Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Heissdrahtschneider Brucherkennung


von Phillip H. (philharmony)


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Hallo zusammen
Ich baue gerade einen 2-Achsen CNC Heißdrahtschneider auf. Der 
Schneidedraht wird über ein Labornetzteil betrieben und durch ein Relais 
geschalten. Die Schrittmotoren werden über eine USB-Treiberplatine von 
Letmathe angesteuert. Ich würde nun gerne automatisch erkennen, falls 
der Schneidedraht bricht, und die Maschine stoppen. Dazu brauche ich ein 
0 oder 5V Signal  an einem der Eingänge, optional mit internem Pullup. 
Gibt es eine einfache Schaltung um zu prüfen ob Der Draht heile ist? 
Erschwerend käme hinzu, dass ich den Draht ja auch per Relais abschalten 
kann, und die Achsen trotzdem Fahren sollen auch wenn dann kein Strom 
fließt.
Alternative Lösung: den Draht per Federzug spannen. An die Feder einen 
Endtaster der schaltet wenn die Feder durchhängt.
Die elektronische Lösung erschiene mir aber sauberer falls machbar.

: Verschoben durch Moderator
von Karadur (Gast)


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Widerstand über den Relaiskontakt. Bei ein paar mA schneidet der nicht 
mehr aber man kann den Bruch über den Strom erkennen.

von N. M. (mani)


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Naja, damit der Draht heiß wird muss wohl ein Strom fließen.
Wenn der Draht bricht, fließt normalerweise gar kein Strom mehr.
Eine Strommessung wäre also wahrscheinlich nicht ein falscher Ansatz.
Genauso weißt du wann ein Strom fließen müsste und wann nicht. Nämlich 
genau dann wenn das Relais angesteuert ist.

Also wäre der Draht kaputt, wenn das Relais angesteuert wird, aber kein 
Strom fließt.

von MaWin (Gast)


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Phillip H. schrieb:
> Die elektronische Lösung erschiene mir aber sauberer

Strom messen ist schwierig, ein Widerstand für 1A wird heiss wenn 
Spannung für einen uC abfallen soll, aber Spannung geht einfach 
(Spannungsteiler).

Also Labornetzteil auf eine viel zu hohe Spannung einstellen für den 
Draht und durch die Stromeinstellung den Strom auf einen Wert begrenzen, 
bei dem der Draht warm genug wird und das Labornetzteil deutlich in der 
Spannung runter geht.

Dann die Labornetzteilspannung reduziert über einen Spannungsteiler 
analog messen, oder per TL431 aus der Spannung ein Schaltsignal machen.

von abc.def (Gast)


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Ein paar Windungen von der Anschlusslitze um einen Reed Kontakt wickeln. 
Strom bedeutet Magnetfeld. Das schaltet dann

von Phillip H. (philharmony)


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Hab mal KY-025 Reedmodule bestellt. Mal versuchen ob die auslösen. Und 
dann mal was überlegen wie ich den Kontakt nur dann lese wenn das Relais 
aus ist. Evtl über den Öffner-Kontakt des Relais parallel auf VCC 
ziehen? Ich kann eben leider nicht in die Software eingreifen. Notfalls 
einen Nano der beides liesst und den Kontakt selbst schaltet. Wäre 
vielleicht etwas Overkill aber das Zeug kostet ja nichts mehr...

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Phillip H. schrieb:
> Die elektronische Lösung erschiene mir aber sauberer falls machbar.

Machbar ist das sehr Problemlos.
Die Frage ist nur ob das auch von dir machbar ist ;-)

Es ist aber wirklich nicht schwer, das ist absolutes Basiswissen was man 
dazu von der Elektronik können muss. Taugt gut als Einstiegsprojekt.

Die Brucherkennung (KANN Strom Fließen == Draht heil) und die 
Zustandserkennung (SOLL Strom fließen == Relaiskontakt geschlossen) 
sollte man dabei der Einfachheit halber zuerst getrennt aufbereiten und 
dann erst für die Auswertung verknüpfen.

