Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Altes Oszi aus USSR (C1-94). Strahlrücklauf sichtbar.


von Problemkind (Gast)


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Hallo,

ich repariere gerade ein vergurktes C1-94 Oszilloskop. Zwei Sachen 
kriege ich nicht so einfach hin. An manchen Teilen, will man im Betrieb 
ja auch nicht messen.

Es gibt ein 50Hz Rechteck Testsignal. Bei Schalterstellung 2ms/Div füllt 
dieses den Bildschirm aus.

Problem 1 (oder vielleicht soll das so??):
Wenn das <--> (links-rechts Verschiebung des Bildes) Poti betätige, kann 
ich scrollen. Damit will ich sagen, dass das Signal rechts außerhalb des 
Bildschirms 5-6 ms weitergezeichnet wird. Wenn ich die Zeitablenkung auf 
einen anderen Wert stelle (5ms, oder 10ms) passiert das gleiche. So kann 
man noch ein paar mehr Schwingungen ansehen. Soll vermutlich nicht so 
sein.

Das Problem würde ich erstmal aufschieben, aber der Sägezahngenerator 
macht halt kein 20ms Zahn, sondern ein 25ms Zahn. + die Zeit (7-8ms) für 
den Strahlrücklauf.

Problem 2:
Der Strahlrücklauf ist sichtbar, zwar schwächer aber soll ja nicht so 
sein.

Im obrigen Schaltplan ist der entsprechende Teil für das Problem 2 
dargestellt.

Es macht keinen Unterschied ob ich den Kondesator C9 auslöte oder nicht. 
Die Strahlverdunklung für den Rücklauf funktioniert nicht mehr. Ich habe 
die Transistoren T4 und T6 ausgebaut, nachgemessen+wahlweise durch 
Siliziumtypen ersetzt...macht gar kein unterschied.
Vor R20 kommt ein Rechteck mit knapp 1V Amplitude--> 25ms high und 7-8ms 
low. Nach C9 ist davon nicht mehr viel übrig, jedenfalls kann man diesen 
Spannungshub nicht mehr richtig messen, bei einer Massebezogenen Messung 
(2000V). Kann mir jemand erklären, wie das an dieser Stelle überhaupt 
funktionieren soll? Fehlt etwas im Schaltplan?

Achso


Gruß vom Problemkind

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Problemkind schrieb:
> An manchen Teilen, will man im Betrieb
> ja auch nicht messen.

Wenn du einen Koppelkondensator für ein paar kV hast, sollte das doch 
klappen. Dann kannst du dich zumindest am G1 mal schlau machen.
Und die Speisung an C4 mit isoliertem DMM und festen Kabeln könnte man 
auch mal checken und mit dem o.a. Koppelkondensator die Welligkeit 
prüfen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Problemkind schrieb:
> wahlweise durch Siliziumtypen ersetzt.

Hmm, du weißt aber, wofür das „К“ in „КТ361Г“ steht, oder?

„кремния“ – das sind Silizium-pnp-Transistoren.

(Der eine МП26А links ist fälschlicherweise als npn gezeichnet – das 
sind tatsächlich Germanium-pnp-Transitoren.)

Offenbar produziert dieser Transverter im rechten unteren Teil ja die 2 
kV für die „Anoden“spannung (die ja als -2kV an der Katode bereit 
gestellt werden). Das Poti R18 gestattet es dabei, die Spannung am 
Wehneltzylinder (und damit die Helligkeit) zu justieren, indem der Teil 
rechts oben des Transverters dadurch potenzialmäßig verschoben wird. Der 
rechte obere Teil muss eine deutlich negative Spannung für den 
Wehneltzylinder produzieren, um den Strahl überhaupt dunkel tasten zu 
können. Meine Vermutung wäre, dass da irgendwas defekt ist. Wieviel 
Spannung der überhaupt produzieren sollte, steht leider nicht dran, du 
könntest das grob abschätzen, indem du mal schaust, welche 
Spannungsfestigkeit C4 hat. Laut Datenblatt:

https://eandc.ru/pdf/lampa/8lo7i.pdf

braucht die 8ЛО7И (60 ± 20) V im Betrieb. Dieser Teil des Transverters 
müsste also irgendwas um die 80 V liefern. Mit einem nicht geerdeten 
(und berührungssicheren) Multimeter solltest du das ja verifizieren 
können.

von Problemkind (Gast)


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Danke fürs Datenblatt der Röhre. Bei den Transistoren sind mit dem 
Diodenprüfer sind 300mV BE/BC Spannung im Ausgebauten Zustand- ermittelt 
worden, da hab ich die gleich als Germanen enttarnen wollen...Mein 
Russisch ist etwas eingerostet. Diodenprüfer ...Batterie leer.

