Forum: Offtopic Novelle Ökodesign von Geräten


von H.Joachim S. (crazyhorse)


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https://www.umweltbundesamt.de/themen/neue-waschmaschinen-kuehlschraenke-co-ab-2021

"Für bestimmte Ersatzteile, etwa Elektronik, ist vorgesehen, dass die 
Hersteller sie nur an „fachlich kompetente Reparateure“ liefern müssen. 
Hersteller könnten damit die Auslieferung an Verbraucherinnen und 
Verbraucher sowie Repair-Cafés verweigern und eine Reparatur somit 
erschweren oder verteuern."

Vielleicht gut gedacht, aber wahrscheinlich wieder nur halbherzig 
gemacht. Solange die Hersteller bestimmen können wie teuer die 
Ersatzteile sind und wer sie überhaupt bekommt bleibt alles beim alten 
(Wegwerf)-Prinzip. Theoretisch reparierbar, praktisch macht es dann doch 
kaum jemand.

von Bernd G. (Gast)


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Sorry, aber was hast du von unseren Fürsten an dieser Stelle erwartet?

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Ich erwarte inzwischen schon dass da mehr Nachhaltigkeit betrieben wird, 
die daraus entstehenden Probleme lassen sich ja nicht wegleugnen.
Das Problem ist, dass letztendlich auch der Staat von immer kürzeren 
Produktlebenszyklen (vulgo Konjunktur) lebt/profitiert. Das muss 
irgendwann (bald) irgendwie (nur wie tatsächlich) gelöst werden.

von Falk B. (falk)


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H.Joachim S. schrieb:
> Das muss
> irgendwann (bald) irgendwie (nur wie tatsächlich) gelöst werden.

Ganz einfach.

A) Ökodiktatur, der Staat legt Verhalten und Preise fest.

oder

B) Durch den Markt. Wemm Rohstoff- und Energiepreise stark steigen und 
Löhne real stark fallen, wird man mehr reparieren MÜSSEN! Zur Zeit sieht 
es danach aber nicht aus.

von Icke ®. (49636b65)


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Falk B. schrieb:
> Wemm Rohstoff- und Energiepreise stark steigen und
> Löhne real stark fallen, wird man mehr reparieren MÜSSEN! Zur Zeit sieht
> es danach aber nicht aus.

Die Vorboten sind längst da. Von verschiedenen Kunden des 
metallverarbeitenden Gewerbes weiß ich, daß bspw. die Einkaufpreise für 
Halbzeuge um die Hälfte angestiegen sind. Mit der Folge, daß deren 
Kunden aus Angst vor weiterer Verteuerung zur Zeit "wie die Blöden" 
bestellen. Das ist momentan zwar gut fürs Geschäft, wird über kurz oder 
lang jedoch zwangsläufig zu einem massiven Umsatzeinbruch führen, mit 
allen Konsequenzen. Ebenfalls wieder gestiegen sind die Preis für 
Altmetall und Kraftstoff. Letzteres nicht allein durch die CO2-Steuer 
erklärbar. Diesel kostet je nach Tageszeit schon weit über 1,30€, 
günstig um die 1,20€. Ende letzten Jahres konnte man zur HappyHour noch 
unter 1€ tanken, sonst um die 1,10€.

von Egon D. (Gast)


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H.Joachim S. schrieb:

> Ich erwarte inzwischen schon dass da mehr Nachhaltigkeit
> betrieben wird, die daraus entstehenden Probleme lassen
> sich ja nicht wegleugnen. Das Problem ist, dass letztendlich
> auch der Staat von immer kürzeren Produktlebenszyklen
> (vulgo Konjunktur) lebt/profitiert. Das muss irgendwann
> (bald) irgendwie (nur wie tatsächlich) gelöst werden.

Was erwartest Du?

So lange es in einem privat betriebenen Forum für Techniker,
das keiner staatlichen Zensur unterliegt, ausdrücklich als
NICHT ERWÜNSCHT gilt, dass sich Techniker über die alles
entscheidende Frage austauschen, was die Technik in der
Gesellschaft bewirkt, so lange sage ich: Wir haben genau
die Politiker, Wirtschaftsbosse, Meinungsführer (und
Forenbetreiber), die wir verdienen. Es geht uns bei weitem
noch nicht schlecht genug.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Die Autoindustrie zeigt ja, wo es lang geht. Da werden Ersatzteile 
verdongelt und zu wahnsinnigen Preisen verkauft, es werden Teile von 
Fremdanbietern wegen 'Design Copyright' vom Markt geklagt und die 
geplante Obsoleszenz ist in jedem Motor fester Bestandteil der 
Konstruktion. Wie ist das mit den Hockdruckpumpen der VW-Gruppe oder der 
ECU im Corsa? Zahnriemen im Ford-Eco?