Der elektrisch stabilste Weg einen Drahtbruch (oder anderen Fehler im 
Stromkreis) zu erkennen ist die Auswertung des Stromflusses. 
Üblicherweise in dem ein Shunt (relativ niederohmiger Widerstand) in den 
Stromkreis eingebracht wird und die darüber abfallende Spannung 
ausgewertet wird.
Den Shunt wählt man so, das die bei Sollstrom abfallende Spannung groß 
genug ist um von der Schaltung vernünftig aufbereitet werden zu können 
(deutlich über den Rauschpegel) aber klein genug um in der Gesamtbilanz 
nicht ins Gewicht zu fallen (Es fällt kaum Leistung am Widerstand ab)

Bei so einer Schaltung würde ich jetzt aus dem Bauch heraus mit 
vielleicht 100mV planen. Das ganze dann auf einen Komparator (ggf. mit 
Vorverstärkung) und man hat sein Digitales Schaltsignal. Der Aufbau 
(Welcher Anschluss am Komparator ist für den Shunt, welcher für die 
Referenzspannung) bestimmt ob bei STROMFLUSS dort ein HI oder LO 
herauskommt. (Bei Drahtbruch oder abgeschalteten Strom natürlich dann 
das gegenteil.)
Sinnvollerweise setzt man den Shunt zwischen Schneidedraht und GND. 
Macht den Aufbau einfacher... (-> Suchbegriff OP Grundschaltungen und 
Komparator)

Der Vorschlag mit dem Reed-Relais und der Nutzung des Magnetfeldes hätte 
dagegen natürlich den Vorteil das es sehr einfach ist. 
Funktionssicherheit ist nicht ganz so hoch, für die Anwendung könnte es 
aber reichen.
Ob es aber funktioniert hängt von den konkreten Randbedingungen ab die 
hier leider nicht genannt sind...
Die Frage ob in welche Richtung das Signal geschaltet wird (HI/LO) kann 
man ja durch die Beschaltung selber bestimmten...

Als von der Komplexität (und Funktionssicherheit) zwischen den Varianten 
mit der direkten Strommessung liegende Variante könnte man auch noch 
eine optische Erkennung realisieren. Im einfachsten Fall ein 
Leuchtkörper (z.b. KFZ Birne) in den Stromkreis einbringen dessen 
Betriebsstrom im Bereich des Nennstroms für den Schneidedraht liegt 
(oder etwas darunter), erfordert natürlich eine etwas höhere Spannung 
als ohne Leuchtkörper).
Ist der Strom eingeschaltet und der Schneidedraht in Ordnung, dann muss 
diese Birne leuchten. Auswertung mit Fototransistor, Solarzelle o.ä.

Es gibt also mehrere, nicht zu komplexe, Wege um ein Signal zu bekommen 
das Anzeigt ob Strom durch den Draht fliesst oder nicht.

An die Information zu kommen ob Strom durch den Draht fließen SOLL ist 
noch einfacher. In der allereinfachsten Konstellation WEIß man das weil 
man das Relais selber mit einem µC ansteuert.

Macht man das nicht selbst (bzw. nicht durch eigene SW/SChaltung), dann 
kann man einfach am GESCHALTETEN Spulenanschluss des Relais die Spannung 
messen.ISt das Relais HIGH-Side geschaltet, dann wechselt der Pegel beim 
Einschalten von 0V zu Betriebsspannung.
Ist das Relais LOW-Side geschaltet wechselt der Pegel beim Einschalten 
von Betriebsspannung zu 0V.
Aber Aufpassen, ggf. muss man die Spannung noch durch einen 
Spannungsteiler anpassen wenn das Relai z.b. mit 12V betrieben wird, die 
eigene Elektronik aber nur 5V verträgt.