Über C4 liegen erstmal 11V! Demnach zu wenig. Der Strahl ist auch bei 
minimal eingestellter helligkeit noch recht hell, eventuell schon 
zuviel.
Die Transistorschaltung ist ein Schmitt Trigger, der hier nichts macht.
Ich habe im Ausgangspost und im Plan einen Fehler gemacht. Vor dem C9 
hat das Rechteck eine Amplitude von 4V nicht 1V. Nachdem Kondensator 
kann ich nichts mehr davon feststellen. Eher die Restwelligkeit des 
Trafos. Habe mit 350V Oszi + 1:10 Teiler im AC Modus gemessen. "Der 
Arme". C9 soll doch 68pF sein oder? Vielleicht zu wenig? Ich habe ihn 
leider mit der Beschriftugn nach "Innen" wieder eingelötet. Drauf stand 
etwas unkenntlich 68nN 6,8kb        (68nF mit 6,8kV ?)




Die HV Wicklung 11-12 Hat 1600 Windungen. 13-14 Hingegen nur 50. Das 
macht die 11V doch plausibel, oder? Die Gegenkopplung zu T1 und T2 ist 
mir etwas schleierhaft, aber die HV funktioniert ja Gott sei dank.

Problem: Schmitt Trigger kippt nicht.

von oszi40 (Gast)


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Problemkind schrieb:
> Problem: Schmitt Trigger kippt nicht.

Im Zweifel mal die Stromverstärkung der Ge-Transistoren messen? Oft wird 
sie weniger.

von Problemkind (Gast)


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oszi40 schrieb:
> Im Zweifel mal die Stromverstärkung der Ge-Transistoren messen? Oft wird
> sie weniger.

Mmmh...Sind doch Si-Typen und diese habe ich schon mal probeweise durch 
bc547 ersetzt, wo ich kein Unterschied bemerkte. Habe gerade eben alles 
wieder auf original zurückgelötet.

von Problemkind (Gast)


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ich meinte BC557b. Habe diese nun auch wieder verlötet und nochmal 
geprüft obs läuft -> nö. Wenn ich nur die Schmitt Trigger Schaltung in 
LT-Spice simuliere, reicht ein 68pF Kondensator doch garnicht aus. Erst 
ab einigen nF geht es los. Am Oszi traue ich mich nicht, da geht doch 
schon beim Einschalten zuviel Strom durch.

von Helge (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Der eine МП26А links ist fälschlicherweise als npn gezeichnet – das
> sind tatsächlich Germanium-pnp-Transitoren.)
lassen sich die durch Si-pnp ersetzen? Mir sind genau die 3 schlecht 
geworden.

Meinem Oszi mußte ich ein paar Elkos tauschen, sowohl im Y-Verstärker 
als auch in diesem Schaltungsteil. Die fingen an, Strom zu verbrauchen. 
Vielleicht ist das auch hier ein Lösungsansatz.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Helge schrieb:
> lassen sich die durch Si-pnp ersetzen?

Wär ich mir jetzt nicht so sicher. Ge hat halt eine niedrigere 
Basisschwellspannung als Si, das könnte in Verbindung mit der 
Rückkopplungswicklung hier Auswirkungen haben.

Die Biester scheinen nicht so ganz trivial 1:1 zu ersetzen zu sein, 
immerhin haben sie 400 mA maximalen Kollektorstrom und 70 V 
Spannungsfestigkeit.

ps: Das Teil ist ja noch gar nicht so sehr alt, Ende der 1980er / Anfang 
der 1990er Jahre. Es ist ansonsten vollständig Silizium-bestückt, bis 
auf einen П217
und eben diese МП26А. Irgendeinen Grund müssen sie gehabt haben, dort 
Germanen zu verwenden.

: Bearbeitet durch Moderator
von oszi40 (Gast)


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Der МП26А ist Ge-pnp lt. Datenblatt! hfe 20
https://rudatasheet.ru/transistors/mp26/

Helge schrieb:
> durch Si-pnp ersetzen?

Naja versuchen kann man es. Aber der Arbeitspunkt wird sich etwas 
verschieben.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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https://radiostorage.net/3303-oscillograf-s1-94-principialnaya-skhema-foto-i-opisanie.html

Da gibt es auch Spannungsangaben, wobei mich gerade wundert, dass ich da 
irgendwie die -2kV Katodenpotenzial nicht sehe …

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Zumindest zeigen die Spannungswerte an der Bildröhre, dass der 
Wehneltzylinder -40 V Vorspannung gegen Katode haben sollte.

Worauf sich die Spannungsangaben bei T4 und T6 aber beziehen als 
Potenzial, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht auf die Katode?

Ah ja. Jetz kapier' ich es.

