Hallo liebe Forenmitglieder, ich fange gerade an ein Gerät als Kleinserie zu produzieren (ca. 10 Geräte pro Jahr). Ich möchte gerne einen Testaufbau haben, mit dem ich alle wichtigen Funktionen automatisiert durchtesten, und damit dann ein Prüfprotokoll usw. für jedes Gerät anfertigen kann. Das Gerät besitzt Schnittstellen wie USB und Ethernet, und digitale Ein- und Ausgänge (20 Stück). Testen will ich beispielsweise die Signale auf den Ein- und Ausgängen unter verschiedenen Konfigurationen, und ob die Konfiguration über USB und Ethernet funktioniert. Einerseits wäre es möglich das Gerät per USB und Ethernet an einen Computer zu hängen, und dann mit einem Logic Analyzer die Ausgänge zu prüfen, andererseits könnte ich eine Platine mit Mikrocontroller entwerfen, die alles inkl. USB und Ethernet selbstständig steuert und testet. Beide Möglichkeiten bieten Vor- und Nachteile, wie etwa im Bezug auf flexibilität und Kosten. Wie löst ihr sowas normalerweise? Möglichst generische kommerzielle Geräte (wie Oszi oder LA in Kombination mit einem PC), oder Eigenbau von spezialisierten Testgeräten? Gruß, Flachs
Ich kenne beide Welten. Hab früher Testsysteme mit NI PXI und LabVIEW gemacht, heute sinds für aktelle Projekte kleine Aufbauen mit nem Raspberry Pi (anderes Unternehmen, anderes Budget) Ich denke, gerade für deine Anwendung ist ein RasPi mit ein bisschen Hardware (IO-Expander, Pegelwandler,...) nicht verkehrt und vor allem bezahlbar. Dazu haat man Testroutinen dann recht schnell in Python zusammengedengelt.
> Möglichst > generische kommerzielle Geräte (wie Oszi oder LA in Kombination mit > einem PC), oder Eigenbau von spezialisierten Testgeräten? Das eine oder das andere oder auch die Kombinationen beider. Das kommt immer drauf an...
Super, danke für eure Antworten. Dann lote ich nochmal beides aus. Das mit dem PI ist keine so schlechte Idee, dann könnte ich eventuell entweder ein MSO dranhängen, oder ne Aufsteckplatine mit frontend für die Ein- und Ausgänge.
Flachs schrieb: > Einerseits wäre es möglich das Gerät per USB und Ethernet an einen > Computer zu hängen, Klingt vernünftig. Das Programm ist dann portabel auf ein anderes schnell gekauftes Gerät, wenn das derzeitige abkacken sollte. Und der PC kann schön Logs auf einen USB Stick als Dokumentation schreiben, und einen Beleg ausdrucken > und dann mit einem Logic Analyzer die Ausgänge zu > prüfen Ich würde! den LogicAnalyzer sparen und die Ausgänge von demselben PC/Laptop überprüfen lassen, der die USB/Ethernetkommunikation macht, z.B. über die LPT Schnittstelle bzw. eine USB angekoppelte I/O Karte. So bleibt es bei einer Plattform, einem Programm, welches erst Konfiguration und Aufgaben übermittelt und dann die Ausgabe dagegen prüft.
Hier mal eine Kombination zwischen Eigenbau und Fertiggeräten zur Funktionsprüfung. Das Prüfgerät (Provisosorien halten ewig!) liefert einen Stimulus derart, dass auf dem DSO mit einem Blick von einer Sekunde bewertet werden kann, ob der Prüfling (fällt gleich vom Tisch) läuft oder nicht.
Flachs schrieb: > Wie löst ihr sowas normalerweise? Möglichst > generische kommerzielle Geräte (wie Oszi oder LA in Kombination mit > einem PC), oder Eigenbau von spezialisierten Testgeräten? Das ist in der Regel eine Frage von Aufwand. Soll bedeuten, wir schätzen den Aufwand für eine händische Prüfung. Also Bedienung mit PC oder Einspeisen von Spannungen aus mehreren Labornetzteilen oder.... Und den Aufwand für einen Automatisierten Prüfplatz, bei uns Labview mit Multimeter und Relaismatrix. Der Aufwand für einen Prüfplatz liegt bei typisch mehreren Mannwochen Entwicklungszeit. Da kann man schon einige Geräte händisch prüfen, bevor sich das lohnt. Nur wenn die zu erwartenden Stückzahl groß genug ist, lohnt sich eine automatisierte Prüfung. Für 10 Stück in Jahr? Eindeutig eine Händische Prüfung! Aber natürlicjh mit einem ordentlichen Protokoll. Da kann dann auch mit rein, wie man das Gerät bedient / programmiert, ...
