisse 
zu Wickeltaschen und Lockenwickler…

von Mani W. (e-doc)


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von michael_ (Gast)


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Dussel schrieb:
> Kann man das aus dem Datenblatt, zum Beispiel
> http://www.elosal.net/technik/drdata.pdf ablesen?

Das ist aber Polyesterdraht. Mechanisch bessere Werte.

Was solls denn werden?

Es gibt verschiedene Lacke.
Spannungsfestigkeit?
Wickelvorrichtung?

von Mani W. (e-doc)


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michael_ schrieb:
> Was solls denn werden?
>
> Es gibt verschiedene Lacke.
> Spannungsfestigkeit?
> Wickelvorrichtung?

Und schon gehts wieder los mit solchen Fragen...


Wickellockentest DIN EN 60851-3.5.1 15% / 1×D

Ich könnte mir vorstellen, dass nach dieser Angabe ein 1mm Durchmesser
Draht auf
einen 1,15mm Durchmesser gewickelt werden darf...

von Dussel (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Vielleicht mal dort anfragen...
>
> http://www.meffert-gmbh.com/NEWS/Produktkatalog-deutsch.pdf
In dem Dokument habe ich es nicht gefunden. Bei einem Hersteller 
anfragen ginge natürlich, nur dachte ich, dass das weit verbreitetes 
Wissen wäre, so dass jemand mal schnell antworten kann.
michael_ schrieb:
> Dussel schrieb:
>> Kann man das aus dem Datenblatt, zum Beispiel
>> http://www.elosal.net/technik/drdata.pdf ablesen?
>
> Das ist aber Polyesterdraht. Mechanisch bessere Werte.
>
> […]
>
> Es gibt verschiedene Lacke.
> Spannungsfestigkeit?
> Wickelvorrichtung?
Macht das so einen großen Unterschied?
Mal davon abgesehen, macht die Spannungsfestigkeit beim minimalen 
Biegeradius etwas aus? ;-)
Also Spannungsfestigkeit unter 30 V und die Wickelvorrichtung ist eine 
Drehbank und zwei Hände, wird also wohl eine wilde Wicklung.
michael_ schrieb:
> Was solls denn werden?
Eine Spule in wilder Wicklung.
Mani W. schrieb:
> Ich könnte mir vorstellen, dass nach dieser Angabe ein 1mm Durchmesser
> Draht auf
> einen 1,15mm Durchmesser gewickelt werden darf...
Oder dass beim Wickeln mit 1D 15% der "Locken" (Wicklungen?) einen 
Fehler haben.

Danke für die bisherigen Antworten.

Dann frage ich mal andersrum: Wie sind die Erfahrungswerte, kann man 
'normalen' Kupferlackdraht mit 1 mm Durchmesser auf einen Rundstab mit 
10 mm Durchmesser aufwickeln? Vom Gefühl würde ich sagen, dass das 
problemlos geht, aber mein Gefühl beruht auf geringer Erfahrung in dem 
Bereich.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Also wenn die erste Lage Draht hart um die Kante eines eckigen
Wickelkörpers im Trafo gelegt werden kann,
wird das schon einiges verkraften können.

von Und was dann? (Gast)


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Dussel schrieb:

>>
>> Es gibt verschiedene Lacke.
>> Spannungsfestigkeit?
>> Wickelvorrichtung?
> Macht das so einen großen Unterschied?
> Mal davon abgesehen, macht die Spannungsfestigkeit beim minimalen
> Biegeradius etwas aus? ;-)
> Also Spannungsfestigkeit unter 30 V und die Wickelvorrichtung ist eine
> Drehbank und zwei Hände, wird also wohl eine wilde Wicklung.
> michael_ schrieb:
>> Was solls denn werden?
> Eine Spule in wilder Wicklung.
> Mani W. schrieb:
>> Ich könnte mir vorstellen, dass nach dieser Angabe ein 1mm Durchmesser
>> Draht auf
>> einen 1,15mm Durchmesser gewickelt werden darf...
> Oder dass beim Wickeln mit 1D 15% der "Locken" (Wicklungen?) einen
> Fehler haben.
>
> Danke für die bisherigen Antworten.
>
> Dann frage ich mal andersrum: Wie sind die Erfahrungswerte, kann man
> 'normalen' Kupferlackdraht mit 1 mm Durchmesser auf einen Rundstab mit
> 10 mm Durchmesser aufwickeln? Vom Gefühl würde ich sagen, dass das
> problemlos geht, aber mein Gefühl beruht auf geringer Erfahrung in dem
> Bereich.

