Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Synchronmotor als Generator, komische "Anfühlung".


von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Beim Aufräumen habe ich einen etwas größeren 2-Phasen-Syncronmotor (ca. 
10 x 10 cm) "wiedergefunden". Da ich diesen Sommer sowieso mal mit einem 
kleinen Windrad herumspielen wollte, hatte ich die Idee, diesen Motor 
als Generator zu verwenden.

Für einen ersten Test hab ich mal zwei der vier Drähte in den Mund 
genommen und sehr vorsichtig an dem Motor gedreht. Das war auch echt gut 
so, denn es hat ordentlich "gezwiebelt".

Die Merkwürdigkeit, um die es hier geht, kommt nun:

Ich habe beide jeweils zusammengehörige Anschlüsse miteinander 
kurzgeschlossen, um eine grobe Vorstellung zu bekommen, welchen 
Widerstand der Generator einem Windrotor bei elektrischer Last 
entgegensetzen würde.

So und jetzt kommts: Drehe ich sehr langsam, ist der Widerstand wirklich 
beachtlich, es ist eine extreme Bremswirkung zu spüren. Drehe ich 
dagegen etwas kräftiger bzw. schneller, reisst dieser Widerstand 
plötzlich ab, ist fast nicht mehr zu spüren, es lässt sich leicht drehen 
...

Wie geht das? Welche physikalische Erklärung käme dafür in Frage?

von Michael M. (michaelm)


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Frank E. schrieb:
> Für einen ersten Test hab ich mal zwei der vier Drähte in den Mund
> genommen....
Hattes du bis jetzt kein Geld für ein simples Multimeter übrig?

Beitrag #6626856 wurde von einem Moderator gelöscht.
von ACDC (Gast)


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Frank E. schrieb:
> Für einen ersten Test hab ich mal zwei der vier Drähte in den Mund
> genommen und sehr vorsichtig an dem Motor gedreht. Das war auch echt gut
> so, denn es hat ordentlich "gezwiebelt".

Etwas schneller und es ist elektrisch KoKain....

von Thomas B. (thombde)


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Hatte 2017 auch so ein Vorhaben mit einem kleinen
Windgenerator.
Zweistufigen Savonius mit Halbschalen aus PET-Flaschen.
Wenn der 1 Watt bringt wäre ich begeistert.
Habe das Zeug provisorisch mit Heißkleber aufgebaut.
Das Rad dreht einwandfrei.
Läuft auch bei wenig Wind.

Das Problem ist aber immer die niedrige Drehzahl.
Da kann man nur den Generator selber wickeln.
Ich bin an den Flachspulen gescheitert

Demnächst wollte ich da Thema wieder aufgreifen.

Gruß
Thomas

: Bearbeitet durch User
von Thomas B. (thombde)


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Frank E. schrieb:
> Drehe ich
> dagegen etwas kräftiger bzw. schneller, reisst dieser Widerstand
> plötzlich ab, ist fast nicht mehr zu spüren, es lässt sich leicht drehen

Ich kenne einige Motore wo ein Fliehkraftregler verbaut wurde.
Zwecks Drehzahlstabilisierung.
Ist aber lange her.

von HSc (Gast)


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Energieerhaltung. Alles was du mechanisch als Leistung aufbringst muss 
auch auch wieder raus. Aber wo soll das hin? Der Motor ist 
kurzgeschlossen und ein Kurzschluss hat ideal keine Verluste. Wenn 
elektrisch und thermisch keine Leistung rauskommen kann, kann auch keine 
mechanische Leistung rein kommen.
Permanenterregte Synchronmaschinen, PMSM, haben einen Kurzschlussstrom, 
der ist erstmal unabhängig von der Drehzahl. PMSM erzeugen proportional 
zur Drehzahl eine Spannung mit einer ebenfalls proportionalen Frequenz. 
Die Impedanz der Maschine ergibt sich im Wesentlichen aus der 
Induktivität. Das bedeutet mit der Frequenz steigt sowohl die Spannung 
als auch die Impedanz. Daraus folgt ein konstanter Strom.
In Fahrzeugen werden im Fehlerfall die Motoren mit dem Inverter 
kurzgeschlossen, das ist der sicherste Betreiberzustand einer PMSM. Da 
der Strom konstant ist, ist auch die mechanische Leistung konstant. So 
nimmt das Drehmoment mit der Drehzahl am. Bei kleinen Drehzahlen 
dominiert der Kupferwiderstand, daher gibt es irgendwo einen Punkt der 
maximalen Drehmoments. Hat man diesen Punkt überwunden, geht das 
Drehmoment Anti-proportional runter.

von Helge (Gast)


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Impedanz ist das Schlüsselwort.