"напряжения иа электродах транзисторов УЗ-Т4, УЗ-Т6 проверяются 
относительно общей точки диодов УЗ-Д2 и УЗ-Д3"

"Die Spannungen an den Elektroden der Transistoren УЗ-Т4 und УЗ-Т6 
beziehen sich auf den gemeinsamen Punkt zwischen den Dioden УЗ-Д2 und 
УЗ-Д3." (Lustiger Tippfehler: das "УЗ" da sollte natürlich ein "У3" 
sein.)

Damit hättest du jetzt zumindest eine Mess-Hausaufgabe. ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Helge (Gast)


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Von den Dingern tauchen grad haufenweise im ebay auf, vielleicht wurden 
welche nachproduziert. Überlege, gleich МП26Б zu nehmen, nicht daß die 
Verstärkung zu meinen Lebzeiten noch mal zu klein wird..

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Helge schrieb:
> vielleicht wurden welche nachproduziert.

Wenn man die um 1990er herum noch ein-designen konnte, müssen die 
verdammt lange noch produziert worden sein.

von Helge (Gast)


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Das Design ist teilweise vom Vorläufer, das C1-94 wurde ab ca. 1978 
hergestellt. Meinem hab ich übrigens aus original 7,5MHz etwa 20MHz 
beigebracht. Langsam ist die Stufe vor der Verzögerungsleitung und die 
X-und Y-Endstufen. Muß ich mal raussuchen.

von Problemkind (Gast)


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Der Schaltplan und der Bestückungsplan stimmen leider nicht mit meinem 
Oszi C1-94 über ein. Schrecklich. Da ist am Kollektor von T4 noch ein 
Emitterfolger reinkonstruiert. Macht aber laut LTSpice kaum einen 
Unterschied. Mein Gerät ist übrigens von 1982.

Danke an alle Helfenden. Ich habe probeweise die Kondensatoren 
getauscht. Jetzt tritt der Fehler sporadisch nach dem Anschalten auf. 
Mal ist es da, mal nicht. Zum verrückt werden. Jetzt versuche ich mal 
die beiden Zustände zu vergleichen. Aber erst heute abend.

Jörg W. schrieb:
> "Die Spannungen an den Elektroden der Transistoren УЗ-Т4 und УЗ-Т6
> beziehen sich auf den gemeinsamen Punkt zwischen den Dioden УЗ-Д2 und
> УЗ-Д3." (Lustiger Tippfehler: das "УЗ" da sollte natürlich ein "У3"
> sein.)
>
> Damit hättest du jetzt zumindest eine Mess-Hausaufgabe. ;-)

Wenn ich das richtig sehe, ist das dann der Polpol von C4 als 
Bezugspunkt.


Gruß

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Problemkind schrieb:
> Wenn ich das richtig sehe, ist das dann der Polpol von C4 als
> Bezugspunkt.

Falls das ein "Pluspol" werden sollte: ja, sehe ich genauso.

von Problemkind (Gast)


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So, ich habe alle Kondesatoren im HV Teil getauscht und siehe da, der 
Fehler bleibt. Jetzt gibt es das sporadische verschwinden nicht mehr. 
Leider.
Mit dem Helligkeitspoti kann ich nun die Spannung am Wehneltzylinder 
stellen. Bei ca -40V ist das Bild gut! Fehlende Austastung bleibt aber 
erhalten.
Für den Kondensatorentausch muss man die Röhre etwas ausbauen. Naja, 
irgendwie bin ich beim Justieren, mit dem HV Teil "etwas" gegen das 
Gehäuse gekommen. Nun läuft der Sägezahngenerator nicht mehr, hoffe das 
aber schnellst möglich hinzubekommen.


Gruß

von Egon P. (egpr)


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Und wieder wird ein eigentlich schönes Gerät systematisch zur Sau 
gemacht.
Es wird vermutet, es wird spekuliert, es wird geraten und es wird 
Bauteilen
eine Schuld gegeben die nicht da ist.
Im Anhang mal die Reparaturanleitung damit so ein dummes rumgerate in 
Zukunft hoffentlich unterbleibt.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Es ist schön, dass du eine Reparaturanleitung aufgetrieben hast.

Deine Ausdrucksweise jedoch disqualifiziert dich.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Also, da sollen sekundär 30 V als Versorgung rausfallen, und der 
Spannungshub am Ausgang von T6 soll 17 V betragen.

Der kleine Kondensator soll die Impulsflanken differenzieren, sodass der 
Schmitt-Trigger bei einer Flanke in die eine Richtung kippt und bei der 
anderen zurück.

Vielleicht kann ja Egon zum eigentlichen Problem noch seinen 
Lösungsansatz in einem etwas freundlicheren Ton beitragen …

: Bearbeitet durch Moderator
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