Hey, das ist jetzt aber spannend :) Ich stehe vor einem ähnlichen Problem. Nur mit etwas mehr Stückzahl (so 100-300 Stück im Jahr). Da rechnet sich noch immer keine Aufbauten mit Komponenten von NI&Co - etwas Komfort darf aber finde ich schon sein :) Daher habe ich mal angefangen mir 2 Boards zu bauen. 1x DigitalIO (i2c, spi + gpio, jeweils 3V3 oder 5V und ESD Schutz) und 1x AnalogIO (7 langsame ADC Kanäle mit Teiler, Tiefpass, ESD + 1x DAC mit Buffer + 1x schneller ADC/DAC Kanal). Das Design kann ich "einfach so" bei JLC bestückt bestellen soll einmal per SCPI steuerbar werden. 73
Als Fertiglösung gibts z.B. die Labjacks von Meilhaus https://www.meilhaus.de/infos/labjack.htm?gclid=Cj0KCQiAgomBBhDXARIsAFNyUqPiLINfIFCa1B7A2IU8x_dvoeyotLeuiCaIGtQxtnK7UZ-B4CAeASMaAnb7EALw_wcB Die lassen sich recht komfortabel vom PC ansteuern.
Wenn der händ. Test sehr zeitaufwändig ist, rentiert sich eine indiv. Testschaltung auch bei wenigen Stück/Jahr. Und wenn man schon eine rel. universelle Testschaltung besitzt, kann man das uU für weitere Überprüfungen benutzen.
Momentan tendiere ich fast zu einem 2/4-Channel MSO mit 16x LA und 2x Waveform Generator, was quasi dann für mich alles abdecken würde. Außerdem könnte ich dann mal mein Tektronix TDS540 in den Ruhestand schicken. Dann könnte ich per Computer die USB und Ethernet-Steuerung machen, und die Daten vom Oszi ziehen und prüfen. Hmmm....
Flachs schrieb: > Das Gerät besitzt > Schnittstellen wie USB und Ethernet, und digitale Ein- und Ausgänge (20 > Stück). Dann einfach 2 Geräte wechselseitig miteinander verbinden und die Schnittstellen mit dem PC verbinden. Der Rest ist dann nur noch, das Testprogramm zu schreiben. Ein Gerät gibt Prüfmuster aus, das andere liest sie ein und umgekehrt.
Ich habe mir jetzt ein Rigol MSO5000 mit Logic Analyzer und Funktionsgenerator bestellt, welches quasi alles abdeckt was ich zum Testen brauche. Damit kann ich dann mein Gerät per USB und Ethernet vom Computer steuern, und mit dem Oszi (hoffentlich einfach) die Daten aufnehmen. War sowieso mal zeit für ein 'gutes' Oszi, und mein TDS540 freut sich über den Wohlverdienten Ruhestand. Vielen Dank an alle für die Kommentare =)
Hier noch ein anderer Prüfplatz (hier leider ohne Prüflinge) mit PC und einer für die Prüfung benutzten Steuerungsbaugruppe des Kunden (unter dem Monitor). Das MSO wird bei der Prüfung tatsächlich voll benutzt (4x analog, 16x Logik). Deshalb ist die Entscheidung des TO zum Kauf des Rigol absolut richtig. Tipp zur Kleinmechanisierung: die Eingabe der Prüfbefehle erfolgt mit dem Barcodescanner. Das geht locker vom Hocker und man muss nicht mit den Fingern auf der Tastatur rumklavieren oder mit der Maus im Bild herumstochern. Einfach den Scanner ungefähr in die Richtung halten und abdrücken - feddich.