Solange die in den Motorspulen induzierte Leistung dem Spulenwiderstand 
in der Impedanz ähnlich ist, wird die in Wärme in der Spule umgewandelt. 
Drehst du schneller, kommt es zu einer Fehlanpassung. Statt mehr 
Leistung im Spulenwiderstand zu verbraten wird der Motor leichtgängig.

Das gleiche findet sich bei Fahrraddynamos: In Leerlauf (locker bis 30V) 
oder Kurzschluß (bis zu 1A) drehen die leicht, Im Bereich um die 
Nennlast am schwersten: Im Kurzschlußfall kann das sich drehende 
magnetische Feld kaum noch in die Kerne der Feldspulen eindringen.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Thomas B. schrieb:
> Frank E. schrieb:
>> Drehe ich
>> dagegen etwas kräftiger bzw. schneller, reisst dieser Widerstand
>> plötzlich ab, ist fast nicht mehr zu spüren, es lässt sich leicht drehen
>
> Ich kenne einige Motore wo ein Fliehkraftregler verbaut wurde.
> Zwecks Drehzahlstabilisierung.
> Ist aber lange her.

Ja, ich verstehe das Prinzip, bei dem vorliegenden Schrittmotor ist aber 
eher nicht mit einem Fliehkraftregler zu rechnen ...

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Michael M. schrieb:
> Frank E. schrieb:
>> Für einen ersten Test hab ich mal zwei der vier Drähte in den Mund
>> genommen....
> Hattes du bis jetzt kein Geld für ein simples Multimeter übrig?

Doch, natürlich, das war aber in dem Moment überhaupt nicht die Frage 
...

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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ACDC schrieb:
> Frank E. schrieb:
>> Für einen ersten Test hab ich mal zwei der vier Drähte in den Mund
>> genommen und sehr vorsichtig an dem Motor gedreht. Das war auch echt gut
>> so, denn es hat ordentlich "gezwiebelt".
>
> Etwas schneller und es ist elektrisch KoKain....

... und vor Allem: Es flackert im Bewussstsein ...

von Rudi Ratlos (Gast)


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Frank E. schrieb:
> So und jetzt kommts: Drehe ich sehr langsam, ist der Widerstand wirklich
> beachtlich, es ist eine extreme Bremswirkung zu spüren. Drehe ich
> dagegen etwas kräftiger bzw. schneller, reisst dieser Widerstand
> plötzlich ab, ist fast nicht mehr zu spüren, es lässt sich leicht drehen
> ...

Wenn du ganz schnell drehst wird -vielzuviel- Elektrizität erzeugt..
der Motor hat nun genug  Anlaufstrom .. und beginnt sich zu drehen !
Du brauchst den Motor also nicht mehr anzudrehen, er dreht sich,
als elektrischer 'Selbstversorger', --von selbst-- .

Das ist aber leider kein :  Elektrophysikalisches  Perpertuum Mobile.

Da leider bei der  Energie- U M W A N D L U N G
-von mechanischer in elektrische in mechanische in usw.-
immer Energie (hier: Wärme+Reibung) verlorengeht,
dreht sich der Motor immer langsamer - und kommt immer zum Stillstand, 
sobald die 'Bremswirkung' einsetzt, weil der notwendige 'Anlaufstrom' 
nicht mehr -hoch genug- ist .


Wenn also ein  -LAUFENDER - Motor  von dir nun 'angetrieben' wird,
läßt er sich naturgemäß leicht 'weiterdrehen'.
Zuerst kommt also der Bremsstrom, dann erst der Anlaufstrom !

