Forum: Platinen Via im Pad böse?


von Felix H. (Gast)


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Moin,

spricht was dagegen, ein Via direkt im Pad (0805) zu setzen, oder sollte 
man grundsätzlich nach Abseits verlängern und da das Via setzen?

Ich könnte mir vorstellen, dass das Via mit Lötzinn volläuft und es 
mechanischen Stress gibt beim Abkühlen.
Andererseits sieht man durchaus gar viele Vias in Kühlflächen von 
Leistungs-ICs mit Exposed Pad oder DPAK.

Grüße aus Hamburg,
Felix H.

von MaWin 2 (Gast)


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Du hast alles richtig erklärt. Und ja, das ist genau aus den genannten 
Gründen böse.

von udok (Gast)


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Das Lötzinn wird abgesaugt... kann man machen wenn es wirklich sein 
muss.
Aber mit dem Bestücker absprechen, die Pastenschablonen müssen
eventuell angepasst werden.

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Felix.

Felix H. schrieb:

> spricht was dagegen, ein Via direkt im Pad (0805) zu setzen,

Ja.

> oder sollte
> man grundsätzlich nach Abseits verlängern und da das Via setzen?
>

Bei 0805 wird das fast immer der bessere Weg sein.

> Ich könnte mir vorstellen, dass das Via mit Lötzinn volläuft und es
> mechanischen Stress gibt beim Abkühlen.

Dir verschwindet Lötzinn und Flussmittel durch das Via nach unten.
Mechanischer Stress ist eher weniger das Problem.

Abhilfe, falls sich das Via im Pad nicht vermeiden lässt:
Lokal mehr Paste, oder das Via "pluggen" oder "tenten" und natürlich 
teuer.

Ersteres geht auch nicht immer und braucht viel Erfahrung, zweites
ist ein zusätzlicher Arbeitsschritt.

> Andererseits sieht man durchaus gar viele Vias in Kühlflächen von
> Leistungs-ICs mit Exposed Pad oder DPAK.

Thermal Vias sind eine Ausnahme. Aber "unproblematisch" sind die auch 
nicht.
Genauso kommt man bei BGAs oft nicht darum herum, oder in enxtrem engen 
Layouts.

Anmerkung: Wegen der schlechten Strom- und Wärmeleitung trägt eine 
Lötzinnfüllung des Vias nur verhältnismäßig wenig zum Strom- und 
Wärmefluß
durch das Via bei, verglichen mit der Kupferhülse.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
von Frank K. (fchk)


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Felix H. schrieb:

> spricht was dagegen, ein Via direkt im Pad (0805) zu setzen, oder sollte
> man grundsätzlich nach Abseits verlängern und da das Via setzen?

Bei elektrischen Pads läuft dir die Lötpaste durchs Loch weg. Daher Via 
so weit weg ziehen, dass ein hinreichender Lötstopp-Steg zwischen Pad 
und Via verbleibt.

Bei BGA-ICs mit kleinem Raster bleibt Dir oft gar nichts anderes übrig, 
als Vias in die BGA-Pads zu setzen. Da müssen die Vias aber anschließend 
verfüllt und übergalvanisiert werden, damit die BGA-Balls eine plane 
Oberfläche haben, auf der sie korrekt aufschmelzen. Das geht, zum einen 
technisch, aber auch ins Geld, weil es zusätzliche Fertigungsschritte 
sind.

> Andererseits sieht man durchaus gar viele Vias in Kühlflächen von
> Leistungs-ICs mit Exposed Pad oder DPAK.

Das sind thermische Vias, die Wärme ableiten sollen. Hier ist das kein 
großes Problem, weil auf den großen Kühlpads eh eher zu viel als zu 
wenig Paste vorhanden ist. Da darfst und sollst Du Vias setzen, aber 
nicht zu große Bohrungen wählen (max 0.3mm).

Ansonsten schau in die Datenblätter der Hersteller.

fchk

von Wolfgang (Gast)


Angehängte Dateien:

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Frank K. schrieb:
> ... weil auf den großen Kühlpads eh eher zu viel als zu
> wenig Paste vorhanden ist.

Dann ist die Pastenschablone falsch.

Die sollte immer so ausgelegt sein, dass möglichst die passende Menge an 
Paste auf thermal Pads gedruckt wird, oft auch mit Stegen. Sonst 
schwimmt der Chip zu hoch über dem thermal Pad und es kann Problem an 
den Pins geben.
https://www.allaboutcircuits.com/technical-articles/stencil-design-for-exposed-pad-packages/

Beitrag #6602018 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Felix H. (Gast)


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Dankeschön für die schnelen Antworten!

An Lötpaste und -Schablone habe ich gar nicht gedacht, da ich per Hand 
löten würde. Also werde ich versuchen, extern zu durchkontaktieren.

