Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug _ Alu _ biegen _ wie


von Alu Bieger (Gast)


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moin,

hat jemand einen Tip um hartes Alu ( mit MgSi ) zu biegen?
Bringt es was, die Biegekante ( muss kein scharfer Knick werden ) mit 
Heissluft auf 300..400°C zu erwärmen?

schon mal Danke.
Der Alubieger

von Biegel (Gast)


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Hat bei mir gut funktioniert. Beim Biegen ein bissel beeilen, das Zeug 
kühlt schnell ab und wird dann erstmal wieder hart.

von L. H. (holzkopf)


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Alu Bieger schrieb:
> Bringt es was, die Biegekante ( muss kein scharfer Knick werden ) mit
> Heissluft auf 300..400°C zu erwärmen?

Am besten bringst Du an der Biegekante erst mal den r an, den Du 
verkraften kannst.
Danach spannst Du den einen Schenkel fest ein, erwärmst längs der 
Biegelinie alles und biegst dann den anderen Schenkel schnellstmöglich 
um.

von MaWin (Gast)


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Biegel schrieb:
> Hat bei mir gut funktioniert. Beim Biegen ein bissel beeilen, das
> Zeug kühlt schnell ab und wird dann erstmal wieder hart.

Ich kennt jetzt für Alu: Erwärmen auf 250, abschrecken in Wassereimer, 
dann biegen.

Aber jeder wie er will

von Thomas B. (thombde)


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Naja, Aluminium biegt man nicht gerne.
Es wird rissig und spröde.
Zumindest an der Biegekante.
Hängt natürlich von der Wandstärke ab.

von Biegel (Gast)


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MaWin schrieb:
> Ich kennt jetzt für Alu: Erwärmen auf 250, abschrecken in Wassereimer,
> dann biegen.

"Normales" weiches Alu braucht zum biegen nicht erwärmt werden. Hier 
gings aber um hartes Zeug (z.B. DURAL). Nach dem Abkühlen ist es wieder 
hart. Was soll da vorher abschrecken im Wassereimer bringen.

Aber jeder wie er will.

von Teo (Gast)


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Biegel schrieb:
> Was soll da vorher abschrecken im Wassereimer bringen.

Ist halt kein Stahl. Durch die größere Härte, ergibt sich auch eine 
höhere Streckgrenze.
Nur sind das eher gut 500°C und das über ca. 2h.

Aber jeder wie er will....


PS: Ach ja, was meist nicht erwähnt wird: Unbedingt die Kanten 
entgraten! Sonnst fördert das die Rissbildung.
Biegeradius beachten und am besten mit Hilfe eines Holzklotzes "um 
hämmern". Am besten das mit der Hand auch etwas vorspannen. 
Zimmertemperatur reicht.

von Uli S. (uli12us)


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Mawin hat schon recht erwärmen und danach abschrecken macht Alu und 
andere Metalle weich, lediglich 250° ist etwas wenig. das darf ruhig auf 
4-500° erwärmt werden.

von Mani W. (e-doc)


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MaWin schrieb:
> Ich kennt jetzt für Alu: Erwärmen auf 250, abschrecken in Wassereimer,
> dann biegen.
>
> Aber jeder wie er will

Halte ich für ein Gerücht!

Erwärmen auf 250 Grad (lächerlich), abschrecken im Weihwasser, dann
biegen...

Wieso sollte man etwas, was auf lächerliche Temperatur erwärmt wurde,
dann abschrecken, um zu biegen?

von Biegel (Gast)


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Ok, bei mir hat es genau so funktioniert:

1. Biegekante mit Bleistift anreissen, brennt nicht weg
2. Biegekantenbereich mit Lötlampe erwärmen
Heissluftpistole hatte ich damals noch nicht, Temperatur konnte ich auch 
nicht messen, alles über den Daumen nach Gefühl.
Wenn noch zu kalt, merkt man beim Anbiegen das das Material noch federt.
3. zügig Einspannen zwischen zwei Hartholzleisten
4. Biegen mit Hammer und Hölzchen
Auch nochmaliges Erwärmen und Nachbiegen war kein Problem.

