Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Netzfilter für Frequenzumrichter


von Sebastian S. (s3bio)


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Nabend,

ich will mir ein Netzfilter für meinen Frequenzumrichter (1,5 kW) 
basteln. Das Gerät schreit offenbar auf allen Frequenzen. Das VGA Signal 
flimmert und das D-Lan (Steckdosendingens) steigt aus. Ich hab viele 
Komponenten rumliegen, und möchte deswegen eigentlich kein fertiges 
Filtermodul kaufen.
Ich dachte jetzt an nen einfachen Tiefpass. Nur ist mir nicht ganz klar, 
was ich eigentlich filtern will. Durchkommen soll im Grunde ja nur das 
Netz selbst.
Hab nen Motorkondensator gefunden, 16yF 450V, und nen dicken R = 36 Ohm. 
Eckfrequenz ist dann irgendwas um die 250 Hz. Größere R sind auch da, 
also runter könnte ich mit der Grenzfrequenz.
Für Hochfrequenzen hätte ich noch nen Ferritkern da. Ist vielleicht auch 
ganz sinnvoll wegen TV Signal usw.

Bringt der TP so was? Welchen Frequenzbereich will man eigentlich 
maßgeblich filtern?

: Bearbeitet durch User
von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Sebastian S. schrieb:
>
> Bringt der TP so was?

Sicher, wenn er selber gut gemacht und gut geerdet ist.

> Welchen Frequenzbereich will man eigentlich
> maßgeblich filtern?

Na nichts darf durch, außer die 50Hz vom Netz.
Doch so trivial sind Filter nicht, das beginnt schon beim mechanischen 
Aufbau.
Allseits geschlossenen Stahlblechgehäuse ist Pflicht, zumindest 
Lochblech (kein Streckmetall).
Und nur ein einfacher TP reicht wohl auch nicht, das ist immer eine 
Kombination aus Tief- und Hochpass. TP in Durchlassrichtung und ein oder 
zwei HP nach Masse. Die HP leiten idealerweise Reste nach Masse ab, also 
alles oberhalb von etwa 100Hz.
Und vergiss Deine Widerstände und den Motorkondensator. Da müssen Spulen 
und HF-taugliche Kondensatoren (mit kurzen Anschlüssen) rein. Schau Dir 
fertige Filter für FUs an, dann bekommst Du ein Gefühl für den Aufwand.

Zunächst ist es aber immer nötig, die Leitung zum FU und zum Motor mit 
abgeschirmten und vor allem kurzen Kabeln zu verlegen. Das hilft dann 
meistens schon, auch ohne Filter.

Netzfilter haben aber auch eine Falle: Hast Du einen FI in der Leitung 
zum Motor, so wird der sehr wahrscheinlich immer rausfliegen. Da gibt es 
spezielle FIs mit höherem Fehlerstrom (nichts Anderes ist die 
abgeleitete Störspannung), aber wohl nicht im Baumarkt.

Old-Papa

: Bearbeitet durch User
von Trollalarm (Gast)


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Sebastian S. schrieb:
> Bringt der TP so was?

Klar ist ja schließlich Freitag.

36 Ohm ergeben fast Leistungsanpassung an 230V also 3-6 dB Dämpfung hast 
Du auf jeden Fall. Du wirst auch einen dicken Lüfter für den dicken 
Widerstand brauchen. Ansonsten würd ich das Filter symmetrisch aufbauen 
(also 2*36R) damit die Störung nicht auf dem anderen Pol herauspfeift.

von Gelber Sack (Gast)


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Sebastian S. schrieb:
> Das Gerät schreit offenbar auf allen Frequenzen. Das VGA Signal
> flimmert und das D-Lan (Steckdosendingens) steigt aus.

Hört sich eher nach einem schlechten EMV/Erdungskonzept.

Geschirmte Leitungen verwendet?
Zentralen Massepunkt?
Getrennt geführte Signal und Leistungsleitungen?
Schirm der Motorleitung am Umrichter großflächig aufgelegt?

Ohne diese Maßnahmen kannst du dir den Filter auch sparen.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Gelber Sack schrieb:

> Hört sich eher nach einem schlechten EMV/Erdungskonzept.

Woran er (im FU) kaum was ändern kann.

> Geschirmte Leitungen verwendet?

Sollte man!

> Zentralen Massepunkt?

Wie das? Steckdose -> FU -> Motor, da ist nicht viel mit Zentral.

> Getrennt geführte Signal und Leistungsleitungen?

Im FU?

> Schirm der Motorleitung am Umrichter großflächig aufgelegt?

Das ist bei Störungen fast schon Pflicht! Und zwar nur am FU!

> Ohne diese Maßnahmen kannst du dir den Filter auch sparen.

So ist es.

