Forum: Platinen SMD Löten mobil: Gas oder Akku


von Paul W. (Gast)


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Hallo,

habe gerade die Anforderung unterwegs (kein 230VAC) ein paar SMD Elkos 
zu tauschen. Ein mobiler Lötkolben muss her. Die vorhandene JBC Station 
per USV von einer Batterie zu versorgen scheint mir nicht praktikabel.

Da die Elkos schön mit der Massefläche verbunden sind, scheide ich die
kleinen "Spielzeug"-Lötkolben für USB, u.a. aus, da aus meiner Sicht zu 
geringe Leistung.

In meiner Recherche bin ich nun auf ein paar Varianten gestoßen:

*) ERSA Independent 75: Gaslötkolben mit ordentlich Leistung. Sind die 
Spitzen für SMD geeignet? Temperaturregelung?

*) Weller TCP 12 (Magnastat-geregelt): läuft mit 12V, kann also am Akku 
betrieben werden. Temperatur durch jeweilige Spitze "konfigurierbar"

*) Milwaukee M12 SI: hätte zwar die Akkus aufgrund anderer Werkzeuge da, 
halte aber die Verfügbarkeit von Ersatzspitzen langfristig für 
zweifelhaft -> Vertraue da eher auf die Lötwerkzeug-Hersteller.

---

Dem Magnastat traue ich die Aufgabe jedenfalls zu, habe halt den 
Nachteil mich einmalig um den Anschluss an die Werkzeug-Akkus kümmern zu 
müssen (Step-Down auf 12V, Anschluss-Mechanik).

Oder ist aus eurer Sicht die Arbeit mit dem Gaslötkolben einfacher und 
meine Bedenken (SMD-Tauglichkeit, Temperaturregelung) unbegründet?

Danke,
Paul

: Verschoben durch Admin
von Arno (Gast)


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Der Ersa hat keine Temperaturregelung. Ich hab damit schon Spitzen 
getötet, weil er in der "Ruhephase" wohl zu heiß wird und sich die 
Beschichtung ablöst...

Auch zu beachten: Die Abluft muss auch irgendwo hin, die ist auch heiß. 
Das Teil falsch herum auf eine Holzplatte gelegt gibt schwarze Flecken, 
denn die Abluft strömt seitlich aus.

Dafür hat man natürlich Leistung ohne Ende und auch eine Heißluftdüse. 
Und das Teil ist relativ billig (auch im Vergleich zu ähnlich 
leistungsstarken Lötstationen).

Trotzdem würde ich mir das nächste Mal wohl eher ein Akkugerät kaufen, 
und ziehe jetzt eher eine Kabeltrommel als den Gaslötkolben zu 
verwenden.

Ich würde an deiner Stelle (Akkus eh vorhanden) eher recherchieren, 
welche Lötspitzen an das Milwaukee-Teil passen (die Chancen stehen mE 
nicht schlecht, dass das nichts total exotisches ist), als eine 
Adapterlösung für den Weller zu basteln. Aber das hängt auch davon ab, 
wie lange du am Stück löten musst und wie oft du das Teil so brauchst...

MfG, Arno

von Paul W. (Gast)


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Hallo Arno,

Danke für Deine Erfahrungen.

Habe vor ein paar Jahren schonmal mit einem Gaslötkolben arbeiten müssen 
und bin mir die Problematik der "Abgasführung" durchaus bewusst :-) 
Damals waren es grobe Arbeiten, wo die Leistung gut gebraucht wurde - 
also nicht mit SMD vergleichbar.

Beim Milwaukee ist die Temperatur nicht änderbar auf 400°C fixiert.
Aber Du hast Recht, ich werde mich erkundigen, welche Spitzen dort zum 
Einsatz kommen. Sehr wahrscheinlich ist das keine Eigenentwicklung 
sondern ohnehin Zukauf.

> Aber das hängt auch davon ab, wie lange du am Stück löten musst
> und wie oft du das Teil so brauchst...
Derzeit stehen 20 Standorte mit jeweils einem SMD-Elko an.
Alle Arbeiten mit mehr Aufwand mache ich auf der Station.
Ich vermute, wenn der mobile Lötkolben bis zum Lebensende fünf 
Betriebsstunden hat, ist es viel.

Paul

von Ntldr -. (ntldr)


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Paul W. schrieb:
> Da die Elkos schön mit der Massefläche verbunden sind, scheide ich die
> kleinen "Spielzeug"-Lötkolben für USB, u.a. aus, da aus meiner Sicht zu
> geringe Leistung.

