Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Fehlersuche beim Schaltnetzteil - könnt Ihr mir helfen?


von Herrmann (Gast)


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Hallo zusammen,

mein Schaltnetzteil hat folgende Daten:
AC Input 100-240V
DC Output +24V / 3A, +40V / 1,7A, +9V / 1A

Fehlerbeschreibung: Netzteil macht ca. 2 mal pro Sekunde einen Neustart, 
wobei die Ausgangsspannungen rhytmisch mitzappeln, besonders die 9V.

Folgende Dinge habe ich überprüft:

Netzfilter und 2 aufgelötete Sicherungen: OK
Netz-Brückengleichrichter: OK (alle 4 Dioden)
Step-Up-Wandler der aktiven PFC: arbeitet, an den Siebelkos liegen 370V 
an
Siebelkos: Halten die Ladung noch ne Weile nach Netztrennung
3 x Hochfrequenz-Schottky-Gleichrichter: OK (Flussspannung plausibel, 
Sperrwirkung vorhanden)
Der kleine Linearregler für den 9V-Ausgang: arbeitet
Optische Prüfung: Es sind keine Brandspuren und keine auffälligen 
Bauteile zu entdecken.

Ein interessantes Verhalten habe ich noch festgestellt. Die 24V kann man 
mit einem Trimmpoti um ein paar Volt nach Wunsch verstellen. Drehe ich 
das Trimmpoti runter, wird das Takten für 2s ganz langsam, um dann 
wieder auf das 2 x pro Sekunde anzusteigen. Mit dem Trimmpoti verstellt 
man die Spannung, die auf die Feedback-Baugruppe (mit den Optokopplern) 
gegeben wird.

Mir steht kein Schaltplan und nur ein Multimeter zur Verfügung.

Könnt Ihr mir Tipps geben, an welchen Stellen ich weitersuchen kann und 
was denn eigentlich überhaupt typischerweise kaputt gehen kann?

Ich kann mir ja vorstellen, dass das Netzteil "denkt", dass die 
Ausgangsspannungen überhaupt nicht stimmen oder ein Kurzschluss oder 
eine Überlast ist.

Vielen Dank schon mal im Voraus
Herrmann

von hinz (Gast)


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Der kleine Elko an der Eigenversorgung des Schaltreglers.

Auf dem unscharfen Foto kann man leider nichts erkennen.

von Herrmann (Gast)


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Werde morgen noch mal ein paar scharfe Fotos machen. Mit Schaltregler 
meinst du sicher den Leistungstransistor der den Trafo versorgt und 
dessen Ansteuer-Geraffel.

von oszi40 (Gast)


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hinz schrieb:
> Der kleine

Es könnte der Anlaufkondensator sein? Evtl. der 4,7µ? Nicht nur messen, 
diesen gleich austauschen und den zugehörigen Widerstand prüfen. Es gibt 
natürlich noch andere Ursachen....

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Der SMPS Controller wird vermutlich der 8-Beiner auf der extra Platine 
sein. Da sollte irgendwo ein 47µF-100µF Elko sein, den man mal 
austauschen sollte. Ist eine Ausgangsspannung immer nahe 0V? Dann kann 
es auch noch ein Kurzschluss der Diode oder des Elkos dieser 
Ausgangsspannung sein.

von Herrmann (Gast)


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Danke für die schnellen gezielten Antworten :) Habe das Netzteil gerade 
nicht hier, aber morgen gibts scharfe Detailfotos.

Übrigens, skynet electronic antwortete auf meine Supportanfrage (auf 
Englisch) nicht. Werden wohl nur ab 4stelligen Stückzahlanfragen aktiv.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Herrmann schrieb:
> aber morgen gibts scharfe Detailfotos

Sei auf Rückfragen vorbereitet :-P Ich möchte z.B. die Bezeichnung des 
8-Pin ICs wissen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wer sich traut, so einen miesen Pixelbrei
hochzuladen, dem ist nicht mehr zu helfen!

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Herrmann schrieb:
> Mit Schaltregler
> meinst du sicher den Leistungstransistor der den Trafo versorgt und
> dessen Ansteuer-Geraffel.

