Forum: Platinen Wird man mich für diesen Nutzen verfluchen?


von Bauform B. (bauformb)


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oder kann jeder Bestücker selbstverständlich auch verdrehte Platinen? 
Diese hier ist nämlich etwas unförmig und mit 182x95mm eigentlich noch 
zu klein für Einzelstücke. Der vierfach-Nutzen wäre gerade angenehme 
290x210mm groß, wenn man nur oben und unten einen Rand lässt. Aber alle 
4 wären unterschiedlich gedreht. Alternativ gibt es viel Verschnitt.

Der Leiterplattenhersteller kann ja einfach (wegen E-Test) 4 
verschiedene Layouts berechnen, aber was sagt ein Bestücker dazu?

von Soul E. (Gast)


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Bauform B. schrieb:

> Der Leiterplattenhersteller kann ja einfach (wegen E-Test) 4
> verschiedene Layouts berechnen, aber was sagt ein Bestücker dazu?

Dem sollte das ausgesprochen egal sein. Für den Bestückautomaten ist das 
Ding eine Platine, auch wenn Du die hinterher in vier Teile sägst. 
Bauteile vor dem Absetzen passend drehen macht die Maschine automatisch, 
da entsteht kein Mehraufwand.

Auch bei zwei identischen Designs auf einem Nutzen wird eigentlich immer 
Rotationssymmetrie bevorzugt.


Der Leiterplattenfertiger freut sich wenn die Abfallstücke mit ungefähr 
der gleichen Kupferdichte belegt sind wie der aktive Teil des Designs. 
Dafür haben die meisten Tools so eine Schraffierfunktion (crosshatch).

von MiWi (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> oder kann jeder Bestücker selbstverständlich auch verdrehte Platinen?
> Diese hier ist nämlich etwas unförmig und mit 182x95mm eigentlich noch
> zu klein für Einzelstücke. Der vierfach-Nutzen wäre gerade angenehme
> 290x210mm groß, wenn man nur oben und unten einen Rand lässt. Aber alle
> 4 wären unterschiedlich gedreht. Alternativ gibt es viel Verschnitt.
>
> Der Leiterplattenhersteller kann ja einfach (wegen E-Test) 4
> verschiedene Layouts berechnen, aber was sagt ein Bestücker dazu?

Einem Bestückunggsautomaten der den Namen auch verdient ist sowas aber 
sowas von egal, denn das macht die AV vor dem Bestücken - und das genau 
einmal.

Schau halt das Du am Nutzen 3 asymetrisch angeordnete Passermarken hast 
damit die Kamera beim Einrichten die Lage des Nutzens und nicht nur der 
Platinen erkennen kann.

von P. S. (namnyef)


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Grundsätzlich sollte das kein Problem sein. Warum fragst du nicht 
einfach deinen Bestücker?

Verfluchen wird er dich höchstens, wenn du seine Vorgaben zur 
Nutzengestaltung nicht einhältst (Breite der Nutzenränder, 
Form/Anzahl/Position der Platinen-Fiducials, Form/Anzahl/Position der 
Nutzen-Fiducials, Größe/Position von Fangbohrungen, Maximalgröße des 
Nutzens, ...).

Diese Vorgaben sollten auf Nachfrage von jedem Bestücker zu bekommen 
sein.

Und auch dran denken, dass zwischen den Boards noch gefräst bzw. 
Nutzenstege platziert werden müssen.

: Bearbeitet durch User
von Bürovorsteher (Gast)


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Irgenwie versuche ich mir gerade das Handling am Stegtrenner 
vorzustellen :-)

von Georg (Gast)


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Ja, wegen der zu geringen Abstände. Aber das ist ein Problem des 
Umrissfräsens, also des LP-Herstellers. Dem Bestücker ist das egal, 
jedenfalls solange er nicht mit der Vereinzelung der Nutzen beauftragt 
ist.

Georg

von Sebastian S. (amateur)


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Meine Augenmaßlehre sagt: Der Abstand der Platinen ist zu gering.

von majo (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> oder kann jeder Bestücker selbstverständlich auch verdrehte
> Platinen?
> Diese hier ist nämlich etwas unförmig und mit 182x95mm eigentlich noch
> zu klein für Einzelstücke. Der vierfach-Nutzen wäre gerade angenehme
> 290x210mm groß, wenn man nur oben und unten einen Rand lässt. Aber alle
> 4 wären unterschiedlich gedreht. Alternativ gibt es viel Verschnitt.
>
> Der Leiterplattenhersteller kann ja einfach (wegen E-Test) 4
> verschiedene Layouts berechnen, aber was sagt ein Bestücker dazu?