Ich würde da mal einen Blick auf den TS80P werfen. Der kann 30W per 
USB-PD aus einer einfachen Powerbank.

Ich hab das Vorgängermodell mit 18W hier einige Zeit als normalen 
"Werkstattlötkolben" für SMD Arbeiten verwendet. Vorteil an dem ist, 
dass er das Heizelement in der Spitze hat (ähnlich wie bei JBC), wodurch 
deutlich schneller nachgeregelt wird. Im direkten Vergleich schlägt er 
dann sogar meinen alten Magnastat trotz deutlich weniger Nennleistung.

von Uli S. (uli12us)


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Wie wärs denn mit diesen TS100 Teilen, die haben ordentlich Leistung, 
brauchen aber schon nen etwas grösseren Akku, da gibts alle möglichen 
Spitzen um wenig Geld dazu. Link nur als Beispiel, wie sowas aussieht, 
war zufällig der erste der auftauchte. 
https://www.ebay.de/itm/TS100-Soldering-Station-Dual-Output-Power-Supply-24V/183179397286?hash=item2aa657c8a6:g:pxQAAOSw-YZa0rMf

von Ritchies Nachbar (Gast)


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Haette auch den TS100 vorgeschlagen, habe selber keine Erfahrungen 
damit, scheint aber auch fuer SMD arbeiten sehr populaer zu sein, 
vertraegt Netzteile bis 24V/3A.

von Praktiker (Gast)


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Hallo

Wer (Elektronik-) Gaslötkolben kennt, vermeidet sie.
Ein Werkzeug hat generell zu funktionieren auch wenn es mal 3 Monate 
herum gelegen hat und muss Wartungsarm (eigentlich sogar Wartungsfrei) 
sein und ein der Realität genauso so funktionieren (und gehandhabt 
werden können ) wie es in der Anleitung steht.

Beim Akkulötkolben ist dies eigentlich immer der Fall - die 
(Elektronik-) Gaslötkolben die ich bisher nutzen durfte (und das waren 
keine Billigprodukte -ganz bestimmt nicht) war das aber immer ein 
Glücksspiel.
So 100% nach Anleitung haben die nie Funktioniert bzw. so manche 
Feinheiten wurden nicht oder sehr oberflächlich beschrieben.
Einfaches "ein- und ausschalten" oder komfortable Temperatureinstellung 
- ist nicht wirklich möglich - einfach mal mehr aber noch viel 
problematischer  weniger Leistung schnell (!) zu Verfügung zu haben... 
vergesse es.

Hinzu kommt was Arno und du selbst schon geschrieben haben.

Der einzige Vorteil eines (Elektonik-) Gaslötkolbens könnte darin liegen 
das der Energievorrat höher ist - aber wenn mobil (Netz unabhängig) 
gelötet werden muss handelt es sich ja so gut wie immer nur um wenige 
Lötstellen, einige Adern und Ähnliches.
Bzw. wenn einfach kein Netzzugang vorhanden ist man aber an einen 
"richtigen" Arbeitsplatz arbeiten kann (diese Situationen gibt es 
zumindest Privat durchaus mal) nutzt man sowieso ein größeren "externen" 
Akku.

Praktiker

von Stefan F. (Gast)


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Ich habe mir mit der Abluft des Gaslötkolbens schon mehrmals die Finger 
und Bauteile verbrannt. Es gibt nur sehr wenige Anwendungsfälle, wo ich 
das Teil gerne benutzt habe.

Geräte mit Akku stelle ich mir besser vor.

von Olaf (Gast)


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> In meiner Recherche bin ich nun auf ein paar Varianten gestoßen:

Es gibt von Weller einen Gasbetriebenen Heissluftloetkolben
den ich sehr gut finde. Sogar besser wie die ueblichen 
Heissluftstationen in
der Firma.

https://www.reichelt.de/gasloetkolben-set-pyropen-piezo-piezo-zuender-weller-piezo-p700.html

Nicht ganz billig, aber gut!
Ich nutze davon allerdings nur die Heissluft.

Olaf

von Bernd (Gast)


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Hallo,

bedeutet "unterwegs" im Freien? Da könnte ein Lötkolben am Akku etwas 
schwach sein, weil der Wind die Wärme wegbläst. Ist mir auf dem Boot 
passiert.

Bernd

von Gerd E. (robberknight)


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Wenn Du kein 230VAC Netz vor Ort hast vermute ich mal das ist irgendwo 
draußen auf dem Feld.