Frag nicht so dumm! Mache es! Schau dir das Ergebnis an!

Und schon mitbekommen? Freitag soll schon laut Gesetz vorbei sein.

von Dussel (Gast)


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● Des I. schrieb:
> Also wenn die erste Lage Draht hart um die Kante eines eckigen
> Wickelkörpers im Trafo gelegt werden kann,
> wird das schon einiges verkraften können.
Daran habe ich auch gedacht. Andererseits hatte ich mal Ärger mit 
Motorwicklungen, die mir ständig abgebrochen sind. Deshalb wäre eine 
Daumenregel ganz gut.

Nach weiterer Suche habe ich nochwas gefunden: 
https://www.hitachi-metals.co.jp/e/products/auto/el/pdf/MagnetWire_en.pdf 
Auf Seite 8 gibt es ein Bild von Draht, der auf den Durchmesser des 
Drahtes gebogen wurde. Die Isolierung bricht außen leicht auf, mehr aber 
anscheinend nicht (sonst hätten sie es wohl gezeigt). Das sehe ich als 
Indiz, dass 10 x D, wenn überhaupt, nur ein geringes Problem sein 
sollte.

von Mani W. (e-doc)


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● Des I. schrieb:
> Also wenn die erste Lage Draht hart um die Kante eines eckigen
> Wickelkörpers im Trafo gelegt werden kann,
> wird das schon einiges verkraften können.

Eben!

Wenn man nicht gerade bei arktischen Temperaturen wickelt gibt
es auch kein Problem mit der Lackisolierung..

Dussel schrieb:
> Dann frage ich mal andersrum: Wie sind die Erfahrungswerte, kann man
> 'normalen' Kupferlackdraht mit 1 mm Durchmesser auf einen Rundstab mit
> 10 mm Durchmesser aufwickeln?

Sieh Dir mal HF-Drosseln an, da wird ein 1mm Draht oft auf 2mm Stab
gewickelt...

Daher denke ich, dass die Angabe

Wickellockentest DIN EN 60851-3.5.1 15% / 1×D

aussagt, dass der Drahtdurchmesser auf minimal D + 15% gewickelt
werden darf...

von michael_ (Gast)


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Dürfen darf man alles!

Aber es ist ein Unterschied, ob man einen Spielzeugmotor 10V oder einen 
hochbelasteten Drehstrommotor bewickeln will.

Oder einen Zeilentrafo mit 1,5kV.

Dussel schrieb:
> Also Spannungsfestigkeit unter 30 V und die Wickelvorrichtung ist eine
> Drehbank und zwei Hände, wird also wohl eine wilde Wicklung.
> michael_ schrieb:
>> Was solls denn werden?
> Eine Spule in wilder Wicklung.

Dazu brauchst du keine DIN und mußt auch nicht hier nachfragen.
Mußt ein ganz harter Hund sein. Den Draht mit den Händen zu führen?

Dazu nimmt man einen Feilkloben mit kleinen Weichholzbrettchen.

von lockenwickler (Gast)


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Eine weitere Testmöglichkeit besteht im Wickellockentest nach DIN EN 
60851-
3/5/2014-7. Der Begriff Wickellocke beschreibt eine Schlaufenbildung des 
Drahtes. Dieser
wird über einen Dorn gewickelt, wobei sich die Locke bildet, und bis zu 
einer 60 %igen
Dehnung der Außenfaser belastet. Daraufhin wird die Isolation der 
Wickellocke mit
einem Mikroskop auf mögliche Risse untersucht. Anschließend erfolgt die 
Bestimmung
der Bruchdehnung über einen Zugversuch. An der Bruchstelle kann das 
Haftverhalten der
Lackschicht am Blankdraht bestimmt werden. Bei einer sehr schlechten 
Haftung lässt sich
die Lackschicht „wie ein Strohhalm vom Blankdraht abziehen“


https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-662-49210-9_2.pdf

---

1mm ~Di=10 Da=12 -> 20% Dehnung + ggf. x Streckung durch Zug
In Epoxysauce tunken wenn du dem Teil nicht traust ;)

von Dussel (Gast)