Zuerst wird also der Bremsstrom verbraten, danach erst 'entsteht' der 
Anlaufstrom !

Jo, is scho spät, aber lustig..

von Rudi Ratlos (Gast)


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Zuerst wird also bloß der Bremsstrom verbraten, danach erst
'entsteht' der Anlaufstrom ! Und dann läuft er .. und läuft .. und läuft

bis zum Absaufen
Unser 'Generator-Motor' oder selbstlaufendes Motor-Generatoren-Mobile.

von Praktiker (Gast)


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Hallo

Michael M. schrieb:
> Hattes du bis jetzt kein Geld für ein simples Multimeter übrig?

Wenn man wie beim TO zu vermuten (langsam drehen) ein wenig Ahnung hat, 
dann ist es gar nicht so falsch so etwas und ähnliches auch mal zu 
machen und nicht nur Grundlagenartikel zu lesen und ausschließlich 
Messinstrumente zu nutzen.

Als Kind hat ich einen Fahrraddynamo mittels eine Märklin 
Metallkonstruktion als Generator betrieben.
Die Rückmeldung über die aufzubringende Kraft wenn auf einmal ein 
Glühlämpchen (an LEDs für mehr als eine Meldeleuchte war damals nicht zu 
denken) zugeschaltet wurde hat mit wesentlich mehr "Bauchgefühl" gegeben 
das eine Last eben einen Generator abbremst, bzw. das mehr Energie 
zugeführt werden muss, als irgend ein Buch (WWW da war auch noch sehr 
fern - BTX war gerade im entstehen).

Hätte ich das ausschließlich nur theoretisch und mit Messgeräten 
"erfahren" wäre mir das nicht so deutlich klar geworden.
Auch mal 50Hz, oder eine steigende Frequenzen wie es wohl auch der TO 
bei seinen Experiment erfahren hat zu spüren (und nicht nur zu Messen) 
ist eine Erfahrung die zum "Bauchverständnis" und vertiefen der Theorie 
sehr viel beiträgt.
Eine körperlich Rückmeldung in den kleinen Umfang wie es in der 
E-Technik und auch Physik(sicher) möglich ist empfinde ich als sehr 
wichtig damit die Theorie nicht so trocken und eben Theoretisch bleibt.
Gegen EMK, "Antworten" eines Generators auf Lastwechsel, Flackern von 
Leuchtmitteln usw. werden so wesentlich fassbarer und Verständlicher.

Wie funktioniert die Nutzbremsung (Rückspeisung in Netz, in einen Akku) 
bei E-Motoren ? - Die Theorie erklärt das alles, Messgeräte zeigen alles 
- aber mal selbst einen Generator (Motor als einen solchen genutzt) 
angetrieben zu haben, eventuell sogar ihn mit einer etwas aufwendigeren 
Konstruktion (Schwungrad) mit eigener Kraft auf Drehzahl gebracht zu 
haben und dann mit verschieden großen Lasten - am besten Glühlampen- 
belastet "herunter gebremst" zu haben und dann auch einmal im "Leerlauf" 
solange gewartet zu haben bis er von selbst "ausgelaufen" war ist ein 
deutlich bessere und "fühlbare" Rückmeldung welche die Theorie erst 
sinnvoll und wirklich verständlich macht.
Auch Spannungen Ströme oder der Leistungsbegriff bekommen durch solche 
Erfahrungen erst ihren "echten" Sinn.
Wer natürlich sich den ganzen "Kram" rein ziehen muss weil er irgend ein 
Papier in den Händen haben will, aber nicht wirklich an E-Technik, 
Physik und was damit im Zusammenhang steht interessiert ist, davon 
Fasziniert ist, dafür brennt - ja für den reichen die Theorie und 
Messgeräte (möglichst noch als Black Box - "Was da drinnen passiert 
Interessiert mich nicht" Einstellung) aus - aber solche Leute haben 
meiner Meinung nach auch irgendwas falsch gemacht und sollten lieber das 
erlernen wofür sie wirklich "brennen" selbst wenn es im wörtlichen Sinne 
um eine Brot lose Kunst handeln sollte - sie tun sich und auch den 
"echten E-Technikern" einen großen gefallen.

