Forum: Platinen Entlöten eines Chips mit Thermal Pad


von Mark (Gast)


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Hallo,

auf einer defekten Platine habe ich einen Chip mit Thermal Pad, d.h. er 
ist auf seiner Unterseite großflächig mit der Platine verlötet.

Wie bekomme ich den Chip runter?

Habe es schon mit viel Zinn auf beiden Seiten und einer Temperatur von 
400°C versucht, ohne auch nur irgend etwas zu bewirken.

An manchen Stellen wird beschrieben, man könne die Pins abschneiden, 
aber wie bekomme ich dann dieses Thermal Pad erhitzt? Von unten kann ich 
den Chip nicht heiß machen, da dort keine Durchkontaktierungen sind 
sondern dort viele Leiterbahnen verlaufen.

Eine Heißluftstation habe ich nicht, nur einen Lötkolben.

Danke schon mal für alle Tips!

: Verschoben durch Moderator
von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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ist die Platine beidseitig mit BAuteilen bestückt?

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Mark schrieb:
> Eine Heißluftstation habe ich nicht, nur einen Lötkolben.

Das ist das eigentliche Problem. Man kann Bauelemente mit Thermal Pad 
hervorragend löten, indem die Leiterplatte auf der Unterseite mit einer 
Heißluftpistole ordentlich vorgewärmt wird. Man muss nur aufpassen, dass 
einem dabei nicht irgendwelche Plastikteile oder Kabelisolierungen auf 
der Unterseite nicht verbrutzeln.

von Gerald B. (gerald_b)


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Bevor ich mir eine Heißluftstation gekauft habe, habe ich mit einem 
Bauföhn und einer 5mm Edelstahldüse gearbeitet. Allerdigs muß 
angerenzendes "Hühnerfutter" mittels geeigneter Abdeckungen vor dem 
Wegblasen geschützt werden. Einige verwenden dafür Alufolie, ich habe 
dafür angefeuchtetes Küchentuch genommen.

von Mark (Gast)


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Naja, ein Heißluftfön aus dem Baumarkt wäre zumindest günstiger als eine 
Heißluftlötstation. Allerdings könnte ich so eine 5mm-Düse nicht 
herstellen.

Um den Chip befinden sich viele kleine SMD-Bauteile, da hätte ich trotz 
Kühlung Sorge, dass die abfallen.

Würde ich den neuen Chip überhaupt aufgelötet bekommen? Würde es 
reichen, Wärmeleitpaste zu nehmen, anstatt ihn anzulöten?

von Mark (Gast)


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Nein, die Platine ist einseitig bestückt. Die GND-Fläche ist aber nur 
auf der Oberseite, so dass ich bei einer Erwärmung von unten doch recht 
viel Hitze bräuchte, damit die durch kommt. Da geht bestimmt schnell was 
kaputt...

von Gerald B. (gerald_b)


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Mark schrieb:
> Naja, ein Heißluftfön aus dem Baumarkt wäre zumindest günstiger als eine
> Heißluftlötstation. Allerdings könnte ich so eine 5mm-Düse nicht
> herstellen.

Brauchst du auch nicht. Es gibt Leute, die haben so viel davon, das sie 
die auch verkaufen ;-)
https://www.ebay.de/c/11015908640?iid=254855548531
Hmpf, bei mir funktioniert dieser Link

: Bearbeitet durch User
von Mark (Gast)


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Hmpf, und bei mir funktionert er nicht ! ;-(
Egal, werde das schon noch finden.

Aber vielleicht funktioniert auch das:

Pins mit Cuttermesser abschneiden
Plastikgehäuse abschleifen
freigelegte Innereien des Chips mit dem Lötkolben erhitzen

Bleibt die Frage, ob ich den neuen Chip aufgelötet bekomme und ob evtl. 
auch Wärmeleitpaste ausreichend wäre.

von Mark (Gast)


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von Uwe B. (Firma: TU Darmstadt) (uwebonnes)


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Vorwaermen auf Kochplatte?

von Gerald B. (gerald_b)


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Mark schrieb:
> War das der hier:
> 
https://www.ebay.de/itm/Edelstahl-Rundduse-5mm-Lange-40mm-fur-Leister-TRIAC-S-ST-AT-Heisluftfon/192398486192?hash=item2ccbd7eab0:g:l1MAAOSwridaM6eW

Die Dinger gibt es 1x in klein, für die Löstation (meist mit Schelle) 
und dann in groß, für den Bauföhn, aus dem Bild kann ich nicht eindeutig 
erkennen, für welches Gerät der Artikel sein soll. Im Text steht 
Bauföhn, aber so sehen eher die Düsen meiner Lötstation aus.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Mark schrieb:
> einer Temperatur von 400°C versucht
Wie sieht deine Lötspitze aus? Es reicht nicht, wenn die Heizpatrone 
400°C hat. Die Energie muss auch vorne an der Lötstelle ankommen. 
Deshalb muss die Löspitze kurz&dick sein.