Und da niemand in den kleinen Mikrocontroller von Padauk oder Elan 
reingucken kann, der die weisse Ware steuert, kann man da auch 
Obsoleszenz rein schreiben, die dann den Neukauf der Ablaufsteuerung des 
Kühlschrankes oder der WM zwingend erfordert, denn "leider ist der als 
Einzelbauteil nicht erhältlich".
Wenn die Jungs geschickt sind, ist da auch noch ein Zufallsgenerator mit 
drin, der dafür sorgt, das nicht alle Kühlschränke nach genau 730+1 
Tagen ausfallen, das würde ja auffallen.

: Bearbeitet durch User
von Marek N. (Gast)


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Eben, was nützt es mir, wenn die Steuerplatine für den Geschirrspüler 
zwar verfügbar ist, aber 200 € zzgl. MwSt. kostet, während ich den 
kompletten Spüler im Blödmarkt für 299,- € bekomme mit einer 24 
monatigen 0%-Finanzierung?

Ersatzteile sind zu teuer, Neuware lächerlich billig.

von H.Joachim S. (crazyhorse)


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Hatten wir gerade im Miele-Waschmaschinen-trööt: Hauptplatinen kosten 
bei diesem Unternehmen gerne mehr als Komplettneumaschinen der 
Konkurrenz. Einbau/Anfahrt des Sevicemenschen kommt selbstverständlich 
noch oben drauf.
Bäh.

von Jonny O. (-geo-)


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Falk B. schrieb:
> Durch den Markt. Wemm Rohstoff- und Energiepreise stark steigen

die Preise sind eigentlich sehr hoch, werden aber nicht bezahlt. Die 
Umweltkosten werden kurzerhand auf die nachfolgenden Generationen 
abgewälzt. Darauf basiert momentan praktisch die gesamte Wirtschaft.

Würden die Hersteller (und wir Kunden) den realen Preis bezahlen, wäre 
die Ware wohl mehr als 10 mal so teuer wie bisher und es wäre überhaupt 
keine Frage mehr, ob man Geräte repariert oder einfach wegwirft. :-)

: Bearbeitet durch User
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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…, wenn sie Ersatzteile und Reparaturanleitungen vorhalten

Das ist doch schon ein guter Schritt in die richtige Richtung. Oft 
hapert es nicht am Ersatzteil, sondern einfach an der Schaltung oder der 
Reparaturanleitung.

von Percy N. (vox_bovi)


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Egon D. schrieb:
> So lange es in einem privat betriebenen Forum für Techniker,
> das keiner staatlichen Zensur unterliegt, ausdrücklich als
> NICHT ERWÜNSCHT gilt, dass sich Techniker über die alles
> entscheidende Frage austauschen, was die Technik in der
> Gesellschaft bewirkt, so lange sage ich: Wir haben genau
> die Politiker, Wirtschaftsbosse, Meinungsführer (und
> Forenbetreiber), die wir verdienen. Es geht uns bei weitem
> noch nicht schlecht genug.

Möglicherweise wird Mancher überrascht sein, wenn er sich über das 
Verhältnis von Naturwissenschaft und Technik klar wird: Während der 
Naturwissenschaftler durch Beobachtung Erfahrungssätze darüber 
aufstellt, wie seine Umwelt zusamnenwirkt, also ist, stellt der 
Techniker Regeln auf, wie sie beeinflusst, also verändert werden könnte, 
mthin sein sollte. Zur Aufstellung dieser Sollenssätze ist erforderlich, 
zunächst zu klären, was überhaupt in welcher Richtung verändert werden 
soll. Diese zweckorientierte Entscheidung ist zwangsläufig politisch. 
Damit ist jede Technik als gesellschaftliche Anwendung von Wissenschaft 
stets politisch.
Dementsprechend stehen die Nutzungsbedingungen sachbezogenen politischen 
Erörterunngen auch nicht entgegen, sondern nur allgemeinen politischen 
Diskussionen.

Wer sich jetzt an die letzte These über Feuerbach erinnert fühlt, liegt 
nicht völlig falsch.

: Bearbeitet durch User
von Percy N. (vox_bovi)


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H.Joachim S. schrieb:
> Ich erwarte inzwischen schon dass da mehr Nachhaltigkeit betrieben wird,
> die daraus entstehenden Probleme lassen sich ja nicht wegleugnen.

Meinst Du jetzt die Probleme mangelnder Nachhaltigkeit oder diejenigen, 
die durch Nachhaltigkeit erst erzeugt werden? Wenn sieben bis zehn Jahre 
nach Endexdes Abverkaufs plötzlich eine ganze Lagerhalle voller 
Ersatzteile über Nacht zu Schritt wird, ist das sicherlich auch nicht 
erstrebenswert.

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