Praktiker

von Rudi Ratlos (Gast)


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Gut gebrüllt, beantwortet aber auch nicht die Frage

Frank E. schrieb:
> Wie geht das? Welche physikalische Erklärung käme dafür in Frage?



Bewegt man einen Leiter durch ein Magnetfeld- entsteht Strom.
Schickt man Strom durch einen Leiter- entsteht ein Magnetfeld.
Schickt man aber Strom durch einen sich in einem Magnetfeld bewegenden 
Leiter: stoßen sich die zwei gleichpoligen Magnetfelder gegenseitig ab.
Der Leiter wird dadurch aus dem umgebenden Magnetfeld herausgedrückt - 
und gleichzeitig wird ein anderer Leiter in ein anderes Magnetfeld 
hineingedrückt, wodurch wieder Strom entsteht der ein Magnetfeld 
erzeugt, usw. Der Motor dreht sich 'weiter' .

So entsteht ein elektromechanisch sich selbst erregender Motor.
Die Magnetfelder seiner Teile fungieren dabei als Bremse bzw. Antrieb.
Je nachdem wie man ihn zusammenschließt .

Während man beim Motor Strom hineinschickt, damit er sich dreht, dreht 
man an einem Generator, damit er Strom herausschickt. Aber am 
GeneratorMotor dreht man nur, damit er jenen Strom produziert, bis er 
sich (quasi) mit Nullkraft weiterdrehen läßt.

Will man
nun die Motor-Drehzahl erhöhen, braucht man wieder Kraft. Ist die 
Drehzahl erreicht, braucht man wiederum keine Kraft mehr, usw. .Je 
schneller der Motor angekurbelt wird, desto länger läuft er. Das hat mit 
der 'Schwungmasse' des Motors/Rotors noch gar nichts zu tun.
Dreht der TO also an seinem 'selbsterregten Motor', geht das sehr 
leicht,
es erfordert keinerlei Kraft, da sein Motor bereits 'läuft'! Und da die 
Umwandlung von Energie Energie verbraucht, läuft der Motor nur solange, 
bis die zur Selbsterregung notwendige Energie unter einen gewissen 
Schwellenwert sinkt. Folglich die (zu schwachen) Magnetfelder sich nicht 
mehr abstoßen können... wodurch die Selbstrotation zum Stillstand kommt.



.

von Thomas B. (thombde)


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Irgendwie sind mir hier die ganzen Antworten nicht schlüssig.
Wenn ich schneller drehe habe ich mehr Spannung (und Strom)
Da kann das Drehemoment an der Welle nicht kleiner werden.


Hallo Frank, ich kenne dich hier aus dem Forum.
Und Du hast was drauf.
Aber irgend etwas läuft falsch :-)

Gruß
Thomas

: Bearbeitet durch User
von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Also erstmal danke für die vielen Antworten. Neben dem unvermeidlichen 
blöd-pampigen Gelaber gibts auch einige witzige Antworten und manche 
geben sich richtig Mühe ... Das Induktionsgesetz muss mir allerdings 
niemand erklären, sorry.

So richtig überzeugt hat mich aber noch keine Antwort. Ich fasse die 
Bedingungen nochmal zusammen:

- 2-Phasen-Synchronmotor (4 Anschlusskabel, mit Permanentmagneten, 
deutlicher "Rasteffekt", 120 Positionen/Umdrehung)

- nach dauerhaftem Kurzschluss beider Stromkreise ist beim langsamen 
Drehen mit der Hand eine beachtliche Bremswirkung (gegenüber dem nicht 
kurzgeschlossenen Zustand) zu spüren

- dreht man aber etwas kräftiger (und damit auch schneller), ist dieser 
Bremseffekt plötzlich nahezu vollständig verschwunden. Sobald man aber 
wieder langsamer dreht, ist er sofort wieder da

- es ist KEIN Fliehkraftregler verbaut, der Motor läuft auch nicht 
spürbar nach, zumindest wenn man ihn mit der Hand dreht

Meine "Arbeitshypothese": Aufgrund der hohen Polzahl gehts ab einer 
gewissen Drehzahl evt. einfach zu schnell. Der Strom beginnt in einer 
Induktivität ja erst nach einiger Zeit zu fließen und dann baut sich das 
Magnetfeld durch die Weiterdrehung zum nächsten Pol hin ja schon wieder 
ab ... ?