Old-Papa

von jemand der abrät (Gast)


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Sebastian S. schrieb:
> Nabend,
>
> ich will mir ein Netzfilter für meinen Frequenzumrichter (1,5 kW)
> basteln. Das Gerät schreit offenbar auf allen Frequenzen. Das VGA Signal
> flimmert und das D-Lan (Steckdosendingens) steigt aus. Ich hab viele
> Komponenten rumliegen, und möchte deswegen eigentlich kein fertiges
> Filtermodul kaufen.
> Ich dachte jetzt an nen einfachen Tiefpass. Nur ist mir nicht ganz klar,
> was ich eigentlich filtern will. Durchkommen soll im Grunde ja nur das
> Netz selbst.
> Hab nen Motorkondensator gefunden, 16yF 450V, und nen dicken R = 36 Ohm.
> Eckfrequenz ist dann irgendwas um die 250 Hz. Größere R sind auch da,
> also runter könnte ich mit der Grenzfrequenz.
> Für Hochfrequenzen hätte ich noch nen Ferritkern da. Ist vielleicht auch
> ganz sinnvoll wegen TV Signal usw.
>
> Bringt der TP so was? Welchen Frequenzbereich will man eigentlich
> maßgeblich filtern?

Sorry, aber wenn ich die Fragen lese, würde ich raten:
Finger weg.
1,5kW sind ~8A bei 230V. Das gehört nicht in die Hände von Laien. Da 
gibt es ganz schnell Brandschäden...

Wenn der Frequenzumrichter so derartig stört, dann würde es mich 
wundern, wenn das Teil ein CE-Zeichen (und nicht nur für den B2B-Verkauf 
vorgesehen ist) hat. ==> Finger weg.

So jetzt der Konstruktive Teil: Ich würde vermuten, daß zwischen L/N 
einige X2-Kondensatoren (einige 100nF), in L/N Stromkompensierte 
Drosseln (2x ein paar mH - entsprechende Stromtragfähigkeit beachten!) 
und zwischen L/N und PE einige Y2-Kondensatoren (wenige nF oder ein paar 
100pF) helfen werden. Die Bauteil müssen aber ausdrücklich für die 
permanente Verwendung am Netz zugelassen sein (also X2, Y2 etc.).

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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jemand der abrät schrieb:

> Sorry, aber wenn ich die Fragen lese, würde ich raten:
> Finger weg.
> 1,5kW sind ~8A bei 230V. Das gehört nicht in die Hände von Laien. Da
> gibt es ganz schnell Brandschäden...

Wie mit jedem Toster oder Bügeleisen! Und wenn der Himmel runter fällt, 
sind alle Spatzen tot!

> Wenn der Frequenzumrichter so derartig stört, dann würde es mich
> wundern, wenn das Teil ein CE-Zeichen (und nicht nur für den B2B-Verkauf
> vorgesehen ist) hat. ==> Finger weg.

Wie inzwischen jeder 2. in D von Amateuren verwendete FU. Also, alle 
Finger dran.

> So jetzt der Konstruktive Teil: Ich würde vermuten, daß zwischen L/N
> einige X2-Kondensatoren (einige 100nF), in L/N Stromkompensierte
> Drosseln (2x ein paar mH - entsprechende Stromtragfähigkeit beachten!)
> und zwischen L/N und PE einige Y2-Kondensatoren (wenige nF oder ein paar
> 100pF) helfen werden. Die Bauteil müssen aber ausdrücklich für die
> permanente Verwendung am Netz zugelassen sein (also X2, Y2 etc.).

Und sie müssen sinnvoll verdrahtet sein. Leiterplatte mit flächigen und 
geraden Leitungsführungen ist schon fast Pflicht. Einfach die BEs nur 
irgendwie zwischen die Leitungen prömpeln ist sinnfrei.

Old-Papa

: Bearbeitet durch User
von Sebastian S. (s3bio)


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Alles klar, danke für die Antworten.

Ich hab geschirmte Kabel verwendet diese aber noch nicht an die Erde 
geklemmt. Das mach ich jetzt als erstes und schau mal, ob sich was tut.

Ein aktiv gekühltes Filter war nicht wirklich, was ich mir vorgestellt 
hab, macht aber Sinn bei dem Strom, der durch den R durch muss.

Ich schau mir jetzt auch mal an, wie das in Schaltnetzteilen gelöst ist. 
Hab mal ein defektes von Arbeit mitgebracht und zerlegt. Da lässt sich 
bestimmt einiges verwenden.

von Old P. (Firma: nix) (old-papa)


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Sebastian S. schrieb:
> Alles klar, danke für die Antworten.
>
> Ich hab geschirmte Kabel verwendet diese aber noch nicht an die Erde
> geklemmt. Das mach ich jetzt als erstes und schau mal, ob sich was tut.

 Du wirst Dich wundern.

> Ein aktiv gekühltes Filter war nicht wirklich, was ich mir vorgestellt
> hab, macht aber Sinn bei dem Strom, der durch den R durch muss.
>
Unsinn (sorry). Man nimmt keine Widerstände sondern Spulen. Die werden 
kaum warm und sind um Größenordnungen wirksamer.

> Ich schau mir jetzt auch mal an, wie das in Schaltnetzteilen gelöst ist.
> Hab mal ein defektes von Arbeit mitgebracht und zerlegt. Da lässt sich
> bestimmt einiges verwenden.

Wahrscheinlich.

Old-Papa

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