Schönes WE!
Größe, Felix

von Maik F. (Firma: ibfeew) (mf_hro)


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Hallo,
bei Handlötung kannst du den Großteil der EInwände wieder vergessen. 
Vias mit 0,3mm im Pad machen bei Handlötung keine Probleme.
Wenn allerdings doch mal Reflow-Lötung angedacht ist, dann das Via neben 
das Pad setzen.

von Andre K. (andre1980)


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Beim Löten mit Lötkolben sind Vias im Pad kein Problem. Du kannst die 
Lotmenge ja selber bestimmen und siehst ob zu wenig Lot am Pad ist.

Ich hatte da bisher keine Probleme.

von Soul E. (Gast)


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Anders formuliert, beim Handlöten von SMD-Bauteilen hast Du ohnehin fast 
immer zuviel Lot auf den Pads :-)

Bzgl Vias im Diepad: üblicherweise gestaltet man die Pastenmaske so, 
dass man nicht direkt in die Vias reinrakelt. Z.B. mehrere Kästchen 
Paste, und dazwischen die Vias.

von PCB (Gast)


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Also wir haben so einige Boards in der Serienfertigung, wo sich auf der 
Unterseite keine Bauteile befinden. Dadurch fährt der Bestücker mit 
einem Lötschwall die komplette Unterseite entlang und füllt dadurch auch 
alle VIAs mit Lötzinn.
Bisher hatten wir noch keine Probleme mit den Boards wegen den VIAs.

Merkwürdigerweise hat sich derselbe Bestücker wegen einem QFN-Baustein 
beschwert, weil da VIAs im Thermal-Pad sitzen und auf der Unterseite 
sogar noch ein Pad über alle VIAs geht, dass vom Lack befreit ist.
Das Pad soll eigentlich dafür da sein, damit sich dort das durch die 
VIAs abgelaufene Lötzinn sammeln kann.

von VIAs for ever (Gast)


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PCB schrieb:
> Dadurch fährt der Bestücker mit
> einem Lötschwall die komplette Unterseite entlang und füllt dadurch auch
> alle VIAs mit Lötzinn.

Solche Aussagen sollte man sich für 1.April aufsparen und/oder den 
Bestücker wechseln

PCB schrieb:
> Das Pad soll eigentlich dafür da sein, damit sich dort das durch die
> VIAs abgelaufene Lötzinn sammeln kann.

Ein Sammelbecken für entlaufenes Zinn, sehr guter Einfall!

von Μαtthias W. (matthias) Benutzerseite


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VIAs for ever schrieb:
>> Dadurch fährt der Bestücker mit
>> einem Lötschwall die komplette Unterseite entlang und füllt dadurch auch
>> alle VIAs mit Lötzinn.
>
> Solche Aussagen sollte man sich für 1.April aufsparen und/oder den
> Bestücker wechseln

Warum? Wellenlöten ist ein völlig üblicher Prozess bei dem die Vias eben 
mit Zinn gefüllt werden. Zumindest als Seiteneffekt.

https://youtu.be/7_ft7FYcQjc

Matthias

von Georg (Gast)


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Μαtthias W. schrieb:
> Warum? Wellenlöten ist ein völlig üblicher Prozess

Jemand der sich gerade mal neu mit Elektronik beschäftigt und höchstens 
beim Einsetzen der SIM das Innere eines Handys gesehen hat weiss sowas 
natürlich nicht. Und über alte Hasen macht man sich hier im Forum nur 
noch lustig.

Georg

von Roland E. (roland0815)


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Zusammenfassend gilt: Ja, Via in Pad ist böse. Wo es sich nicht 
vermeiden lässt, gibt es professionelle Hilfe, wie stopfen (pluggen) 
gegen Geld. Für den Hausgebrauch und/oder qnd Prototypen reicht es den 
Fertiglochdurchmesser auf 0,3mm zu setzen, dann tropft das Zinn nicht 
als Stalagtit durch. Dann reicht auch die übliche Pastenmenge zum löten.
Mit der Welle von unten fluten hilft auch nur bei Lochgrößen, bei denen 
das Zinn nicht durchtropft. Denn im Ofen wird es ja wieder flüssig.

von VIAs for ever (Gast)


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Roland E. schrieb:
> Für den Hausgebrauch und/oder qnd Prototypen reicht es den
> Fertiglochdurchmesser auf 0,3mm zu setzen, dann tropft das Zinn nicht
> als Stalagtit durch. Dann reicht auch die übliche Pastenmenge zum löten.
> Mit der Welle von unten fluten hilft auch nur bei Lochgrößen, bei denen
> das Zinn nicht durchtropft. Denn im Ofen wird es ja wieder flüssig.

Wenn man das ernst nimmt kommt man zu dem Schluss das hier einige mit 
H2O löten......
Naja, für die Umwelt wäre es gut

von Roland E. (roland0815)


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VIAs for ever schrieb:
> ...
>
> Wenn man das ernst nimmt kommt man zu dem Schluss das hier einige mit
> H2O löten......
> Naja, für die Umwelt wäre es gut

Ein bischen Sicherheit muss schon gegeben sein, bei 0,4 passiert noch 
keine Katastrophe, aber es bilden sich schon Tropfen. Bei 0,5 läuft es 
durch.

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