Wie nah kommst Du mit dem Auto an den Lötplatz? Reicht das für ne 
normale Kabeltrommel?

Dann könntest Du nämlich einen Inverter von 12V-Bordnetz auf 230VAC 
nehmen um Deine normale Lötstation zu speisen.

Ich kenne einen Handwerker der hat seine Montage-Autos mit richtigen 
kleinen Werkbänken ausgerüstet und hat da auch 230VAC drin. Wenn ich 
mich richtig erinnere hat der dafür nen extra System mit nem 2. Akku im 
Auto, so ähnlich wie es in Wohnmobilen üblich ist. So weit musst Du 
vermutlich nicht gehen wenn Du das nur ein paar mal brauchst.

von PCB (Gast)


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Musst du auch SMD Elkos auslöten?
Ich frage, weil du mit nur einem Lötkolben keinen SMD Elko ausgelötet 
bekommst.

von Maik F. (Firma: ibfeew) (mf_hro)


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Hallo,
> Gaslötkolben.
Hier vorhanden (Ersa75) und im Notfallkoffer (für Außeneinsätze) 
stationiert.
Geht (auch für SMD), macht aber keinen Spaß.
Zuverlässigkeit ist aber top, auch nach langer Lagerung/Nichtbenutzung.

> Die vorhandene JBC Station per USV von einer
> Batterie zu versorgen scheint mir nicht praktikabel
Doch, das wäre mein Ansatz.
Der Ryobi RY18BI150A ist schon auf der Anschaffungsliste gelandet und 
wird beim nächsten auftauchenden Anwendungsfall bestellt. Funktioniert 
mit dem 18V-Akkusystem der Ryobi-Werkzeug/Gartengeräteserie.
Ob das dann was taugt, muß sich dann aber noch zeigen.
Maik

von Uli S. (uli12us)


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Ich benutze ja schon seit nem Dutzend Jahren nen Ryobi Schrauber, dass 
es dort nen Wechselrichter dafür gibt, ist mir neu. Aber auf jeden Fall 
ne feine Sache, wobei man bei tatsächlich 150W Abgabe nicht lange Freude 
dran hat.
JBC c245 will ja beim Anheizen kurzfristig auch schon 140W. Das aber 
bloss für wenige Sekunden.

von Manfred (Gast)


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Paul W. schrieb:
> habe gerade die Anforderung unterwegs (kein 230VAC) ein paar SMD Elkos
> zu tauschen. Ein mobiler Lötkolben muss her.

Wenn es Geld kosten darf, eine mobile Weller WSM 1 C.
https://www.reichelt.de/loetstation-wsm-1-c-50-w-1-kanal-esd-weller-wsm1c-p89709.html?&trstct=pos_8&nbc=1

Eine Station mit Weller RT-Spitzen habe ich vor Jahren als Eigenbau 
gemacht, allerdings mit Netzbetrieb. Die liefern zügig Wärme nach und 
sind sauber zu regeln. Hätte ich meiner einen Anschluß spendiert, könnte 
die mit einem 12V-BleiGel laufen.

In der Anleitung der WSM 1 C finde ich keine Angaben zum Akku, dessen 
Größe und Typ wären vor einem Kauf zwingend zu hinterfragen.

von Paul W. (Gast)


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Vielen Dank für den regen Austausch.

Generell: Gaslötkolben hat sich erledigt, soviel ist klar :-)

Der Einsatzort ist innerhalb eines Gebäudes. Verlängerungskabel dürfen 
keine gelegt werden. Jedes mal mit der Platine zur Steckdose/Lötkolben 
laufen bedeutet ein Vielfaches an zeitlichen Aufwand in Relation zum 
eigentlichen Elko-Tausch.

Apropos:
> weil du mit nur einem Lötkolben keinen SMD Elko ausgelötet bekommst.
Hat bis jetzt funktioniert. JBC Station mit bleihaltigem Lot.
(In der Werkstatt gibt's Heißluft. Hier müssen halt Kompromisse 
eingegangen werden)

> Der Ryobi RY18BI150A ist schon auf der Anschaffungsliste gelandet
Das Ding schaut sehr gut aus. Mit USV dachte ich an Bleiakkus mit 
Trafo-USVs (also Gewicht). Milwaukee hat so etwas für 110VAC. 230VAC 
gibt's leider (noch) nicht. Da die JBC anscheinend intern mit 24VAC 
läuft, leider nix. Da der Ryobi mit 18V-Akkus läuft könnte ich den 
vielleicht auch von meinen Milwaukee 18V-Akkus versorgen. Habe jedoch 
keinen Händler im DACH-Raum gefunden, der den RY18BI150A lagernd hat 
oder verkauft.