Das stärkste was ich so gebogen habe war 3mm DURAL (wurde damals so 
genannt).
Prozesssicher ist das Ganze selbstverständlich nicht, aber für 
gelegentliche Bastlerbiegungen hat es bei mir jedenfalls funktioniert.

von Metallograf (Gast)


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Also es gibt durchaus Aluminiumlegierungen die um die Kaltverformbarkeit 
zu verbessern Weichgeglüht werden. Überlicherweise sind das aber 
Knetlegierungen, nicht AlSi (das ist eine Gusslegierung), wenn es um 
Blech geht meint der TO wahrechinlich wie schon vermutet eher sowas wie 
DURAL (das ist keine AlSi-Legierung!) oder eine AlMgSi Legierung. Die 
sind üblicherweise Knetlegierungen mit "guter" Verformbarkeit und im 
Fall von AlMgSi auch aushärtbar bei hohen Temperaturen. Da wäre dann 
erhitzen eher kontraproduktiv, aber um genaueres zu sagen müsste man die 
genaue Legierung oder Werkstoffnummer wissen...

So als Lesestoff kann man mal von der Alu Zentrale (aluinfo.de) das 
Merkblatt W7 nehmen zur Wärmebehandlung von Alu.

von Metallograf (Gast)


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OK, oder man nimmt gleich das richtige Merkblatt fürs Biegen, da sollte 
wirklich drin stehen wie man es macht...

B01 Biegen von Aluminium-Halbzeug in der handwerklichen Praxis
https://www.aluinfo.de/download.html?did=13

von L. H. (holzkopf)


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MaWin schrieb:
> Biegel schrieb:
>> Hat bei mir gut funktioniert. Beim Biegen ein bissel beeilen, das
>> Zeug kühlt schnell ab und wird dann erstmal wieder hart.
>
> Ich kennt jetzt für Alu: Erwärmen auf 250, abschrecken in Wassereimer,
> dann biegen.

In dieser Reihenfolge eher nicht.

Biegel schrieb:
> 1. Biegekante mit Bleistift anreissen, brennt nicht weg
> 2. Biegekantenbereich mit Lötlampe erwärmen
> Heissluftpistole hatte ich damals noch nicht, Temperatur konnte ich auch
> nicht messen, alles über den Daumen nach Gefühl.
> Wenn noch zu kalt, merkt man beim Anbiegen das das Material noch federt.

Ja, das merkt man.
Bei größeren Biegelängen macht man am besten einen Vorversuch mit einem 
kurzen Stück, bei dem man den nicht eingespannten Schenkel in einem 
Arbeitsgang umbiegen kann.
Dadurch bekommt man ein ganz gutes Gefühl dafür, wie hoch man am besten 
vorwärmt.

> 3. zügig Einspannen zwischen zwei Hartholzleisten

Wie w.o.g. spanne ich beim Al-Biegen immer vorher ein und erwärme erst 
danach.

> 4. Biegen mit Hammer und Hölzchen
> Auch nochmaliges Erwärmen und Nachbiegen war kein Problem.

Kann ich auch bestätigen.
Nicht nur für Korrekturen, sondern auch für schrittweise Nachbiegungen 
bei größeren Biegelängen.
Dabei muß man sich ein wenig davor hüten, bei den Einzelschritten zu 
viel umbiegen zu wollen.
Besser zwischendrin immer wieder mal nachwärmen.
Nach meinen Biege-Erfahrungen verhält sich Al dabei ganz anders als St.
>
> Das stärkste was ich so gebogen habe war 3mm DURAL (wurde damals so
> genannt).

Wird immer noch so genannt. :)
Hat aber ganz andere Werte bzgl. Zugfestigkeit und Bruchdehnung als das 
vom TE gen. AlMgSi-Material - liegt weit darüber und geht eher in 
Richtung von St50:
https://www.chemie.de/lexikon/Duraluminium.html

Danke Dir, daß Du auch davon noch berichtet hast; denn gerade bei Al, 
das man halt auch so daheim hat, weiß man oft nicht, um welche Legierung 
es sich dabei genau handelt. :)

Metallograf schrieb:
> ... wenn es um
> Blech geht meint der TO wahrechinlich wie schon vermutet eher sowas wie
> DURAL (das ist keine AlSi-Legierung!) oder eine AlMgSi Legierung. Die
> sind üblicherweise Knetlegierungen mit "guter" Verformbarkeit und im
> Fall von AlMgSi auch aushärtbar bei hohen Temperaturen. Da wäre dann
> erhitzen eher kontraproduktiv, aber um genaueres zu sagen müsste man die
> genaue Legierung oder Werkstoffnummer wissen...