: Bearbeitet durch User
von Achim H. (pluto25)


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Frank E. schrieb:
> gehts ab einer
> gewissen Drehzahl evt. einfach zu schnell

Vielleicht über 3000Upm? Ich tippe auf einen physiologischen Trugschluß 
weil das Rastmoment "ausfällt" / nicht mehr warnehmbar ist. Ein Test mit 
einem Akkuschrauber sollte greifbare Ergerbnisse bringen.
(Eine Wicklung kurgeschlossen? Nicht beide in Reihe?)

von Helge (Gast)


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Frank E. schrieb:
> Meine "Arbeitshypothese"

Das geht schon fast in die richtige Richtung. Besser: Eine 
kurzgeschlossene Spule ist für einen schnellen feldwechsel im Kern ein 
schwer zu überwindender Widerstand. der Flußwechsel findet kaum noch 
statt.

Im Wicklungswiderstand einer kurzgeschlossenen spule findet immer ein 
ähnlich hoher Leistungsverlust statt, egal ob schnell oder langsamer 
drehst. Aber: 1 Watt bei 10 Umdrehungen bremst die langsame Drehung halt 
100 mal stärker ab als 1 Watt bei 1000 umdrehungen.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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A. H. schrieb:
> Frank E. schrieb:
>> gehts ab einer
>> gewissen Drehzahl evt. einfach zu schnell
>
> Vielleicht über 3000Upm? Ich tippe auf einen physiologischen Trugschluß
> weil das Rastmoment "ausfällt" / nicht mehr warnehmbar ist. Ein Test mit
> einem Akkuschrauber sollte greifbare Ergerbnisse bringen.
> (Eine Wicklung kurgeschlossen? Nicht beide in Reihe?)

Ich glaube nicht, dass ich mit einer 1/2-Drehung aus dem Handgelenk, 
dabei die Motorachse zwischen Daumen und Zeigefinger haltend, eine 
solche (Winkel-) Geschwindigkeit hinbekomme.

Aber du hast recht, Messen wäre allemal besser als fühlen ...

von Palle (Gast)


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Frank E. schrieb:
> Also erstmal danke für die vielen Antworten. Neben dem
> unvermeidlichen
> blöd-pampigen Gelaber gibts auch einige witzige Antworten und manche
> geben sich richtig Mühe ... Das Induktionsgesetz muss mir allerdings
> niemand erklären, sorry.
>
Anscheinend doch!

> So richtig überzeugt hat mich aber noch keine Antwort. Ich fasse die
> Bedingungen nochmal zusammen:
>
> - 2-Phasen-Synchronmotor (4 Anschlusskabel, mit Permanentmagneten,
> deutlicher "Rasteffekt", 120 Positionen/Umdrehung)
>
> - nach dauerhaftem Kurzschluss beider Stromkreise ist beim langsamen
> Drehen mit der Hand eine beachtliche Bremswirkung (gegenüber dem nicht
> kurzgeschlossenen Zustand) zu spüren
>
> - dreht man aber etwas kräftiger (und damit auch schneller), ist dieser
> Bremseffekt plötzlich nahezu vollständig verschwunden. Sobald man aber
> wieder langsamer dreht, ist er sofort wieder da
>


So muß das auch sein!!!

von Teo D. (teoderix)


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Mal nach "Nutrastmoment" und deren Glättung durch Massenträgheit suchen. 
Danach kommt dann das, sicher nicht mehr fingerermittelbare ->

Helge schrieb:
> Im Wicklungswiderstand einer kurzgeschlossenen spule findet immer ein
> ähnlich hoher Leistungsverlust statt, egal ob schnell oder langsamer
> drehst.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Teo D. schrieb:
> Mal nach "Nutrastmoment" und deren Glättung durch Massenträgheit
> suchen.
> Danach kommt dann das, sicher nicht mehr fingerermittelbare ->
>
> Helge schrieb:
>> Im Wicklungswiderstand einer kurzgeschlossenen spule findet immer ein
>> ähnlich hoher Leistungsverlust statt, egal ob schnell oder langsamer
>> drehst.

