Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Impulsverlängerung mit RC-Glied


von Sophia G. (sophia456)



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Hallo zusammen,

ich versuche einen Teilentladungs-Impuls, welcher mit einem Vierpol 
gemessen wird, zu verlängern, um dieses dann über einen AD-Wandler am PC 
weiterverarbeiten zu können. Es soll also ein TE-Messgerät gebaut 
werden. Hierfür soll vorerst das Signal vom ns-Bereich in den us-Bereich 
verlängert werden. Im Anhang habe ich Oszi-Aufnahmen des Ausgangssignals 
und Zielsignals beigefügt. Das Zielsignal wurde am Ausgang eines 
profesionellen TE-Messgeräts gemessen. Für die Verlängerung möchte ich 
mehrere RC-Glieder verwenden und die Signale mit OPVs immer wieder 
verstärken. Eine Schaltung mit einem TE555 ist für die Anwendung nicht 
sinnvoll, da die Amplitude der Impulse erhalten bleiben muss.

Die Schaltung habe ich in LTSpice aufgebaut, komme aber nicht wirklich 
weiter. Ich gebe das mit einem Oszi gemessene Signal als Spannungsquelle 
an die Schaltung weiter (Signal v0). Mit einem Subtrahierer kompensiere 
ich den Offset. Ein Offset-Abgleich über einen 741 OPV hat nicht 
geklappt, da die Bandbreite der OPVs zu gering ist. Anschließend folgen 
mehrere RC-Glieder (Tiefpass) und dazwischen OPVs um das verlängerte 
Signal wieder zu verstärken. Ab einem gewissen Punkt verlängert sich das 
Signal allerdings nicht mehr (Länge des ersten Impulses bei v6 ist ca. 
1,3 us). Ich habe die Zeitkonstanten der RC-Glieder variiert, konnte 
allerdings keine Besserung feststellen. Außerdem werden leichte 
Schwingungen nach dem eigentlichen Impuls durch die OPVs deutlich 
verstärkt (siehe Signal v9). Diese habe ich versucht durch einen 
RC-Bandpass anstatt eines RC-Tiefpass zu filtern. Das Filtern hat 
funktioniert, allerdings wurde dadurch auch der Impuls verkürzt, hat für 
meine Anwendung also keine besserung gebracht.

Ich verwende diesen OPV:
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/data-sheets/AD8038_8039.pdf

Hat jemand von euch vielleicht Tipps wie ich die Schaltung verbessern 
kann? Wie könnte ich die Zeitkonstante des RC-Tiefpasses noch verändern, 
um die Impulse weiter zu verlängern? Und wie könnte ich durch die nach 
der Verlängerung folgende Verstärkung trotzdem die Schwingungen nach den 
Impulsen niedrig halten?

Vielen Dank für eure Hilfe!
Sophia

von Carlo (Gast)


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Diskussion wird zielführender wenn die LTspice Daten mit eingestellt 
werden :-)

von Peter D. (peda)


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Sophia G. schrieb:
> um dieses dann über einen AD-Wandler am PC
> weiterverarbeiten zu können.

Welchen Parameter des Signals soll denn der ADC messen?
Die Amplitude kanns ja nicht sein, die geht ja durch die Umformung 
völlig verloren.

von Sophia G. (sophia456)


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Danke für die schnellen Antworten!

Carlo schrieb:
> Diskussion wird zielführender wenn die LTspice Daten mit eingestellt
> werden :-)

Hier sind das LTSpice Modell und das Eingangssignal.

Peter D. schrieb:
> Welchen Parameter des Signals soll denn der ADC messen?
> Die Amplitude kanns ja nicht sein, die geht ja durch die Umformung
> völlig verloren.

Es geht um die Spannungs-Zeit-Fläche, also auch um die Amplitude. Die 
Spannungs-Zeit-Fläche bleibt ja trotz Impulsverlängerung gleich. Die 
Veränderung durch die lineare Verstärkung kann ich am PC wieder 
"rausrechnen".

von Peter D. (peda)


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Sophia G. schrieb:
> Es geht um die Spannungs-Zeit-Fläche

Dürfte schwer werden, dem Puls folgen ja sehr starke Reflexionen 
(gedämpfte Schwingung).

von HST (Gast)


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Hallo Sophia,

veilleicht hilft es dir weiter, wenn du nach "Sample-and-Hold" 
Schaltungen suchst.
MfG,  Horst

von Helmut L. (helmi1)


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Deine Schaltung wird so im richtigen Leben nie funktionieren.
Der Verstaerker hat fuer DC eine Gesammtverstaerkung von rund 21000 
fach.
Der AD8038  hat eine Offsetspannung von 3mV. Das ergibt am Ausgang der 
letzten Stufe Vollausschlag.

von Christian W. (orikson)


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Wenn es "nur" darum geht, einen postiven Impuls, welcher relativ viel 
Leistung hat, zu verlängern, kannst du parallel zu deinem 500 Ohm 
Widerstand eine Schottky-Diode hängen. Durch die lädt der positive Puls 
nach der steigenden Flanke den Kondensator schnell auf. Wenn du statt 
500 Ohm nun 100 kOhm oder gar keinen Widerstand verbaust, entläd sich 
diese Spannung aber entsprechend langsam.

von Sophia G. (sophia456)


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Vielen Dank für die ganzen Antworten!