Wenn Du Nutzen bauen willst, beschäftige Dich damit wie man die 
effizient vereinzeln kann. Bei dem Obigen sehe ich in Gedanken schon 
ganz viele Frässtege die entfernt werden müssen, das kostet Zeit. 
Gestalte Nutzen so, das die am besten nur durch Ritzungen zu vereinzeln 
sind.

Leiterplattenfläche ist so günstig(wenn man nicht gerade 8 lay HDI oder 
solche Späße macht) das du Dir solche Drehorgien sparen kannst.
1. Lass den Bestücker das Nutzen machen
2. siehe 1.
3. siehe 2.
Dann kann der Bestücker seine Fiducials für Pastendruck, bestücken, AOi, 
Selektivlöen, laserbeschriftung, ,... so aufbringen wie er will.
Auch wenn Du mit einem ganz tollen Nutzen ankommst, rechen immer damit 
das der Bestücker das eh dann nochmal mit seinen benötiten Rändern 
erweitert und die nachher wegtrennt.
Es gibt einfach zu viele individuelle Einflüsse bei der 
Nutzengestalltung als das man das verallgemeinern könnte.

Wenn Kunde mit Nutzen ankommt, was ist mit X-out pcb? wie sind die P&P 
daten, ist das auch schon Nutzen, muss also die AV daraus wieder 4 
einzelen pcb's machen damit der Mensch an dem Maschine einzelne pcb's 
deaktivieren kann bei x-out? Kostet auch wieder zeit=Geld - oder weil 
das zu aufwändig ist wird x-out nicht zugelassen, also ist die ganze 
Leiterplatte wieder teurer...

von P. S. (namnyef)


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Sehe ich auch so. Einfach den Bestücker den Nutzen machen lassen wird 
unterm Strich in den meisten Fällen günstiger sein. Man kann sich ja zur 
Kontrolle das Nutzen-Design schicken lassen. Wenn man mit einem eigenen 
Nutzen ankommt und der Bestücker bei dessen Anblick im Strahl kotzt, 
dann bekommt man halt einen "Eigentlich habe ich keine Lust das Ding zu 
produzieren"-Preis xD

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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Bürovorsteher schrieb:
> Irgenwie versuche ich mir gerade das Handling am Stegtrenner
> vorzustellen :-)

Bei solchen Geometrien nutzt man Fräsvereinzelung. Die bestückte Platte 
kommt in einen Rahmen ("routing pallet") und ein Fräser (typisch 2,4 mm) 
fährt eine programmierte Bahn ab und trennt die Stege durch. Das 
Fräsprogramm zum "separation routing" erzeugt üblicherweise der Teil des 
EDA-Tools, mit dem man den Nutzen erstellt (z.B. Mentor Fablink).

Worüber man sich Gedanken machen sollte ist die Form, in der die 
Abfallstücke anfallen. Als geschlossener Rahmen lassen sie sich einfach 
entsorgen, Du bezahlst ggf aber mehr Nutzenfläche als nötig. 
Einzelstücke können in die Maschine fallen und zusätzlichen 
Reinigungsaufwand verursachen.

von Stefan (Gast)


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Wenn Teile von Hand bestückt werden müssen ist es für den Bestücker 
einfacher wenn alle Leiterplatten gleich ausgerichtet sind.
Gleiches gilt für eine einfache optische Kontrolle ohne AOI.

von Bauform B. (bauformb)


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P. S. schrieb:
> Breite der Nutzenränder, Form/Anzahl/Position der Platinen-Fiducials,
> Form/Anzahl/Position der Nutzen-Fiducials, Größe/Position von
> Fangbohrungen, Maximalgröße des Nutzens, ...)

Bis auf die Fangbohrungen und die ... ist das klar. Und dank eurer 
Antworten noch ein paar Dinge, danke.

Bürovorsteher schrieb:
> Irgenwie versuche ich mir gerade das Handling am Stegtrenner
> vorzustellen :-)

majo schrieb:
> ...ganz viele Frässtege die entfernt werden müssen, das kostet Zeit.
> Gestalte Nutzen so, das die am besten nur durch Ritzungen zu
> vereinzeln sind.

Ihr habt gut Reden, wie soll das mit so einer Platine gehen? Wenigstens 
dürfen in diesem Fall die Reste von perforierten Stegen ringsrum übrig 
bleiben.