Ich löte normalerweise mit so einer 1,2mm Spitze wie dort rechts:
https://www.reichelt.de/loetspitze-lt-d-4-6-mm-meisselfoermig-gerade-spitze-ltd-p107324.html

In diesem Handstück:
https://www.reichelt.de/loetkolben-wsp-80-antistatisch-wsp-80-p48314.html

mit dieser Station:
https://www.reichelt.de/loetstation-ws-81-set-95-w-1-kanal-esd-weller-ws-81-p42544.html

Hier würde ich aber die breitere 4,6mm Spitze einsetzen um die 
Heizleistung in die Löstelle zu bringen.

Und im Zweifelsfall würde ich da (wenn denn einer nicht reicht) mit 2 
derartigen Lökolben rangehen...

Mark schrieb:
> Würde es reichen, Wärmeleitpaste zu nehmen, anstatt ihn anzulöten?
Sagen wir der Einfachheit halber: Nein.

: Bearbeitet durch Moderator
von Dietrich L. (dietrichl)


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von Mark (Gast)


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Verwende eine regelbare Station von Ersa mit meiner breiteste Spitze, 
die hat ca. 3mm.

Aber wahrscheinlich ist alle Mühe umsonst, weil ich den neuen Chip nicht 
aufgelötet bekomme.

So ein Heißluftfön vom Baumarkt ist ja auch viel zu heiß und brutzelt 
dann alles weg, oder wie macht man das?

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Mark schrieb:
> Aber wahrscheinlich ist alle Mühe umsonst, weil ich den neuen Chip nicht
> aufgelötet bekomme.

frag doch mal jemand im Forum hier, ob derjenige dir den Chip runter und 
den neuen Chip drauf lötet.

ansonsten Hausmittel: "Vorglühen" auf dem Ofen (eine Glaskeramik-Platte 
ist eben, ggf. reicht auch eine normale runde gusseiserne Herdplatte). 
Problem beim Ofen: Die Temperatur ist schlecht bis garnicht regelbar

Aus Neugier: Um welche Baugruppe/Gerät handelt es sich denn?

von Mark (Gast)


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Es ist eine Platine mit einem Treiber-IC für Schrittmotoren.
Ob es wirklich an dem IC liegt, weiß ich nicht. Aber ich würde es 
einfach gerne mal versuchen.

von F. M. (foxmulder)


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Mark schrieb:
> Naja, ein Heißluftfön aus dem Baumarkt wäre zumindest günstiger als eine
> Heißluftlötstation.

Nein, eine Heißlufstation kostet nur 30-40 Euro.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Mark schrieb:
> eine Platine mit einem Treiber-IC für Schrittmotoren.
> Ob es wirklich an dem IC liegt, weiß ich nicht. Aber ich würde es
> einfach gerne mal versuchen.

das elektrische Verhalten von Platinen kann man auch mit elektrischen 
Mitteln ausmessen. Insbesondere könnte man durch dranhalten eines 
Multimeters feststellen, ob Eingangs- und Ausgangsspannungen dem 
vorgesehenen Wert entsprechen.

eine derartige Herztransplantation wie vorgesehen wäre mir zu heikel, 
wenn ich nicht vollständig ausschließen könnte, das es wirklich an dem 
Chip liegt.

von Kilo S. (kilo_s)


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Mark schrieb:
> Bleibt die Frage, ob ich den neuen Chip aufgelötet bekomme und ob evtl.
> auch Wärmeleitpaste ausreichend wäre.

Ohne Heißluft bekommst du den kaum richtig aufgelötet. Da kannst du noch 
so lange auf dem Thermal Pad rumbrutzeln. Wenn du den IC vorher 
vorwärmen kannst besteht eine kleine Chance das es einigermaßen klappt. 
Dazu muss der IC allerdings mindestens 180°c haben und du musst das Pad 
gut "Durcherhitzen".

Wenn du uns verrätst aus welcher Stadt du bist kannst du vielleicht auch 
einfach schnell Hilfe bekommen und jemand lötet dir den schnell.

von Gerald B. (gerald_b)


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Mark schrieb:
> So ein Heißluftfön vom Baumarkt ist ja auch viel zu heiß und brutzelt
> dann alles weg, oder wie macht man das?

Man sollte erstmal an Platinen, auf die es nicht mehr ankommt, 
probieren. Bevor ich mir die Heißluftstation geholt habe, hatte ich an 
PC Mainboards Elkos auszulöten. Bei 4 lagig und winzigen Lötaugen hat 
man da mit dem Lötkolben kaum Chance, genug Wärme einzutragen. Außerdem 
BIOS Chips im PLCC32 Gehäuse, die direkt aufgelötet waren. An alten 
Boards habe ich erstmal getestet, das ich ohne das das Board Blasen 
schlug, die Entfernung zum Föhn rausgefunden habe.
Für bestimmte Zwecke nutze ich immer noch den Bauföhn. Z.B., wenn ich 
alte Industrieplatinen schlachten will und dort Optokoppler in DIL Form 
oder sowas runter haben will.

von Mark (Gast)


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Danke, das werde ich mal probieren. Bestelle mir jetzt erst mal so einen 
Adapter, gibt's auch ganz günstig - aus China natürlich.

Vielen Dank für Eure Tips!

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