Hallo, ich bin grade am Einsortieren neuer SMD-Bauteile. Eigentlich hatte ich vor, die in entsprechenden Containern zu sortieren und zu lagern. Das sind kleine Plastikkästchen mit vielen Fächern und Deckeln in diesem Stil[1], in die das wunderbar reingehen würde. Auch die Entnahme wäre recht einfach. Geliefert werden die Teile auf Rollenabschnitten. Hier ist das Handling eher umständlich für mich, vor allem wenn was übrig bleibt. Soweit ich weiß ist bei SMD-Bauteilen vor allem die Luftfeuchtigkeit ein Problem bei der Lagerung. Die Container sind auf keinen Fall luftdicht, so dass hier eine entsprechende Vorbereitung vor dem Einlöten (mit der Hand, kein Reflow) wohl angebracht wäre, um sicher zu gehen. Eine Woche bei 40 °C könnte ich ja gleich einen ganzen Container mit geöffneten Deckeln trocknen, dann bleibt die Ordnung bis zur Verarbeitung erhalten. Bietet die Lagerung in der Rolle mit der Plastikfolie drauf denn irgendwelche Vorteile bzgl. Feuchtigkeit? Oder ist diese Verpackung ebensowenig luftdicht? Ich sehe nur, dass sie aufgeklebt ist, kann das aber grade nicht weiter beurteilen. Ich habe ja keine ganzen Rollen, sondern nur abgeschnittene Teile mit der bestellten Anzahl. Da würde mir eine Einschätzung weiterhelfen. [1] https://www.pollin.de/p/smd-container-39x23-5x18-mm-10-stk-orange-511559
Ich finde Mäuseklos unpraktisch, man muss die Teile mit der Pinzette rauspicken, weil man den Behälter nicht auskippen kann. Bei der Lagerung stellt sich die Frage, welche Mengen man hat. Rollen bleiben auf der Rolle im Schrank, Trays kommen daneben. Rollenabschnitte bzw. einzeln ESD verpackte landen bei mir in denselben Aldi-Schubladen in denen auch die bedrahteten Bauteile liegen, wenn der Rollenabschnitt zu lang war entsprechend zerschnippelt und wenn ich Schüttgut bekam liegt ein kleines Döschen in der Schublade (in der Art beschriftete Medikamentendose, gabs mal im 50er Pack) Mir wäre die Anzahl der Schubladen zu hoch wenn ich nicht nur nach (ungefähren) Wert, sondern auch noch nach Bauform oder Toleranz trennen würde. Ich habe auch schon überlegt, ob ich nur noch Schublade nach Wert mache, und Widerstande, Kondensatoren und Festinduktivitäten in dieselbe Schublade lege, denn die Bauform kann man leicht erkennen, den Wert eher nicht. Aber 1Ohm, 1pF und 1uH in dieselbe Schublade ergibt komische Clusterbildung, und Z-Dioden kommen nichtmal in kOhm-Bereiche. SMD Transistoren und IC stecken in Beuteln die an die Datenblätter im Ordner drangetackert sind
Danke für deine Einschätzung. Ich bin mir ja auch noch nicht sicher, was tatsächlich praktischer ist. Mit dem Rausnehmen mit Pinzette habe ich glaube ich kein Problem. Beim Handling und der Platzierung brauche ich die ja sowieso. Erst recht beim Löten, da lange ich nicht mit dem Finger 2 mm neben die Lötspitze. Rollenabschnitt weiter zerschneiden und in die Fächer der größeren Container mit den größeren Bauteilen wäre auch eine Option. Übrige (zu viel ausgepackte) Bauteile muss ich aber sowieso wieder lose mit in das Fach legen. Wieder zurück ins Rollenband reinpfriemeln und zukleben war mir bislang zu stressig. Völlig unbeachtet ist bislang der Aspekt der Feuchtigkeit geblieben, auf den es mir jetzt eigentlich hauptsächlich ankam. Kann ich daraus herauslesen, dass der eigentlich gar kein Problem ist?
Ich denke nicht, dass es einen Unterschied macht, ob die Bauteile im Mäuseklo oder im Gurtabschnitt lagern. Die Reels (und Gurtabschnitte bei z.B. Digikey) sind nochmal in luftdichten Tüten mit Feuchteindikator und Silica-Päckchen verschweißt. Sobald man das öffnet, beginnt die Lagerdauer nach MSL. Ich denke aber auch nicht, dass die Lagerdauer für dich ein Problem ist. Wenn du eh von Hand mit Pinzette bestückst, sind es vermutlich keine allzu großen Stückzahlen, sodass es nicht allzu tragisch ist, wenn mal ein Gehäuse platzt und du das sofort merkst ...wenn das bei Handlötung überhaupt auftritt. Und auch wenn die Anschlüsse anlaufen, wird dir das auch auffallen, weil sie sich nicht mehr löten lassen. Dazu müssten die Bauteile aber vermutlich sehr lange unter ungünstigen Bedingungen lagern.