Also zurück auf Los, wann lohnt sich ein Nutzen überhaupt? Bei sehr 
kleinen Platinen natürlich, aber wenn sowieso nur max. 4 Stück möglich 
sind? Und das ganze bei 
zum-Leben-zuwenig-zum-Sterben-zuviel-Stückzahlen? Insofern ist das 
Vereinzeln auch nicht so tragisch; bis die Platine im Gehäuse steckt, 
sind noch 23 Schrauben zu schrauben.

von Soul E. (Gast)


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Bauform B. schrieb:

> Also zurück auf Los, wann lohnt sich ein Nutzen überhaupt?

* Wenn auf einer SMD-Linie mehr als ein Produkt gefertigt werden soll. 
Eine einheitliche Nutzenbreite reduziert die Rüstzeit. Nicht bei allen 
Öfen kann man im heissen Zustand die Rails verfahren.

* Wenn die Leiterplattenbreite nicht zu den von der SMD-Linie 
unterstützten Maßen passt. Oder wenn die Leiterplatte nicht rechteckig 
ist.

* Wenn die Platte bis zum Rand belegt werden soll und man keine 5-10 mm 
oben und unten für die Transportbänder freihalten kann.

* Wenn die Ladezeit länger dauern würde als die Bestückzeit.

* ...

von majo (Gast)


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Bauform B. schrieb:
> Ihr habt gut Reden, wie soll das mit so einer Platine gehen? Wenigstens
> dürfen in diesem Fall die Reste von perforierten Stegen ringsrum übrig
> bleiben.

so würde das bei uns laufen.
rot ist geritzt
türkis vom pcb hersteller gefräst und entfernt.
Nutzentrennen am manuellen Linearschneider, 9 Schnitte a 3 Sekunden für 
ein Nutzen.

von Der Chef (Gast)


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Meine Erfahrung:

- Jeder ernsthafte Bestücker kommt mit "gedrehten" Nutzen für 
SMD-Bestückung zurecht. Wer das nicht kann, taugt nix. (Sorry für die 
saloppe Ausdrucksweise, aber so ist nunmal).
- In der Großserie richtet sich der Preis (bei 2-Layern) fast nur nach 
der Tafel-Größe (äusseres Rechteck) des Leiterplattenlieferanten. 
Bearbeitungen gehen meist "im rauschen unter".
- Ob bedrahtete Bauteile im Nutzen bestückt und gelötet werden, oder 
nach dem vereinzeln macht jeder Bestücker nach seinen eigenen Vorlieben
- Der Layouter sollte natürlich versuchen, die PCB-Kontur so optimal wie 
möglich "Nutzentauglich" machen:

A) Am besten ist ein Rechteck, das komplett geritzt werden kann

B) Wenn A) nicht geht, dann halt ineinander "verschachteln"

- Wieviel Abstand zwischen die PCB`s im Nutzen sein soll: kommt darauf 
an. Gut sind halt z.B. konstant 3mm. Dann kann der 
Leiterplattenhersteller einem relativ großen Fräser einfach 
"durchpflügen".
- Jeder Bestücker hat seine eigenen Vorlieben für die Nutzentrenner. 
Kommt auf auch auf Deine Requirements an (z.B. muß die PCB an allen 
Kanten ganz "glatt" sein, oder dürfen am ende auch kleine "Trennnasen" 
stehen bleiben?)

Fazit: Mit dem Bestücker schon in der Entwicklungsphase reden, und 
zusammen das Optimum raushohlen.

Gruß Robert

P.S. und nie vergessen: man zahlt für die PCB immer das "nächstgrößere" 
Rechteck, in das die Leiterplatte oder der Nutzen gerade noch reingeht 
(natürlich mit entsprechenden Transporträndern).

von Soul E. (Gast)


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majo schrieb:

> so würde das bei uns laufen.

Bei uns nicht. Zuviel Verschnitt, gibt schlechte Nutzenauslastung. Und 
die großen Löcher in der Platte führen zu ungleichmäßiger 
Wärmeverteilung, das gibt Mecker in der Herstellbarkeitsbeurteilung.

Lass die Frässtege an den v-Scores weg, so dass die Flicken erst beim 
Vereinzeln rausfallen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ritzen und brechen geht so ja nicht, kann man das wasserstrahlschneiden 
oder wie macht man solche Schnitte? Oder spült der Wasserstrahl alles am 
Rand weg?