Das was du als "Ansteuer-Geraffel" bezeichnest, ist der Schaltreger, ja. 
Der wird mit Spannung versorgt, insbesondere wird dessen 
Versorgungsspannung mit einem Kondensator gesiebt. Wie es aussieht, hat 
dieser Kondensator an Kapazität eingebüßt. Das Fehlerbild ist recht 
eindeutig.

von Rainer Langholz (Gast)


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Bitte mal Elkos Primär (nicht den Netzelko in diesem Fall) tauschen. 
Müsste sich um einen 100 bzw. 47uF und einen 1 uF handeln. Meistens ist 
es der 100 uF

von Herrmann (Gast)


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Wie angekündigt ein paar scharfe Fotos. Die große senkrechte Platine mit 
den Optokopplern ist die Feedback-Baugruppe, aber welche Ausgabe die 
kleine senkrechte Platine hat weiß ich nicht. (Schaltregler?) Man kann 
jeweils den Aufdruck des 8-Beiners erkennen. Neben der kleinen 
senkrechten Platine ist ein etwas größerer Elko in einem 
Schrumpfschlauch.
Die Schottky-Diode für die 9V habe ich unterbrochen, brachte aber 
nichts.

Ich zähle einen größeren und 7 kleinere Elkos. (Siebelkos ausgenommen).

von Michael W. (miks)


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Auch wenn der evtl. nicht ursächlich sein sollte - aber C5 sieht (meiner 
unmaßgeblichen Meinung nach) ziemlich 'mitgenommen' aus...

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Mir sind die ICs unbekannt, aber ich kann einige Elkos als 
Austauschkandidaten erkennen. Der 33µF/35V bietet sich an und der Elko, 
der am oberen Board dicht dran sitzt und im Wert nicht erkennbar ist. 
Die 10µF/50V sind eher unverdächtig.

Matthias S. schrieb:
> Ist eine Ausgangsspannung immer nahe 0V? Dann kann
> es auch noch ein Kurzschluss der Diode oder des Elkos dieser
> Ausgangsspannung sein.

Das ist noch offen.

von Martin G. (Firma: kamaste.it GmbH) (myg63)


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Die Fotos sind immer noch nicht gut. Leih' Dir mal ein gescheites 
Smartphone und bring Licht beim fotografieren auf das Teil.

Ich hatte mal in einem Laserdrucker ein ähnliches Problem. Da war es der 
Ausgangselko, der immer schlechter wurde. Irgendwann hat dann das 
Netzteil nicht mehr sauber geglättet und die Schaltung ist komplett 
ausgefallen.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Netzteil mit nem Haartrockner-Fön mal warm machen.
wenn dann läuft, eine Elkokur machen.

insbesondere so kleine Elkos im Primärteil suchen, wie bereits erwähnt.

Werte wie 1 bis 4,7µF sind da oft zu finden.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Können auch bis zu 47µF, in seltenen Fällen 100 bis 220µF sein.

Einfach auf Verdacht alle kleinen Elkos auf der Primärseite neu machen 
wenn Du keine Ahnung von Schaltnetzteilen hast. Dadurch hat man auch 
ohne Wissen und die nötige Messtechnik für "mehr" eine recht hohe 
Erfolgschance.

von Herrmann (Gast)


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Hallo,

habe heute den größten der kleinen Primärelkos ausgelötet und aus dem 
Schrumpfschlauch geholt. Es ist ein 2µF / 450V.

Die anderen sind alle Niedervolt-Elkos (35 oder 50V). Ich werde sie 
morgen alle auslöten und mit einem LCR-Meter ihre Kapazität messen, 
sowie ihren Leckstrom.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wer viel misst, misst meistens Mist. Ich hatte schon Elkos, die waren 
messtechnisch in Ordnung, haben in der Schaltung aber trotzdem Probleme 
gemacht, die durch Neuteile behoben werden konnten. Glaubt man aber erst 
wenn man es selbst sieht, also mach und miss mal ruhig ...

von Herrmann (Gast)


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Zum Thema Elkos sind mir eigentlich nur 2 Dinge in meinem alten Kopf 
hängengeblieben: 1.) es gab mal eine große Elko-Pest durch mangelhafte 
Kopie der Kopie des Plagiates, ist aber schon länger her (und es waren 
nur Niedervolt-Elkos betroffen). 2.) Defekte Elkos blähen sich auf oder 
platzen an der Sollbruchstelle, alle anderen sind heil.

Aber wie ich jetzt befürchte gibt es auch sehr gemeine Elkos. Der 
Meßschritt erfolgt trotzdem, vielleicht ist ja ein Elko so ehrlich und 
sagt "ja, ich geb's zu, ich bin kaputt"

von Jemand (Gast)


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Herrmann schrieb:
> Der Meßschritt erfolgt trotzdem, vielleicht ist ja ein Elko so ehrlich und
> sagt "ja, ich geb's zu, ich bin kaputt"
Und , haste dafür das richtige Equipment? Ohne gutes ESR-Meter brauchste 
gar nicht erst anfangen, und die ganzen Parameter von den alten Elkos 
haste ja wohl auch nicht, bis auf die 2x Werte die drauf stehen?
Aber Versuch macht ja angeblich kluch ...

von Der schreckliche Sven (Gast)


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Herrmann schrieb:
> es gab mal eine große Elko-Pest

Siehe hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Capacitor_Plague

Herrmann schrieb:
> Defekte Elkos blähen sich auf oder
> platzen an der Sollbruchstelle, alle anderen sind heil.