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Mani W. schrieb:
> Dussel schrieb:
>> Dann frage ich mal andersrum: Wie sind die Erfahrungswerte, kann man
>> 'normalen' Kupferlackdraht mit 1 mm Durchmesser auf einen Rundstab mit
>> 10 mm Durchmesser aufwickeln?
>
> Sieh Dir mal HF-Drosseln an, da wird ein 1mm Draht oft auf 2mm Stab
> gewickelt...
Das ist ein Erfahrungswert. Danke.

lockenwickler schrieb:
> Eine weitere Testmöglichkeit besteht im Wickellockentest nach DIN EN
> 60851-
> 3/5/2014-7. Der Begriff Wickellocke beschreibt eine Schlaufenbildung des
> Drahtes. Dieser
> wird über einen Dorn gewickelt, wobei sich die Locke bildet, und bis zu
> einer 60 %igen
> Dehnung der Außenfaser belastet. Daraufhin wird die Isolation der
> Wickellocke mit
> einem Mikroskop auf mögliche Risse untersucht. Anschließend erfolgt die
> Bestimmung
> der Bruchdehnung über einen Zugversuch. An der Bruchstelle kann das
> Haftverhalten der
> Lackschicht am Blankdraht bestimmt werden. Bei einer sehr schlechten
> Haftung lässt sich
> die Lackschicht „wie ein Strohhalm vom Blankdraht abziehen“
>
> https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-662-49210-9_2.pdf
Das ist interessant. Auch dafür danke.

von L. H. (holzkopf)


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Dussel schrieb:
> Dann frage ich mal andersrum: Wie sind die Erfahrungswerte, kann man
> 'normalen' Kupferlackdraht mit 1 mm Durchmesser auf einen Rundstab mit
> 10 mm Durchmesser aufwickeln? Vom Gefühl würde ich sagen, dass das
> problemlos geht, aber mein Gefühl beruht auf geringer Erfahrung in dem
> Bereich.

Dein Gefühl täuscht Dich nicht - kannst Du problemlos so machen. :)
CuL bis D 1,5mm kann problemlos um 90° gebogen werden.

Oft ist es ja gar nicht anders machbar, wenn es, wie z.B. bei 
Lima-Statoren, darum geht, die Anfangs-Wicklung möglichst flach im 
Stator zu legen.
Damit man auch noch weitere Wicklungen drüberlegen kann.
Siehst Du hier ganz gut:
https://www.google.com/search?q=drehstrom-lichtmaschine+stator+&tbm=isch&ved=2ahUKEwit_7Gj6c3uAhXPyKQKHTvZAzoQ2-cCegQIABAA&oq=drehstrom-lichtmaschine+stator+&gs_lcp=CgNpbWcQA1DY1Q9Yy-YPYPTzD2gAcAB4AIABZIgB3QWSAQQxMC4xmAEAoAEBqgELZ3dzLXdpei1pbWfAAQE&sclient=img&ei=RqUaYK3ENM-RkwW7so_QAw&bih=635&biw=1366&client=firefox-b-d#imgrc=FC49xZXyL3mSYM

von Dussel (Gast)


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L. H. schrieb:
> CuL bis D 1,5mm kann problemlos um 90° gebogen werden.
Alles kann um 90° gebogen werden, selbst zentimeterbreite 
Eisenbahnschienen. ;-) (Das ist nur Spaß, ich denke ich weiß, was du 
meinst.)
Danke.

Mit dünnerem Draht hätte ich auch keine Bedenken gehabt, aber 1 mm ist 
doch schon relativ viel, wenn man sonst nur hin und wieder mit bis zu 
0,3 mm zu tun hat. Ich werde es dann einfach probieren.

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