: Bearbeitet durch User
von majo (Gast)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Ritzen und brechen geht so ja nicht, kann man das
> wasserstrahlschneiden
> oder wie macht man solche Schnitte? Oder spült der Wasserstrahl alles am
> Rand weg?

hä?

von Soul E. (Gast)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Ritzen und brechen geht so ja nicht, kann man das wasserstrahlschneiden
> oder wie macht man solche Schnitte? Oder spült der Wasserstrahl alles am
> Rand weg?

Wo jetzt? Bei der Skizze von Majo trennt man mit einem Rollmesser 
entlang der Ritzungen. Brechen geht gar nicht wenn SMD-Bauteile bestückt 
sind, da leitet man undefiniert Kräfte ein und verursacht Vorschäden, 
insbesondere bei Keramikkondensatoren.

Bei der komplexen Geometrie vom TO nimmt man eine Portalfräse mit 2,4 mm 
Fräser und fährt die vom CAD ausgegebene Fräsbahn ab.

von Der Chef (Gast)


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Soul E. schrieb:
> majo schrieb:
>
>> so würde das bei uns laufen.
>
> Bei uns nicht. Zuviel Verschnitt, gibt schlechte Nutzenauslastung. Und
> die großen Löcher in der Platte führen zu ungleichmäßiger
> Wärmeverteilung, das gibt Mecker in der Herstellbarkeitsbeurteilung.
>
> Lass die Frässtege an den v-Scores weg, so dass die Flicken erst beim
> Vereinzeln rausfallen.

Sorry, habe ich vergessen zu schreiben, stimme aber voll zu:
Die großen Löcher zwischen den Nutzen wird der Leiterplattenbestücker 
nach seinen Wünschen noch mit Leiterplattenmaterial auffüllen (viele 
machen z.B. eine "Schachbrett-Kupferfläche" und diverse Beschriftungen 
drauf), und beim Vereinzeln der Leiterlatten bleiben dann relativ große 
Abfall-Reste übrig.

Wasserstrahlschneiden beim PCB-Vereinzeln habe ich noch nie gesehen, 
aber ansonsten wird je nach Vorliebe/Anforderung:
- mit Werkzeugen kraftfrei "getrennt" (bei langen, geraden Kanten)
- Anbindungsstege weggefräst
- per Scheindewerkzeug getrennt (hohe Werkzeugkosten)

Gruß

von Georg (Gast)


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Soul E. schrieb:
> fährt die vom CAD ausgegebene Fräsbahn ab.

Und fräst dabei alle Bauteile an die er genau auf den Rand oder darüber 
hinaus positioniert hat.

Georg

von majo (Gast)


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Georg schrieb:
> Soul E. schrieb:
>> fährt die vom CAD ausgegebene Fräsbahn ab.
>
> Und fräst dabei alle Bauteile an die er genau auf den Rand oder darüber
> hinaus positioniert hat.

naja, darüber macht man sich eben bei der Nutzengestaltung Gedanken. 
Ritzkannten haben unter Bauteilen halt nichts zu suchen, Stege 
eigentlich auch nicht, es gibt aber Außnahmen.

von Christian B. (luckyfu)


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Bei der Nutzengestaltung ist man sehr frei, man kann Boards beliebig 
drehen, man kann, in Grenzen, auch Boards Seitenverkehrt mischen. Bei 
manchen Geometrien kann sowas sinnvoll sein, dann liegt eine Top neben 
einer Bottomseite. Allerdings muss man da aufpassen, dass die Bauteile 
nicht zu schwer werden, sonst geht das nicht. Gesehen habe ich 
dergleichen aber schon. Unterm Strich sollte dir das aber eigentlich 
egal sein. sofern du den Nutzen nicht benötigst würde ich beim LP 
Fertiger Einzelplatinen bestellen. Zu wieviele dieser dann aus diesen 
einen Produktionsnutzen macht und wie der die Platinen in ebendiesem 
Ausrichtet kann dir ja egal sein. Bei manchen Dingen, wie z.B. einem 
angefasten Stecker mit Goldkontakten ist klar, dass dieser Außen am 
Nutzenrand liegt, es bleiben somit noch 2 Transportränder übrig. (Oder 
die Fertigung der LP wird richtig teuer -Tiefenfräsen mit Stichel ist so 
ausgefallen, dass sich LP Fertiger das sehr gut bezahlen lassen)

Beitrag #6598046 wurde von einem Moderator gelöscht.
von und jetzt aber weg (Gast)


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Verflucht wird heute niemand mehr, es ergibt allenfalls Mehrkosten, oder 
geht nicht.

- und weg

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