Naja, nachdem der TE eingangs von AlMgSi sprach, meinte er eher nicht 
DURAL.
Sondern vermutlich EN AW-6060:
https://facts.kloeckner.de/werkstoffe/aluminium/3-3206/

Mit Zugfestigkeit und Bruchdehnung liegt das nicht besonders hoch.
Umso mehr dürfte dann Erwärmung vor dem Biegen vorteilhaft sein.
Hauptsächlich, um dadurch zunächst die Bruchdehnung erhöhen zu können.
Evtl. könnte man nach dem Biegen wieder aushärten - falls erforderlich.

Ich weiß aber weder ob die eingangs gen. T von 300-400°C zum 
"Weich-Temperieren" ideal ist, noch wo die T liegen sollte, wenn man 
nach dem Biegen evtl. wieder aushärten will.
Kannst Du vielleicht zu den T Näheres sagen?

Zur Al-Biegung hier auch noch ganz Interessantes:
https://de.materials4me.com/wissen-ideen/material-ratgeber/umformen-von-aluminium/

von Biegel (Gast)


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L. H. schrieb:
> Wie w.o.g. spanne ich beim Al-Biegen immer vorher ein und erwärme erst
> danach.
Hatte ich erst auch so gemacht. Dämlicherweise habe ich mir dabei immer 
die Holzleisten angekokelt, da hab ichs dann andersrum versucht.

von Alu Bieger (Gast)


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moin,

eine "einfache" Frage und viele Antworten.
Zum Material:

Werkstoff:  AlMgSi0,5
Werkstoffnummer: EN AW-6060
Form: Quadratrohr 25x25x3mm

Mein Ergebnis:
Mit Säge die 4 Ecken freigestellt, mit Schraubendreher die Stege 
abgebrochen. Die platzen einfach so weg. Daher die Frage biegen mit 
Temperatur.
Mit Heißluftlötkolben (500°C) erwärmt und vorsichtig mit Zange die 3cm 
nach aussen umbiegen. Ging grade so, innen allerdings Rissbildung.
Bei der Montage am Giebel einmal irgendwo gegengestoßen und ein Schenkel 
war ab.
Nun werde ich den Vierkant mit Metallknete auffüllen und den Windmesse 
mit einer Zentralschraube befestigen.

Danke an alle.
Mit Gruß
Alu Bieger

von korax (Gast)


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Biegel schrieb:
> mit Lötlampe erwärmen
> ... alles über den Daumen nach Gefühl.

Das Gefühl kenn ich!

von Hans B. (Gast)


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Vor vielen Jahren haben wir in einer Fachschulwerkstatt eine kleine 
Tiefziehübung mit Alu gemacht:
Mit Gasflamme erwärmen bis man mit einem Kieferholzspan einen schwarzen 
Strich ziehen kann. -Dann wurde kalt Tiefgezogen.
Allerdings ist mir nicht (mehr) bekannt welche Alu-Legierung verwendet 
wurde od. ob die Wärmebehandlung überhaupt wirksam war....

von Matthias K. (kannichauch)


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An Hans B

Etwa so kenne ich es auch.
Eine Wärme für einen braunen Strich reicht, dann in Wasser abschrecken 
und das Alu bleibt eine Weile weich.
Es wird dann zum Beispiel gehämmert und so weiter. Und zwar geht das bei 
AlMg3.
Man darf nicht normal anreissen, nur mit Bleistift oder ähnlich 
anzeichnen.

Natürlich kann man weiches Alu auch so biegen, es darf halt nicht 
einreißen.
Zu hartes Alu kann man nicht biegen.(Zylinderköpfe, Kolben, AlSi)

Es gibt generell sehr viele verschiedene Alu Legierungen, man muss ggf. 
Daten finden oder Experimente machen.

MfG

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