Bürovorsteher schrieb: > Deshalb ist die Entscheidung des TO zum Kauf des > Rigol absolut richtig. Freut mich das zu hören. :-) So stelle ich mir das auch bei mir vor. Sieht nett aus der Prüfplatz!
Und noch ein Prüfaufbau - ohne PC. Zur Prüfung wird der Absolutwertgeber durchgedreht. Dabei müssen linke und rechte Anzeige denselben Wert ausgeben. Ohne Schnickschnack, aber schnell und effektiv.
Für 10 Stück lohnt sich natürlich kein Prüfautomat, die Kosten z.B. für einen In-Circuit-Tester liegen da leicht höher als der Gesamtwert der Produktion. Natürlich hängt alles vom Einzelfall ab, aber manches kann man durch Selbsttestsoftware erschlagen. Hat man z.B. 8 Aus- und 8 Eingänge, so kann man die miteinander verbinden und abfragen, wenn man nicht gerade serienweise Schrott produziert genügt das als Produktionstest. Dafür braucht man als "Equipment" nur einen Stecker mit ein paar Drahtbrücken. Speicher kann man sowieso meistens nicht "von aussen" testen. Verbunden damit erhebt sich auch die Frage, was man beim Einschalten prüfen kann, natürlich ohne Zusatz-Equipment. Z.B. ist es nicht unüblich, eine Checksumme der Firmware zu berechnen. Die Frage ist dann welche Konsequenzen man aus einem Fehler ziehen kann, aber wenn die Hardware sorgfältig desingt ist könnte man die Ausführung stoppen bevor unsichere Zustände entstehen können. Georg
Aber Rigol? Wie war das mit den Wfm/s? >Das MSO wird bei der Prüfung tatsächlich voll benutzt (4x >analog, 16x Logik). Es gibt (mittlerweile) auch MSOs mit 32x Logik-Channels.
Hallo, ich produziere ca. 300 Geräte im Jahr. Diese kommunizieren je nach Ausführung über RS232 oder RS485 und/oder Analogwerteingabe, -ausgabe. Die Geräte müssen je nach Kundenwunsch kalibriert werden. Als Referenz dient ein Spezialmessgerät, welches jährlich DAkkS-kalibriert wird. Dieses gibt seine Messwerte auch über RS232 aus. Ich habe mir eine Testhardware mit so einem Meilhausteil für die Analogsteuerung aufgebaut, welche über USB mit dem PC verbunden ist. In der Testhardware sind auch noch zwei Digitalvoltmeter eingebaut, über welche ich die Analogwerte auch gleich ohne PC sehen kann. Weiterhin kann ich auch auf manuell umschalten, wobei der PC nicht benötigt wird. Auf dem PC läuft ein Python-Programm, welches die Abläufe der Kalibrierung steuert, die Kommunikation mit der Testhardware und dem Spezialmessgerät realisiert und die Kalibrierung auf dem Gerät ablegt sowie auf dem PC für jedes Gerät speichert. Ebenso können mit den Programm verschiedene Testabläufe abgearbeitet und protokolliert werden die ebenfalls auf dem PC abgespeichert werden. Im Reklamationsfall kann man schnell sehen, ob der Kunde Einstellungen oder Kalibrierdaten geändert hat. Für mich hat sich der ganze Aufwand (ca. zwei Mannmonate) gelohnt. Die Kalibrierung und Prüfung läuft automatisch ab und ich habe Zeit für andere Aufgaben gewonnen.
Bentschie schrieb: > Für 10 Stück in Jahr? Eindeutig eine Händische Prüfung! Sehe ich genau so. Es sei denn, du hast noch x weitere Produktlinien. Für ein Gerät pro Monat wird der Aufwand für einen Prüfplatz wohl immer zu groß sein. Zumal das ja auch gepflegt werden muß. Wenn du vor der Prüfung erst mal den Prüfplatz auf Vordermann bringen mußt, dann ist überhaupt nichts gewonnen! Und auch nicht zu unterschätzen ist die Prüfanweisung, bzw. ihre Praxistauglichkeit. Ich fand es immer wieder erstaunlich, wie verschieden auch die simpelsten Anweisungen manchmal ausgeführt werden. Aber das führt jetzt wohl zu weit... Gruß Rainer
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