Yves G. schrieb: > Völlig unbeachtet ist bislang der Aspekt der Feuchtigkeit geblieben, auf > den es mir jetzt eigentlich hauptsächlich ankam. Kann ich daraus > herauslesen, dass der eigentlich gar kein Problem ist? Für Passivbauteile ist das üblicherweise kein Problem. Die kommen in offenen Rollen aus Papier oder geprägter Plastikfolie. Da korrodieren nach einigen Jahren die Anschlüsse, weswegen die Produktion das Zeug dann nicht mehr haben will. Für Handlötung taugt es aber immer noch. Feuchtigkeit kann problematisch sein bei IC-Gehäusen. Wenn dem so ist, dann steht auf der Packung ein MSL-Code oder eine direkte Angabe, wieviele Stunden das Zeug an offener Luft gelagert werden darf. Wenn diese Zeit überschritten wurde ist eine Runde im Trockenschrank fällig. Solche Bauteile verwahrt man üblicherweise in luftdicht verschweissten (ggf. auch evakuierten) Plastiktüten. Wenn Du einen Reflowofen benutzt, dann solltest Du unbekannt gelagertes Bastelmaterial vor der Verarbeitung erstmal trocken. Bei Handlötung ist das eher unkritisch.
Yves G. schrieb: > Kann ich daraus herauslesen Das kannst Du aus dem jeweiligen Datenblatt rauslesen;) Wenn es keine explizite Aussage zur max Lagerfeuchte gibt (bei sehr besonderen Bauteilen gibts das manchmal) ist der MSL-‚Wert‘ der Indikator der Wahl: MSL-1: kannst du einfach so lagern (mal angenommen, dass Du nicht bei >60% Luftfeuchte haust). Ab MSL-2 wird es interessant und am Ende eine Kostenfrage. Ein Weg: luftdicht verschliessen mit Entfeuchter Beutel und Sicherungskarte (Nachteil: ziemlich unpraktisch) Ein anderer Weg: Ein Trockenschrank (Nachteil: teuer) Baking der Bauteile (steht im Datenblatt, ob das überhaupt empfohlen wird) vor der Verarbeitung ist ein weiterer Weg.(Nachteil: kaum praktikabel/umständlich) Aber: ich vermute(!), dass Deine Bauteile eh recht unkritisch sind und die Eingangsbehauptung „Soweit ich weiß ist bei SMD-Bauteilen vor allem die Luftfeuchtigkei“ viel zu allgemein. Normale SMD Widerstände in Papptape sind nicht feuchteempfindlich (das Tape wohl - aber das ist eine andere Frage). Was ist überhaupt das Problem mit Feuchte bei Bauteilen? [Kurzform:]„Kleine“ Bauteilformen sind aus vielen Ebenen hergestellt, die Feuchte rein, aber nicht vollständig raus lassen. Die IM Gehäuse verbleibende Feuchte führt dann ggf bei Reflow-Lötprozessen dazu, das sich eine Dampfblase IM Gehäuse bildet und das Bauteil sofort oder im weiteren Leben Schaden nimmt. Wir haben hier einen grossen Trockenschrank für alles was >=MSL-2 oder irgendwie feuchteempfindlich ist. Zickige PappTapes gehören ggf auch dazu, sonst laufen die nicht mehr durch die Maschinen... Also: ich würde an Deiner Stelle erstmal Datenblätter der infrage kommenden Bauteile lesen. Wenn da keine MSL-2 oder schlimmer Bauteile dabei sind, und Du nicht in einem Sumpf wohnst, hast Du vermutlich gar kein Problem. Vg Stephan
Ich denke mal, wenn du Dinge machst wo das alles wichtig ist - also Luft- oder Raumfahrt, Medizin, Olivtechnik - würdest du hier nicht fragen. Denn dann hättest du Vorschriften und Normen. Von der Luftfeuchte her sollte sich Mäuseklos und Gurtstreifen nichts geben, in diesem Punkt ist das egal. Ich würde vom Mäuseklo aber auch lieber die Finger lassen, es ist einfach nur unpraktisch. Vom Streifen kann man sich ein passendes Stück abschneiden, da muß man nix wieder reinpfriemeln. Aber Mäuseklos...damit hab ich auch mal gearbeitet, aber ich fand es nicht gut. Ich habe keinerlei Vorteil erkennen können, dafür mußt du Etiketten ausdrucken und kleben oder sonstwie beschriften. Und wehe du brauchst mal was spezielles, Präzisionswiderstände mit sehr geringem Temperaturkoeffizienten oder so - willst du da jedes Mal für so ein paar Staubkörner so eine Riesenschachtel belegen? Da ist mir der kleine Beutel mit einem Papierstreifen deutlich lieber. Meiner Meinung nach taugt ein Lagersystem, das nur für einen Teil der Anwendungsfälle anwendbar ist, insgesamt nichts.
Die Feuchtigkeit ist ja eher bei groesseren Gehaeusen, wie TQFP und BGA wesentlich. Und die kommen im Umschlag mit Trockenmittel. Dort tu ich's wieder rein und dichte mit Klebeband wieder ab.
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