Je nachdem welche Betriebsdaten das Relais hat (insbesondere welchen 
Nennstrom dessen Spule) und wie weit die Schaltspannung über der 
Mindestspannung für das Relais liegt kann man auch einfach einen 
Optokoppler in Serie zur Spule legen. Gibt ja durchaus viele Relais die 
einerseits nur wenige mA Spulenstrom haben, andererseits aber auch mit 
2-3V weniger immer noch sicher Schalten (Optokoppler bedeutet , wenn 
nicht noch was anderes verändert wird, etwa 1V weniger für das Relais)


Es gibt also auch mehrere, nicht zu komplexe, Wege um ein Signal zu 
bekommen das Anzeigt ob Strom durch den Draht fliessen soll oder nicht.

Hat man nun diese beiden Signale, so muss man diese nur noch logisch 
verknüpfen um zum gewünschen Schaltsignal zu kommen.
Wenn man dazu eine Wahrheitstabelle aufstellt wird man feststellen das 
man im Ergebnis eine Exklusiv-ODER Verknüpfung realisieren muss.

Alles ist OK (==Fehlersignal NULL) wenn entweder: [kein Strom fließt UND 
kein Strom fließen soll] - ODER - [wenn Strom fließt UND strom fließen 
soll]
Also wenn beide Eingangssignale gleich sind.

Unterscheiden sich die Signale (Ist und soll), dann liegt ein Fehler vor 
und das Fehlersignal soll anliegen.

Diese Auswertung kann man entweder mit einer diskreten 
Transistorschaltung machen, einen dafür vorgesehenen Logikbaustein 
nehmen (z.B. SN74LS86 und dessen mordernere Gescchwister), selbst aus 
einem in vielen Bastelkisten liegendenen universelleren Logik-IC wie dem 
CD4011 ein XOR basteln oder einfach einen µC nehmen und die Verknüpfung 
dort als Programm hinterlegen.

Wählt man die µC Lösung und nimmt dabei einen der µC mit etwas 
umfangreicher Peripherie und den passenden Spezialfunktionen, dann kann 
man z.B. die OP/Komparatoren für die Stromflusserkennung einsparen.
Es gibt ja eine Menge µC die bereits OPs, Komparatoren und einstellbare 
Referenzspannungsquellen implementiert haben.
WEnn man dann noch einen µC hat der über eine kleine konfigurierbare 
Logikzelle verfügt (haben ja auch einige Anbieter im Programm), dann 
braucht man nicht mal ein "richtiges" Programm schreiben, sondern muss 
das Ding nur einmal Initialisieren. Ich würde da jetzt als erstes an den 
PIC16F1705 denken
(Gibt von den PICs und auch von anderen HErstellern noch andere Typen, 
der fällt mir dazu aber gerade ein weil ich den öfter verwende und der 
all das hat)

Aber das mit dem µC nicht falsch verstehen:
Für ein Einzelstück nimmt man bei so einer einfachen Aufgabe mit so 
geringem Bauteilaufwand natürlich immer die Plattform/den µC den man am 
besten kennt, mit dem man Erfahrung hat bzw. alles dafür da hat. Um da 
Bauteile für 1,50Euro und 2cm^2 Platinenfläche einzusparen lohnt es 
sicher nicht mit einem neuen µC anzufangen.

Soviel dazu als Denkanstoss von mir. Konkreter kann man mit den 
vorliegenden Informationen leider nicht werden. Aber ich denke das 
sollte ausreichen um zumindest mal einen Einstieg zu finden...

Gruß
Carsten

: Bearbeitet durch User
von Sebastian S. (amateur)


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Den Strom messen.
Bei einer so einfachen Anwendung sollten die paar Millivolt, die an 
einem einfachen Shunt abfallen, kein Problem sein. Das Teil braucht ja 
auch nicht besonders Präzise zu sein - es sei denn er wird zur 
Temperaturreglung verwendet. Dann ist es aber auch egal, da der 
Spannungsabfall ja sowieso im System steckt.

von Thomas K. (ek13)


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Phillip H. schrieb:
> Ich baue gerade einen 2-Achsen CNC Heißdrahtschneider auf. Der
> Schneidedraht wird über ein Labornetzteil betrieben

Mein Schneidedraht für Fassaden- Isolation benötigt ~6A
Wieviel benötigt dein Schneidedraht?

von dl (Gast)


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Zwar kein Lösungsansatz, aber ich frage mich gerade:
Ist das Risiko Drahtbruch so hoch dass du das überwachen musst?

