Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Technics Tapedeck MPX-Filterspule


von Michael D. (dtc1000)


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Hallo,

ich habe ein defektes Technics Tapedeck bekommen. Am rechten Kanal liegt 
an der Line-Out Buchse kein Signal an. Als Fehlerquelle habe ich die 
MPX-Spule in Verdacht, Signal vor Spule noch messbar, dahinter nicht 
mehr. Die Spule besteht aus einem veränderbaren Spulenkern mit 
eigelöteten Kondensatoren. Der drehbare Kern ist gebrochen und lässt 
sich nicht mehr drehen. Als Ersatzteil ist diese Spule scheinbar nur 
noch in den USA erhältlich. Entweder man bestellt sie dort, oder man 
holt sich ein Schlachtgerät aus der Bucht. Eine weitere Option, wäre der 
Nachbau mit den Einzelbauteilen, aber dafür müsste man die Werte der 
einzelnen Bauteile erst einmal haben, welche leider im SM nicht 
angegeben sind. Ich habe das Schaltbild einmal angehängt. Für mich sieht 
das aus wie zwei in Reihe geschaltete LC-Tiefpassfilter, könnte das 
jedoch auch ein T-Filter sein? Vielleicht könnt ihr mir helfen. Wie 
müsste ich die Bauteile dimensionieren, wenn Frequenzen um 19KHz (UKW 
Pilotton) zuverlässig geblockt werden sollen.

Viele Grüße

Michael

von Peter D. (peda)


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Michael D. schrieb:
> Der drehbare Kern ist gebrochen

Da hat jemand versucht mit dem falschen Werkzeug daran rumzudrehen und 
dabei auch die Spule beschädigt. Ich würde sie einfach kurzschließen.
Vom Radio aufnehmen wird damit eh keiner mehr, es wird ja nur noch 
dazwischen gequatscht.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Peter D. schrieb:
> Ich würde sie einfach kurzschließen.

Jepp. Nicht vrgessen, den anderen Kanal gleich zu behandeln.

von Robert K. (Firma: Zombieland) (rko)


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Michael D. schrieb:
> Als Ersatzteil ist diese Spule scheinbar nur
> noch in den USA erhältlich. Entweder man bestellt sie dort, oder man
> holt sich ein Schlachtgerät aus der Bucht. Eine weitere Option, wäre der
> Nachbau mit den Einzelbauteilen, aber dafür müsste man die Werte der
> einzelnen Bauteile erst einmal haben, welche leider im SM nicht
> angegeben sind.
na ja, wenn Du schon die Ersatzspule in USA gefunden hast, müßten doch 
da ein paar Werte zur Spule dabeistehen?
Und dann kannst Du experimentell eine ähnliche Spule mit ähnlichen 
Werten probieren.
Ansonsten helfen auch immer vergleichbare Links aus dem Netz :-)
http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren-Geschichtliches/Stereodekoder/Decoder.pdf

von Michael D. (dtc1000)


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Robert K. schrieb:
> Michael D. schrieb:
>> Als Ersatzteil ist diese Spule scheinbar nur
>> noch in den USA erhältlich. Entweder man bestellt sie dort, oder man
>> holt sich ein Schlachtgerät aus der Bucht. Eine weitere Option, wäre der
>> Nachbau mit den Einzelbauteilen, aber dafür müsste man die Werte der
>> einzelnen Bauteile erst einmal haben, welche leider im SM nicht
>> angegeben sind.
> na ja, wenn Du schon die Ersatzspule in USA gefunden hast, müßten doch
> da ein paar Werte zur Spule dabeistehen?
> Und dann kannst Du experimentell eine ähnliche Spule mit ähnlichen
> Werten probieren.
> Ansonsten helfen auch immer vergleichbare Links aus dem Netz :-)
> 
http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren-Geschichtliches/Stereodekoder/Decoder.pdf

Naja, da stehen halt keine Werte dabei, einzig die Technics 
Bauteilnummer QLM9Z10K ist angegeben. Ältere Technics Decks verwenden 
eine Spule QLM9Z9K.

Klar kann man sich durch ausprobieren rantasten. Ich habe aber noch kein 
richtiges Verständnis für diese Spule. Zweck ist die Realisierung eines 
steilflankigen Filters, der dann bei ca. 19Khz das Eingangssignal was 
über R402 vom Dolby IC kommt so stark abschwächt, damit die Dolby 
Schaltung durch einen unzureichend unterdrückten Pilotton des Tuner 
nicht falsch arbeitet. Das Signal wird hinter dem Filter dann ohne 
Pilottonreste im Dolby IC weiterverarbeitet. Natürlich filtert die Spule 
in diesem Deck auch Frequenzanteile einer CD raus, da diese Schaltung 
halt immer aktiv ist.

Da das Spulengehäuse ja zwei getrennte Spulenwicklungen beinhaltet 
werden beide Induktivitäten gleichzeitig geändert sobald man am 
Ferritkern dreht, um den Filter abzugleichen. Das ist wahrscheinlich 
auch ein Merkmal dieser Schaltungsanordnung. Ich würde halt auch gerne 
verstehen um was für eine Art Filter es sich da handelt (z.B LC-Tiefpass 
x.Ordnung , oder XYZ-Schaltung) wie dieser genau arbeitet, wie man 
diesen berechnen kann und ob es ggf. Onlinerechner für diese Art von 
Filter gibt. Alles halt Fragen um das Ganze zu verstehen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Michael D. schrieb:
> Ich würde halt auch gerne
> verstehen um was für eine Art Filter es sich da handelt

Das ist ein PI Filter, wahlweise mit vorgeschalteter Spule, wählbar 
durch Pin 1 oder Pin 2 als Eingang. Also ein Tiefpass - entweder CLC 
oder LCLC.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Zur Berechnung eines Collins-(Pi)-Filters gibt es zahlreiche 
Onlinerechner. Z.B.

https://www.leobaumann.de/collins_filter.htm

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Resonanztransformator

Das Problem ist, daß Du dafür die Eingangs- & Ausgangsimpedanzen 
brauchst. Du kennst nur die Frequenz 19 kHz.

Hast Du Meßmöglichkeiten? Dann das Filter öffnen und L und C messen (im 
Vergleich zum anderen Kanal). Oder das Filter durch Vergleich mit dem 
anderen mit dem Oszilloskop abgleichen.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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So ein Filter ist immer nur ein Kompromiss zwischen Absenkung des MPX 
Signals und der Übertragungsqualität. Es ist ja auch nicht so, das so 
ein Filter keinen Phasengang hätte.
Da es anscheinend auch nicht schaltbar ist, lass es einfach weg. Kein 
Mensch nimmt heute UKW Rundfunk auf und selbst wenn, haben die heutigen 
Receiver so ein Filter vermutlich selber schon drin.
Und unter uns: Selbst wenn der Dolby-Chip ein MPX Signal abkriegen würde 
- es merkt kein Schwein bei der Wiedergabe.

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Matthias S. schrieb:
> Und unter uns: Selbst wenn der Dolby-Chip ein MPX Signal abkriegen würde
> - es merkt kein Schwein bei der Wiedergabe.

Ausser die Oberwellen des Pilottons haben sich bei der Aufnahme mit der 
Vormagnetisierungsfrequenz zu einem Pfeifton überlagert.

von Thorsten B. (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Kein
> Mensch nimmt heute UKW Rundfunk auf und selbst wenn, haben die heutigen
> Receiver so ein Filter vermutlich selber schon drin.

Bereits in den 1980er-Jahren waren selbst in einfachen Receivern meist 
solche Filter am Ausgang des Stereo-Decoders vorhanden.

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