Nein, die können auch ohne sichtbaren Schaden kaputt sein.

von Herrmann (Gast)


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Hallo Leute,

an der Stelle schon mal ein Dankeschön für die Elko-Tips, denn die 
Messungen mit dem LCR-Meter brachten Auffälligkeiten bei den 4 
baugleichen Elkos vom Typ "10µF / 50V" ans Licht. Hier die Meßübersicht 
von Kapazität und Dielektrikumwiderstand:

C7:  33µ / 35V -> 28µ, >20MOhm @6V
C36: 10µ / 50V -> 4,15µ, >20MOhm @6V
C8B: 2,2µ / 450V -> 2,19µ, >20MOhm @6V
C11: 10µ / 50V -> 3,5µ, >20MOhm @6V
C12: 10µ / 50V -> 3,9µ, >20MOhm @6V
C9:  56µ / 35V -> 56µ, >20MOhm @6V
C26: 10µ / 50V -> 5,5µ fallend auf 4,4µ, 5MOhm @0,5V, 0MOhm @6V

Jetzt ist die Frage ob eine mangelhafte Charge verbaut worden ist oder 
ob sie zu knapp dimensioniert worden sind.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Herrmann schrieb:
> Jetzt ist die Frage ob eine mangelhafte Charge verbaut worden ist

Eigentlich ist das wurscht. Tausch sie aus - und den 33µF auch.

von hinz (Gast)


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Matthias S. schrieb:
> Tausch sie aus - und den 33µF auch.

Und ordentliche Low-ESR Elkos nehmen!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Herrmann schrieb:
> 1.) es gab mal eine große Elko-Pest durch mangelhafte
> Kopie der Kopie des Plagiates, ist aber schon länger her

Das Problem mit den Pufferelkos am SNT Controller ist schon viel älter. 
Ich habe schon Anfang der 90er immer wieder Schaltnetzteile mit diesem 
Problem gehabt. Das waren z.B. Netzteile mit dem TDA4600/4601 Controller 
quer durch alle Marken.

: Bearbeitet durch User
von Herrmann (Gast)


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Hab auf die Schnelle schon mal bei Reichelt geschaut. Würde ja gerne Low 
ESR Typen 105°C 5000h verwenden, aber die gibts nur als 50V und nicht 
als 63V was ich auch gerne hätte. Soll ich bei den originalen 50V 
bleiben?

von hinz (Gast)


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Herrmann schrieb:
> Soll ich bei den originalen 50V
> bleiben?

Ja, nimm die Panasonic FR.

von Herrmann (Gast)


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geht klar :)

Übrigens, das Auslöten war trotz der elektronischen Vakuum-Entlötstation 
eine Qual, da die Anschlussdrähte am Lötauge abgewinkelt worden sind und 
die Bohrungen sehr eng sind so dass das Zinn nicht komplett raus 
flutscht wie bei anderen Platinen.

von Herrmann (Gast)


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Mir ist bei Reichelt ein Paradoxon aufgefallen: Bei den Panasonic 
Low-ESR-105°C-50V-Typen, wenn man da 22µF statt 10µF anschaut, hat der 
22µF
- die selben Abmessungen
- das selbe Rastermaß
- ist ca. 10% billiger

Da steige ich von der Logik her nicht mehr durch. Erklärungen?

von hinz (Gast)


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Herrmann schrieb:
> Mir ist bei Reichelt ein Paradoxon aufgefallen: Bei den Panasonic
> Low-ESR-105°C-50V-Typen, wenn man da 22µF statt 10µF anschaut, hat der
> 22µF
> - die selben Abmessungen
> - das selbe Rastermaß
> - ist ca. 10% billiger
>
> Da steige ich von der Logik her nicht mehr durch. Erklärungen?

Mit kleineren Gehäusen bekommt man die Lebensdauer nicht hin. Und 
billiger weil mehr Umsatz.

von Herrmann (Gast)


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Wenn ich wüsste ob die Schaltung 22µF verträgt würde ich lieber 22µF 
nehmen um einen späteren eventuellen Kapazitätsverlust abzufangen.

von Herrmann (Gast)


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Vielen Dank noch mal an die Tippgeber mit den kleinen Primärelkos , ich 
habe 4 dieser Netzteile durch Austausch aller 10µF / 50V erfolgreich 
reparieren können.

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