Auch wenn das jetzt nörgelig oder uneinsichtig klingt - bitte nochmal 
präzisieren!

Das Rastmoment ist da, egal ob ich kurzschließe oder nicht und dich kann 
mir auch gut vorstellen, dass dieses bei zunehmender Drehzahl wegen der 
Masseträgheit weniger spürbar ist. ABER:

Mir geht es um die Bremswirkung bei Kurzschluss. Diese ist (an meinem 
Motor) bei geringen Drehzahlen um ein Vielfaches (!) größer als das 
Rastmoment, fällt aber ab einer gewissen Kraft bzw. Geschwindigkeit 
schlagartig (!) weg. Es fühlt sich tatsächlich so an, als hätte man den 
Kurzschluss aufgehoben. Bisher konnte mir niemand einleuchtend erklären, 
wieso dieser Effekt so extrem plötzlich, quasi in "Schaltermanier" 
eintritt.

von Palle (Gast)


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Miss Spannung und Strom!

von Teo (Gast)


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Jaaaa, das ist merkwürdig .... #-/
Hab grad selber mal "gezwirbelt" selbige schlagartige Verringerung der 
Kraft, um ~80%. ABER bei mir nur für ne halbe Umdrehung... ?-{

von HSc (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Irgendwie sind mir hier die ganzen Antworten nicht schlüssig.
> Wenn ich schneller drehe habe ich mehr Spannung (und Strom)
> Da kann das Drehemoment an der Welle nicht kleiner werden.
> Hallo Frank, ich kenne dich hier aus dem Forum.
> Und Du hast was drauf.
> Aber irgend etwas läuft falsch :-)
> Gruß
> Thomas

Du hast mehr Spannung, aber nicht mehr Strom, will sie Impedanz 
ebenfalls steigt. Die Spannung ist der "verkettete Fluß" Psi * omega. 
Die Impedanz ist omega * L. Die Kreisfrequenz kürzt sich raus und es 
bleibt ein konstanter Strom. Dieser Strom erzeugt erstmal keinerlei 
Drehmoment, weil er 90° zur Spannung steht. Nur der resistive Anteil 
erzeugt Verluste, da der Strom - bei größeren Drehzahlen - konstant ist, 
müssen Kontakte Verluste über einen weiteren Drehzahlbereich abgedeckt 
werden. P_e  = const = P_m = omega_m * M. Unterschlagen habe ich hier 
die Eisenverluste. Als Tipp, betrachte den Motor im DQ-System, bzw. Die 
Clarke-Park-Transformation.
Wir haben einen Motor auf dem Prüfstand, der im Kurzschluss, wie jede 
andere PMSM auch, dieses Verhalten zeigt. Erst wirkt der Widerstand und 
das Drehmoment steigt proportional mir der Drehzahl und erreicht sehr 
früh ein Maximum, danach wirkt die Induktivität und das Drehmoment fällt 
mir 1/n ab. Steht in jedem Lehrbuch

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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HSc schrieb:
> Thomas B. schrieb:
>> Irgendwie sind mir hier die ganzen Antworten nicht schlüssig.
>> Wenn ich schneller drehe habe ich mehr Spannung (und Strom)
>> Da kann das Drehemoment an der Welle nicht kleiner werden.
>> Hallo Frank, ich kenne dich hier aus dem Forum.
>> Und Du hast was drauf.
>> Aber irgend etwas läuft falsch :-)
>> Gruß
>> Thomas
>
> Du hast mehr Spannung, aber nicht mehr Strom, will sie Impedanz
> ebenfalls steigt. ...

Ok, klingt nach einer ernsthaften Erklärung, die ich zugegebenermaßen 
nicht aus dem Stand vollständig nachvollziehen kann.