> Wenn es Geld kosten darf, eine mobile Weller WSM 1 C.
Budget hätte ich mir bis EUR 150 vorgestellt. Wenngleich die WSM1C 
technisch top sein mag, ist der Verkaufspreis für meine seltene Nutzung 
dann doch zu hoch.

> Ich würde da mal einen Blick auf den TS80P werfen. Der kann 30W per
> USB-PD aus einer einfachen Powerbank.
Da bin ich jetzt tatsächlich stehengeblieben. Einzig die Sache mit der 
Powerbank sagt mir noch nicht so ganz zu. Die Powerbank würde ich nur 
für den Lötkolben kaufen. Da dieser nur selten verwendet wird, liegt die 
Powerbank u.U. auch einmal 1-2 Jahre ungenutzt herum. Li-Akkus und diese 
Lagerzeit verträgt sich halt nicht so gut.
Beim TS80 konnte man 12V direkt einspeisen (zumindest mit einer 
alternativen Firmware). Also ohne die ganzen USB-Handshake-Geschichten.
Vielleicht hole ich mir den TS80P und hoffe, dass das dort auch 
funktioniert. Dann könnte ich den von meinen Werkzeug-Akkus mit 12V 
versorgen. Hat jemand Erfahrung mit dieser "Zweckentfremdung"?

Über die Sache mit dem Inverter denke ich aber schon noch nach.
Wer weiß, wozu man den dann noch verwenden könnte.

Paul

von Timo W. (timo)


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Paul W. schrieb:
> Beim TS80 konnte man 12V direkt einspeisen (zumindest mit einer
> alternativen Firmware). Also ohne die ganzen USB-Handshake-Geschichten.
> Vielleicht hole ich mir den TS80P und hoffe, dass das dort auch
> funktioniert.

Warum nicht den TS100? Der wird einfach mit 12-24V versorgt. Den 
verwende ich mobil mit 18V Werkzeugakkus.

von temp (Gast)


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Timo W. schrieb:
> Warum nicht den TS100? Der wird einfach mit 12-24V versorgt. Den
> verwende ich mobil mit 18V Werkzeugakkus.

Kann ich bestätigen. Die Dinger sind für den Preis sehr gut. Wenn der 
Akku nur 12V hat, kann man dem ganzen auch mit einem kleinen StepUp auf 
die Sprünge helfen:

https://www.ebay.de/itm/250W-10A-Step-up-boost-Converter-mit-Strombegrenzer-fur-Arduino-DIY-Power-LEDs/272494212005?hash=item3f71ebb3a5:g:3TgAAOSw~MRdXLP7

von Alexander S. (alex998)


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Wäre das meine Baustelle würd ich mir sowas holen: 
https://pluginfestivals.de/travelbox500/
444Wh bei 6kg Gewicht.
Die JBC und Heißluftstation an 230V hängen, fertig. Wer es richtig 
luxuriös haben will packt noch einen Infrarotstrahler zum gleichmäßigem 
Platine vorheizen dazu. Geladen wird das Teil unterwegs im Kfz.
Macht man diese Reparaturen professionell spielt der Preis eh nicht so 
die Rolle.

Paul W. schrieb:
> (In der Werkstatt gibt's Heißluft. Hier müssen halt Kompromisse
> eingegangen werden)

Naja... mit passendem Werkzeug arbeitet sich's aber schon einfacher und 
schneller.

von Uli S. (uli12us)


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Heissluft und Vorwärmen kostet beides massig Strom und ist mobil wohl 
nicht nötig. Eine Alternative wär eventuell so ein T12 Kolben, das Teil 
arbeitet wohl mit 24V und hat was man so liest wohl etwa 50W Leistung 
bei ähnlichem Aufbau wie JBC, T100. Der braucht zwar deutlich länger, 
bis er heiss ist, aber ist auch ganz brauchbar und vor allem, es gibt 
eine grosse Auswahl an Kartuschen dafür.

von Paul W. (Gast)


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> Warum nicht den TS100? Der wird einfach mit 12-24V versorgt.
> Den verwende ich mobil mit 18V Werkzeugakkus.

TS100 ist unterwegs, gleich mit zwei weiteren Lötspitzen. Wird morgen 
geliefert :-)

Danke für die Diskussion

Grüße,
Paul

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