HST schrieb:
> veilleicht hilft es dir weiter, wenn du nach "Sample-and-Hold"
> Schaltungen suchst.

Habe ich mir mal angeschaut, die Schaltungen haben aber soweit ich das 
gesehen habe die Impulse nicht verlängert sondern nur beim Abtasten 
geholfen.

Helmut L. schrieb:
> Der AD8038  hat eine Offsetspannung von 3mV. Das ergibt am Ausgang der
> letzten Stufe Vollausschlag.

Das stimmt. Ich werde nach einem anderen OPV suchen, der eine geringere 
Offsetspannung hat.

Christian W. schrieb:
> Wenn es "nur" darum geht, einen postiven Impuls, welcher relativ viel
> Leistung hat, zu verlängern, kannst du parallel zu deinem 500 Ohm
> Widerstand eine Schottky-Diode hängen.

Das habe ich direkt ausprobiert und die Impulse wurden deutlich länger 
(bis zu ca. 80 us)! Ich habe den 500 Ohm Widerstand ganz raus und 
stattdessen eine Schottky Diode eingebaut. Den 4,7 nF Kondensator habe 
ich auf 1 pF verringert, damit er sich schneller entlädt. Allerdings 
sehen die dabei entstehenden Amplituden der Impulse nicht mehr passend 
aus (siehe Anhang). Sollten die Amplituden von v1 nicht in etwa der Höhe 
der Amplituden von v0 entsprechen?

von Toxic (Gast)


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Ich hab jetzt nicht den ganzen Thread gelesen aber vielleicht bringt 
dich diese Schaltung weiter.In der PDF-Datei ist die Schaltung auf Seite 
23 beschrieben.
Muss mit Sicherheit fuer deine Anwendung modifiziert werden.
Ich hab die Schaltung mal selbst simuliert (siehe Anhang) und sie tut 
was sie soll: z.B. 5 ns-Impuls zu 100ns verlaengern.

von Michel M. (elec-deniel)


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Sophia G. schrieb:
> Es geht um die Spannungs-Zeit-Fläche, also auch um die Amplitude. Die
> Spannungs-Zeit-Fläche bleibt ja trotz Impulsverlängerung gleich.

kann man diesen Satz noch etwas mehr präzisieren ...?! :-)
Die Amplitude .... ?!
https://www.analog.com/en/technical-articles/ltc6244-high-speed-peak-detector.html

von Michel M. (elec-deniel)


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von Debreziner (Gast)


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>... verlängerung mit ...-Glied

Sophia G. schrieb:
> ich versuche einen Teilentladungs-Impuls... zu verlängern...
> ... ein TE-Messgerät

in weitestem Sinne also etwas Medizinisches?

von Eberhard H. (sepic) Benutzerseite


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Sophia G. schrieb:
> Hierfür soll vorerst das Signal vom ns-Bereich in den us-Bereich
> verlängert werden.

Statt der Offset-Stufe am Eingang würde ich zunächst aktiv 
gleichrichten*, dann ein zweistufiges RC-Filter nachschalten (mit 
unterschiedlichen Zeitkonstanten, deutlich kleiner als deine) und am 
Ausgang schließlich eine Verstärkerstufe (wahrscheinlich reicht eine 
Verstärkung <100) nebst Offset-Korrektur nach Bedarf.

*Zum schnellen Simulieren einfach das negative Vorzeichen aus dem 
PWL-Signal nehmen.

von Eberhard H. (sepic) Benutzerseite


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Inzwischen habe ich meinen Vorschlag simuliert, wobei für eine schnelle 
Reaktion nur das erste RC-Filter eine kleinere Zeitkonstante hat (220 
Ohm/1 nF). Das zweite habe ich für eine sauberes Ausgangssignal etwa 
gleich gelassen (470 Ohm/4,7 nF).

Im Anhang das Simulations-Ergebnis.

V(rect) ist das aktiv gleichgerichtete Mess-Signal, V(1) das 2-fach 
verstärkte Signal nach dem ersten RC-Filter und V(out) das 10-fach 
verstärkte Signal nach dem zweiten RC-Filter (ohne Kompensation der 
Offset-Spannung, die durch das Rauschen des Mess-Signals bedingt ist).