ABER: Wieso zeigen dann "normale" Generatoren (oder E-Motore im 
Rekuperationsbetrieb bei E-Mobilen) dieses Verhalten nicht? Das würde ja 
bedeuten, dass z.B. Turbinen ab einer gewissen Drehzahl quasi 
leerlaufen, weil der mechanische Widerstand drastisch sinkt?
Ok, Generatoren laufen nicht im direkten Kurzschluss, aber man versucht 
ja wohl mit einer Art MPP eine maximale Energieausbeute zu erzielen ...

von Wühlhase (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Irgendwie sind mir hier die ganzen Antworten nicht schlüssig.
> Wenn ich schneller drehe habe ich mehr Spannung (und Strom)
> Da kann das Drehemoment an der Welle nicht kleiner werden.


Frank E. schrieb:
> So richtig überzeugt hat mich aber noch keine Antwort. Ich fasse die
> Bedingungen nochmal zusammen


Wieso...das wurde doch alles schon sehr schön von HSc erklärt.

Denke an reale Spannungsquellen und deren Innenwiderstand. Und an 
Leistungsanpassung. Die maximale Leistung entnimmt man einer 
Spannungsquelle genau dann, wenn die Last ihrem Innenwiderstand 
entspricht.

Nun ist es beim Synchronmotor/generator so, daß deren Innenwiderstand 
eine ordentliche Induktivität und damit ein Blindwiderstand mit 
vernachlässigbarem Wirkanteil ist.

Wenn du langsam drehst, ergo eine niedrige Frequenz der Spannung hast, 
ist der Blindwiderstand kaum vorhanden, und die Wirkwiderstände des 
Drahtes sind wirksam. Darüber fällt Wirkleistung ab, das erzeugt ein 
Gegendrehmoment.

Wenn du aber schneller drehst, erhöhst du die Frequenz (und bei 120 
Schritten/U könntest du das mit händischem Drehen tatsächlich 
erreichen), und dann wird der Blindwiderstand immer wirksamer. Es fließt 
zwar noch Strom, wird aber zunehmend reiner Blindstrom, die 
Wirkwiderstände in deinem Kupferdraht werden vernachlässigbar gegenüber 
dem Blindwiderstand der Spulen.

Wenn du aber zunehmend nur noch Blindleistung erzeugst, dann muß das 
Drehmoment gegen Null gehen, um den Energieerhaltungssatz zu erfüllen.


Du kannst mal folgendes probieren: Nimm einen Lastwiderstand, der ein 
paar Watt abkann, vielleicht 10...50Ω oder so, hänge den an den 
Motor/Generator, und wiederhole dein Experiment. Das Gegenmoment des 
Motors sollte anfangs zwar schwächer sein als im Kurzschlußfall, 
allerdings sollte es sich länger halten, bzw. zunächst bei steigeder 
Drehzahl sogar zunehmen.

von HSc (Gast)


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https://www.hindawi.com/journals/mpe/2019/5026316/

Hier ist ein Paper dazu, es geht natürlich darin um andere Dinge, aber 
das Verhalten ist in Figure 6 zu sehen. Das Stichwort heißt active 
shortcircuit oder aktiver Kurzschluss in der Antriebstechnik.

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Frank E. schrieb:

> Ok, klingt nach einer ernsthaften Erklärung, die ich zugegebenermaßen
> nicht aus dem Stand vollständig nachvollziehen kann.

Führ' doch bitte mal eine einfache Überschlagsrechnung durch:
Aus Wicklungswiderstand R und Induktivität L kannst Du die Impedanz Z 
bestimmen.

Über die induzierte Spannung des Motors, die, wie schon erwähnt, 
proportional zur Drehzahl ist und in guter Näherung aus der 
Leerlaufspannung (die bei einer bestimmten Drehzahl gemessen wurde) 
mittels Dreisatz ermittelt wird,  kann nun der Strom I bestimmt werden, 
der durch Z fließt.

Dieser Strom setzt im ohmschen Widerstand R die Leistung P um.

Diese muss gleich der mechanischen Leistung sein, also
Wobei M Dein "gefühltes" Bremsmoment ist.

Nun rechnest Du schnell dieses Drehmoment für eine sehr kleine Drehzahl 
und für eine relativ große aus.