Denn mechanisch soll der Draht beim Styroporschneiden nicht belastet 
werden, da der Draht sonst "schleppt" (Konturen nicht mehr stimmen).
Temperaturen / Hitze bei welchen der Draht brechen würde, denke ich 
sollten auch nicht auftreten, da der Schnitt dann bereits "zu heiss" 
ist. Was keine schöne Oberflächen am Stryropor mehr gibt.
Der Trick ist ja die optimale Abstimmung der Temperatur und 
Geschwindigkeit.

Gruss
David

von Phillip H. (philharmony)


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Ja, das Risiko besteht schon, wir schneiden ziemlich lange Teile 
(1x1x2-3m). Und wenn der gebrochene Draht im Block kleben bleibt und das 
Ding weiterfährt dann sind Schäden durchaus denkbar, selbst wenn die 
Wahrscheinlichkeit sehr klein ist.
Shunt wäre jetzt Option2, denn da muss dann definitiv ein nC dazwischen. 
Das KY-025 kann ich Stand-Alone anhängen. Mal schauen ob ich mit dem 
Spindel-Command noch einen Ausgang schalten kann, der das Modul nur 
einschaltet, wenn die "Spindel" (Draht) auch an ist.
Ich versuche es mal mit so wenig zusätzlicher Elektronik wie möglich. 
Danke für die vielen Tipps!

von Sebastian S. (amateur)


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Da es ja um richtige Ampere geht und ein paar Millivolt Spannungsabfall 
wohl kein Beinbruch wären, sollte eine Überwachung kein Problem sein. 
Auch von Seiten einer eventuellen Elektronik.

Grundsätzlich: Eine, wie auch immer geartete, Drahtbruchüberwachung, 
hilft nicht bei einem Drahtbruch. Sie zeigt diesen nur an! Bist Du also 
mitten in einem dicken Brocken, bleibt der Kollateralschaden (gerissener 
Draht im Material) nicht aus. Nur die Info kommt praktisch sofort.

Ob eine Überwachung des Spannungsabfalls am Draht was bringt kann ich 
nicht sagen. Die Logik dahinter ist die: Durch Verschleiß wird der Draht 
dünner und irgendwann bricht er. Dabei steigt der Spannungsabfall am 
Draht vorher an. Lag der Grund für den Bruch aber im Bereich: Vorschub 
vs. Materialstärke hilft das auch nichts.

Eine Überwachung des Spannungsabfalls ist natürlich nur dann machbar, 
wenn immer der gleiche Drahttyp und die gleiche -läge verwendet werden.

von Phillip H. (philharmony)


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Das bestellte Reed-Modul hat einen digitalen Ausgang, und ist in der 
Empfindlichkeit regelbar. Idee ist, es so empfindlich einzustellen, dass 
es in jedem Fall schaltet, wenn der Draht durchströmt wird, aber nicht 
wenn das Relais aus ist. Den Ausgang hänge ich dann an einen der 
Eingänge auf der Steuerung die für Endschalter/Notstoppschalter 
vorgesehen sind. Kann ich für active high/low einstellen. Dann bleibt im 
Falle des Drahtbruchs die Maschine stehen, und das ist wichtig, damit 
das "Portal" nicht weiter fährt und sich bei hängendem Draht evtl. 
verbiegt. Damit es kein Notstopp Signal triggert wenn der Draht aus ist, 
und ich zB zum Nullpunkt fahren möchte, schalte ich ein weiteres 
Ausgangssignal (Zb für Spindeldrehzahl 50%=5V) und befeuere damit das 
Modul. Dann ist dieses nur an wenn der Draht auch an sein soll. Ich kann 
Quarantänebedingt erst Mittwoch wieder in die Werkstatt, aber dann 
probiere ich das ganze mal aus.

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