Natürlich gibt es eine Menge Parameter, die man noch nach Bedarf 
anpassen kann. Im einfachsten Fall reicht sogar ein einstufiges 
RC-Filter.

von Axel R. (axlr)


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Peter D. schrieb:
> Sophia G. schrieb:
>> Es geht um die Spannungs-Zeit-Fläche
>
> Dürfte schwer werden, dem Puls folgen ja sehr starke Reflexionen
> (gedämpfte Schwingung).
Dann muss aber bei Verlängerung des Impulses zwingend die Amplitude 
kleiner werden. Sonst wird die Fläche ja immer größer, je länger man den 
Impuls macht.
Aktiv gleichrichten "klappt" aber auch die negativen Impulsanteile nach 
oben.
Wie man beim Bild oben
https://www.mikrocontroller.net/attachment/495467/Ausgangsimpuls_zoom.PNG
sieht, soll ja wohl nur der Teil des Impulses betrachtet, welcher 
innerhalb delta_T (431ns hier) liegt, was wohl ca 2.3Mhz entsprächen(das 
nur nebenbei).
Hier würde ich nen trigger auf 250mV setzen und (evtl. beim nächsten 
Impuls dann, kommt ja alle 100µs repetierend), mit 40Mhz 1µs lang 
sampeln.
https://www.analog.com/en/analog-dialogue/articles/multichannel-a-d-converters.html
Da würde ich (wahrscheinlich) garnicht mitm RC-Glied "rummachen".
LG, Äxl

von Eberhard H. (sepic) Benutzerseite


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Axel R. schrieb:
> Wie man beim Bild oben
> https://www.mikrocontroller.net/attachment/495467/Ausgangsimpuls_zoom.PNG
> sieht, soll ja wohl nur der Teil des Impulses betrachtet, welcher
> innerhalb delta_T (431ns hier) liegt, was wohl ca 2.3Mhz entsprächen(das
> nur nebenbei).

Oops, das habe ich übersehen.
Dann wird die Angelegenheit doch einiges aufwendiger.

von Sophia G. (sophia456)


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Vielen Dank für die ganzen Antworten! Ein paar Sachen musste ich schon 
ausschließen, aber es hilft mir trotzdem alles weiter.

Eberhard H. schrieb:
> Inzwischen habe ich meinen Vorschlag simuliert

Danke für den Vorschlag und deine Simulation! Das Ergebnis sieht sehr 
gut aus. Ich wollte die Schaltung nach deinen Anweisungen gerade selber 
aufbauen. Wie genau richtest du das Signal denn gleich? Ich habe eine 
Dioden Schaltung benutzt und diese funktioniert nur so lange bis ich das 
RC-Filter anschließe.

Axel R. schrieb:
> soll ja wohl nur der Teil des Impulses betrachtet, welcher
> innerhalb delta_T (431ns hier) liegt

Das Bild sollte vor allem den Signalverlauf genauer zeigen und die 
Größenordnung des Signals zeigen. Die Schaltung ist schon so gedacht, 
dass das gesamte Signal verlängert wird, obwohl die interessanten 
Informationen natürlich nur im ersten ~400 ns-Bereich liegen.

von Christian W. (orikson)


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Sophia G. schrieb:
> Das habe ich direkt ausprobiert und die Impulse wurden deutlich länger
> (bis zu ca. 80 us)! Ich habe den 500 Ohm Widerstand ganz raus und
> stattdessen eine Schottky Diode eingebaut. Den 4,7 nF Kondensator habe
> ich auf 1 pF verringert, damit er sich schneller entlädt. Allerdings
> sehen die dabei entstehenden Amplituden der Impulse nicht mehr passend
> aus (siehe Anhang). Sollten die Amplituden von v1 nicht in etwa der Höhe
> der Amplituden von v0 entsprechen?

Eigentlich sollte die Amplitude von v1 fast genau mit v0 übereinstimmen. 
Allerdings musst du ein paar Dinge beachten:
- Operationsverstärker mögen evtl keine direkt angeschlossenen 
Kapazitäten am Ausgang. Der vor dir verwendete AD8038 erlaubt laut 
Datenblatt 20 pF. Durch die Diode könnte aber auch mehr gehen. Evtl auch 
nen 10 ... 100 Ohm in Reihe zur Diode
- 1 pF kannst du dir gleich sparen, das ist ja quasi nichts. Die Idee 
ist ja einen relativ großen Kondensator zu laden, um die Spannung länger 
halten zu können
- Du brauchst eine richtig schnelle Diode, wenn du Eingangssignale im ns 
Bereich hast!
- Den Spannungsabfall über die Diode könntest du vernachlässigen, wenn 
der Kondensator schnell genug geladen ist. Dann fliest nämlich kaum noch 
Strom durch die Diode und dementsprechend fällt weniger Spannung ab

Du kannst dir auch die Frage stellen, ob du wirklich jeden einzelnen 
Impuls verarbeiten willst/musst oder ob am Ende vllt sogar ein DC Signal 
passend wäre? D.h. im Idealfall machst du eine Gleichrichtung und 
Pufferung und kannst anhand der Amplitude der entstehenden DC-Spannung 
auf die Pulslänge (bei immer gleicher Pulsbreite) oder auf die 
Pulsbreite (bei immer gleicher Pulslänge) schließen. Quasi wie wenn man 
ein PWM-Signal glätten würde

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