> ABER: Wieso zeigen dann "normale" Generatoren (oder E-Motore im
> Rekuperationsbetrieb bei E-Mobilen) dieses Verhalten nicht?

Weil dem Generator Leistung entnommen wird die im Verbraucher umgesetzt 
wird, wobei idealerweise der Innenwiderstand des Verbauchers deutlich 
größer ist als die Impedanz des Generators.

Grüßle
Volker

: Bearbeitet durch User
von HSc (Gast)


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Wenn du mechanische Leistung haben willst, musst du auch elektrische 
Leistung rausholen. Mit einem Kurzschluss geht das halt nicht. Wie oben 
geschrieben geht das einfach mit Widerständen. Mit dem Kurzschluss kann 
man aber nebenbei die gemischten Eigenschaften des Motors prüfen. Man 
braucht wenig Leistung, hat aber seinen vollen Strom. So werden auch 
riesige Generatoren geprüft. Bei 500 MVA und 99 % Wirkungsgrad muss man 
den Generator nur kurzschließen und mit 5 MW antreiben.

von Wühlhase (Gast)


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Frank E. schrieb:
> ABER: Wieso zeigen dann "normale" Generatoren (oder E-Motore im
> Rekuperationsbetrieb bei E-Mobilen) dieses Verhalten nicht? Das würde ja
> bedeuten, dass z.B. Turbinen ab einer gewissen Drehzahl quasi
> leerlaufen, weil der mechanische Widerstand drastisch sinkt?
> Ok, Generatoren laufen nicht im direkten Kurzschluss, aber man versucht
> ja wohl mit einer Art MPP eine maximale Energieausbeute zu erzielen ...

Doch, sie zeigen dieses Verhalten ebenfalls.

Bei E-Antrieben in Autos wird Energie entnommen was im Wesentlichen 
bedeutet, daß eine entsprechende Last angehangen wird. Kurzgeschlossen 
werden sie nicht, jedenfalls nicht wenn man von höheren Drehzahlen 
runterbremsen will.

Bei Großgeneratoren wird die Drehzahl konstant gehalten, um mit dem Netz 
bei 50Hz synchron zu bleiben. Tatsächlich muß die Turbinde am Generator 
ganz unterschiedliche Drehmomente aufbringen, je nach Belastung des 
Generators.

Übrigens kann man die Blindleistung, die die angeschlossenen Verbraucher 
(Transformatoren, Freileitungen und Kabel haben einen ganz erheblichen 
Blindleistungsbedarf) benötigen, ganz famos mit einem Synchrongenerator 
einregeln. Das beeinflußt jedoch nicht das Drehmoment, das die Turbine 
liefern muß.
Das nur mal noch, um den Kreis zu deinem Experiment zu schließen.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Ok, so langsam dämmerts. Mein größter Denkfehler war wohl, anzunehmen, 
dass ein Kurzschluss das Maximum an Energie-Entnahme darstellt ...

von Palle (Gast)


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HSc schrieb:
> Wenn du mechanische Leistung haben willst, musst du auch
> elektrische
> Leistung rausholen. Mit einem Kurzschluss geht das halt nicht. Wie oben
> geschrieben geht das einfach mit Widerständen. Mit dem Kurzschluss kann
> man aber nebenbei die gemischten Eigenschaften des Motors prüfen. Man
> braucht wenig Leistung, hat aber seinen vollen Strom. So werden auch
> riesige Generatoren geprüft. Bei 500 MVA und 99 % Wirkungsgrad muss man
> den Generator nur kurzschließen und mit 5 MW antreiben.

Wenn’s im Generator innen leuchtet war es zu viel. Richtig?

von Wühlhase (Gast)


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Falsch, der leuchtet innen nicht...dafür sorgt die Induktanz schon.

von Palle (Gast)


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Frank E. schrieb:
> Ok, so langsam dämmerts. Mein größter Denkfehler war wohl,
> anzunehmen,
> dass ein Kurzschluss das Maximum an Energie-Entnahme darstellt ...

Du solltest dich mit der Anpassung befassen.

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